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Politik meistens hinderlich

Potenziale im Wärmemarkt erschließen

Dass die beste Energie die ist, die wir nicht verbrauchen, wie VdZ-Präsident Hermann W. Brennecke bei seiner Begrüßung erklärte, darüber waren sich wohl alle Protagonisten aus den Bereichen Handwerk, Industrie und Handel einig. Bei Poltikern hingegen dürften solche Statements eher Lippenbekenntnisse sein, spült ein höherer Energieverbrauch wegen überproportionaler Steuer- und Abgabenbelastung schließlich mehr Geld in die Schatullen. Die Kehrseite davon ist natürlich, dass sich immer weniger Leute die steigenden Energiekosten oder gar eine aufwendige energetische Sanierung leisten können. Und so ist der kritische Hinweis auf soziale Aspekte bei der energetischen Sanierung im Grußwort von Florian Pronold, parl. Staatssekretär im BMUB und SPD-Parteimitglied, sicher angemessen. Spätestens bei der Umlage von Sanierungen auf die Mieten funktioniert es nicht mehr. Bei 11 % Umlage der Kosten ergeben sich Mieterhöhungen, die sich kaum durchsetzen lassen. Deshalb sollte sich die Politik wieder verstärkt auf Einzelmaßnahmen konzentrieren.

Das Projektforum fand mit knapp 150 Teilnehmern regen Anklang in der Branche. Neben der traditionellen Vorstellung der aktuellen VdZ-Projektarbeit wurde der Nachmittag auch der politischen Diskussion gewidmet.

Einen kompakten Überblick zu den aktuellen Projekten lieferte Udo Kunz, Wilo-Verkaufs- und Marketingleiter sowie Leiter VdZ- Projektmanagements. Neben den IFO-Konjukturdaten für die Branche beschäftigen sich die Projekte mit Fragen der Normung und Vermarktung von Heiztechnik. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei der Erstellung von Informationsmaterialien, die Handwerker bei der Vermarktung von Effizienzmaßnahmen bei den Endkunden unterstützen sollen. Beispiele hierfür sind Heizungs-Check, Energieausweise und hydraulischer Abgleich.

Neue EnEV ist kein Schritt in die richtige Richtung

Einige kritische Anmerkungen zur aktuellen EnEV und dem neuen Energieausweis gab es von Prof. Dr. Bert Oschatz vom ITG Dresden. Er sieht die Wärmepumpe als großen Profiteur der EnEV, weil strombasierte Systeme bevorzugt würden. Dennoch wird seiner Überzeugung nach Gas-Brennwert vorerst die wichtigste Heizform bleiben. Insgesamt sei die neue EnEV kein Schritt in die Richtung der durch die Politik vorgegebenen Ziele. Viele innovative Lösungen in der Heiztechnik ließen sich dort rechnerisch nicht darstellen und auch ein drittes Verfahren zur Bilanzierung führe in die falsche Richtung. Das Modellgebäudeverfahren unter dem Begriff „EnEV easy“ biete mit seinen fertigen Ausstattungsvarianten keine Vorteile.

Beim Energieausweis bemängelt er, dass es nach wie vor eine Dualität von Verbrauchs- und Bedarfsausweisen gibt. Insbesondere aber werde hier Potenzial durch die Effizienzklassen verbrannt. Die Darstellung für Primär- und der Endenergie dürfte in der Beratung mehr für Verwirrung sorgen.

Gute Praxistipps für die politische Arbeit gab Chris Bollenbach, SHK-Meister und ehemals MdL in NRW, aus seinem Erfahrungsschatz: Wer politische Ziele erreichen will, der muss mit großer Ausdauer dicke Bretter bohren. Vor allem aber hätten direkte Gespräche mit Abgeordneten auf lange Sicht immer mehr Einfluss als ein gutes Positionspapier.

VdZ-Geschäftsführer Dr. Michael Herma berichtete über die Dauerkampagne „Intelligent heizen“, die bereits seit 2007 läuft. Die Kampagne will Verbraucher von effizienter Heiztechnik – von Einzelmaßnahmen bis zur neuen Anlage – überzeugen. Sie will auf Fördermöglichkeiten aufmerksam machen und Kontakt zu Innungsmitgliedern herstellen. Dabei gebe sich die Kampagne stets hersteller- und energieträgerneutral. Herma stellte verschiedene Aktionen der Öffentlichkeits­arbeit in Richtung Endverbraucher vor. Weiterhin wurde der Internetauftritt des Verbands für Suchmaschinen optimiert, was auch mit einer neuen Netzseite www.intelligent-heizen.info einher ging.

