Die wichtigste Botschaft gleich vorweg: Die nächste ISH findet vom 13. bis 17. März 2023 auf dem Frankfurter Messegelände statt. Also so richtig, in echt. Mit Anfahrt, Begegnungen und Prospekten, die man mitnehmen kann. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird doch wohl wieder eine Messe von diesen gewaltigen Ausmaßen als physische Veranstaltung möglich sein – und das aktuell noch allgegenwärtige Risiko einer Corona-Ansteckung ist dann vorbei.
Bis dahin bleibt jedenfalls Zeit genug, um über die digitale Variante der ISH von diesem März zu sprechen. Der Hauptteil der Veranstaltung ist vorüber, noch bis 30. April können die Aufzeichnungen des Konferenzprogramms als Wiederholungen auf der ISH-Plattform im Internet aufgerufen werden, ebenso wie die Unternehmens-Darstellungen und Produktneuheiten der Aussteller an sich.
Thematisch lag die Veranstaltung absolut am Puls der Zeit: Schon mit dem offiziellen Start der ISH digital am 22. März wurde die Wichtigkeit der gesetzten Top-Themen deutlich: Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, beleuchtete die drängenden Herausforderungen der Klimapolitik und hob insbesondere die Bedeutung des ISH Top-Themas „Green Deal“ hervor.
Der Green Deal war eines der wichtigen Zukunftsthemen im Bereich Energy. Dazu wurden heiztechnische Lösungen und Systeme vorgestellt, die einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen im Wärmemarkt wurden im „Technologie- und Energie-Forum“ beleuchtet. Ein weiteres Schwerpunktthema war die hohe Bedeutung, die Lüftungs- und Klimaanlagen vor allem auch vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie zukommt. Diese Themen waren Teil des „Klima-Forums“. Das „Gebäude-Forum“ lieferte Informationen rund um Förderprogramme und baurechtliche Rahmenbedingungen.
Der Bereich „Water“ hatte sich dieses Jahr auf Trinkwasserhygiene und die Hygiene-Welle im Bad fokussiert. Gerade Schmutz und bakterienresistente Oberflächen, berührungslose Bedienung und hygienische Komfort-WCs zeigten auf, wie die Sanitärindustrie mit smarten Lösungen auf zunehmende Hygieneanforderungen reagiert. Dazu gab es rund um die Trendsucher von „Pop up my Bathroom“ Gesprächsrunden live mit vielen positiven Umsetzungsbeispielen. Die – physisch im Forum der Messe Frankfurt aufgebaute – Trendschau präsentierte dazu drei Trends für die Badgestaltung unter dem Motto Inside-Outside: Smart Bathroom, Living Bathroom und Green Bathroom.
Im Zentrum der Veranstaltung standen Vernetzung, Wissensaustausch, hochkarätige Informationen, ein umfangreiches Rahmenprogramm sowie neueste Lösungen und Produktinnovationen der Aussteller. Während des Live-Events vom 22. bis 26. März 2021 wurde insgesamt 290 Stunden Programm gesendet. Es fanden 277 Live- und Digital-Events statt, die von über 47.000 Zuschauern aufgerufen wurden. Auf der Plattform waren insgesamt rund 69.000 Teilnehmer – davon 42 Prozent aus dem Ausland – aktiv. Ergänzt wurde die Plattform um das ISH Radio, das rund 29.000 Hörer begeisterte.
Allen Teilnehmern steht die Plattform zudem noch bis zum 30. April 2021 zur Verfügung. Interessierte haben weiterhin die Möglichkeit, aufgezeichnete Inhalte anzusehen und sich mit Geschäftspartnern zu vernetzen.
INFO
Das sagen die Aktiven
Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführer der Messe Frankfurt: „Natürlich kann eine digitale Veranstaltung die Kraft einer physischen ISH nicht ersetzen, aber darum ging es uns bei der Durchführung der ISH digital auch nicht.
