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Erfolgreich als Handwerkerin und Influencerin

Inhalt

Für Azubis und junges Personal sind die sozialen Medien quasi ein natürlicher Lebensraum. Das kann, durch die Brille eines SHK-Betriebs gesehen, durchaus von Vorteil sein. Mundpropaganda und herkömmliche Werbung sind für das Handwerk weiterhin wichtig. Aber Instagram, Facebook und Co. nehmen einen hohen Stellenwert ein, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Vor allem die Auszubildenden berichten gerne im Netz über ihre Erfahrungen – und ernten Beifall. In der SHK-Branche sind gerade einige junge Frauen sehr engagiert, die in ihrer Wirksamkeit und Sichtbarkeit ein Stück weit in die Fußstapfen der etablierten „Beauty-Community“ im Internet treten. Aber eben mit den branchentypischen Mitteln und Wegen. Ein Beispiel ist Theresa Tauchert.

„Wir folgen dir schon länger“, posten junge Frauen und Männer an Theresa Tauchert. Sie teilen ihr zum Beispiel auf Instagram mit: „Jetzt haben wir auch mit der Ausbildung begonnen.“ Theresa ist wie ihre Kolleginnen Sandra Hunke oder Lena Hinz in den sozialen Medien zum Vorbild geworden. Wer der jungen Anlagenmechanikerin aus Bad Freienwalde an der Oder (Brandenburg) zum ersten Mal begegnet, der merkt schnell: Sie ist auch im richtigen Leben eloquent und selbstbewusst und gibt sich ganz natürlich. Eigenschaften, die auch ihre Online-Community wertschätzt.

Authentische Einblicke in den Berufsalltag

Im Netz erzählt die Installateurin von den Erlebnissen ihres Berufsalltags. Wie der Tag auf der Baustelle abgelaufen ist, was beim Kunden besonders war oder wie es im Büro so zugeht. Sie ist dabei kein Einzelfall. In einigen Betrieben dürfen sogar die Azubis das Social-Media-Profil (oder die Profile) des Unternehmens leiten und mit Leben füllen, am besten in Absprache mit dem Chef. „So ist das bei uns auch, das klappt gut“, sagt die 23-Jährige. Im Februar 2022 hat sie ihre Ausbildung zur Anlagenmechanikerin SHK abgeschlossen. Seit jenen Tagen ist sie für den Betrieb aktiv. Während der Arbeit sammelt sie meist Videomaterial, am Abend bearbeitet sie es zu einem fertigen Clip.

Aber warum? Der Antrieb kann ganz unterschiedlich sein. Für Theresa Tauchert gibt es vor allem einen Grund, der heraussticht: „Ich möchte, dass den Chefs bzw. Ausbildern bewusst ist, welche Verantwortung sie haben, wenn sie Azubis aufnehmen“, sagt sie. Es gehe nicht darum, einfach nur billiges Personal einzustellen, sondern ihnen so viel wie möglich beizubringen. „Je mehr die Azubis können, desto mehr unterstützen sie die Fachkräfte“, betont Theresa. Und desto mehr Spaß mache es den Auszubildenden, ihren Beruf zu erlernen. Dieses Bild möchte sie mit ihren Aktivitäten vermitteln.

Vergleiche mit anderen Internetaktivistinnen sind da durchaus angebracht. „Die Handwerkscommunity ist bereits sehr groß und an den Beauty-Influencerinnen nahe dran“, beobachtet sie. Mit allem, was so dazugehört: In Zukunft möchte sie mehr Kooperationen mit Firmen eingehen. Mit Caterpillar arbeitete sie schon zusammen. Ein Baustellentelefon dieses Unternehmens testete sie bereits. Die Marke Haix trägt sie selbst. Die robusten Arbeitsschuhe bewertet sie schon länger im Netz.

Ich möchte, dass den Chefs bzw. Ausbildern bewusst ist, welche ­Verantwortung sie haben, wenn sie Azubis aufnehmen

Theresa Tauchert

Bild: Tauchert

Ausbildung im Handwerk statt Abitur

Aber wie war der Weg zur Influencerin im SHK-Handwerk? Wie viele andere Jugendliche auch wollte Theresa das Gymnasium mit Abitur abschließen. „Ich wollte, was alle anderen auch machen“, sagt sie. Dieser Schulabschluss schien ihr aber letztlich nicht der passende Weg zu sein. Aus diesem Grund arbeitete sie neben dem Abi­tur im Einzelhandel. Sie konnte sich aber nicht vorstellen, ein Leben lang „an der Kasse zu sitzen, Regale einzuräumen oder nur Bestellungen aufzunehmen“. Letztlich brach sie die 13. Klasse vor dem Abitur ab und entschied sich fürs Handwerk.

Da sie bereits öfters ein Praktikum bei ihrem Vater, einem SHK-Unternehmer, absolvierte hatte, fragte sie ihn, ob sie bei ihm arbeiten könne. Die Antwort lautete: ja. Was als Praktikum begann, entwickelte sich zu einem Berufswunsch. Sie durfte mit auf die Baustelle fahren, im Lager arbeiten sowie sich im Büro nützlich machen. Das lief sehr gut, denn es war kein Muss-Einstieg in den Beruf, sondern ein Kann-Einstieg. „Papa hat mir nie aufgezwungen, bei ihm zu arbeiten“, sagt sie rückblickend. Damit war klar: Theresa Taucherts Arbeitsleben begann mit der Ausbildung zur Anlagenmechanikerin SHK. Auf die Frage nach dem Warum erhält man eine selbstbewusste Entgegnung: „Man muss nicht studiert haben, um glücklich zu werden.“

Als Influencerin gewährt die Meisterschülerin Einblicke in den SHK-Alltag.

