Die Beliebtheit verdanken mobile Heizsysteme unter anderem ihrer Flexibilität. Am Markt sind Geräte mit wenigen kW Leistung verfügbar, etwa für die Estrichtrocknung im Neubau oder Bestand, über Geräte von 500 kW für die Beheizung von Mehrfamilienhäusern oder Gewerbebetrieben bis hin zu 10-MW-Anlagen, die bei Großprojekten zum Einsatz kommen. Diese werden benötigt, wenn etwa eine Fernwärmeheizung planmäßig saniert oder außerplanmäßig repariert werden muss. Die transportable Heizzentrale übernimmt dann die Versorgung der angeschlossenen Objekte.
Ähnlich flexibel sind die verwendeten Brennstoffe. Kleine Geräte werden meist nur mit Strom betrieben. Liegt Erdgas an, kann das verwendet werden. Bei netzfernen Standorten gehen Heizöl oder Flüssiggas. Die Anbieter Mobiheat, Hotmobil oder Mobil in Time haben sogar mit Pellets betriebene Heizzentralen entwickelt, die in einem Leistungsbereich bis 300 kW arbeiten, also gleich mehrere Wohngebäude beheizen können. „Diese lassen sich grundsätzlich an den gleichen Orten einsetzen wie die herkömmlichen Öl-Warmluftheizungen auch, allerdings ohne Spezialbewilligungen, etwa für Natur- und Wasserschutzzonen“, nennt Markus Eberle, Projektleiter Bauheizung und Event bei Mobil in Time, einen Vorteil.
Technische Voraussetzungen
Bei einem Einsatz muss neben dem Brennstoff auch die Infrastruktur vor Ort beachtet werden. Neben Anschlüssen für Strom sind auch welche für Kaltwasser nötig. Diese differieren je nach Einsatzgröße der mobilen Heizungen (Tabelle 1).
Neben den infrastrukturellen Komponenten muss auf einen geeigneten Standort geachtet werden. In aller Regel bedarf es einer ebenen Fläche in mindestens 5 m Entfernung des zu beheizenden Gebäudes oder Objektes sowie eines dort anliegenden Anschlusses für Erdgas, wenn dies der Brennstoff ist. Bei anderen Brennstoffen sollte noch Platz für den Lagertank sein, sofern dieser nicht schon in das Heizmobil integriert ist. Zudem ist bei größeren Heizmobilen zu beachten, dass diese mit Schwerlasttransporten und der entsprechenden Logistik angeliefert werden. Neben dem Standplatz bedarf es hier also noch eines geeigneten, ausreichenden Untergrundes für Transportfahrzeug und Kran.
Manchmal ist jedoch kaum Zeit, die idealen Standortbedingungen abzuklären. Nach wie vor werden die Heizmobile häufig gebraucht, wenn es schnell gehen muss. „Wir reagieren meist kurzfristig bei Havarien wie Brand, Hochwasser oder technische Defekte“, weiß Rico Ryssel, Geschäftsführer von H+R Anlagenbau im sächsischen Bannewitz. Mit dem Heizmax hält er eine ganze Gerätefamilie von 18 kW bis 6 MW bereit, um auf verschiedene Anforderungen reagieren zu können.
Auch exotische Anwendungen sind ihm schon untergekommen. So wurden seine Heizmobile unter anderem bei einem Funktionstest eines Kühlturms in Norwegen benötigt. Zudem sorgen sie für die Beheizung von Rasenflächen bei RB Leipzig. Aber auch beim TUS Koblenz und dem FSV Frankfurt sind seine Mobile im Einsatz. Auch Heizkurier heizt der Bundesliga beim SV Darmstadt 98, den Würzburger Kickers und der Fortuna Köln ein. Weitere Einsatzgebiete für Heizzentralen sind das Abtauen von Eisflächen, Arbeiten in Kraftwerken oder für die ölfördernde Industrie.