Wir wollten eine qualitativ hochwertige Netzwerkplattform an den Start bringen und die wichtigen Branchenthemen gebündelt abbilden. Ich denke, das ist uns gelungen.“
Für die ideellen Träger der ISH (Branchenverbände mit Mitgliedern aller drei Vertriebsstufen) hat die Messe Frankfurt als ISH-Organisator ein gemeinsames Statement eingeholt: „Wir sind alle insgesamt mehr als zufrieden mit dem Verlauf der ISH digital. Unsere Themen fanden auch international Resonanz. Uns war immer klar: Eine digitale Messe kann im Ergebnis nicht mit einer Präsenzmesse verglichen werden oder diese gar ersetzen. Gleichwohl waren die internationalen Marktführer als Aussteller präsent und haben den Status der ISH als Weltleitmesse in schwierigen Corona-Zeiten bestätigt.“ Und weiter, laut Pressemitteilung: „Wir konnten alle auf der ISH digital in den letzten Tagen viele Erfahrungen sammeln und haben immens viel gelernt. Diese Erfahrungen werden auf eine ISH 2023 einzahlen, die um digitale Bausteine ergänzt werden wird. Wir sind zuversichtlich, dass die ISH 2023 wieder in den Frankfurter Messehallen stattfinden wird.“
MEINUNG
„Das war ein Dauer-Webinar“
Um es klar zu sagen: Niemand hatte die Erwartungen an die ISH digital 2021 in den Himmel geschraubt. Im Gegenteil, es herrschte überwiegend vorsichtiges Understatement, wenn überhaupt. Das war auch bitter nötig, damit die Fallhöhe der digitalen Veranstaltung gegenüber einer „echten Messe“ nicht ganz so schmerzhaft ausfällt. Zumindest diese Rechnung ist aufgegangen. Aber, trotz aller Eigenlob-Hymnen von Seiten der Verantwortlichen in dem offiziellen Statement der Messe Frankfurt: Ich bin der Meinung, die digitale Variante der selbstbetitelten Weltleitmesse hat wenig bewirkt und wenige erreicht. Es hätte schlimmer kommen können, heißt es dazu hinter vorgehaltener Hand.
Also ehrlich, das darf doch nicht der Maßstab sein für eine Messe dieser Kategorie. Wer als Handwerksunternehmer mit so einer Auffassung Projekte angeht und Aufträge abwickelt, der kann seinen Laden schon nach einer Woche wieder dicht machen. Selbstredend legen auch wir bei der SBZ ein anderes Arbeitsethos an den Tag, egal, ob es um unsere gedruckten Hefte geht oder unsere Online-Aktivitäten.
Und dennoch: Die digitale ISH hatte einige Glanzpunkte vorzuweisen. Die Talkrunden der Trendsucher von „pop up my bathroom“ beispielsweise. Oder die Start-up-
Vorstellungen, da war von unfreiwillig komisch bis ziemlich einleuchtend die ganze Bandbreite an neuen Ideen und Entwicklungen für die SHK-Branche vertreten. Auch die Programmpunkte rund um Lüftung/Corona halte ich für absolut vorzeigenswert – da lohnt sich jetzt noch eine Anmeldung auf der ISH-Plattform, um sich das nachtrählich als „Konserve“ anzuschauen. Selbst der ein oder andere Talk mit branchenpolitischem Bezug war bei weitem nicht so dröge, wie man auf den ersten Blick hätte vermuten können. Eine positive Erwähnung sollte zudem der Aufwand finden, den die Messe Frankfurt für die saubere Produktion, Regie und „Übertragung“ getätigt hat. Das Studio auf dem Messegelände konnte technisch und personell locker mit Regional-TV- oder Regional-Radio-Anstalten mithalten.
Aber unter Strich bleibt vor allem eine Erkenntnis erhalten: die Veranstaltung hatte keinen Messecharakter. Wer auf eigene Faust Neuheiten außerhalb des Konferenzprogramms entdecken wollte, der musste schon tief wühlen, um auf der digitalen ISH etwas zu finden. Da hat die Plattform-Architektur noch viel Verbesserungspotenzial. Macht aber nix, Sie als SBZ-Leser erfahren ja auch bei uns, gedruckt und online, welche neuen Produkte und Konzepte es gibt, ganz wie gewohnt!
Überspitzt formuliert war die ISH digital 2021 ein sage und schreibe 5 Tage andauerndes Webinar. Mit Inhalten von empfehlenswert bis abschreckend. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Bleibt noch ein Punkt zu klären: Hat schon jemand beim Guinness-Buch nachgefragt, ob das einen Weltrekord-Eintrag wert ist?