Aus einer urigen Dorfwirtschaft entstand im Rahmen der Renovierung der Brauereigaststätte Hirsch in Wurmlingen ein Rundum-Konzept, in dem die Gäste die Welt des Bierbrauens erleben, erfahren und genießen können. Hierbei sollte natürlich alles bis ins letzte Detail stimmen und so musste auch die sanitären Anlagen dem Gesamtkonzept angepasst werden. Deshalb wurde bei der Planung versucht, das auch für das Bierbrauen grundlegende Element Wasser in den Vordergrund zu stellen.
Durchgängiges Brauereikonzept bis hin zu den Waschplätzen
Im Normalfall ist die Installation des Sanitärbereiches für einen Installateur genauso alltäglich wie die Benutzung desselben. Komplizierter wird es jedoch, wenn die Waschtischanlagen Teil eines individuellen Gesamtkonzeptes ist und demnach auch ein ganz besonderes Design hat. Manchmal sind die Vorstellungen von Bauherren und Architekten nur schwer mit den technischen Möglichkeiten vereinbar. Dies war auch der Fall bei der Neugestaltung der WC-Anlagen der Brauereigaststätte Hirsch in Wurmlingen. Die angrenzende Brauerei hatte ehrgeizige Pläne und wollte nicht nur ein Museum und eine Erlebniswelt realisieren, sondern auch die Gaststätte komplett in das neue Konzept einbinden. Der Entwurf von Architekt Herbert Munz sah eine Toilettenanlage vor, die den Blick auf das zentrale Element Wasser lenkt und trotz modernster Technik den urigen Charme einer Brauerei beibehält. Für die Wand-WCs und Urinale konnten ohne weitere Probleme Standardmodelle verwendet werden, die Waschtische mussten jedoch in Eigenarbeit angefertigt werden.
Eigentlich mit Fußschalter geplant
Schon mit der Vergabe des Auftrags war klar, dass der Waschplatz nicht einer der alltäglichen Waschplätze werden würde. Als Waschbecken sollte eine Glasschale fungieren, die auf alte Bierfässer aus Holz montiert wurde. Auch der Auslauf selbst hatte ein anspruchsvolles Design: Der Benutzer sollte lediglich ein gebogenes Rohrstück vor sich haben, aus dem das Wasser fließt. Die Steuerung war ursprünglich über einen Fußschalter geplant. Schnell stellte sich heraus, dass solche Steuerungen kaum mehr existieren. Da dieser Ansatz zudem noch Probleme bei der Reinigung mit sich gebracht hätte wurde er verworfen. Der Einbau einer berührungslosen elektronischen Steuerungseinheit mit Infrarot war nun die Idee, die den Gästen gleichzeitig noch einen höheren Komfort bieten sollte. Obwohl die elektronischen Armaturen inzwischen schon zum Standard gehören, existieren noch keine Lösungen, die den individuellen Einbau einzelner Sensoren ermöglichen. Stattdessen kann die Technik nur im Rahmen von Komplettlösungen erstanden werden – ein Umstand der die Installation eines nicht handelsüblichen Auslaufes im Prinzip schon von Grund auf unmöglich macht.
Hansadesigno als Organspender
Da es zu der anvisierten Lösung aber keine Alternative gab, musste nun improvisiert werden. Die Waschtisch-Einlochbatterie Hansadesigno Elektronik wurde gekauft und in ihre Einzelteile zerlegt. Nun waren die nötigen Grundkomponenten, also der Infrarotsensor, die Magnetspule, das Ventilgehäuse und die dazwischenliegende Verkabelung zur weiteren Verwendung verfügbar. Allerdings waren sie immer noch für die nur etwa 15 Zentimeter hohe Designo-Batterie konzipiert. Bei dem geplanten Auslauf waren Sensor und Ventil dagegen mehr als einen Meter auseinander. Da an dem schlichten Edelstahlrohr kein Platz für das Ventil war, musste die Wassersteuerung knapp über dem Fußboden installiert werden. Direkt im Edelstahlsockel unter dem Bierfass wurde die dazugehörige Technik mitsamt der nötigen Stromversorgung installiert. Nun begann die Arbeit am eigentlichen Wasserauslauf. Ein handelsübliches Edelstahlrohr mit einem Durchmesser von 40 Millimetern wurde zurechtgebogen und ein separates Endstück wurde angebracht, um den Wasserstrahl zu formen. Der Sensor wurde in eine ausgebohrte Öffnung montiert, die sich wenige Zentimeter über der Position der Glasschalen befindet. Als letzter Arbeitsschritt erfolgte dann die Montage der verschiedenen Einzelteile zu einem vollständigen Waschplatz.
Alle Vorgaben erfüllt
Trotz der Schwierigkeiten konnten alle Vorgaben von Seiten des Bauherrn erfüllt werden. Der Benutzer kann den Auslauf nun über den Infrarotsensor steuern. Das Wasser aus dem Edelstahlrohr wird von den schlichten Schalen aus Grünglas aufgefangen und verschwindet in den Bierfässern. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Wasserwand aus grün satiniertem Glas, die sich direkt hinter dem Waschplatz aufbaut und nebenbei noch die WC-Anlagen der Männer von denen der Frauen abtrennt. Aus dem gleichen Material sind auch die übrigen WC-Trennwände, die mit Motiven rund ums Bier bedruckt sind. Somit gliedern sich die mit einem individuellen Design ausgestatteten Sanitäranlagen in das Gesamtkonzept der Bierwelt ein und leisten nicht nur einen funktionalen, sondern auch einen ästhetischen Beitrag. Davon sind nicht nur die Betreiber begeistert.
Übrigens: Randolf Bacher ist im Vorstand der SHK-Innung Tuttlingen aktiv. Die Innung richtet Ende Juni den Verbandstag des Fachverbandes SHK Baden-Württemberg aus. Da ist es nicht überraschend, dass in der Hirsch-Bierwelt ein Empfang des Vorstandes stattfindet – natürlich wegen der tollen Waschplätze.