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Warum ein SHK-Betrieb in eine Badausstellung investiert

Benjamin Kauderer hat in den vergangenen Jahren einige mutige Entscheidungen getroffen. Mit den meisten lag er goldrichtig. Wie mit dem jüngsten Vorhaben, den neuen ­Firmensitz um eine eigene Badausstellung zu erweitern. In Zeiten, in denen vor allem Heizungstechnik und erneuerbare Energien ein großes Thema sind, dagegen das Badgeschäft eher schleppend läuft, müsste hinter der Investition eigentlich ein großes Fragezeichen stehen. Nicht so bei dem 40-jährigen Handwerksunternehmer.

Aber der Reihe nach. Als SHK-Vollblutprofi hat der Meister 2014 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Anfangs als „Einzelkämpfer“ unterwegs, beschäftigt er heute acht Mitarbeitende, zwei Auszubildende. Zu Beginn dieses Jahres wurde der neu errichtete Firmensitz bezogen. Auf rund 600 m2 Grundfläche ist „Kauderer Haustechnik“ im ländlichen Auenwald beheimatet (Ortsteil Mittelbrüden, das liegt ca. 40 km nordöstlich von Stuttgart, die nächstgrößere Stadt heißt Backnang). Unter dem Dach des überwiegend aus Holz gefertigten Gewerbeneubaus sind Lager und Büros, Personalräume und Umkleide, Präsentations- und Besprechungsräume versammelt. Und eben die rund 70 m2 große Badausstellung. Die Fläche teilen sich individuell gestaltete Schauflächen – etwa mit Textiltapeten, besonderer Farbgestaltung und ansprechender Beleuchtung versehen – und Präsentationsbereiche für z. B. Armaturentypen und Aufsatzwaschbecken (wie von Glass Design). Weiterer Bestandteil ist eine Kollagensammlung zur Stilberatung.

Hinter der Investition in die Ausstellung steht der Wunsch nach einer größeren Unabhängigkeit. Benjamin Kauderer möchte „Herr über den gesamten Ablauf“ im Badgeschäft sein. Zwar gibt es im Umland einige Badstudios namhafter Großhändler, die er in der Vergangenheit auch gerne genutzt hat (und in Ausnahmen auch heute noch besucht). Aber in den „eigenen vier Wänden“ kann die Beratung letztlich vollumfänglich in seinem Sinne erfolgen. Dazu passt, dass er auf diesem Weg eben auch zeigt, was Kauderer Haustechnik bei der Badgestaltung „so alles draufhat“. Die Beispielbäder spiegeln seine Kompetenz, ein in sich stimmiges Badkonzept zu planen und umzusetzen. Von der Einteilung der Raumgestaltung über die Auswahl der exklusiven Sanitärobjekte und Möbel bis hin zu Farben und Beleuchtung. Als Komplettbadanbieter ist das für ihn ein entscheidender Hebel, den die Einbindung einer Großhandelsausstellung so nicht bieten konnte.

Ergo: Standardkojen gibt es in Auenwald keine. Allenfalls könnte man von „gehobenem Standard“ sprechen. Der Chef verfolgte bei der Planung ein anderes Ziel: „unverwechselbar sein“. Und das beschränkt sich nicht allein auf Sanitär. So begegnen einem beim Rundgang annähernd fotorealistisch bedruckte Tapeten (von FFT, nassraumgeeignet) und eine Moosfläche an den Wänden. Pendelleuchten und Lichtbänder setzen Akzente. Besonders stolz ist der Hausherr auf seine beiden Gäste-WCs. Da wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Aus gutem Grund. „Tolle Schaueffekte sind das eine, aber einen ganzen Raum mal in Ruhe auf sich wirken zu lassen, so wie er gedacht und konzipiert ist, das geht halt am besten unter realen Testbedingungen“, sagt Benjamin Kauderer.

Wir terminieren Badaufträge jetzt schon fürs nächste Jahr.

Benjamin Kauderer

Bild: Denis Kauderer

Und wie funktioniert das Konzept? „Wir terminieren Badprojekte jetzt schon fürs nächste Jahr. 2024 sind wir badseitig ausgebucht“, sagt der 40-Jährige. Es handelt sich zum überwiegenden Teil um Komplettbäder. Damit hebt sich Kauderer Haustechnik von der allgemeinen Sichtweise ab, in der Bäder aktuell im Handwerksgeschehen eine untergeordnete Rolle spielen. Ein Grund dafür ist sicher der gute Ruf, den sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Einen weiteren Schub gab der neue Firmensitz mit Badausstellung und letztlich die offizielle Eröffnungsfeier mit mehreren Hundert Gästen im Frühsommer.

