SBZ: Aufgrund der aktuell extrem niedrigen Heizölpreise gibt es für Pellets derzeit keinen oder nur einen geringen Preisvorteil. Wie kann der Handwerker bei seinen Kunden dennoch zugunsten des teureren Pelletheizsystems argumentieren?
Lothar Tomaschko: Argumentativ ganz klar punkten kann der Fachhandwerker mit den attraktiven Förderkonditionen des BAFA-Marktanreizprogramms, welche seit Jahresbeginn im Rahmen des Anreizprogramms Energieeffizienz APEE erhöht wurden. Besonderen Rückenwind erfährt hier nach wie vor die Pellet-Brennwerttechnik, die nun im Bestand mit bis zu 6900 Euro und im Neubau bis zu 3500 Euro bezuschusst wird. Zudem überzeugt den Verbraucher die hocheffiziente, sichere Technik, mit welcher er die Umwelt schonen und sich unabhängig von fossilen, ausländischen Energien machen kann. Die Anlagen arbeiten zudem vollautomatisch und funktionieren zuverlässig. Darüber hinaus lassen sie sich komfortabel bedienen – auch von unterwegs aus per Smartphone.
SBZ: Werden Pelletkessel vorwiegend im Neubau oder bei einer Modernisierung eingesetzt?
Tomaschko: Der Einbau von Pelletkesseln findet in der Regel überwiegend in der Sanierung statt. Meistens wird der alte Ölkessel gegen einen modernen Pelletkessel getauscht. Mit der Brennwerttechnik, die als Innovation auch in Neubauten gefördert wird, wird sich der Anteil an Pellet-Brennwertheizungen über kurz oder lang auch im Neubau deutlich erhöhen.
SBZ: Welche Effizienzvorteile bieten die Brennwert-Pelletkessel gegenüber den klassischen Heizwertmodellen?
Tomaschko: Die zusätzliche Brennstoffeinsparung von etwa 10 bis 15 % setzt sich zu ungefähr gleichen Teilen aus der tieferen Abkühlung der Abgase und der Kondensation des Wasserdampfes, der im Abgas enthalten ist, zusammen. Das im Abgas enthaltene Wasser stammt zu etwa 25 % aus der Feuchtigkeit der Pellets und zu 75 % aus Verbrennungsreaktionen. Die Verbrennung von 2 kg Pellets ergibt circa 1 l Wasser. Der Großteil dieser Wassermenge entsteht durch die Verbrennungsreaktion des im Holz gebundenen Wasserstoffs mit Sauerstoff. Der Energiegewinn ist umso größer, je niedriger die Rücklauftemperaturen zum Kessel sind. Aus diesem Grund sind Fußboden- oder Wandheizungen optimal geeignet. Aber auch bei Heizkörpersystemen arbeitet der Brennwertkessel deutlich effizienter als ein Heizwertkessel.
SBZ: Für welche Gebäude eignen sich Brennwertkessel und welche Voraussetzungen müssen für einen möglichst hohen Jahresnutzungsgrad gegeben sein?
Tomaschko: Grundsätzlich können Brennwertkessel in allen Gebäuden eingesetzt werden. Für einen möglichst hohen Jahresnutzungsgrad sollten die Rücklauftemperaturen zum Kessel im Jahresdurchschnitt möglichst niedrig sein, etwa 35 °C oder darunter. Das wird mit Flächenheizsystemen generell erreicht oder bei Heizkörpersystemen mit relativ großen Heizkörperflächen im Verhältnis zur Heizleistung. Bei einem klassischen Heizkörpersystem kann zwar nicht der maximal mögliche Jahresnutzungsgrad erreicht werden, aber dennoch ein deutlich höherer im Vergleich zu einem Heizwertkessel. Das liegt zum einen am Energiegewinn durch die tiefere Abkühlung der Abgase. Zum anderen kommt der Kessel auch bei diesen Systemen häufig in den Brennwertbereich, da im Jahresverlauf oft deutlich niedrigere Rücklauftemperaturen erreicht werden als beim Auslegungszustand.
SBZ: Ökofen bietet zwei Modelle mit Brennwerttechnik an. Wo ist der Unterschied?
Tomaschko: Bereits 2004 haben wir den weltweit ersten Pelletskessel mit Brennwerttechnik auf den Markt gebracht, den Pellematic-Plus. Dieser kann jedoch ausschließlich in Verbindung mit einem Niedertemperatur-Wärmeverteilsystem eingesetzt werden. Seit 2015 bieten wir die Condens-Brennwerttechnik im Nenn-Leistungsbereich von 10 bis 18 kW an, die den flexiblen Einsatz der Pelletbrennwertheizung in jedem Wärmeverteilsystem unabhängig von der Rücklauftemperatur ermöglicht. Mit dieser Weiterentwicklung steht nun auch dem Einsatz der Brennwerttechnik in Bestandsbauten nichts mehr im Wege. Ökofen bietet aktuell ein breites Produktprogramm mit kaskadierbaren Pellet-Brennwertkesseln im Leistungsbereich von 4 bis 256 kW an.
