Die Nachfrage nach Solarmodulen auf dem Dach ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Die neu installierte Photovoltaik-Leistung in Deutschland summierte sich insgesamt auf 1,75 GW, ein Plus von 15 % gegenüber 2016. Zwar liegt der Zubau noch unter dem politisch festgelegten Ziel von 2,5 GW pro Jahr. Das Wachstum zeigt aber, dass es wieder interessanter wird, mit Solarzellen selbst Strom zu erzeugen. „Für Unternehmen ist es dank günstiger Rahmenbedingungen derzeit besonders lohnend, Photovoltaikanlagen auf Gebäuden zu installieren“, so Franz Pöter, Geschäftsführer des Solar Clusters.
Unternehmen verfügen über große Flächen für PV-Anlagen
Die Dachflächen der über 3,5 Mio. Unternehmen bieten ein großes Potenzial: In Deutschland gibt es 4 bis 5 Mio. Nichtwohngebäude, allein in Baden-Württemberg sind es 440 000. Zu den meist großen Flächen auf dem Dach kommen unzählige Freiflächen in Industrie- und Gewerbegebieten hinzu, die als Konversionsflächen ausgewiesen sind.
Es sind in diesem Jahr vor allem zwei Gründe, die den Ökostrom finanziell noch attraktiver machen: „Die Unternehmen profitieren zum einen von gesunkenen Preisen“, berichtet Daniel Brandl von Orange Solar. „Um 3 bis 5 % sind handelsübliche Solaranlagen in den vergangenen 12 Monaten günstiger geworden.“ Hinzu kommt: Die feste Vergütung für den in das Stromnetz eingespeisten Sonnenstrom über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist für alle Anlagengrößen gleich geblieben.
Die Zahlen sprechen für sich: Für eine gewerbliche Aufdachanlage fallen derzeit je nach Größe 850 bis 1000 Euro pro kW zu installierender Leistung an. Der von den Solarkraftwerken auf dem Dach erzeugte Solarstrom kostet dann zwischen 6 und 7 Cent pro kWh bei einem Betrieb über 20 Jahre. In den genannten Kosten enthalten ist der Aufwand für die Wartung und die Ausgaben für mögliche Reparaturen. Bei 100 % Fremdfinanzierung steigen die Kosten für den Solarstrom um rund 0,5 Cent pro kWh. Wird die Anlage 5 Jahre länger – also 25 Jahre – betrieben, sinken dagegen die Stromkosten bezogen auf die Gesamtlaufzeit um rund 1 Cent pro kWh auch bei Einbezug der zusätzlichen Instandhaltungs- und Wartungskosten.
Modulkosten fallen, Einspeisevergütung ist stabil
Die Vergütungssätze für neue Solaranlagen sind seit Monaten stabil. Für Aufdachanlagen von 40 bis 100 kW installierter Leistung etwa erhält der Betreiber für den Anteil bis 10 kW 12,2 Cent pro eingespeiste kWh, von 10 bis 40 kW 11,87 Cent und für den Anteil von 40 bis 100 kW 10,61 Cent. Für eine Anlage mit einer installierten Leistung von 100 kW beträgt die Gesamtvergütung somit 11,15 Cent pro eingespeiste kWh. Bei einer Größe von 100 bis 750 kW installierter Leistung muss der Strom selbst verbraucht oder über einen Energiehändler direkt vermarktet werden („Marktprämienmodell“). Hier gilt der „anzulegende Wert“, der 0,4 Cent höher ist als bei der Festvergütung, um die Vermarktungskosten zu decken. Damit erhält ein Anlagenbetreiber bei einer Aufdachanlage mit installierter Leistung von 150 kW durchschnittlich 11,37 Cent pro kWh und bei 750 kW immer noch im Schnitt 11,08 Cent pro kWh.
