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Damit der Keller nicht baden geht

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Kanalindizierte Überflutungen entstehen in unmittelbarer Folge von Starkregen, bei dem es sich nicht immer um ein Jahrhundertereignis handeln muss. Insbesondere in den Sommer- und Herbstmonaten tritt häufig so vehementer Regen mit derart großen Niederschlagsmengen auf, dass die Kanalisation an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit gelangt. Die Beseitigung der Schäden an Infrastruktur und privatem Wohneigentum verursacht enorme Kosten. Um die negativen Auswirkungen der statistisch gesehen immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse einzudämmen, wird an unterschiedlichen Lösungsansätzen gearbeitet. Einer der Ansätze besteht in der Einführung von app-gestützten Frühwarnsystemen, die Pegelstände und Unwetterwarnungen an die Bürger senden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt in zwei Stufen vor solch großen Niederschlagsmengen, die meist sehr lokal auftreten. Ab einer Regenmenge von 15 l/m² in einer Stunde werden sogenannte „Markante Wetterwarnungen“ ausgegeben, sprich Unwetterwarnungen mit entsprechend höheren Werten.

Auch für die Dimensionierung von Stadtentwässerungsnetzen werden die statistischen Auswertungen des DWD zu Starkregenereignissen in der jeweiligen Region genutzt. Aus wirtschaftlichen Gründen können Entwässerungssysteme jedoch nicht so ausgelegt werden, dass bei Auftreten von Starkregen ein absoluter Schutz vor Überflutung gewährleistet ist. Und außerdem führen nicht nur Starkregenereignisse, sondern auch Querschnittsverengungen – die durch Ablagerungen oder Verstopfungen im Kanalsystem entstehen –, Rohrbrüche und Pumpenausfälle im öffentlichen Kanalsystem dazu, dass das Abwasser nicht mehr so schnell wie erforderlich abfließen kann und sich dadurch über die Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene wie beispielsweise Bodenabläufe, Waschbecken, WCs, Waschmaschinen und Duschen in das Gebäude zurückstaut. Die Räume unterhalb der Rückstauebene werden bereits dann schon überflutet, bevor es für die Öffentlichkeit durch angehobene Schachtdeckel und überflutete Straßen überhaupt sichtbar wird. Sind Entwässerungsgegenstände unterhalb der Rückstauebene vorhanden, erweisen sich sorgfältig ausgewählte technische Barrieren in Form von Hebeanlagen und Rückstauverschlüssen als die beste Vorsorge gegen eindringendes Wasser durch eine überlastete Kanalisation.

Plötzlicher Starkregen birgt die Gefahr einer Überlastung der Kanalisation. Ist die Kapazität der Kanalschächte erschöpft, fließt das Wasser in die umliegenden Gebäude zurück.

Bild: ACO Haustechnik

Plötzlicher Starkregen birgt die Gefahr einer Überlastung der Kanalisation. Ist die Kapazität der Kanalschächte erschöpft, fließt das Wasser in die umliegenden Gebäude zurück.

Normen und rechtliche Grundlagen

Bei der Planung, Ausführung und Wartung von Rückstausystemen sind eine Reihe von technischen Regeln sowie die lokale Entwässerungssatzung zu beachten. Die Normen sind anerkannten Regeln der Technik und unterstützen bei der Bedarfsermittlung und Auswahl der richtigen Barriere gegen Rückstau aus dem Kanal.

Maßgebend für Rückstauschutz sind die Normen DIN EN 12 056 und DIN 1986-100. Sie regeln die grundsätzliche Planung und Dimensionierung von Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden. DIN 1986-100 ist zusätzlich bis zur Grundstücksgrenze gültig. Für die Grundstücksentwässerung gilt die Normenreihe DIN EN 752 „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden“. Ihr Geltungsbereich erstreckt sich von der Gebäudeperipherie bis zum Klärwerk und ist damit überwiegend auf die kommunale Entwässerung zugeschnitten.