Das hat gerade dieses Jahr die Weiterempfehlung von Kunde zu Kunde befeuert. Darüber hinaus pflegt der Handwerksunternehmer auch die digitale Werbeseite. Bei Google ist er regional gesetzt auf der ersten Seite der Suchergebnisse, zudem ist er auf dem Social-Media-Kanal Instagram unterwegs. Gerade dort zeigt er gerne außergewöhnliche Komplettbäder, die er umgesetzt hat. Daran wäre vor einigen Jahren gar nicht zu denken gewesen. Vor allem, weil Benjamin ­Kauderer anfangs „das Thema Komplettbad gescheut hat“, wie er sagt. Der Aufwand, gerade bei der Koordination, schreckte ihn ab. Dass er heute sattelfest in dem Bereich unterwegs ist, hat viel mit Lern­effekten zu tun, aber auch mit guter Organisation. Und nicht zuletzt mit überzeugendem Anbieten und Verkaufen. Aktuell arbeitet er für die Visualisierung mit Palette CAD, seine Projekte werden mit Craftnote verwaltet. Fürs Aufmaß wurde jüngst Immersight angeschafft. Lerneffekte gab es vor allem bei den Partnergewerken. Es dauerte, bis er Maler, Fliesenleger oder Elektriker gefunden hatte, bei denen es fachlich und menschlich passte. Ebenso beim Verkaufsprozess und bei der Umsetzung. Bevor da alle Abläufe saßen, war eben Ausprobieren angesagt. Und weil man ja nie auslernt, absolviert der Chef noch eine
Fortbildung bei der Badplanungs-Akademie (www.­deincreativlab.de). Da vertieft er seine Kenntnisse unter anderem in der Beratung, in Präsentation und Verkauf, aber auch in der Gestaltung der Abläufe an sich, vom Erstgespräch mit den Kunden bis hin zur Übergabe. Die Macher hinter deincreativlab.de hatten ihn auch bei der Ausstellungsplanung beratend unterstützt.

Dass diese Kombination aus Badausstellung und Weiterempfehlung, moderner Präsentation und Bad-Beratungskompetenz jenseits von Armatur und Keramik dazu führt, trotz allgemeiner Flaute deutlich mehr Badaufträge zu erhalten als erwartet, leuchtet ein. Aber fragt man Benjamin Kauderer nach der einen Zutat, die letztlich entscheidenden Einfluss auf den Erfolg hat, ist die Antwort überraschend eindeutig: „Verlässlichkeit“. Und zwar in Richtung Gewerkepartner wie auch beim Kunden.

Beim Rundgang findet der Besucher foto­realistisch bedruckte ­Tapeten (von FFT, ­nassraumgeeignet) und eine Moos­fläche an den ­Wänden. Auch Lichtplanung spielt ­eine wichtige Rolle.

Bild: Denis Kauderer

Beim Rundgang findet der Besucher foto­realistisch bedruckte ­Tapeten (von FFT, ­nassraumgeeignet) und eine Moos­fläche an den ­Wänden. Auch Lichtplanung spielt ­eine wichtige Rolle.
Ein Gäste-WC kann zum gestalterischen Highlight werden.

Bild: SBZ / Jäger

Ein Gäste-WC kann zum gestalterischen Highlight werden.
Zur Beratung der Badinteressierten gehört auch ­eine ­Kollagenwand.

Bild: SBZ / Jäger

Zur Beratung der Badinteressierten gehört auch ­eine ­Kollagenwand.
Acht Mitarbeitende und zwei Azubis sind der Kern des Betriebs.

Bild: Denis Kauderer

Acht Mitarbeitende und zwei Azubis sind der Kern des Betriebs.
Technik, etwa ein Dusch-WC, wird in Funktion gezeigt.

Bild: SBZ / Jäger

Technik, etwa ein Dusch-WC, wird in Funktion gezeigt.

Autor

Dennis Jäger
ist Chefredakteur der SBZ

Bild: SBZ

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