Die Antragszahlen der über das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien (MAP) geförderten Holzheizungen zeigen, dass Pelletkessel eine sehr gute Stellung unter den Biomasseheizungen insgesamt haben. Die Geräte hatten hier in den letzten Jahren einen Anteil von knapp 50 % an allen Holzheizungen. Noch klarer wird ihre Stellung bei der Innovationsförderung, die Brennwertgeräte oder Holzfeuerungen mit Partikelabscheider erhalten. Hier lag der Anteil 2017 sogar bei fast 75 %.
Dieser Vorsprung gegenüber anderen Holzkesseln ist sicher auf die ausgereifte Technik zurückzuführen, mit inzwischen vollautomatisierten Vorgängen wie Beschickung, Ascheaustrag oder Wärmetauscherreinigung. Zwar macht das eine regelmäßige, am besten jährliche Wartung nicht überflüssig, aber auch diese wurde inzwischen analog zu anderen Heizsystemen optimiert und standardisiert. Bei einzelnen Geräten reicht sogar ein Wartungsintervall von zwei Jahren.
Zertifizierter, preiswerter Brennstoff
Zudem ist der Brennstoff Pellets in einer zertifizierten Variante erhältlich, die eine optimale Verbrennung gewährleisten soll. Dafür sorgt zum einen die internationale Norm DIN EN ISO 17225-2, zum anderen das Zertifikat ENplus, das noch darüber hinausgeht und in Deutschland vom Deutschen Pelletinstitut (DEPI) initiiert und betreut wird.
Im Brennstoff, besser in dessen Preis, liegt auch ein wichtiges Argument für den Pelletkessel. Denn der Preisvorteil gegenüber Heizöl, dem Hauptkonkurrenten auf dem Wärmemarkt, liegt im langjährigen Durchschnitt bei 30 %. Steigen die Preise fürs Öl wie derzeit, amortisieren sich die höheren Investitionskosten im Vergleich zu einem neuen Öl- oder Gasbrennwertgerät noch schneller.
Dennoch ist der Markterfolg der Pelletkessel im Zuge der Wärmewende keineswegs selbstverständlich. Die Technik wird ständig weiterentwickelt und hat wohl, im Gegensatz zur Gas- und Ölbrennwerttechnik, noch nicht ihren höchsten Reifegrad erreicht. Doch was ist verantwortlich für diese ständigen Weiterentwicklungen?
Komfort und Feinstaub treiben Entwicklung
„Wir sehen hier eine Mischung aus ständig verschärften Immissionsvorschriften und dem Wunsch nach mehr Komfort“, so Wolfgang Rogatty von Viessmann. Die Kessel müssten weitgehend automatisiert und einfach zu bedienen sein, etwa mittels großer Touchdisplays. Zudem sei die Internet-Konnektivität wichtig, denn die Betreiber hätten ihre Anlagen gern unter Kontrolle, auch wenn sie nicht zu Hause seien. Das bestätigt auch Frank Geißer, Verkaufsleiter bei Windhager. Zudem müsste Plug-and-play als Installationsprinzip und für alle Bedienungselemente gleich für den Kunden verfügbar sein.
Für den Pelletpionier ÖkoFen sind nicht nur die Kundenwünsche ausschlaggebend, sondern auch die der Fachpartner im Handel. „Der schwankende und schwer zu kalkulierende Ölpreis ist beim Verbraucher nach wie vor ein zentrales Thema. Immer mehr Endkunden wünschen sich eine größere Unabhängigkeit“, so Geschäftsführerin Beate Schmidt-Menig. Deshalb habe man auch eine stromproduzierende Pelletheizung im Angebot, die mit Batteriespeicher und PV-Anlage eben jene gewünschte Unabhängigkeit erhöhe.
Der Hersteller bietet schon seit Jahren eine kostenlose Onlineanbindung an. Damit können die Heizungsbesitzer via App, Tablet oder PC von jedem Ort aus ihre Heizung bedienen. Seit November 2018 ist im Smarthome sogar eine Steuerung mittels Sprachbefehl möglich – beispielsweise an Alexa.
