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Meinung

Hans Arno Kloep: warum er Gebäudeenergiegesetz für schädlich hält

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Hans-Arno Kloep, GeschäftsführerQuerschiesser

Kloep

Hans-Arno Kloep, Geschäftsführer
Querschiesser

Im folgenden Beitrag äußert Hans Arno Kloep, Geschäftsführer der Querschiesser Unternehmensberatung, seine persönlichen Ansichten zum Gebäudeenergiegesetz.

„Wenn man sich mit dem GEG befasst, wird man von den GEG-Befürwortern auf eine 4-stufige Problem- und Zielpyramide geleitet:

● Auf der ersten Stufe geht es um die Frage, ob wir mit einem menschengemachten Klimawandel konfrontiert sind oder nicht. Diesen Klimawandel zu leugnen und die Verantwortung dafür zu bestreiten, ist eigentlich nur noch Tagesinhalt der Leute, die unter dem Aluhut keinen Sonnenbrand bekommen. Meine Analyse hier basiert auf der Annahme, dass wir mit einem menschenbeeinflussten Klimawandel zu kämpfen haben und unser Handeln verantworten müssen.

● Auf der zweiten Stufe geht es darum, eine angemessene Reaktion auf diesen Klimawandel zu finden. Die Reduktion der CO2-Emission scheint eine solche angemessene Reaktion zu sein. Ich teile diese Einschätzung.

● Auf der dritten Stufe geht es darum, ob die Politik, damit sich die Bürger den Maßnahmen der CO2-Reduktion anschließen, aktiv lenken und diese zu Investitionen zwingen muss, oder ob sie durch Schubsen (Nudging) mit wenig Aufwand externe Impulse zu intrinsischen Motiven wandeln kann. Ich bin „Schubser“.

● Auf der vierten Stufe geht es darum, ob man ein solches Generationenprojekt mit einer zusätzlichen, vielleicht auch sachfremden, Agenda befrachten darf und wie sehr diese Nebenziele Berücksichtigung finden müssen. Ich bin für die Reinheit eines Konzeptes.

Ich lehne das GEG ab, weil es durch die Stufen drei und vier so verbogen und missbraucht wurde, dass es aktiv schädlich sein wird, Wohlstand und Vermögen vernichten wird, den Immobilienbestand entwerten wird, horrende teuer werden wird, ein aussichtsreiches Geschäftsmodell für die deutsche Wirtschaft vernichten wird und insgesamt zu einer politischen Mogelpackung verkommen wird. Für die GEG-Befürworter bin ich wegen meiner Kritik an den Stufen drei und vier ein Leugner des Klimawandels, obwohl ich diesen ausdrücklich nicht infrage gestellt habe. 

Die Lücke in der Effektivität

Aus der Ecke der GEG-Kritiker wird immer wieder angeführt, dass die Effekte des GEG im weltweiten Vergleich lächerlich gering sind. Es wird kolportiert, dass die CO2-Einsparungen, die wir mit dem GEG über eine Laufzeit von sechs Jahren erreichen wollen, zwei Arbeitstage der chinesischen Wirtschaft bedeuten. Ob das tatsächlich so ist, kann hier offenbleiben, spannend ist die Reaktion der GEG-Befürworter, wenn man sie mit den kleinen und teuer zu erkaufenden Erfolgen des GEG in Relation zu den gleichzeitig großen gegenläufigen Effekten in den Wirtschaften Chinas oder Indien konfrontiert: Man erhält immer die Antwort: ‚Alles hilft, auch wenn es wenig ist!‘

Obwohl die Antwort ungemein beruhigende Wirkung hat, ist sie falsch. Wenn die Regierung bei der Verwendung staatlicher Ressourcen nicht darauf achtet, was sie für das eingesetzte Geld bekommt und was sie hätte bekommen können, wenn sie das Geld anders eingesetzt hätte, zeigt, dass sie die selbstgesetzten Ziele nicht angemessen verfolgt. Gerade bei der Gestaltung einer angemessenen Antwort auf die Auswirkungen des Klimawandels sollten die richtigen Dinge getan werden. Die falschen Dinge richtig zu tun, was der aktuellen Regierung auch wenig oft gelingt, bringt dann überhaupt nichts und ist reine Symbolpolitik.

Die Lücke im Menschenbild

Das GEG ist das mit Händen zu greifende Beispiel der unterschiedlichen Annahmen über die Urteilsfähigkeit des einzelnen Bürgers.

