Seit bekannt ist, dass effizientes Lüften das Risiko der Übertragung von Coronaviren verringert, hat die Aufmerksamkeit für die Raumluftqualität erheblich zugenommen. Die Bedeutung der Luftwechselrate und der Raumluftfeuchtigkeit für unsere Gesundheit, das Wohlbefinden und die Produktivität wird nun stärker in der Öffentlichkeit diskutiert. Fachhandwerker können hier Lösungen anbieten, die für eine hohe Raumluftqualität und einen hohen Komfort sorgen.
Nur Lüftungsanlagen garantieren kontinuierlichen Luftaustausch
In unseren Breiten verbringen die meisten Menschen mehr als 80 % ihrer Zeit in Innenräumen, in denen sie mit gesunder Luft versorgt werden wollen. Eine mechanische Lüftung stellt die kontinuierliche Frischluftzufuhr sicher und übernimmt damit den Abtransport von CO2, Schadstoffen und Krankheitserregern. Systeme mit Bedarfsregelung und Wärmerückgewinnung sorgen für energieeffizienten Luftaustausch.
Insbesondere über die Schullüftung wurde in den vergangenen Monaten heiß diskutiert. Als kurzfristige Lösung muss meist die Fensterlüftung genügen, teilweise wird sie mit Luftreinigungsgeräten kombiniert. Als nachhaltige Lösung, von der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler langfristig profitieren, empfiehlt der Fachverband Gebäude-Klima e. V. (FGK) die oben beschriebene mechanische Lüftung. Sie verbessert auch nach der Pandemie die Raumluftqualität, da sie die Belastung mit Keimen, CO2 und Schadstoffen senkt.
Im Gegensatz zur Fensterlüftung erfolgt hier der Luftaustausch kontrolliert: Bevor die frische Luft von außen in den Raum gelangt, kann sie gefiltert und temperiert werden. Daraus ergeben sich weitere positive Effekte: Allergiker profitieren von Pollenfiltern, und die Wärmerückgewinnung hält die Lüftungswärmeverluste gering; außerdem bleibt der Straßenlärm draußen.
Für Neubauten und größere Sanierungen sollten Lüftungsanlagen von Anfang an eingeplant werden. Dies ist mittlerweile auch den meisten Betreibern von Schulen klargeworden, sodass davon auszugehen ist, dass dies künftig in den meisten Fällen umgesetzt wird.
Aber auch für den nachträglichen Einbau gibt es unkomplizierte Lösungen: Wand-, Decken- oder Standgeräte, die den Raum über kurze Luftleitungssysteme mit frischer Außenluft versorgen, oder Brüstungsgeräte, die sich architektonisch gut integrieren lassen. Einen Überblick über verfügbare Geräte vermittelt die Marktübersicht „Einzelraumlüftungsgeräte für Nichtwohngebäude“ [1].
Lüftungsanlagen für Büros oder Arztpraxen, Gaststätten und andere kleinere Nichtwohngebäude sind ebenfalls ein für Handwerker interessantes Feld. Viele Hersteller bieten komplett vorkonfektionierte Lüftungssysteme (Geräte mit Regelung und Luftverteilungskomponenten) und Unterstützung bei der Dimensionierung an. Für den Bereich der Gastronomie sollten Handwerker ihre Kunden nicht nur mit Blick auf die Belüftung des Gastraums beraten, sondern zusätzlich auch das Thema Küchenabluft aktiv aufgreifen.
Relative Luftfeuchtigkeit nicht unter 40 %
Im Verlauf der Pandemie wurde klar, dass die Raumluftqualität das Infektionsrisiko beeinflusst. Mit dem Status-Report 52 hat der FGK Anforderungen an die Lüftung und Luftreinigung zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg formuliert [2].
Für einen einfachen Nachweis lässt sich z. B. die +L-App nutzen (siehe Kasten). Quasi als Nebenergebnis erhält der Fachmann (auch für die verschiedenen Nutzungsszenarien) den minimal notwendigen Außenluftvolumenstrom, der über Lüftungssysteme zu erbringen ist und als Richtgröße für die Auslegung dienen kann.
Das intensive Lüften, das für eine hohe Raumluftqualität unbedingt erforderlich ist, bewirkt in der kalten Jahreszeit, dass die Raumluftfeuchte sinkt. Bis zu einem gewissen Grad ist das erwünscht, um Feuchteschäden zu vermeiden. Allerdings sollte die relative Luftfeuchtigkeit nicht unter 40 % absinken.
Studien zeigen, dass sich bei mittleren relativen Luftfeuchten gesundheitliche Beeinträchtigungen der Augen, Haut und Atemwege deutlich verringern können [3, 4]. Hier können Fachhandwerker ihren Kunden Mehrwert bieten, indem sie die Vorteile einer Luftfeuchtigkeit im Bereich von 40 bis 60 % erläutern und Möglichkeiten aufzeigen, wie dieser Bereich zuverlässig eingehalten werden kann.
Die Menschen wünschen sich auch für ihre eigenen vier Wände ein gesundes und komfortables Raumklima. Gebäude werden heute so gebaut oder saniert, dass Lüftungswärmeverluste gering gehalten werden. Weil ein unkontrollierter Luftaustausch dadurch weitgehend vermieden wird, fordert die DIN 1946-6 für neue Wohngebäude und bei bestimmten energetischen Sanierungen ein Lüftungskonzept. Mit dem Onlinetool des FGK (siehe Kasten) lässt sich die Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen nach DIN 1946-6 schnell prüfen.