Pro und contra Brennstoffvielfalt
Die derzeit zu beobachtenden Weiterentwicklungen betreffen auch die Art der Wärmeerzeugung. Rogatty verweist hier auf Kombikessel, die sowohl Pellets als auch Scheitholz oder Hackschnitzel verbrennen können. Die Scheitholzvariante sei dabei besonders für Ein- bis Zweifamilienhäuser geeignet. Andere organische Brennstoffe, etwa Getreide, hätten sich hingegen nicht durchgesetzt, weil sie zur Schlackebildung neigten.
„Hybridlösungen waren und sind immer ein Thema. Anstelle von Solarthermie kommt hierbei immer öfter eine Brauchwasserwärmepumpe zum Zug, die mit Photovoltaik betrieben wird“, nennt Geißer weitere Möglichkeiten. Den Trend der Einbindung verschiedener Holzprodukte als Brennstoffe hingegen schätzt er als nicht so stark ein. Hier werde die Nachfrage überschaubar bleiben.
Auf eine Kombination von fossilen und erneuerbaren Brennstoffen setzt man zusätzlich bei HDG Bavaria. „Wir haben neben den schon bekannten Scheitholz-Pellet-Kombianlagen einen Scheitholz-Öl-Kessel entwickelt“, so Produktmanager Thomas Moser. „Dieser ist besonders für die Sanierung geeignet, da er beide Brennstoffe an nur einem Kamin verheizen kann. So ermöglichen wir Kunden einen schrittweisen Umstieg auf erneuerbare Brennstoffe, weil die vorhandene Öl-Infrastruktur im ersten Schritt weiter genutzt werden kann.“
Ausschließlich auf Pellets setzt hingegen ÖkoFen. „Dieser Brennstoff ist die modernste und effizienteste Art, umweltfreundlich mit Holz zu heizen“, ist Schmidt-Menig überzeugt. Eine weitere „Hybridisierung“ der Technik oder Varianten mit anderen Brennstoffen, die oftmals nicht umweltfreundlich und erneuerbar seien, sehe man deshalb im Moment nicht als vorrangiges Entwicklungsziel an.
Auch bei Paradigma ist man skeptisch. Kessel für verschiedene Brennstoffe seien immer Zwitterwesen, die weder das eine noch das andere richtig gut könnten und dabei auch noch teuer seien. Man sehe dafür nur einen sehr begrenzten Markt.
Kompakte Kessel – hochwertiges Design
Neben Komfort und Technik spielt auch das Aussehen eine wichtige Rolle. „Da legen die Anlagenbetreiber immer mehr Wert drauf, auch wenn die Anlage im Keller steht“, betont Rogatty. Zudem sei Kompaktheit ein großes Thema, denn der Pelletkessel solle so wenig Platz wie möglich einnehmen. Dies bestätigt auch Schmidt-Menig.
Gleichzeitig müssten mit „Plug-and-heat“-Lösungen die Montage und das Handling für das Fachhandwerk vereinfacht werden. Das wiederum erspare dem Kunden zusätzliche Kosten bei der Investition in ein neues Heizsystem. Alle Anlagen würden zudem durch jede 80 cm breite Tür passen. Würden größere Leistungen gewünscht, könne man die Anlagen kaskadenartig zusammenschließen.
Fokus auf Schulungen und Marketing
Dennoch schrumpfte der Absatz im ersten Halbjahr 2018 nach Angaben des Branchenverbandes BDH um 6 bis 7 %. Die Anfrage zog zwar zum Jahresende hin an, sodass die Zahlen in diesem Jahr ähnlich aussehen wie 2017. Doch diese Entwicklung ist für die gesamte Branche nicht befriedigend.
Die Hersteller begegnen dem mit Schulungen in ihren Stammsitzen und Niederlassungen. Bei HDG Bavaria wurde hier erst kürzlich der 1000. Teilnehmer begrüßt und man gehe auch an die Berufsschulen. Auch ÖkoFen veranstaltet jeden ersten Samstag im Monat Infotage in der Zentrale im Raum Augsburg und an weiteren Standorten.
