Die politisch gewollte Energiewende ist eine Wärmewende. Das ist unstrittig, denn 27 % des Energieverbrauchs in Deutschland werden für Raumwärme eingesetzt, weitere 22 % entfallen auf Prozesswärme in der Industrie1. Die Energiewende muss also ganz entscheidend im Heizungskeller stattfinden, um erfolgreich zu sein. Zahlen aus Nordrhein-Westfalen zeigen allerdings, dass da noch manches im Argen liegt. Sechs von zehn Kesseln sind älter als 15 Jahre, über 17 % älter als 21 – und damit auch dementsprechend ineffizient.
Dass mit reinem Aktionismus getreu dem Motto „alter Kessel raus, neuer rein, und alles ist gut“ das Ziel einer effizienteren Wärmeerzeugung und -verteilung aber bei Weitem nicht erreicht wird, erleben die Fachhandwerker vor Ort immer wieder. Auch Installations- und Heizungsbaumeister Christoph Freissler, der sich mit seinen sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Heizungstausch spezialisiert hat, weiß davon ein Lied zu singen: „Die verstärkten Werbeaktivitäten der Marken-Hersteller, aber auch bestimmter ‚Preisbrecher‘ im Internet haben zwar bei den Hausbesitzern für spürbar mehr Interesse an einer neuen Heizungsanlage gesorgt. Durch unseriöse Online-Anbieter entsteht dabei aber oft der Eindruck, dass ein reiner Gerätetausch alt gegen neu schon mehr Energieeffizienz bringt. Das kann aber so pauschal nie gesagt werden. Denn dafür sind die Wärmeerzeuger und die zugehörigen Wärmeverteilungen meist viel zu speziell – und wir als Fachleute sind dann im Kundengespräch gefordert, richtige und wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten!“
Pumpen bringen Energieeinsparung
Der reine Gerätetausch, vielleicht noch statt 24 kW NT-Leistung gegen wandhängende 17 kW-Brennwerttechnik, mag im Einfamilienhaus funktionieren, so der Heizungsbauer: „Spätestens bei zwei oder drei Heizkreisen, wie sie aber durchaus schon im Zweifamilienhaus üblich sind, ist damit aber aus rein fachlicher Sicht Schluss.“
Die Betonung liegt dabei auf der fachlichen Sicht, denn „oft genug gibt es Kollegen, die es mit dem Anschluss des Neugerätes an die alte Hydraulik gut sein lassen. Dabei gehört zum einen bekanntlich der hydraulische Abgleich nach DIN 4701-10 mittlerweile zum Pflichtprogramm. Und in der DIN 18 380 VOB wird zudem in Absatz 3.1.1. ausdrücklich auch die Abstimmung der Umwälzpumpen und Armaturen auf den Volumenstrom verlangt, damit bei den zu erwartenden Betriebsbedingungen eine ausreichende Wassermengenverteilung sichergestellt ist“, sagt Freissler: „Wer das nicht macht, liefert also keine Arbeit nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik ab.“
Warum beim Kesseltausch die abgestimmte Optimierung der Anlagenperipherie so wichtig ist, wird am Beispiel Heizkreispumpen deutlich. Christoph Freissler: „Gerade bei Altkesseln gibt es oft genug separate Heizkreispumpen, deren ungeregelte Leistung zwei bis drei Mal höher liegt als benötigt. Statt 100 W genügt dann oftmals schon eine 4-W-Hocheffizienzpumpe, um die gleiche Versorgungsleistung sicherzustellen.“ Womit sich die Daumenpeilung von Pumpenherstellern bestätigt, die eine etwa 90-%ige Energieeinsparung durch den Pumpentausch versprechen.
Rein handwerklich ist der Pumpentausch binnen weniger Minuten erledigt: Das 180er-Stichmaß ist als Standard gesetzt. Und falls es doch mal etwas mehr sein darf (oder muss), dann greifen die Heizungsbauer von Freissler eben auf die passenden Adapter des Pumpenherstellers zurück.