Haben Unternehmen ihre Anlage installiert, können sie sich auf die Vergütung verlassen. Die Höhe ist für 20 Jahre festgeschrieben. Das schafft Kalkulationssicherheit bei den Einnahmen. „Die Errichtung einer Photovoltaikanlage ist eine recht sichere Investition“, so Brandl. „Bei einer Volleinspeisung kann ohne großen Aufwand eine Rendite erzielt werden, die deutlich über dem derzeitigen Niveau von Geldanlagen liegt.“
Nutzen Firmen jetzt noch einen Teil des Solarstroms selbst, erhöht sich die jährliche Rendite von 6 auf bis zu 10 %. Unternehmen haben im Gegensatz zu Privathaushalten aufgrund von laufenden Produktionsmaschinen, Klimaanlagen, Beleuchtung und Computern tagsüber oft einen konstanten Strombedarf. Das deckt sich mit dem Solarstrom, der vor allem von 8 bis 18 Uhr erzeugt wird. Daher können Firmen Eigenverbrauchsquoten von 70 % und mehr ohne Solarstromspeicher erreichen, was die attraktive Rendite der Volleinspeisung weiter erhöht.
Verbraucht ein Gewerbeunternehmen den eigenen Solarstrom, muss es dafür keinen Netzstrom für 17 Cent pro kWh kaufen. So spart es die Differenz zwischen Stromgestehungskosten und Stromeinkauf von rund 10 Cent abzüglich der anteilig zu entrichtenden EEG-Umlage von derzeit 2,7 Cent pro kWh. Im Ergebnis erzielt der Verbrauch des Solarstroms vom eigenen Industriedach daher einen Gewinn von rund 7 Cent pro kWh.
PV-Anlagen nicht zu klein dimensionieren
Einen Fehler sollten die Unternehmer aber nicht begehen, rät Franz Pöter vom Solar Cluster. „Die Anlage kleiner zu dimensionieren, sodass der Eigenverbrauch maximiert wird, ergibt keinen Sinn.“ Große Anlagen sind pro installiertem kW günstiger und daher ist deren Rendite im Vergleich zu kleinen Anlagen genauso hoch. Umgekehrt decken große Anlagen einen höheren Anteil des lokalen Strombedarfs und sind deshalb eine bessere Absicherung gegen steigende Strompreise als kleine Anlagen. Daher gilt: Dächer voll belegen, so der Solar-Cluster-Geschäftsführer.
Solarstromspeicher erhöhen übrigens die Rendite der Gesamtanlage in Unternehmen derzeit noch nicht. Dafür sind die Kosten für die Speicher aktuell zu hoch. Wenn die Speicher jedoch gleichzeitig auch für andere Zwecke eingesetzt werden, beispielsweise zur Reduktion der Spitzenlast des Industriebetriebs, dann könnte sich das auch finanziell lohnen.
KfW-Förderung auch für Firmeneigentümer möglich
Wenn sich Unternehmer für eine Photovoltaikanlage interessieren, sollte der Photovoltaik-Fachmann vorab prüfen, ob das Firmendach auch für die Aufnahme der zusätzlichen Last(en) generell geeignet ist oder ob vorab z. B. Sanierungs- oder Verstärkungsarbeiten notwendig sind. Die Experten erstellen dann u. a. eine fachgerechte Planung der Photovoltaikanlage, eine Ertragsprognose und Amortisationsrechnung.
Nachdem die fachgerechte Installation abgeschlossen ist, stellen sie z. B. auch den Anlagenpass aus, der u. a. die Daten und den Aufbau der Anlage enthält. Insbesondere mit Blick auf Wartungs- und eventuelle Reparaturarbeiten ist dies eine sinnvolle Maßnahme.
Übrigens können Firmeneigentümer die Unterstützung der öffentlich-rechtlichen KfW-Bankengruppe in Anspruch nehmen und damit eine Photovoltaikanlage vollständig finanzieren (Programm 270 „Erneuerbare Energien – Standard“).
Fazit: Die Unternehmen profitieren nicht nur finanziell (direkt) vom selbst erzeugten Solarstrom. Sie sichern mit der PV-Anlagen-Investiton auch ihre Stromkosten langfristig ab und steigern zudem ihr (ökologisches) Image in der Öffentlichkeit.
*Das Solar Cluster Baden-Württemberg e. V. vertritt und vernetzt derzeit rund 45 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus allen Teilen der solaren Wertschöpfungskette. Ziele der südwestdeutschen Branchenvereinigung sind der beschleunigte Ausbau der Solarenergie in Baden-Württemberg und die Unterstützung der regionalen Solarbranche.