Hinzu kommen noch Kampagnen mit Energieagenturen oder auch Marktbegleitern unter Nutzung der verschiedensten Kommunikationskanäle. Wichtig ist laut Schmidt-Menig auch die Mitwirkung an einem gemeinsamen Dachmarketing pro Pellets unter Leitung des Branchenverbandes DEPV. Windhager führt zudem „Doppelpass-Expertenrunden“ durch, die Handwerkern Vermarktungstools zur Verfügung stellen.
Fester Platz im Energiemix
In zehn Jahren, so hoffen die Experten, wird der Pelletkessel deutlich stabiler dastehen. Rogatty nennt steigende Ölpreise und die Perspektive, dass nicht jeder auf Gas oder Wärmepumpe umsteigen kann. Geißer setzt auf einen gesunden Energiemix und die Einhaltung der Klimaziele mittels Biomasse. Und Moser sieht gerade bei Sanierungen den Pelletkessel als sehr sinnvolle Alternative.
Wie schnell diese Entwicklung geht, macht man bei Paradigma von der Preisdifferenz zwischen Pellets und fossilen Energieträgern abhängig. Dabei ist man auch bei ÖkoFen überzeugt, dass Pellets weiterhin einen festen Platz im Energiemix des Wärmemarktes einnehmen werden.
Lesen Sie hierzu auch die Marktübersicht auf den nächsten Seiten.
Interview
„Wir brauchen mehr überzeugte Vermittler!“
Im Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) sind seit diesem Jahr alle namhaften Pelletkessel-Hersteller vertreten. Eine Einschätzung der aktuellen Marktsituation gibt Geschäftsführer Martin Bentele.
SBZ: Herr Bentele, wie entwickelt sich aktuell der Markt für Pelletkessel?
Martin Bentele: Die Änderung des Antragsverfahrens beim Bafa hat die Zahlen der Förderanträge bis September verschleiert. Laut BDH lag der Markt zur Jahresmitte noch im Minus. Wir sehen danach jedoch eine Belebung.
SBZ: Woran liegt diese eher durchwachsene Entwicklung?
Bentele: Das ist eigentlich traurig, denn die Technik ist ausgereift und sichert ein komfortables Heizen. Auch auf der Energieträgerseite ist alles geregelt. Das heißt, zertifizierte Pellethändler liefern kompetent einen hochwertigen Brennstoff. Zudem sind die Förderprogramme via MAP so gut und konstant ausgestattet, dass sich der Umstieg auf Pellets auch rechnet.
Um das in Marktwachstum umzuwandeln, braucht es mehr überzeugte Vermittler vor Ort, die den Kunden „übersetzen“, wie gut das System Pelletheizung in die Energiewende passt. Die Politik könnte hier aber auch noch steuern. Eine CO2-Bepreisung der Energieträger würde dem heimischen Produkt Pellets mit seiner weitgehenden Klimaneutralität zu einer hervorragenden Position gegenüber den importierten fossilen Brennstoffen verhelfen.
SBZ: Wie sehen die Eigentümer ihre Pelletheizung?
Bentele: Auf jeden Fall sehr positiv. Nach einer Onlineumfrage mit rund 7000 Rückläufen ist die Zufriedenheit mit 94 % außerordentlich hoch. 85 % würden sie sich wieder zulegen sowie Freunden und Nachbarn empfehlen. Wir stellen den „überzeugten Verbraucher“ nun in den Mittelpunkt einer Onlinekampagne unter dem Titel: „Es hat sich gelohnt!“
Extras
Mehr Leistung
Die in diesem Heft vorgestellten 24 Pelletkessel der neun Anbieter decken vorwiegend das normale Leistungsspektrum ab. Welche Geräte darüber hinaus noch für größere Objekte angeboten werden, das haben wir für diese SBZ-Marktübersicht ebenfalls zusammengefasst und online zum Download eingestellt unter:
Autor
Frank Urbansky ist freier Journalist, Fachautor und Mitglied der Energieblogger, 04158 Leipzig, Telefon (01 71) 5 25 32 79, E-Mail: urbansky@enwipo.de