Die GEG-Befürworter wollen mit Zwang den Willen des Bürgers formen und ihn auf den rechten Weg lenken. Sie schreiben daher bestimmtes Verhalten vor und belohnen mit Fördermitteln die Entsprechung. Sie verstehen daher das Konzept der CO2-Bepreisung nicht wirklich, sie wollen den Staat als aktiv gestaltende und permanent eingreifende Hand.

Die GEG-Kritiker meinen, man muss dem Bürger nur den gewohnten Weg unbequemer machen und er wird sich einen neuen Weg suchen. Sie würde gerne unerwünschtes Verhalten bepreisen bis der Bürger durch Verhaltensanpassung dem wirtschaftlichen Schmerz ausweicht. Den GEG-Kritikern sind die vielen Einzelregelungen des GEG zuwider, sie bevorzugen einen Nachtwächterstaat, der einmal ein Pflock einschlägt, an dem man sich reiben kann, oder auch nicht. Ob man sich schubsen lässt oder zahlt, bleibt Individualentscheidung!

Der Streit ums GEG ist im Kern ein Streit um das vorherrschende Weltbild in unserer Gesellschaft.

Die Lücke in der Wahrheit

GEG-Kritiker kolportieren regelmäßig, dass das GEG das eigentliche Ziel der CO2-Reduktion nicht erreicht, weil technisch zwar Gas gegen Strom ausgetauscht wird, aber Strom zu einem erheblichen Anteil aus Kohle produziert wird. Sie haben die verkürzte Formel: GEG = Tausche Gas gegen Kohle! Diese These wird von den GEG-Befürwortern massiv bestritten. Die Diskussion über das GEG leidet an der Wahrheitsverkürzung, die von beiden Seiten betrieben wird. Natürlich wächst der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromproduktion stetig, es stimmt allerdings auch, dass im Sommer 2023 noch 26 % des deutschen Stroms aus der Kohle kam. Hier – und an anderer Stelle – passen die Zeitpläne des GEG nicht aufeinander. Die Wachstumspläne für Wärmepumpe und Elektroauto sind steiler als die Wachstumspläne für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Das Risiko einer Lücke wird sich auftun, auf das sich schon alle Prepper freuen.

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Und was sagen Sie zum Gebäudeenergiegesetz?

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Die Lücke im Wettbewerb

Teilweise wird dem GEG vorgeworfen, dass mit dem zweiten Fokus auf Wärmenetze eine Technologie gefördert wird, die bei Ausfall der Systeme großflächig zu Problemen führt. Dezentrale Systeme / Heizungen seien in diesen Fällen robuster und weniger risikoaffin. Ich halte das für ein sehr schwaches Argument. Natürlich sind Wärmenetze „zentral“ und wenn sie Probleme haben, sind die Probleme auch „zentral“. Das gleiche Risiko haben wir aber auch bei kommunaler Wasserversorgung, Wasserentsorgung, etc. Und dort regt sich aber kaum einer über die zentralen Strukturen auf.

Schwerer wiegt jedoch der Vorwurf, dass die gewünschten Wärmenetze mittelfristig den Wettbewerb behindern, Innovationen obsolet stellen und die Wärmeversorgung teurer machen. Dem Argument kann man folgen, insbesondere wenn die zukünftigen Wärmenetze einen regionalen Anschlusszwang benötigen, damit es sich für die Betreiber lohnt.

Die Lücke in der Kompetenz

Besonders kritisch bzw. überflüssig ist meines Erachtens die Regelung, dass sich die Endkunden verpflichtend beraten lassen müssen. Das wird entweder Geldverschwendung, weil ein Energieberater (gegen Geld) zu den gleichen Ergebnissen wie ein Heizungsbauer (Eigeninteresse, Blamage zu vermeiden) kommt, oder es wird eine Beratungsqualität wie beim Krankenhausarzt, wenn dieser sich vom ahnungslosen Patienten von der Haftung für Operationsfehler freistellen lässt.

Diese Regelung ist teure Augenwischerei, mit der dem Endkunden suggeriert werden soll, dass er den Vorgang voll im Griff hat und die Beratung und das Beratungsergebnis zu seinem größten Vorteil ausfallen werden. Dass die Kosten der Beratung mit Fördermitteln gedeckt werden sollen, ist ebenfalls Augenwischerei. Vermutlich wird die Einkommensgrenze für die Förderungsfähigkeit so niedrig liegen, dass nur jene die Pflichtberatung buchen müssen, die einen förderungsunwürdigen Reichtum haben. Die echten (und überflüssigen) Kosten für den Investor kommen dann halt ‚hintenrum‘.

