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Sonne ohne Effizienzklasse?

Am 6. September 2013 wurden die Energiekennzeichnungsverordnungen zu den EU-Richtlinien „Energy Label“ und „Ecodesign“ für Warmwasserbereiter, Speicher, Raumheizgeräte, Kombiheizgeräte und Verbundanlagen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Am 26. September 2013 traten dann die Verordnungen in Kraft und bereits zwei Jahre später, am 26. September 2015, mussten sie von allen EU28-Staaten verpflichtend umgesetzt sein. Das gilt sowohl für die technischen Anforderungen als auch für die Kennzeichnungspflicht. Zum ersten Mal werden außer einzelnen Produkten, wie Raumheizer, Speicher oder auch Warmwasserbereiter, ganze Systeme bewertet und mit den bereits von Haushaltsgeräten und Glühlampen bekannten Energieeffizienzlabeln gekennzeichnet. Basis sind zwei europäische Gesetze, aus denen die oben genannten Richtlinien hervor gegangen sind: Zum einen das „Energieverbrauchskennzeichnungsgesetz“ (Energy Label) und zum anderen das „Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz“ (Ecodesign).

Solarsysteme werden nur im Verbund gekennzeichnet

Solarthermische Systeme erhalten kein Produktlabel, weil sie keine Energie verbrauchen. Außer den bekannten Labeln wurde zusätzlich ein sogenanntes Systemlabel (Package Label: A+++ bis G) eingeführt. In Systemen, die solarthermisch betrieben werden und bei denen zusätzlich fossile Energieträger zum Einsatz kommen, beeinflussen beziehungsweise verringern die Solarthermie-Produkte den fossilen Energiebedarf. Das wird beim Labeling positiv berücksichtigt. Auf den ersten Blick wirkt sowohl die Ecodesign- als auch die Energy Label-Richtlinie sehr vielschichtig und kompliziert. Die folgend beschriebenen wesentlichen Hinweise zum Gebrauch der Produktlabel, die von den Herstellern (Lieferant, Hersteller nach EnVKG, § 2, Abs. 8) von Produkten in Verkehr gebracht werden, geben einen ersten Überblick:

  • Es gibt ein eigenes Label für Geräte zur Raumheizung und für Geräte zur Warmwasserbereitung. In Deutschland kennen wir eher die Kombination beider Anwendungen, die in den Richtlinien als sogenannte Kombiheizgeräte mit eigenem Label Berücksichtigung finden. Für alle drei Varianten ist die Kombination mit solarthermischen Systemen möglich und wird im Labelling berücksichtigt.
  • Es gibt für die verschiedenen Anwendungen wie Heizkessel, Wärmepumpen, Niedertemperatur-Wärmepumpen, Kraft-Wärme-Kopplung unterschiedliche, spezifische Anforderungen und auch unterschiedliche Produktlabel, was dann auch wieder für die jeweiligen Kombiheizgeräte gilt.
  • Für Trinkwasserspeicher gibt es spezifische Anforderungen und eigenständige Labels, wenn diese als eigenständiges Produkt angeboten werden (gilt nicht bei eingebauten Warmwasser-Speichern)

Der Inverkehrbringer ist in der Verantwortung

Die Struktur der Systemlabel ist analog zur oben genannten Systematik. Es wird die Kombination aus Heizgerät, Speicher, Systemregelung, einem möglichen weiteren Heizgerät und möglicher solarthermischer Unterstützung bewertet. Der Inverkehrbringer, sprich Händler oder Installateur, kann eine solche Systembewertung vornehmen.