Mit der ErP kommen auf das Handwerk Probleme zu

Um Schadensabwendung für das Handwerk durch die ErP- oder Ökodesignrichtlinie der EU ging es im Vortrag von Rechtsanwalt Carsten Müller-Oehring, ZVSHK. Ab 26. September 2015 dürfen nur noch Geräte und Anlagen zum Erzeugen von Heizwärme und Warmwasser in den Verkehr gebracht werden, die gewissen Kriterien zur Energieeffizienz entsprechen (hierzu verschiedene Fachbeiträge im Archiv von https://www.sbz-online.de/ ). Besonderes Kopfzerbrechen bereiten die Verbundanlagen, für die der Handwerker ein entsprechendes Label aus Angaben zu den Einzelkomponenten nach einer Vorschrift erstellen muss. Die rechnerischen Grundlagen hierfür sollen im Sommer veröffentlicht werden, sodass die Industrie entsprechende Angaben zusammenstellen könne. Das Verfahren rufe, so Müller-Oehring, nach einer Datenbanklösung, an der die VdZ als Dachverband für Gebäudetechnik derzeit intensiv arbeite. Bis zum Stichtag soll ein Webservice zur Erstellung des zusätzlichen Datenblatts für Verbundanlagen zur Verfügung stehen, um für das Fachhandwerk den Mehraufwand, der bereits in der Angebotsphase entsteht, möglichst gering zu halten.

Mehr Staat, mehr Gesetze, mehr Zwang, mehr Steuern

In noch mehr staatlichen Eingriffen sieht Prof. Dr. Felix Ekardt von der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik der Uni ­Rostock das Heil. Vor allem im Wärmemarkt sieht er ­Vollzugsprobleme, Rebound- und Verlagerungseffekte. Rebound ist der Effekt, dass bei steigender Effizienz jedes neue Auto eine Nummer ­größer und schwerer wird und mit mehr technizistischem Schnickschnack aufwartet, was unterm Strich oft sogar zu einem Mehrverbrauch führt. Damit hat der Professor sicher ebenso recht wie bei Verlagerungseffekten, wie die höchst unerfreu­lichen Marktentwicklungen in Baden-Württemberg durch das EEWärmeG belegen (auch hierzu ausführliche Beiträge im SBZ-Online-Archiv). Ekardt will deshalb einen General­angriff auf den Markt: Politische Ansätze sollen für Preisdruck und Mengenbegrenzung der Emissionen sorgen. Diese Maßnahmen will er ergänzt haben durch mehr Planungsrecht, Subventionsrecht und Ordnungsrecht.

Dass sich politische Ziele zur Energieeinsparung auch anders erreichen lassen, zeigten die darauf folgenden Ausführungen von Hildegard Müller, Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. Sie rechnete vor, dass beim Wärmemarkt 1Euro staatliche Investitionen ganze 8 Euro Investitionen in der Privatwirtschaft zur Folge hätten. Damit mache der Staat unterm Strich sogar noch ein Plus. Ihrer Meinung nach müsste vor allem der Nutzen von Energiesparmaßnahmen vermittelt werden, sonst setzten die Bürger ihre Kreativität vor allem für das Umgehen von Vorschriften ein.

Die abschließende Podiumsdiskussion, die von Corinna Wohlfeil, Moderatorin bei N-TV, geleitet wurde, fasste viele Standpunkte noch einmal pointiert zusammen. Teilnehmer auf dem Podium waren Hermann W. Brennecke, Hildegard Müller, Prof. Felix Ekardt und Dr. Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik bei den Grünen und MdB, der zur Ankurbelung von Energiesparmaßnahmen eine Subvention vorschwebt, die sich am EEG orientieren und ähnlich funktionieren soll. Wie immer ein solches Gesetz aussehen mag, die Erfahrungen mit dem alten EEG zeigen, dass hier Gefahr in Verzug ist.

Das Schlusswort von VdZ-Präsident Brennecke gabt dann allen Besuchern wohl den richtigen Denk- und Handlungsanstoß auf den Weg: „ Wenn wir auf die EU warten, dann erreichen wir bis 2016 nichts.“ UB