SBZ: Sollte oder muss ein Pelletkessel technisch bedingt generell mit einem Pufferspeicher kombiniert werden?
Tomaschko: Die meisten gängigen Pelletkessel müssen nicht generell mit einem Pufferspeicher kombiniert werden. Jedoch verbessert ein Pufferspeicher die Betriebsbedingungen des Pelletkessels durch längere Kessellaufzeiten. Besonders sinnvoll ist der Einsatz eines Pufferspeichers bei einer Pelletheizung in folgenden Fällen: Immer in Kombination mit einer Solarthermieanlage, falls die Gebäudeheizlast nicht der Kesselheizleistung entspricht oder falls die Warmwasserbereitung über ein Frischwassermodul erfolgen soll. Auch entsprechende Herstellervorgaben sind zu beachten. Bei der Condens-Brennwerttechnik von Ökofen kann in vielen Fällen, in denen für einen Heizwertkessel ein Pufferspeicher sinnvoll wäre, auf diesen verzichtet werden. Denn der Kessel kann sich durch die optimierte Leistungsmodulation und die gleitende Kesseltemperatur bis 28 °C intelligent an den aktuellen Bedarf anpassen und so werden auch ohne Pufferspeicher längere Kessellaufzeiten bei geringsten Verlusten erreicht.
SBZ: Wie viel teurer ist ein Pellet-Brennwertsystem eigentlich im Vergleich zur Heizwerttechnik?
Tomaschko: Der Mehrpreis eines Brennwertkessels beträgt im Vergleich zu einem Heizwertkessel etwa 1400 bis 2600 Euro (inkl. MwSt.), je nach Typ und Kesselgröße. Generell werden im Heizraum ein Ablauf für das Kondensat sowie ein Wasseranschluss für die Wärmetauscher-Reinigung benötigt. Der Wasserverbrauch liegt bei circa 2 m³ pro Jahr. Die Mehrkosten für die Besonderheiten in der Peripherie können je nach den bauseitigen Gegebenheiten stark voneinander abweichen. In den meisten Fällen liegen diese zwischen 0 und 800 Euro. Den größten Brocken würde der eventuelle Einbau einer Kondensat-Hebeanlage ausmachen. Ebenso liegen die Baukosten für das Schornsteinsystem bei einem Brennwertkessel nur geringfügig höher als bei einer regulären Pelletheizung. Der Schornstein muss generell feuchteunempfindlich und korrosionsbeständig sein. Beim Kesseltausch muss der vorhandene Schornstein meist ohnehin saniert werden. Bei bestehenden Hausschornsteinen, zum Beispiel gemauert, ist eine Sanierung durch den Einzug eines Innenrohres aus Edelstahl möglich. Lediglich die Verbindungsleitung vom Kessel zum Abgassystem muss entsprechend der Schornsteinauslegung eventuell druck- sowie kondensatdicht sein.
SBZ: Und wann amortisieren sich diese Mehrkosten?
Tomaschko: Wir haben dazu verschiedene Beispiel-Berechnungen durchgeführt. In Verbindung mit der erhöhten staatlichen Förderung ergibt sich hierbei, dass sich die Mehrkosten für einen Pelletbrennwertkessel entweder schon beim Kauf oder, in Sanierungsfällen mit ungünstiger Peripherie, spätestens nach fünf Jahren amortisieren.
SBZ: Im letzten Jahr wurden laut DEPV bundesweit nur 16 000 Pelletkessel sowie 16 500 Pelletkaminöfen statt der prognostizierten 40 000 Einheiten verkauft. Wie schätzen Sie die Entwicklung in diesem Jahr ein?
Tomaschko: Generell glaube ich, dass auch das Jahr 2016 für die Branche der Pelletheizungen noch einmal eine Herausforderung werden wird, weil sich die Rahmenbedingungen nicht grundsätzlich ändern werden. Analysten gehen auch kurzfristig nicht von einem signifikanten Ölpreisanstieg aus. Mit unserer neuen, innovativen Brennwertserie sind wir jedoch gut aufgestellt. Während der Gesamtmarkt 2015 ein Minus von 18 % zu verzeichnen hatte, haben uns die hervorragenden Förderbedingungen durch das Marktanreizprogramm im letzten Jahr bereits ein leichtes Wachstum für Brennwertkessel beschert. In diesem Jahr sind die Förderkonditionen mit dem Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE) noch einmal verbessert worden, sodass ich für unseren Marktverlauf verhalten optimistisch bin.
SBZ: Vielen Dank für Ihre Zeit!