Dies ist auch die Neuerung in der EU-Richtlinienlandschaft. Zum ersten Mal werden Systeme bewertet und der Inverkehrbringer, wird hierfür in die Verantwortung genommen. Denn verantwortlich gegenüber dem Endverwender ist der Anbieter, der gegenüber dem Endverwender auftritt, in unserem Fall der Installateur. Dieser muss für das installierte System ein Systemdatenblatt (sog. Zusätzliches Datenblatt) ausfüllen. Je nach Gerät sind das Angaben zur Effizienz des Raumheiz- oder Kombiheizgerätes, die Klasse des Systemreglers, die Effizienz eines möglichen Zusatzheizgerätes, und so weiter. Zur Bewertung der solarthermischen Anlage sind Kollektorfeldgröße, Speichervolumen, Kollektoreffizienz sowie Effizienz des Speichers notwendig. Ein Beispiel: Der Buderus Hochleistungs-Flachkollektor Logasol SKS5.0 bietet eine Kollektorfeldgröße von 2,25 m2 und eine Kollektorwirkungsgrad von 82,4 %. Systemtechnisch ist er angebunden an einen Buderus-Pufferspeicher mit Solarwärmetauscher und temperatursensibler Rücklaufeinspeisung Logalux PNR500/5E-120 mit einem Speichervolumen von 490 l mit einem Wärmeverlust von 100 W und damit in der Effizienzklasse C (Ab Anfang 2016 auch in B). Zusammen mit den weiteren Systemdaten werden diese Angaben ins Systemdatenblatt eingepflegt.

Am Ende kann die Gesamteffizienz auf dem Systemdatenblatt abgelesen und einer Energieeffizienzklasse zugeordnet werden. Das entsprechende Dokument ist dem Endverwender bei Inbetriebnahme zu übergeben. Die Hersteller haben besondere Verpflichtungen in Bezug auf die öffentliche Zugänglichkeit der technischen Angaben. Für jedes Produkt sind die zu veröffentlichenden Daten festgelegt, ebenso die Form und der Ort der Veröffentlichung. So müssen diese sogenannten „Product fiches“ in den technischen, produktbegleitenden Unterlagen und in der jeweiligen Landessprache (EU28) auf der Homepage des Herstellers verfügbar sein. Darüber hinaus müssen seit dem 26. September 2015 die Energieeffizienzklassen der Produkte in Preislisten, Broschüren und Dokumentationen immer angegeben sein.

Intensive Gremienarbeiten gingen voraus

Die Branche bereitete sich seit etwa zweieinhalb Jahren auf die Umsetzung der Richtlinie vor. Die EU hat fast sieben Jahre mit verschiedenen Branchenvertretern und sehr vielen Experten an den Dokumenten und Verfahren gearbeitet. Die Richtlinien selbst stehen seit 6. September 2013 final zur Verfügung. Im Frühjahr 2014 wurden „Transitional documents“ zur weiteren Verfeinerung der Richtlinien veröffentlicht und darüber hinaus wurden im Herbst 2014 noch „Implementing guides“ herausgegeben, die in Bezug auf Rechen- und Prüfverfahren noch einmal verfeinern und konkretisieren sollen, sowie die Einführung und Umsetzung in den EU28 begleiten und ergänzen werden. Es gibt inzwischen zahlreiche Veröffentlichungen zu dem Thema und auf der ISH 2015 wurde bereits intensiv informiert und diverse Hilfen für das Handwerk, z. B. Online-Berechnungswerkzeuge, vorgestellt. Auch das Handwerk hat sich zum größten Teil intensiv auf die Umstellung und die Notwendigkeit der verpflichtenden Informationspflicht gegenüber dem Endverwender vorbereitet. Zudem stehen bereits umfangreiche Datenbanken mit den notwendigen Produktdaten und entsprechender Verlinkung mit der Berechnung für das Systemdatenblatt zur Verfügung. Mit diesen Hilfsmitteln hält sich in der Regel der individuelle Aufwand für den Händler, Handwerker beziehungsweise Installateur in überschaubaren Grenzen.

Komplettsysteme sind beim Label die bequemere Variante

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Anbieter kompletter Systeme ihren Kunden (Händler und Handwerker) vollumfängliche Labels für Systemanlagen liefern und damit dem Kunden den individuellen Aufwand auf nahezu Null reduzieren können. Der Installateur muss dann nur noch bei Inbetriebnahme dem Endverwender die fertig ausgefüllten Dokumente übergeben.

