Pelletkessel mit Brennwerttechnik gibt es schon seit einigen Jahren. Bislang waren sie allerdings noch nicht der Renner. Aktuell haben nur drei Hersteller bzw. Anbieter diese Geräte im Programm: Fröling, Ökofen und Paradigma – wobei Paradigma seine Brennwerttechnik von Ökofen bezieht. Doch dass das Unternehmen mit dem Peleo Optima jetzt auch ein Brennwert-Gerät führt und damit nach langer Zeit erstmals ein weiteres Unternehmen neben Fröling und Ökofen diese Technik anbietet, könnte auch als Zeichen gedeutet werden, dass neue Bewegung in das Thema gekommen ist: „Der Verkauf hat sich sehr gut entwickelt, die Kunden entscheiden sich sogar mehrheitlich für den Peleo Optima“, berichtet Paradigma-Produktmanager Wilfried Grießhaber über das erste Jahr. Interessant ist dabei auch folgende Beobachtung: Der herkömmliche Pelletkessel Pelleti Touch wird von den Kunden bevorzugt, die keine Kaminsanierung machen möchten – was auch heißt, dass Pellet-Brennwert in den Markt der Heizungssanierung eingezogen ist und damit in das Kerngeschäft der Pelletbranche, die Modernisierung.
Neues Kapitel Altbau
Wie bei jedem anderen Brennwertkessel ist es auch beim Pellet-Brennwert so, dass die Rücklauftemperatur möglichst niedrig sein sollte, damit der Brennwerteffekt nicht verloren geht. Bei Rücklauftemperaturen über 50 °C kann die Wärme im Wasserdampf schlecht genutzt werden. Solche niedrigen Rücklauftemperaturen werden am besten mit Wand- oder Fußbodenheizungssystemen erreicht und nicht mit herkömmlichen Radiatoren. Das Kerngeschäft der Pelletbranche, die Heizungssanierung Öl gegen Pellets im Altbau, macht geschätzt einen Marktanteil von 90 % aus. Ökofen präsentierte seine neue Generation Brennwertkessel auf der ISH 2015 in Frankfurt mit dem Pellematic Condens. Das Plus des Condens: Er kann mit höheren Rücklauftemperaturen arbeiten und er funktioniert in jedem Wärmeverteilsystem, egal ob Heizkörper, Fußboden- oder Wandheizung. Der Hersteller veränderte dafür die Wärmetauschergeometrie. Damit steht dem Einsatz in Neu- und auch Bestandsbauten nichts mehr im Wege. Das erklärte wie zugleich auch ambitionierte Ziel des Unternehmens ist, jeden Sanierungsfall im Nenn-Leistungsbereich von 10 bis 18 kW für Brennwert zu erschließen. Damit setzt der Hersteller ein klares Zeichen auch innerhalb der Branche.
Geteilte Meinung
Natürlich haben auch andere Kesselhersteller sich mit der Thematik befasst, aber doch keine Anlagen auf den Markt gebracht und das Thema aus mehreren Gründen bisher verworfen. So hat sich Guntamatic beispielsweise bereits früh mit der Pellet-Brennwerttechnologie beschäftigt und konnte schon 2005 entsprechende Brennwert-Studien präsentieren. Im Tenor waren es die höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Pelletkesseln, die das Projekt bis heute in der Schublade verschwinden ließen. Die aufwendigere Bauweise mit korrosionsbeständigen Werkstoffen (Edelstahl, Grafit), die höheren Baukosten für das Kaminsystem und die aufgrund des fehlenden Kaminzuges auch höheren Energieverbräuche durch das Saugzuggebläse waren weitere Nachteile. Außerdem erfordern Pellet-Brennwertsysteme ein regelmäßiges Abreinigen durch Sprühvorrichtungen. Man kam zu dem Schluss, dass die in Aussicht gestellten Einsparungen die höheren Kosten nicht kompensieren.