Damit hat es der Fachhandwerker in der Hand, für ein behagliches Zuhause mehr als nur die Lüftung zum Feuchteschutz anzubieten. Eine ventilatorgestützte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung mit Bedarfsführung sorgt auf effiziente Weise und ohne unangenehme Zugluft für eine hohe Raumluftqualität.
Was gehört zu einer smarten Lüftung?
Smarte Funktionen sind ein weiteres Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Oft werden sie im Gebäudebereich mit dem Smartphone in Verbindung gebracht, welches die Steuerung und Überwachung einer Anlage von jedem Ort aus ermöglicht. Auch als Mittel für einen energieeffizienten Betrieb werden sie häufig wahrgenommen.
Zur smarten Lüftung gehört jedoch mehr. Sie muss neben einer digitalen Kommunikationsschnittstelle und Funktionen für Wartung und Instandhaltung weitere Anforderungen erfüllen. Beispielsweise ist sie korrekt nach den Nutzeranforderungen auszulegen und wird entsprechend dem Bedarf geregelt. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Datensicherheit gewährleistet ist und dass Updates der Anlagensoftware sowie Erweiterungen des Systems möglich sind.
Eine vorausschauende oder selbstlernende Regelung mit Anwesenheitsfunktion sowie die Berücksichtigung von Wetterdaten und geöffneten Fenstern ermöglicht zudem eine Optimierung des Betriebs bei hoher Innenraumluftqualität.
Angenehmes Klima in Wohnräumen und Büros
Während im Winter trockene Raumluft das Wohlbefinden beeinträchtigt, setzen im Sommer hohe Temperaturen und Schwüle den Menschen zu. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Hitzetage enorm gestiegen, in Berlin beispielsweise hat sie sich in etwa verdoppelt [8]. Gleichzeitig wurden Hitzewellen häufiger.
Mit Verschattung und Nachtlüftung lässt sich der Anstieg der Raumtemperaturen in sommerlich heißen Phasen zwar verlangsamen. Allerdings ist eine Nachtlüftung mit weit geöffneten Fenstern an den wenigsten Arbeitsplätzen möglich. Und in vielen Wohngebäuden wird sie z. B. durch Straßenlärm, das Wetter oder die Einbruchsgefahr eingeschränkt.
Klimageräte und Klimaanlagen, die dem Bedarf und den Komfortansprüchen der Kunden entsprechen, ermöglichen selbst während längerer Hitzephasen ein behagliches Raumklima. Dadurch wird im Büro ein konzentriertes Arbeiten und zu Hause erholsamer Schlaf ermöglicht. Mit der Zusatzfunktion Entfeuchtung schaffen die Geräte auch bei schwüler Wetterlage automatisch Abhilfe.
Moderne Split-Systeme mit Invertertechnologie können ihre Leistung stufenlos anpassen und dadurch die Raumluft energieeffizient kühlen. Der Energieaufwand beträgt, je nach notwendiger Leistung, ca. 2 bis 4 kWh an einem heißen Tag. Die Außeneinheit dieser Geräte wird per Kühlmittelleitung mit einer oder mehreren Inneneinheiten verbunden. Da für diese Aufgabe in den Kältemittelkreis eingegriffen wird, ist hierfür ein Sachkundenachweis nach Chemikalienschutzverordnung („Kälteschein“) erforderlich.
Informationen zu den unterschiedlichen Gerätetypen, mit Blick auf die Kundenberatung, finden Fachhandwerker auf:
Fazit
Die geregelte Lüftung mit Wärmerückgewinnung sowie die Klimatisierung schaffen energiesparend ein angenehmes, gesundes Raumklima, das sich positiv auf das Wohlergehen und die Leitungsfähigkeit auswirkt. Kunden, die bei ihrer Entscheidung für die passenden Systeme kompetent beraten wurden und sich nach der Installation in den Räumen wohlfühlen, werden diese positiven Erfahrungen garantiert mit Freunden und Bekannten teilen – und so den Fachhandwerker ihres Vertrauens weiterempfehlen.
SBZ-Tipp
Auslegungstools
→ www.lebensmittel-luft.info/plus-l-app
→ www.kwl-info.de/online-tool
Info
Literatur und weitere Informationen
[1] Marktübersicht Einzelraumlüftungsgeräte für Nichtwohngebäude → www.bit.ly/sbz017
[2] FGK-Status-Report 52: Anforderungen an Lüftung und Luftreinigung zur Reduktion des Infektionsrisikos über den Luftweg → www.bit.ly/sbz018
[3] F. Nienaber, K. Rewitz, P. Seiwert, D. Müller, Einfluss der Luftfeuchte auf den Menschen und seine Gesundheit, White Paper RWTH-EBC 2021-001, Aachen, 2021, DOI: 10.18154/RWTH-2021-01238 → www.bit.ly/sbz020
[4] TGA-Report 7: Einfluss niedriger Luftfeuchten auf die Gesundheit des Menschen → www.bit.ly/sbz021
[5] Website zur Kampagne Mindestfeuchte 40 %
→ www.mindestfeuchte40.de
[6] FGK-Status-Report 47: Smarte Lüftungs- und Klimaanlagen im Nichtwohngebäude → www.bit.ly/sbz022
[7] FGK-Status-Report 48: Smarte Wohnungslüftung
→ www.bit.ly/sbz023
[8] DWD: Aus extrem wurde normal: Sommer in Deutschland, der Schweiz und Österreich immer heißer
→ www.bit.ly/sbz024