Die Solarthermie-Branche musste nach der Veröffentlichung im September 2013 noch einmal nachsitzen. Durch vehemente Intervention und zusätzlichen, erheblichen Aufwand der Fachgremien der europäischen Verbände ESTIF und EHI konnte die Kommission überzeugt werden, dass mit der vorliegenden Richtlinie die Bewertung solarthermischer Systeme schwierig bis unmöglich war. Hintergrund ist die erforderliche Bestimmung der Warmwasserbereitungseffizienz für die Kombination Speicher/Wärmeerzeuger für Systeme, in denen die Raumerwärmung und Warmwasserbereitung durch den gleichen Wärmeerzeuger erfolgt.

In der Richtlinie wurde vorgeschrieben, dass diese Gerätekombination in Abhängigkeit der Warmwasserzapfmenge vermessen werden muss. Nicht nur für solarthermische Systeme stellt dies ein nicht unerhebliches Markthemmnis dar. Anbieter von Wärmeerzeugern, die keine Speicher anbieten, oder auch umgekehrt, können diese Informationen nicht zur Verfügung stellen. Das gleiche geschieht im Bestand: Wenn zum Beispiel ein Wärmeerzeuger ersetzt wird und der vorhandene Speicher weiter verwendet werden kann und soll, lässt sich das Systemlabel nicht erstellen, weil die notwendigen Daten nicht ermittelt werden können. Die Verbände haben in enger Abstimmung ein Berechnungsverfahren entwickelt beziehungsweise verfeinert, um es für solarthermische Systeme mit konventioneller Nacherwärmung nutzen zu können.

Dossier

Die ErP-Richtlinie in der SBZ

Lesen Sie auch die folgenden SBZ-Artikel, die hier für die komprimierte Darstellung der für Heizungsbauer wichtigsten Punkte rund um die ErP-Richtlinie ausgewertet wurden:

  • „Aus für Billigware – ErP-Richtlinie für Klimageräte bis 12 kW“, Martin Schellhorn, SBZ 22-2012
  • „Nur noch mit Effizienzlabel – ErP-Richtlinie wird Heiztechnik-Branche verändern – Teil 1/3“, Martin Schellhorn, SBZ 22-2013
  • „Beratungsbedarf steigt exorbitant – Effizienzetiketten verändern die Heiztechnikbranche – Teil 2/3“, Martin Schellhorn, SBZ 23-2013
  • „Effizienz-Etikett für die Trinkwassererwärmung – Teil 3/3“, Martin Schellhorn, SBZ 24-2013
  • „Ökodesign und Labeling – Beratungsaufwand steigt“, RA Carsten Müller-Oehring, SBZ 1/2-2014 (mit Mustertexten)
  • „Neues Effizienz-Etikett – Künftig auch für Durchlauferhitzer“, SBZ 19-2014
  • „Aus für die Heizwerttechnik?“ Martin Schellhorn, SBZ 24-2014
  • „Effizienzkriterien ändern sich“, Stefan Vötsch und Markus Rotert, SBZ 3-2015
  • „Tsunami nimmt Kurs auf die Heizungsbranche“, Uwe Bolz, SBZ 6-2015

Die Beiträge finden Sie in unserem Online-Archiv. Mit dem Suchbegriff „ErP“ finden Sie darüber hinaus weitere Veröffentlichungen:

www.sbz-online.de

Info

Rechtliche Grundlagen

  • Energiekennzeichnungsverordnungen zu den EU-Richtlinien Energy Label und Ecodesign für Warmwasserbereiter, Speicher, Raumheizgeräte, Kombiheizgeräte und Verbundanlagen. Durchführungsmaßnahme L239 mit den Verordnungen EU 811, 812, 813 und 814/2013
  • Energieverbrauchskennzeichnungsgesetz (EnVKG, 2010/30/EU – Richtlinie Energy Label)
  • Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz (EVPG, 2009/125/EC – Richtlinie Ecodesign)

Autor

Dipl.-Ing. Ralf Köbbemann-Rengers ist Leiter Forschung und Entwicklung Solartechnik bei Bosch Thermotechnik, 48493 Wettringen, Telefon (0 25 57) 93 99-0, solarthermie@bosch.com