Bild: Tauchert

Als Influencerin gewährt die Meisterschülerin Einblicke in den SHK-Alltag.

Im Visier der Sportschützin: der Meistertitel

Und was sagt der stolze Vater? „Ich habe mir gedacht, dass Theresa das nur zwei bis drei Monate macht und dann abbricht“, gibt Jens Tauchert ehrlich zu. Aber es kam anders, und das ist auch gut so! Jens Tauchert legte den Grundstein seiner SHK-Firma 1996. Er war als Ein-Mann-Betrieb gestartet. Sein Bruder stieg mit ein, das Unternehmen wuchs und letztlich wurde ein eigenes Firmengebäude errichtet. 50 Mitarbeiter zählt der Betrieb „Jens Tauchert Heizung & Sanitär“ aktuell. Bedient wird vor allem der sogenannte „Speckgürtel“ um Berlin herum, aber auch Aufträge im Zentrum der Hauptstadt sind keine Seltenheit. Der Betrieb ist auf Einfamilien- und Reihenhäuser spezialisiert. Von Bädern und Toiletten über Swimmingpool-Heizungen und Wärmepumpen bis zu Solaranlagen wird alles angeboten, gebaut, montiert, repariert oder instand gesetzt.

Zurück zu Theresa Tauchert. Wie geht es weiter? Derzeit besucht sie die Meisterschule. Sie zog die letzten Teile drei und vier vor. In diesen Klassen war sie auch mit anderen Gewerken zusammen. Aber: Frauen gab es nur wenige. Zusammen mit einer Tischlerin und einer Friseurin teilte sie die Meister-innen-bank. Die beiden ersten Teile absolviert die Anlagenmechanikerin in diesem Jahr. Nur Kolleginnen und Kollegen ihres Gewerks werden bei diesen Abschnitten teilnehmen. Zum Hintergrund: Es ist möglich, die Meisterschule in Vollzeit, zwölf Monate lang, zu besuchen. Bei Teilzeit können die verschiedenen Module innerhalb von drei bis vier Jahren absolviert werden.

Wie stellt sich Theresa die Zeit nach ihrer Meisterprüfung vor? „Sicherlich werde ich natürlich mehr im Büro sein. Dennoch möchte ich immer wieder rausfahren“, sagt sie. Anlagen würde sie weiterhin gerne inspizieren bzw. austauschen. Schließlich ändere sich die Technik ja ständig und da müsse sie „dranbleiben“. Kontakte zu Geschäftspartnern und Großhandel möchte sie intensivieren. Der Umgang mit Chefs anderer Gewerke wird dann wichtiger sein. Am wichtigsten aber ist: „Ich möchte noch viel von meinem Papa lernen“, sagt die angehende Meisterin. So wie er umgekehrt von ihr „gelernt“ hat, wie das mit den sozialen Medien so funktioniert und was es bringt.

Kein K(r)ampf der Geschlechter mehr

Und wie ist das so mit den Klischees, Frauen und Handwerk? Natürlich bekomme sie als SHK-Kollegin im Betrieb – die viel auf dem Kasten hat – als Frau dennoch einiges zu hören, das sei ihr bewusst. Zum Beispiel, dass Männer sich leichter tun, schweres Material zu tragen, etwas hinaufzuheben oder einfach nur für längere Zeit den Bohrer zu bedienen. „Wir und auch die männlichen Kollegen sind ja nie allein auf der Baustelle. Auch Männer brauchen für vieles jemand Zweiten, um etwas aufzustellen oder zu montieren“, entgegnet Theresa. Zudem gebe es auch bei Männern eher schmächtige Personen, die einen guten Job machen. Körperliche Fitness ist ihr dennoch wichtig. In der Freizeit trainiert sie in einem Studio, fährt Rad und geht Skifahren. Zielsicher ist sie zudem nicht nur bei der Berufswahl und als Influencerin unterwegs: In einem Verein legt sie als Sportschützin auf Tontauben an.

Die Lebensgeschichte klingt rund. Aber was könnte noch besser laufen? An der Ausbildung würde sie zuerst den Namen ändern. „Wenn mich die Leute fragen, was ich mache, antworte ich: Anlagenmechanikerin SHK“, sagt Theresa. In der Folge werde sie gefragt, welche Anlagen das denn so seien – ein Ausdruck von Unverständnis. „Deshalb würde ich den komplizierten Namen Anlagenmechanikerin für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik gerne vereinfachen“, sagt sie. Ihr Vorschlag: Mit dem Meistertitel „Installateurin und Heizungsbauerin“ könne jeder etwas anfangen. „In Zukunft werde ich also zum Beispiel sagen: Ich bin Heizungsbauerin.“ Auch als Influencerin und Vorbild in den sozialen Medien, versteht sich.

Frauen und Handwerk? Das passt wunderbar, sagt Theresa Tauchert.

Bild: Tauchert

Frauen und Handwerk? Das passt wunderbar, sagt Theresa Tauchert.
Auf Instagram, Tiktok und Co. lebt der SHK-Beruf auch digital!

Bild: Screenshot SBZ

Auf Instagram, Tiktok und Co. lebt der SHK-Beruf auch digital!

Bild: Screenshot SBZ

Autorin

Cornelia Mayr
ist Fachjournalistin und lebt in Wien in Österreich.

Bild: Mayr

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