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AG Energiebilanzen

Primärenergieverbrauch steigt wieder deutlich

Struktur des Primärenergieverbrauchs von 2433 TWh in Deutschland von Januar bis September 2021. Der Energiemix hat sich zugunsten der fossilen Energieträger verschoben.

AG Energiebilanzen

Struktur des Primärenergieverbrauchs von 2433 TWh in Deutschland von Januar bis September 2021. Der Energiemix hat sich zugunsten der fossilen Energieträger verschoben.

Nach dem Coronavirus-bedingten Herunterfahren der Wirtschaft und einer erheblich verminderten Mobilität im letzten Jahr wird der Energieverbrauch 2021 wieder deutlich steigen. Bei Kohle und Erdgas, und damit auch bei den Treibhausgasemissionen, gibt es ein Plus.

Der Energieverbrauch in Deutschland wird 2021 voraussichtlich um knapp 3 % steigen. Zu dieser Einschätzung kommt die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) auf Grundlage aktueller Berechnungen zum Verbrauch in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres. 2020 war der Primärenergieverbrauch um 8 % gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung ist für diese Entwicklung ein Mehrverbrauch infolge der gegenüber dem Vorjahr kühleren Witterung verantwortlich. Verbrauchsdämpfend wirken der deutliche Preisanstieg sowie höhere Preise für CO2-Emissionszertifikate.

Nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen erhöhte sich der Primärenergieverbrauch in den ersten drei Quartalen 2021 auf 8758 PJ (Petajoule) beziehungsweise 2433 TWh oder 298,9 Mio. t SKE (Steinkohleneinheiten). Das entspricht einem Anstieg um 3,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Unter Ausschaltung des Witterungseinflusses hätte sich der Energieverbrauch gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um 0,6 % erhöht. Allerdings, so die AG Energiebilanzen, liegen sowohl die absoluten wie auch die temperaturbereinigten Verbrauchswerte noch spürbar unter den Werten von 2019. Bei den einzelnen Energieträgern gab es unterschiedliche Entwicklungen.

2 % weniger erneuerbare Energien

Der Beitrag der erneuerbaren Energien Beitrag zum Primärenergieverbrauch verminderte sich in den ersten neun Monaten 2021 um insgesamt 2 %. Vor dem Hintergrund des Verbrauchsanstiegs reduzierte sich der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Energieverbrauch (Energiemix) auf 16,1 % (Vorjahreszeitraum 16,9 %).

Während die Wasserkraftwerke um 14 % zulegen konnten, kam es bei Windenergieanlagen an Land zu einem Rückgang der Stromerzeugung um 18 % und auf See um 14 %. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik-Anlagen erreichte knapp die Höhe des Vorjahreszeitraums. Bei Biomasse, deren Anteil an den erneuerbaren Energien bei über 50 % liegt, gab es infolge der kühleren Witterung einen Verbrauchsanstieg um 3 %.

7 % weniger Mineralöl

Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres insgesamt um 7 %. Preis- und pandemiebedingt sank der Verbrauch von Ottokraftstoff um 1,1 % und der von Dieselkraftstoff um 3,7 %. Der Absatz von leichtem Heizöl verminderte sich sogar um 38 %, da im Vorjahr viele Verbraucher bei niedrigen Preisen ihre Tanks aufgefüllt hatten. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg dagegen um 15,5 % und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um knapp 5 %.

8,5 %  mehr Erdgas

Der Erdgasverbrauch erhöhte sich um 8,5 %. Hauptursache für diese Entwicklung war die in den ersten fünf Monaten deutlich kühlere und größtenteils eher windarme Witterung, die zum Mehreinsatz von Erdgas sowohl in der Wärme- wie auch in der Stromerzeugung führte. Ab der Jahresmitte sorgte der Preisanstieg für einen Mehreinsatz anderer Energieträger in der Strom- und Wärmeerzeugung.

20 % mehr Steinkohle und 25,6 % mehr Braunkohle

Der Verbrauch an Steinkohle stieg in den ersten neun Monaten 2021 um 20 %. Beim Einsatz von Steinkohle zur Strom- und Wärmeerzeugung kam es als Folge der kühlen und der gegenüber dem Vorjahr windarmen Witterung zu einem Zuwachs von 28 %. Der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie nahm ebenfalls zu und erhöhte sich um 15 %.

Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 um 25,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, lag aber um 8,6 % unter dem Vergleichswert von 2019. Der Zuwachs ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahreszeitraum witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windanlagen in diesem Jahr bisher deutlich niedriger lag und eine andere Wettbewerbssituation auf dem Strommarkt vorliegt.

8,2 % mehr Strom aus Kernenergie

Bei der Kernenergie kam es im Berichtszeitraum zu einem Anstieg der Stromproduktion um 8,2 %. Im Zuge des Kernenergieausstiegs stehen zum Jahresende 2021 die Stilllegungen der Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf sowie Grundremmingen C mit zusammen mehr als 4000 MW Stromerzeugungsleistung an.

In den ersten drei Quartalen 2021 floss mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland. In Summe ging der positive Stromaustauschsaldo leicht zurück.

Ausblick

Für das Gesamtjahr rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von gut 4 %. Maßgeblich für diese Schätzung ist neben dem witterungs- und konjunkturbedingten Verbrauchsanstieg der leichte Rückgang des Anteils der Erneuerbaren am Gesamtverbrauch. In der Stromerzeugung wurde die verminderte Windstromerzeugung wettbewerbsbedingt vor allem durch Stein- und Braunkohlekraftwerke ausgeglichen. ■

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