Die Heizcontainer von Ryssel können modular sogar auf 20 MW zusammengekoppelt werden. Das sind dann Leistungen, wie sie bei Umbauten in Fernwärmetrassen, Heizhäusern oder Wartungsarbeiten bei Blockheizkraftwerken benötigt werden. Erfahrungen in diesem Bereich hat auch Anbieter Heizkurier. Martin Hecker, Gründer und Geschäftsführer von Heizkurier hat mit seinem Team auch schon den Transport wärmeempfindlicher Stoffe im Güterverkehr auf der Schiene abgedeckt. Aber auch bei Megafestivals und Marathonveranstaltungen sowie für Flüchtlingscamps liefern die mobilen Heizkuriere Wärme – vor allem für die Warmwasserversorgung.
Einsatzgebiete: Von Hai bis Heu
Eberle nennt für seine pelletbetriebenen Warmluftheizungen noch Events, etwa für die Beheizung von Veranstaltungszelten und Locations. Sein Pellfix ähnele einer ölbetriebenen Warmluftheizung und mache den Umstieg von Öl auf Pellets einfach, da das Zubehör wie etwa die Luftschläuche weiterverwendet werden können.
Daneben komme es auch vor, dass die Mobile zur Heutrocknung, bei der Beheizung von Gewächshäusern und in Lager- und Produktionshallen verwendet werden. Auch die Showzelte des Zirkus Salto Natale wurden von seinem Unternehmen mit 15 Pellfix-Geräten beheizt. Ein neuer Autobahntunnel wurde ebenfalls mit den Pelletmobilen getrocknet, damit dort die Malerarbeiten beginnen konnten.
Eine äußerst ungewöhnliche Anwendung hat auch Christian Chymyn von Mobiheat zu bieten. Seine Servicemonteure mussten bis nach Portugal direkt an die Atlantikküste fahren, um dort ein Wasserbecken im Sea Life Center mit 500 000 l Inhalt zu beheizen. Heute schwimmen dort Haie.
Und auch die Energiewende trägt zum Geschäft bei. „Es werden zunehmend alte Heizanlagen durch moderne Systeme ersetzt. Bei derart geplanten Einsätzen eröffnen mobile Wärmeversorger große Gestaltungsräume, da das neue Heizungssystem ohne räumliche und zeitliche Restriktionen installiert werden kann“, so Hecker. Dies sei insbesondere für Gewerbeimmobilien und Industrieanlagen von Vorteil, da zum Beispiel Hotels ihre Heizungsanlage modernisieren könnten, ohne dass der Betrieb oder die Gäste beeinträchtigt würde.
Heizkurier hat zudem den Gedanken mobiler Heizanlagen in Form von mobilen Heizraum-Sonderbauten weitergedacht. „Auf Trailern, im Container oder als Stahlbetonkonstruktion bieten Heizraum-Sonderbauten komfortable Lösungen bei Platzmangel oder fehlendem Heizungsraum im Bestandsgebäude“, sagt Heizkurier. Neben der Zeitersparnis ergäben sich erhebliche Einsparungen im Bereich des Brand- und Schallschutzes. Kosten für Kamin, Feuerschutztüren und -schleusen fielen ebenfalls weg. Eine Lösung sei dies beispielsweise im Bereich von Fertighallensystemen und industriellem Schlüsselfertigbau. Stahlbetonkonstruktionen böten zudem den Vorteil, dass sie baulich angepasst und so auf den Einsatzort zugeschnitten werden könnten.
Auf dem Bau unentbehrlich
Eines der Haupteinsatzgebiete bleibt die Bautrocknung, entweder die von Estrich oder vom gesamten Gemäuer. Hier, so Hecker, kommt häufig das Umluftverfahren zum Einsatz. Es basiere auf einem dezentralen Heizsystem und erzeuge warme Luft erst dort, wo sie benötigt werde. Das macht es flexibler und effizienter als herkömmliche Methoden.
Mobile Umlufterhitzer arbeiten nach dem Prinzip der Wärmetauscher und saugen dazu die bereits nach kurzer Zeit aufgeheizte Raumluft an. Dadurch wird der Energieverbrauch erheblich reduziert und der Aufheiz- und Trocknungsprozess beschleunigt. Als Energielieferant dient eine mobile Wärmezentrale, die im Außenbereich auf einem Hänger aufgestellt wird. Diese versorgt über Wasserschläuche die Lufterhitzer mit heißem Wasser, das wiederum die Raumluft im Wärmetauscher aufwärmt. Die mobilen Geräte von Heizkurier mit einem Gewicht um die 40 kg lassen sich auf Rollen in den Räumen bewegen. Die Zuleitung über Wasserschläuche erfordert keine zusätzlichen Konstruktionen und ermöglicht ein flexibles Arbeiten.