In der Tat sind die zu erzielenden Einsparungen bei den Brennstoffkosten durch Brennwerttechnik in absoluten Zahlen betrachtet beim Brennstoff Holzpellets ein nicht so starkes Argument, wie man annehmen könnte. Ferdinand Tischler, Geschäftsführer beim Kesselhersteller ETA, führt dies anhand einer Beispielrechnung aus: „Bei einem Wassergehalt des Brennstoffes von nur 10 % trägt die Kondensationswärme nur mit zirka zwei Prozentpunkten zur Wirkungsgradsteigerung bei, bei einer Heizungsrücklauftemperatur von maximal 30 °C. Zusätzlich werden die Abgasverluste nutzbar, welche etwa 6 bis 7 % betragen. Somit ergibt sich eine gesamte Wirkungsgradsteigerung von etwa 8 bis 9 %“, rechnet er vor. Unter der Annahme, dass es sich um einen Neubau mit Niedertemperaturheizsystem handelt, geht Tischler von einer Kesselleistung von 7 kW aus und resultiert: „Bei einem jährlichen Pelletverbrauch von 2000 kg ergibt sich bei 9 % Wirkungsgraderhöhung eine Einsparung von 180 kg.“
Wenn man Tischlers Zahl mit dem Durchschnittspreis der letzten fünf Jahre (bei einer Liefermenge von 2 t) von rund 282 Euro/t multipliziert, ergibt sich eine überschlägig berechnete jährliche Einsparung von 50,76 Euro. In zehn Jahren ergäbe sich daraus ein Einsparungspotenzial von rund 508 Euro. Im Altbau sähe die Rechnung nicht viel anders aus. Zwar muss man hier einen (deutlich) höheren jährlichen Pelletverbrauch (rund 5 bis 6 t) ansetzen als im Neubau und damit würden sich auch die Brennstoff-Einsparungen entsprechend erhöhen. Auf der anderen Seite sinkt der Lieferpreis pro Tonne loser Ware bei steigender Abnahme: So lag der Durchschnittspreis der letzten fünf Jahre bei einer Liefermenge von 5 t bei rund 250 Euro.
Neue Brennwert-Rechnung
Warum glaubt also Ökofen daran? Das Unternehmen sieht im Pellet-Brennwert jenseits Einsparberechnungen zunächst eine Markt-Speerspitze für die Branche: um zu zeigen, dass Pelletkessel der fossilen Konkurrenz technologisch in nichts nachstehen. Da bei Heizöl und Gas Brennwerttechnik Standard ist, dürfte bei vielen Verbrauchern diese Technik im Kopf präsent sein, wenn sie sich für ein neues Heizsystem entscheiden müssen. „Brennwerttechnik zählt bei fossilen Energieträgern seit Langem schon zum Stand der Technik und hat auch seine Zeit gebraucht, bis es etabliert war“, argumentiert Beate Schmidt, Geschäftsführerin bei Ökofen. „Unsere Kunden entscheiden sich dafür, weil sie neueste Technik, hohe Wirkungsgrade und niedrige Emissionen favorisieren“, sagt sie.
Doch womöglich muss auch die Brennwert-Rechnung neu aufgestellt werden. Denn seit der Neuauflage des Marktanreizprogramms für Wärme aus Erneuerbaren Energien (MAP) vom 1. April letzten Jahres gibt es zwar für alle Pelletheizungen mehr Fördergeld. Doch liegt die Basisförderung für Pellet-Brennwertheizungen bei einer Heizungsmodernisierung um 50 % über dem Basissatz bei einer Heizungsmodernisierung mit einer herkömmlichen Pelletfeuerung (4500 Euro zu 3000 Euro). Da der Aufschlag prozentual bleibt, erhöht er sich mit mehr Förderung weiter. So erhält eine herkömmliche Pelletheizung, die mit einem Pufferspeicher kombiniert wird, eine MAP-Gesamtförderung von 3500 Euro, ein Pellet-Brennwert mit Pufferspeicher damit schon 5250 Euro. Die Spreizung der Förderung zwischen diesen beiden Anlagentypen erhöht sich außerdem durch das seit Beginn dieses Jahres eingeführte Anreizprogramm Energie-Effizienz (APEE): Da die APEE-Förderung ein 20-%-Pauschal-Zuschlag von der MAP-Gesamtförderung ist, bringt auch diese Förderung bei Pellet-Brennwertheizungen mehr. Ein weiterer, wesentlicher Aspekt: Nur Pellet-Brennwertheizungen werden vom MAP auch im Neubau gefördert (3000 Euro für den Brennwertkessel, 3500 Euro für den Brennwertkessel plus Speicher).
