Viele Betriebe setzen von vornherein gewohnheitsmäßig auf vermeintlich günstige Materialien wie Mehrschichtverbund- oder Kunststoffrohre. Besonders der Preisanstieg bei Kupfer hat dazu geführt, dass Handwerker dieses Material gar nicht mehr mitkalkulieren, wenn sie ein Angebot abgeben sollen. Die entsprechende Kalkulation basiert jedoch meist auf einem Vergleich der Rohrpreise, einem prozentual aus den Rohrpreisen abgeleiteten Kostenfaktor für Verbindungselemente und dem üblichen Aufschlag für den Verarbeiter. Ausschlaggebend für einen fundierten Kostenvergleich sollte jedoch sein, nicht nur den reinen Rohrmeterpreis, sondern die Systemkosten der Werkstoffe miteinander zu vergleichen. Denn berücksichtigt man alle bei einer Installation anfallenden Bauteile, kommt man oft zu einem ganz anderen Ergebnis.
Die Probe aufs Exempel
Die Probe aufs Exempel hat Thomas Klarmann, geschäftsführender Gesellschafter der Klarmann & Sohn GmbH in Neuenkirchen-Vörden Mitte Dezember 2007 gemacht. Vorangegangen war eine Anregung der SBZRedaktion an das Deutsche Kupferinstitut (DKI). Das DKI solle mit praxisnahen Vergleichsrechnungen und auf Basis aktueller Marktpreise doch einmal die in Fachkreisen vielfach diskutierten Wirtschaftlichkeitsvorteile von Kupferrohr- gegenüber Mehrschichtverbundrohrsystemen offenlegen. Daraufhin erhielt Klarmann vom DKI den Auftrag, für ein anstehendes Bauvorhaben verschiedene Materialien in ihren Systemkosten miteinander zu vergleichen. Berücksichtigt hat er dabei nicht nur die üblichen Kosten pro Rohrmeter, sondern auch die Kosten für die anfallenden Verbindungsstücke sowie der Befestigungen und der Rohrisolierung. Da sich als Verbindungstechnik das Verpressen als zeit- und damit kostensparende Alternative auch in seinem 14 Mitarbeiter starken SHK-Betrieb etabliert hat, hat er sich bei den Fittingen auf Presssysteme beschränkt. Das Ganze wurde zudem auf Basis T-Stück-Anbindungen gerechnet.
Rohrpreis allein sagt nichts aus
Gefragt war die Kalkulation einer Sanitärinstallation in einer Doppelhaushälfte. Allein für die Trinkwasser-Installation lag ein Bedarf von 64,3 m für Verteil- und Steigleitungen sowie 25,9 m für Etagen- und Einzelzuleitungen vor. „Hätte ich alleine die Rohrpreise miteinander verglichen, wäre meine Wahl auf jeden Fall auf ein Verbundrohr gefallen, das rund 60 % günstiger war als ein entsprechendes Kupferrohr. Eine Ausführung in Edelstahl wäre übrigens sogar 160% teurer als Kunststoff gewesen“, erläutert Klarmann. Um einen praxisgerechten Vergleich zu erhalten, machte er sich zudem die Mühe, die Verbindungsstücke exakt zu rechnen und nicht die üblichen Prozentzuschläge zu kalkulieren. „Die Fittinge sind erstaunlicherweise bei den meisten anderen Systemen deutlich teurer als bei Kupfer-Installationen.“ Die Entscheidung für eine Verbundrohrinstallation verursachen bei der Doppelhaus-Kalkulation rund 67% Mehrkosten. „Erschreckt habe ich mich nochmal, als ich die Edelstahl-Verbinder berechnet habe: Sie liegen 240% über den Fittingkosten für Kupfer!“ Da Verbindungselemente oft den größten Kostenanteil am gesamten Rohrsystem darstellen, fallen solche Preisunterschiede natürlich bei einem System mit überdurchschnittlich hohem Anteil von Rohrverbindern besonders ins Gewicht. „Schon damit alleine hatte sich der Vorteil des Rohrmeterpreises des Verbundrohres relativiert“, so Klarmann. „Zwar war die Anzahl der benötigten Fittinge annährend gleich, aber die zu wählende Dimensionierung des Systems unterschied sich erheblich, was zusätzlich zu dem Preisunterschied beigetragen hat.“
Auch auf Fittingkosten achten
„Aufgrund der Querschnittsverengung bei Mehrschichtverbundrohr-Fittingen und den damit verbundenen Druckverlusten habe ich aus technischer Erwägung im Vergleich zur Kupferinstallation immer die nächstgrößere Dimension von Rohren gewählt. So entspricht der Innendurchmesser eines Mehrschichtverbundrohr-Verbinders mit einem Durchmesser von 16 mm einem Kupfer-Fitting mit der Abmessung 12 mm, denn hier gibt es keine Querschnittsverengung. Die größere Dimensionierung und die höheren Wandstärken bei Kunststoffrohren führen wiederum zu einem höheren Gesamtaufwand für die Rohrisolierung und die Befestigungen. Als ich dann auch noch die Lohnkosten für die jeweilige Trinkwasser-Installation materialabhängig gerechnet hatte, hatte sich meine Erstkalkulation, die ja eindeutig zugunsten von Mehrschichtverbundrohr ausgefallen war, ganz auf den Kopf gestellt,“ zieht Klarmann abschließend Bilanz. „Nach Ermittlung der Gesamtkosten war Kupfer eindeutig das günstigste Installationsmaterial für die Trinkwasser-Installation und lag im Gesamtaufwand fast zehn Prozent unter der vergleichbaren Mehrschichtverbundrohrkalkulation! Anders als gegenwärtig in der Branche im Trend lohnt es sich also gerade im Sanitärbereich Kupfer einzusetzen.“
Für Thomas Klarmann war das Ergebnis seiner ausführlichen Berechnungen eindeutig. „Ich werde bestimmt nicht mehr nur den reinen Rohrmeterpreis der Werkstoffe berücksichtigen, wenn ich ein Angebot abzugeben habe. Im schlimmsten Fall betrügt man sich dann nämlich selbst um viel Geld. Richtig kalkulieren heißt für mich nach dieser Erfahrung immer im System kalkulieren“, resümiert der Firmeninhaber abschließend.NS
Kostenvergleich zum Download
Unter https://www.sbz-online.de/ können Sie sich unter dem Menüpunkt „Downloads” folgende weitere Kalkulationsgrundlagen zu den von Thomas Klarmann ermittelten Systemkosten kostenfrei herunterladen:
• Je ein detaillierter Materialkostenvergleich für die Systeme Kupfer, Edelstahl und Mehrschichtverbundrohr
• Zusammenfassung des Materialkostenvergleiches einschließlich erläuternder Grafik