Auch bei der Estrichtrocknung, insbesondere bei Flächenheizungssystemen wie Fußbodenheizungen, werden die mobilen Heizgeräte an das installierte Leitungssystem angeschlossen und liefern die erforderliche Wärme für den Trocknungsprozess. Heizkurier etwa stellt auf Wunsch ein intelligentes System zur Verfügung, das den Trocknungsprozess automatisch steuert und dem Handwerker eine gewährleistungssichere Dokumentation ermöglicht.
Mobil in Time bietet mobile Wasser-Elektroheizung mit integrierter Mobil Control Unit an. Damit ist ein automatisiertes Funktionsheizen möglich, welches individuell an die Anforderungen vor Ort eingestellt werden kann. Diese Steuereinheit kann auch bei vorhandenen Heizmobilen nachgerüstet werden.
Monteure bauen auf
Die Monteure sind in aller Regel auch diejenigen, die die mobilen Heizzentralen ab 100 kW Leistung aufstellen und anschließen, nicht jedoch unbedingt betreuen. Kleinere Anlagen liefert Mobiheat etwa mit einer Spedition an. „Sie sind so konzipiert, dass sie vom Handwerker vor Ort problemlos in Betrieb genommen werden können. Der MH70 ist zudem eine speditionsfähige Heizzentrale, die nach der Anlieferung durch einen einzigartigen Faltmechanismus mit nur wenigen Handgriffen zu einem fahrbereiten Heizmobil mit Verkehrszulassung wird“, so Chymyn.
Ähnlich ist es bei Heizkurier. Der Besteller übernimmt in der Regel die Betreuung der Anlage nach einer Einweisung. Auf Wunsch ist jedoch auch eine Betreuung durch Heizkurier-Mitarbeiter möglich. Bei Heizmax hingegen werden die Anlagen generell über Funk betreut, die Betriebsführung oder Störungsbeseitigung übernimmt das Unternehmen selbst oder überträgt es Partnerunternehmen. Für die Inbetriebnahme sorgen Niederlassungen vor Ort. Mobil in Time arbeitet mit einem kompletten Rundum-Service. Dazu gehören kurze Lieferzeiten, der Anschluss und die Inbetriebnahme vor Ort, eine 24-Hotline mit technischem Support sowie eine Betreuung vor und während der gesamten Mietdauer.
Verträge flexibel gestaltbar
Ebenso breit gefächert wie Leistung und Brennstoff sind auch die Möglichkeiten der vertraglichen Anmietung. „Was die Laufzeiten bei Miete angeht, sind wir komplett flexibel. Nach einer Wochengrundmiete können unsere mobilen Heiz-, aber auch Kältezentralen tage-, wochen-, monats-, und jahresweise gemietet werden“, so Chymyn. Auf Wunsch übernimmt das Unternehmen auch die komplette Brennstoffversorgung für den Kunden. Mittels einer Fernüberwachung können die Füllstände der jeweiligen Anlage kontrolliert und so rechtzeitig der Tank von einem Brennstofflieferanten aus der näheren Umgebung befüllt werden.
Ähnlich ist es bei Heizmax. „Wir gestalten den Vertrag mit unserem Kunden zusammen, bezogen auf die Einsatzzeit von wenigen Stunden bis zu vielen Jahren. Gern übernehmen wir auch den Service oder das Brennstoffmanagement“, so Ryssel. Mobil in Time rechnet nach Tagespreisen ab. Diese richten sich nach der Mietdauer und der bezogenen Leistung. Dazu gehört immer ein Service mit 24-Stunden-Hotline und professioneller Betreuung vor und während der gesamten Mietdauer. Im Falle der Pelletgeräte beinhaltet das auch Ascheleerung und Pelletliefermanagement.