Die Lücke in den Finanzen

Das GEG wird eine ziemlich teure Angelegenheit. Minister Habeck hat in einem Vortrag einmal 150 Mrd. Euro als Gesamtfördervolumen erwähnt. Wir schätzen in unserer Unternehmensberatung den Förderbedarf für 6 Mio. Wärmepumpen bis 2030 auf 160 Mrd. Euro. Das RKI schätzt die Gesamtkosten des GEG (Förderung und Investition) sogar auf 500 Mrd. Euro. Die RKI-Zahl deckt sich mit unserer Zahl, wenn die Förderung ein Drittel des Investitionsvolumen abdeckt. Was wiederum im Zielkorridor der Politik liegt.

Wenn wir ein wenig die vorhandenen GEG-Zahlen zusammenziehen, bewegen wir uns in folgendem Habitat: 500 Mrd. Gesamtinvestition stoßen auf 43 Mio. Wohnungen mit durchschnittlich 91 m2 Fläche in 20 Mio. Häuser, von denen bis 2045 ca. 10 Mio. mit Wärmepumpen (ca. 2 Mio. sind installiert) ausgestattet sein werden, die dann 15 Jahre lang störungsfrei laufen sollen. Gönnen wir dem Hausbesitzer und Heizungsinvestor eine Amortisationszeit von 15 Jahren, ergeben sich folgende Kennzahlen:

● Das GEG verlangt zusätzliche 11.620 Euro für jede existierende Wohnung in Deutschland.
● Das GEG verlangt in 15 Jahren insgesamt zusätzliche 128 Euro für jeden Quadratmeter Wohnfläche in Deutschland.
● Das GEG verlangt auf die Dauer von 15 Jahren monatlich durchschnittlich zusätzliche 71 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche. Bei Sozialwohnungen dürfte das die Wirkung einer Verdopplung der aktuellen Inflationsrate haben.

Bei einer Mieterquote von knapp über 50 % in Deutschland versteht man, dass die GEG-verantwortlichen Parteien einen Mietpreisdeckel befürworten (müssen), wenn sie ihre Klientel nicht völlig enttäuschen wollen. Übrigens: In dieser Rechnung sind weitere Kosten für Fassadenisolierung und teureren Energiemix noch nicht enthalten! Im echten Leben kommt es also noch dicker!

Wenn aber die Hauseigentümer keine Chance haben, die Pflichtinvestition in die neue Heizung über Mieteinnahmen zu kompensieren, werden sie an anderer Stelle sparen. Grundsätzlich werden sie erst einmal weniger bauen – noch weniger als heute! – und anschließend das Gebäude vernachlässigen, bis sie die Kosten wieder umfänglich auf die Mieter umlegen können. Beton wird bröseln, Eisen wird rosten, Holz wird faulen. Das GEG hat teilenteignende Wirkung.

Die Lücke in der Vernunft

Den Hausbesitzern und Heizungsmodernisierern sind die horrenden Kosten und üppigen Subventionen natürlich nicht verborgen geblieben. Sie nutzen nun bewusst und geschickt ein Phänomen aus, das man „action bias der Politik“ nennen kann. Politiker handeln, auch wenn das Handeln nutzlos oder sogar schädlich ist. Als Investor spekuliert man – völlig berechtigt und erfolgreich – auf die Umtriebigkeit der GEG-Befürworter. Deren Begeisterung für die Ideenwelt von Frau Prof. Mariana Mazzucato spricht dabei Bände.

So erleben wir im Moment, dass jeden zweiten Tag ein GEG-befürwortender Politiker im Fernsehen erklärt, dass seine Wählerklientel bei der Förderung nicht vergessen, sondern sogar bessergestellt wird. Der Förderzuschlag für die 80-Jährigen ist ein solches Beispiel. Was macht man als cleverer Bürger, wenn dauernd erklärt wird, dass es noch mehr Geld gibt? Man wartet ab und zwingt die Politik in eine selbsterfüllende Prognose, damit das mögliche Scheitern des GEG „mit kräftigen Maßnahmen“ abgewendet werden kann.