Auch elektrotechnisch, so der Heizungsfachmann weiter, ist der Pumpentausch durch die serienmäßigen Signalausgänge am modernen Wärmeerzeuger im Übrigen problemlos: „Die Zeiten, in denen die Elektronik durch spezielle Relais oder Schütze abgesichert werden musste, gehören schon lange der Vergangenheit an bzw. traten ohnehin meist nur dann auf, wenn hoch effiziente geregelte Pumpen mit kleiner Leistung auf relativ alte Kesselanlagen aufgeschaltet werden mussten.“
Wasserbeschaffenheit analysieren
Deutlich kritischer sieht Freissler hingegen die Wasserbeschaffenheit in den meisten Altanlagen. Dieses Wasser dreht sich im Idealfall sauerstofftot schon seit Jahren im (Heiz)Kreis – und hatte in dieser Zeit reichlich Gelegenheit, Korrosions- und Schwebstoffe aufzunehmen. Hocheffizienz-Pumpen kleiner Leistung sind als Nassläufer aber so präzise gefertigt, dass diese Schwebstoffe möglicherweise zu Betriebsstörungen führen können. Da die VDI 2035 „Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen“ aber aufbereitetes oder behandeltes Heizungsfüllwasser zum Schutz vor Korrosion vorschreibt, hat Christoph Freissler beim Tausch eines Wärmeerzeugers auch hier den fachlichen Aufhänger für eine Wasseranalyse und – in Abstimmung mit den Kunden – den Einbau eines entsprechenden Filters gegen Schlamm und Magnetit.
„Mit der Wasserbeprobung, der Wasseraufbereitung im Inliner-Verfahren und dem Einbau des Filters haben wir auf jeden Fall den Grundstein für einen störungsfreien Betrieb geschaffen“, so Christoph Freissler: „In Bestandsanlagen führt die Wasserveränderung aber immer zu neuen chemischen Reaktionen im Rohrleitungsnetz, die wiederum Ablösungen nach sich ziehen. Durch eine Bestandsaufnahme der Werkstoffe im Wärmeverteilnetz und an der Stelle der Wärmeübergabe versuchen wir zwar, die davon ausgehenden Risiken von Anfang an so gering wie möglich zu halten. Sicherheitshalber bieten wir aber jedem Heizungssanierer eine regelmäßige Prüfung des Heizungswassers an, um dann reagieren zu können und die chemischen Zusätze zum Heizungswasser neu abzustimmen, bis keine Korrosion oder Ablösung mehr auftritt.“
Heizungsbauer, die so viel Vorsicht als überzogen ansehen, seien in diesem Zusammenhang auf die DIN EN 14 868 „Korrosionsschutz metallischer Werkstoffe – Leitfaden für die Ermittlung der Korrosionswahrscheinlichkeit in geschlossenen Wasser-Zirkulationssystemen“ aus dem Jahre 2005 verwiesen. Als Informationsdokument gibt diese Norm einen umfassenden Überblick über die Einflussfaktoren, die zur Innenkorrosion metallischer Bauteile in Warmwasser-Heizungszirkulationssystemen (bis 110 °C) führen können und zeigt entsprechende Korrosionswahrscheinlichkeiten auf.
Mehraufwand rechtfertigt den Preis
Für Christoph Freissler hat sich die akribische Vorgehensweise beim Heizungskesseltausch „nur unter ganzheitlicher Betrachtung der nachgeschalteten Wärmeverteilung und -übergabe“ bislang auf jeden Fall mehr als bewährt: „Das Leistungspaket, das wir unseren Kunden bieten, ist zwar in aller Regel umfassender als bei vielen Wettbewerbern – und damit teurer. Dafür kommt es später aber auch nicht zu Reklamationen. Der Mehraufwand ist dann in aller Regel schnell vergessen, und unsere zufriedenen Kunden empfehlen uns gerne weiter. Langfristig gesehen ist unsere fachlich einwandfreie Arbeit damit die beste Währung, um bestehende Kunden zu halten und neue zu gewinnen.“
Tipp
Zusatzangebot als Pflicht
Mit dem richtigen Zusatzangebot liegt der Fachmann rechtlich auf der sicheren Seite und hebt sich von Mitbewerbern ab.
- Pumpentausch
- Hydraulischer Abgleich
- Wasserbeprobung
- Schlamm- bzw. Magnetitfilter
- Heizungswasseraufbereitung
- Regelmäßige Wasserkontrolle