Mobiheat hat auch das Thema Contracting auf dem Schirm. „Wir sind in der Lage, interessante Lösungen anzubieten. Im Modell der Langzeitmiete kann der Kunde unsere Anlagen zu äußerst attraktiven Konditionen mieten“, so Chymyn. Während beim klassischen Contracting nur Langzeitverträge über zehn bis 20 Jahre angeboten würden, weil sich die Heizanlage refinanzieren müsse, seien bei den Heizmobilen Langzeitmieten mit kurzen Vertragslaufzeiten ab einem Jahr möglich. Dies sei auch machbar, weil die Anlagen anschließend in den eigenen Mietpark übergingen.
Heizkurier bietet neben zeitlich flexiblen Mietkonditionen auch Mietkauf und Leasingoptionen an. Darüber hinaus hat Heizkurier einen Gebrauchtgerätemarkt für Kleingeräte etabliert.
Info
Mit Pellets umweltfreundlich mobil heizen
Einige Hersteller haben auch den Umweltschutz im Auge und haben mobile Heizgeräte auf Pelletbasis entwickelt. Diese gibt es mit einer Leistungsgröße bis 300 kW. Sie reichen also aus, um mehrere Wohngebäude oder etwa ein kleines Krankenhaus zu beheizen.
Mobiheat hat unter seiner Produktlinie „green line“ mit dem MHP300 eine mobile Heizzentrale im Angebot, die mit Holzpellets befeuert wird. Versehen mit einem Zyklonabscheider, der eine feinstaubfreie Verbrennung garantiert, arbeitet der MHP300 umweltschonend und ist mit einer Leistungsstärke von 300 kW eine Alternative zu öl- oder gasbefeuerten Heizzentralen.
Über die verbaute Förderspirale wird das Brenngut automatisch aus dem Brennstoffbehälter zum Brenner transportiert. Der Brennstoffbehälter ist ebenfalls in die Heizzentrale integriert. Ein externer Pelletbehälter ist somit nicht erforderlich. Der Brennstofftank hat ein Fassungsvermögen von etwa 6 t Pellets, was einer Betriebszeit von rund 100 Stunden bei voller Leistung entspricht. Der Füllstand wird automatisch von Sensoren ermittelt, kann aber auch manuell über Schaugläser kontrolliert werden.
Zur Befüllung des Brennstoffbehälters bietet der Heizcontainer zwei Möglichkeiten. Der MHP300 verfügt über einen Einblasstutzen, über den der Tank mittels eines Gebläses gespeist werden kann. Außerdem befindet sich auf der Oberseite der Heizzentrale eine Luke, die eine Befüllung von oben, beispielsweise aus Big-Bags, ermöglicht.
Zudem ist die Containerheizung mit einem Druckhaltesystem und einer Umwälzpumpe ausgestattet. Die Heizzentrale für regenerative Brennstoffe wird, wie andere mobiheat-Heizzentralen, mit flexiblen Schläuchen mit dem Heizsystem verbunden.
Hotmobil hat mit dem Pelletmobil MBZ 70 ebenfalls eine mobile Biomasseheizzentrale im Angebot. Sie beinhaltet alle Anlageteile, die zum autarken Betrieb notwendig sind: Kessel mit Pelletbevorratung, Heizgruppe mit Pumpen und Mischventil sowie ein Ladesystem inklusive Warmwasserspeicher.
Der Pellfix PF 230 K (steht für Nennwärmebelastung bis 230 kW) vom Schweizer Anbieter Mobil in Time spart nach Firmenangaben gegenüber der Verbrennung fossiler Brennstoffe bis zu 40 % Energie ein. Er ist komplett luftgeführt.
Weitere Vorteile sind die konstante und stufenlose regulierte Leistungsabgabe, einfaches Handling, geringer Wartungsaufwand, zuverlässige Betriebssicherheit und ein Einsatzbereich bis zu – 40 °C. Kleine Varianten gibt es auch für 120 und 170 kW.
Autor
Frank Urbansky ist freier Journalist und Mitglied der Energieblogger, 04158 Leipzig, Telefon (01 71) 5 25 32 79, urbansky@enwipo.de