So kann man mit ein wenig Lebens- und Branchenerfahrung darauf spekulieren, dass die geplanten 500 000 Wärmepumpen für das Jahr 2024, selbst wenn sie und die Montagekapazitäten vorhanden wären, nicht montiert werden. Die Investoren werden die Politik abzocken und durch Abwarten einen panikinduzierten Anstieg der Fördermittel auslösen, denn seit Mario Draghi ist ja ‚whatever it takes‘ politisch gutes Finanzverhalten. Olaf Scholz und seine Bazooka stoßen seit dem 12.03.2020 ins gleiche Horn. These: Die geschätzten 160 Mrd. Euro Fördermittel sind ein Minimum! Der Wärmepumpen-Wumms kommt bestimmt noch!

Die Lücke in den flankierenden Maßnahmen

Es ist sind nicht nur die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den Teilprojekten des GEG, die einen unruhig schlafen lassen, es sind auch ein paar echte Löcher im GEG. Ich habe drei Vorwürfe:

1. Das GEG ist in seiner Schwerpunktsetzung bemerkenswert unvernetzt.
2. Das GEG vernachlässigt die Möglichkeiten, die aus „niedrig hängenden Kirschen“ kommen.
3. Das GEG vernichtet eine Wohlstandsoption der deutschen Wirtschaft.

Zur mangelnden Vernetzung: Völlig untergegangen ist zum Beispiel im GEG der Bereich der Stromspeicherung. Was sollen wir mit dem ganzen grünen Strom, wenn wir Produktion und Verbrauch nicht anständig puffern können? Wasserstoff und Kernenergie werden als technische Lösungen belächelt und/oder rigoros als Option abgelehnt. Selbst das Aufforsten der Wälder und der vermehrte Einsatz von Holz als Baustoff werden nicht ordentlich als technische Option verfolgt.

Zur mangelnden Intelligenz: Die grundsätzliche Konzeption des GEG ist dumm. Statt sich auf die leicht zu erreichenden Ziele und leicht umzusetzenden Maßnahmen zu konzentrieren, um schnelle Erfolge einzusacken, überzieht man das ganze Vorhaben mit einer überbordenden Komplexität.  

Zur mangelnden Zukunft: Durch das GEG ist die Problemlösungskompetenz der Wärmewende / Energiewende deutlich eingeschränkt worden. Das GEG hat keine Chance auf Marktreife. Es hat als Konzept keine Exportfähigkeit. Da ist weltweit keine Regierung, die sagt: ‚Das machen die Deutschen prima, wir kaufen deren Ideenwelt.‘ Statt zu zeigen, dass Ökologie und Ökonomie keine Feinde sein müssen, wird genau dieses Vorurteil in dogmatischen Subventionszement gegossen.

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Gebäudeenergiegesetz: Topp oder Flop?

Die SBZ-Redaktion würde gerne wissen, was Sie über das Gebäudeenergiegesetz denken.

Schreiben Sie Ihre Meinung an jaeger@sbz-online.de

 

Die Lücke in der Weitsicht

Das GEG und seine Entstehungsgeschichte lässt einen, wenn man es an etablierten Politik- und Wirtschaftsmodellen misst, ein wenig fassungslos und hoffnungslos zurück.

Wir werden folgendes Szenario erleben: Das GEG kommt. Die Investoren warten und spekulieren auf mehr Förderung. Das GEG droht zu scheitern. Die Förderung wird ausgedehnt. Das ganze Projekt wird deutlich teurer als geplant. Der Mietpreisdeckel kommt. Der Neubau kollabiert völlig. Energetische und andere Gebäudesanierungen unterbleiben, weil die Investoren keine Möglichkeit der Kompensation haben. Förderungen für den sozialen Wohnbau und Gebäudesanierungen kommen. Das Spiel ‚wir zocken unsere Politiker ab‘ beginnt von vorne.

Ich bezweifele, dass irgendeine Regierung in fünf Jahren die Zahnpasta zurück in die Tube bekommt und dass alle Chancen für Deutschland die Wärmewende international als Blaupause zu vermarkten, durch die aktuelle Regierung vernichtet sein werden.“ ■
[Die Inhalte dieses Beitrags sind persönliche Ansichten von Hans Arno Kloep, Geschäftsführer von Querschiesser, und geben nicht die Meinung der SBZ-Redaktion wieder, Anm. Red.]