Zu allen Zeiten hat das Handwerk selbst für den eigenen Nachwuchs gesorgt. Diese Erkenntnis wird auch durch die „Geschichte der SHK-Handwerke in Sachsen“ bestätigt. Eine siebenbändige Buchreihe wurde unter dem Titel „Vom Zunfthandwerk zum Fachverband“ am 4. September im Markkleeberg vorgestellt. Insgesamt 19 Jahre wurden benötigt, damit der „Sächsische Förderverein zur Erforschung der Geschichte der SHK-Handwerke e.V.“ sein historisches Projekt abschließen konnte.
Im Band 1 bietet Prof. Manfred Straube anhand handschriftlicher Überlieferungen Einblicke in die Entwicklung der Zünfte und Handwerke, die Bedingungen des Marktes und die soziale Stellung von Lehrjungen, Gesellen und Meistern. Fußbodenheizungen spendeten bereits 100 v. Chr. den Römern behagliche Wärme, während der Kachelofen erst um 800 n. Chr. in Gebrauch kam.
Im 2. Band stellt Dr. Bernd Pauli die gravierenden Veränderungen dar, die die Industrielle Revolution für die Handwerker jener Zeit mit sich brachte. Er gibt einen Einblick in die Berufs- und Lebenswelt der Handwerker in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie sie lebten und arbeiteten. Anschaulich und informativ für den Fachmann als auch für den interessierten Laien.
Beate Klemm zeigt im Band 3 wie das Handwerk von der rasanten Entwicklung der Produktivkräfte in Deutschland profitierte aber auch gleichzeitig ums Überleben kämpfen musste.
Die Autoren Kai Haase und Jan Hüfner beweisen im Band 4 die These, dass die sogenannten „Goldenen Zwanziger“ nur deshalb so goldig erschienen, weil sie zwischen zwei verheerenden Wirtschaftskrisen eingebettet waren. Es zeigt sich, dass die Existenz vieler Handwerksbetriebe während der Weltwirtschaftskrise am seidenen Faden hing. Gegen die Wirrnisse der wirtschaftlichen Entwicklung der 1920er-Jahre erwiesen sich vor allem die handwerklichen Kleinbetriebe als widerstandsfähig. Teile der Handwerkerschaft setzten ihre Hoffnung auf die aufstrebende NSDAP.
Im Band 5 beschreiben Withold Fischer und Jan Hüfner, dass die Hoffnung gegenüber der NSDAP nicht erfüllt wurde. Im Gegenteil, das Handwerk in Deutschland wurde systematisch dem nationalsozialistischen Führerprinzip untergeordnet. Dabei wurde es von Vertretern des Handwerks selbst noch unterstützt. Der überwiegende Teil der Handwerker verhielt sich politisch passiv und war vor allem mit dem Kampf um die eigene Existenz befasst.
Im Band 6 stellt Beate Klemm dar, wie sich die SED-Parteiführung und die Staatsorgane der DDR seit ihrer Gründung vergeblich bemühen, die Bevölkerung stabil mit handwerklichen Dienstleistungen zu versorgen. Die Wirtschaft und so auch das Handwerk werden ideologischen Prinzipien untergeordnet. Daraus ergeben sich fatale Folgen: Miss- und Mangelwirtschaft trotz Planerfüllung. Das private Handwerk sollte möglich komplett in sozialistische Produktionsverhältnisse (PGH) überführt, also praktisch abgeschafft werden. Aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus mussten die Partei- und Staatsorgane allerdings immer wieder Kurskorrekturen durchführen.
Der Band 7 befasst sich mit der Entstehung, Entwicklung, Zerschlagung und Wiedergeburt der sächsischen Berufsorganisation des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks. Dr. Bernd Pauli schildert, wie die SHK-Handwerker in Deutschland als Interessengemeinschaft zusammenfinden und wie sie mithilfe ihrer Berufsorganisation Einfluss auf die Wirtschaft und die Politik auszuüben versuchen. Er zeigt den widerspruchsvollen Prozess des Ringens um die Geschlossenheit des SHK-Handwerks unter wechselnden politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen. Der zeitliche Rahmen reicht dabei von der Einführung der Gewerbefreiheit in Sachsen 1861 bis in die Zeit kurz nach 1990.
Der Förderverein zur Erforschung der Geschichte der SHK-Handwerke soll zum Jahresende aufgelöst werden. Vorsitzender bleibt bis dahin Wolfgang F. Eschment, Geschäftsführer Dr. Bernd Aris. Die Bände können einzeln bei dem im SHK-Fachverband Sachsen angesiedelten Förderverein zum Einzelpreis von 19 Euro oder alle sieben Bände im Schuber für 99 Euro bestellt werden.