Wohin geht der Weg?
Laut Ökofen sind durch die höhere Förderung die Pellet-Brennwertkessel mittlerweile preislich gleich zur regulären Pelletbaureihe. Bei möglicherweise vergleichbaren Positionen (Kosten, Einsetzbarkeit) wird die Effizienz plötzlich ein interessantes Argument: „Durch den Einsatz der Brennwerttechnik können rund 15 % Energie gespart werden“, sagt Schmidt. Der Energiegewinn ist zwar umso größer, je niedriger die Rücklauftemperaturen zum Kessel sind. Deshalb sind Fußbodenheizungen optimal geeignet. „Aber auch bei Heizkörpersystemen arbeitet der Brennwertkessel deutlich effizienter als ein Heizwert-Kessel“, sagt sie. Zudem sind gleitende Kesseltemperaturen von 85 bis auf 28 °C möglich. Dadurch entstünden geringere Wärmeverluste und auf den Einsatz eines Mischers könne bei Heizkörpern verzichtet werden. Laut Schmidt greift auch das Argument trockener Brennstoff zu kurz – weil es nur den Wassergehalt der Pellets aufgreift. „Der Großteil dieser Wassermenge entsteht durch die Verbrennungsreaktion des im Holz gebundenen Wasserstoffs mit Sauerstoff“, sagt sie.
Die Installation einer Pellet-Brennwert-Anlage ist zudem nicht schwerer als die eines herkömmlichen Pelletkessels. Fröling bietet integrierte Brennwert-Lösungen an – für seinen Pelletkessel P4 Pellet (15 bis 25 kW Nennleistung) auch zum Nachrüsten im Bestand. „Die Installation ist genauso einfach, lediglich ein Wasserzulauf für die Abreinigung und die Möglichkeit des Ablaufs muss gegeben sein. Außerdem wird ein geeignetes Kaminsystem benötigt, das rußbeständig und feuchteunempfindlich gemäß der Spezifikation W3G sein muss“, sagt Fröling-Sprecher Andreas Zahrhuber. Schließlich muss noch geklärt werden, wie das Kondensat entsorgt wird. Beate Schmidt wischt Zweifel weg. „Grundsätzlich muss jeder Brennwertkessel (auch Ölkessel) bei der unteren Wasserbehörde angemeldet werden. Hier bilden Pelletkessel keine Ausnahme. Die Anmeldung erfolgt unproblematisch und formlos“, berichtet sie. Eine Neutralisation sei zudem im Vergleich zu Ölbrennwertkesseln nicht erforderlich. „Ölkondensat ist sauer und muss wegen des Schwefelanteils neutralisiert werden. Pelletkondensat ist nahezu neutral.“
Ökofen zeigt sich mit den Absatzzahlen der Brennwertbaureihen bereits sehr zufrieden. Nachfrage und Tendenz würden steigen und man ist unbeirrt. Was strategisch und perspektivisch gleichermaßen wichtig ist: Das Unternehmen profiliert sich ein weiteres Mal als Spezialist für Holzpelletfeuerungen in den Köpfen der Kunden. Wenn das Thema Fahrt aufnimmt, dann können die Österreicher für sich reklamieren, Erster am Markt gewesen zu sein und zugleich Marktführer. Fröling könnte für sich reklamieren, erster Anbieter zu sein, der Brennwert auch für Scheitholz- und Hackschnitzelfeuerungen auf den Markt gebracht hat. Daran werden sich andere messen müssen, wenn sie nachziehen.
Autor
Dittmar Koop ist Dipl.-Ing. der Raum- und Stadtplanung (TU). Seit 2004 arbeitet er als freiberuflicher Fachjournalist für erneuerbare Energien. Seine Schwerpunkte sind Bioenergie, Photovoltaik und die Solarthermie. E-Mail: info@dittmar-koop.de