Gemäß DIN EN 12 056 und DIN 1986-100 sind Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene durch aktive Rückstausicherungen, also automatisch arbeitende Abwasserhebeanlagen mit Rückstauschleife, gegen Rückstau aus dem Kanal zu sichern. Passive Rückstausicherungen, also Rückstauverschlüsse können verwendet werden, wenn alle folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Das Abwasser muss im natürlichen Gefälle abgeführt werden können
  • Die Räume müssen von untergeordneter Nutzung sein, das heißt keine wesentlichen Sachwerte oder die Gesundheit der Bewohner dürfen bei Überflutung der Räume beeinträchtigt werden
  • Der Benutzerkreis muss klein sein und diesem muss ein WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung stehen
  • Bei Rückstau kann auf die Benutzung der Ablaufstelle verzichtet werden
  • Abweichend dazu können die lokalen Entwässerungssatzungen zusätzliche Bedingungen enthalten, die die Produktauswahl übergeordnet einschränken. Warum die Vorgaben aus der Norm und den Entwässerungssatzungen so strickt sind, leitet sich aus der Erfahrung hinsichtlich der vorgeschriebenen Wartungsarbeiten ab. Da es sich um technische Anlagen handelt, sind regelmäßige und sorgfältige Wartungsarbeiten unbedingt durchzuführen. Die Regeln für Betrieb und Wartung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke sind in der DIN 1986-3 festgelegt.

    In der Praxis bedeutet das: Rückstausysteme müssen zwar ständig funktionsfähig sein, sind aber nicht wie etwa Dusche oder Heizung – täglich im Gebrauch und vor Augen. Fällt beispielsweise eine Abwasserhebeanlage aufgrund mangelhafter oder unterlassener Wartung aus, so wird der Fehler schnell erkannt und nur das eigene Abwasser nicht abgepumpt. Der Schaden hält sich in Grenzen und Rückstauschutz ist weiterhin gegeben. Der Ausfall eines Rückstauverschlusses, aufgrund mangelhafter oder unterlassener Wartung, wird meist erst bei einem Rückstaufall erkannt. Zu spät, denn ein Schutz gegen Rückstau ist dann nicht mehr gegeben. Und so stellt sich im Schadensfall meist unerwartet die Frage der Haftung.

    Der Bundesgerichtshof urteilte folgendermaßen und unterstreicht damit, dass umfassender Rückstauschutz Privatsache ist und in der Verantwortung der Hausbesitzer, Bauherren oder Altbausanierer liegt: Bei einem Rückstauschaden haftet die Gemeinde trotz unterdimensionierter Kanalisation nicht aus Amtshaftung oder aus öffentlich-rechtlichem Schuldverhältnis, wenn der Grundstückseigentümer entgegen der Entwässerungssatzung keine eigene Rückstausicherung eingebaut hat.

    Lösungen für fachgerechten Rückstauschutz

    Die Auswahl der richtigen Lösung für den Rückstauschutz erfolgt in erster Linie nach den Maßgaben der Einbausituation und anhand technischer Leistungsmerkmale. Das Augenmerk sollte jedoch nicht nur auf den Produkteigenschaften, sondern auch auf dem weiteren Leistungsspektrum des Anbieters liegen. Hier zu nennen wären neben einem umfangreichen Sortiment auch ein individueller Beratungs-, Planungs- und Berechnungsservice, ein verlässlicher und kompetenter Kunden- und Außendienst sowie die umfassende Produktdokumentation in gedruckter Form und online. Hinsichtlich Technik und Einbau gilt es bei der Auswahl der richtigen Rückstausicherung vier grundsätzliche Fragen zu berücksichtigen bzw. zu beantworten:

  • Besteht ein Gefälle von der Entwässerungsebene zum Kanal oder liegt die Ebene unterhalb der Kanalisation?
  • Welche Bereiche sind zu schützen? Handelt es sich um Räume von untergeordneter Nutzung (keine Sachwerte, z. B. einfache Lagerräume) oder um Räume mit Sachwerten (z. B. Vorratslager, Technikräume)?
  • Kann auf die Ablaufstelle während eines Rückstaus verzichtet werden oder muss die Abwasserableitung durchgängig gewährleistet sein (z. B. bei Räumen mit ­Fettabscheidern, fremdvermietete Einliegerwohnung)?
  • Fließt in dem zu sichernden Rohrbereich fäkalienfreies oder fäkalienhaltiges Wasser, das heißt befinden sich im Keller nur Waschmaschine und Waschbecken oder auch eine Toilette?
  • Passiver Rückstauschutz mittels Rückstauverschluss. Die Anforderungen an Rückstauverschlüsse für Gebäude sind in der DIN EN 13564 definiert.

    Bild: ACO Haustechnik

    Passiver Rückstauschutz mittels Rückstauverschluss. Die Anforderungen an Rückstauverschlüsse für Gebäude sind in der DIN EN 13564 definiert.

    Passiver Rückstauschutz durch Rückstauverschlüsse

    Können alle oben genannten Kriterien erfüllt werden, dürfen Rückstauverschlüsse eingesetzt werden. Die Schutzwirkung entsteht durch Verschluss der Rohrleitung, wodurch das Eindringen von rückstauendem Abwasser verhindert wird. Ausschlaggebend für die Auswahl muss immer das durchfließende und nicht das rückstauende Abwasser
    sein.

    ACO Haustechnik beispielsweise verfügt über drei Lösungen für unterschiedliche Anforderungen: Der Kellerablauf ACO Junior mit integriertem Rückstauverschluss entspricht Typ 5 nach DIN EN 13 564. Er ist aufgrund seiner kompakten Abmessungen besonders für die ­Sanierung von Kellerräumen geeignet, in denen nachträglich eine Ablaufstelle gegen Rückstau gesichert werden soll. Auch der Doppelrückstauverschluss ACO Triplex-K-2 Typ 2 für durchgehende Rohrleitungen entspricht der DIN EN 13 564. Diese beiden Modelle sind nur für fäkalienfreies Abwasser geeignet.

    Wenn unterhalb der Rückstauebene eine Toilette liegt, kommt der ACO Quatrix-K Typ 3F zum Einsatz. Die Rückstauverschlüsse Triplex-K und Quatrix-K sind jeweils für den Einbau in die freiliegende Rohrleitung oder als Schachtsystem für den Einbau in die Bodenplatte erhältlich. Durch ihre geringen Ausmaße eignen sie sich auch zum nachträglichen Einbau in vorhandene Schächte.

    ACO Kellerablauf Junior mit Rückstauverschluss für fäkalienfreies Abwasser – zum Einbau in die Bodenplatte.

    Bild: ACO Haustechnik

    ACO Kellerablauf Junior mit Rückstauverschluss für fäkalienfreies Abwasser – zum Einbau in die Bodenplatte.
    Rueckstauverschluss fuer faekalienfreies Abwasser ACO Triplex von ACO Haustechnik, hier mit Nennweite DN 100 eingebaut in einem bauseitigen Schacht.

    Bild: ACO Haustechnik

    Rueckstauverschluss fuer faekalienfreies Abwasser ACO Triplex von ACO Haustechnik, hier mit Nennweite DN 100 eingebaut in einem bauseitigen Schacht.

    Aktiver Rückstauschutz durch Abwasserhebeanlagen

    Auch bei den Aktiv-Rückstausicherungen unterscheidet man die Anlagentypen nach Art des Abwassers, nämlich ob fäkalienfreies oder fäkalienhaltiges Abwasser gehoben werden soll. Neben der Beschaffenheit des Abwassers sind die Förderhöhe und der vorgesehene Einbauort ein wichtiger Punkt bei der Wahl des richtigen Produkts.

    Im Normalfall sind Abwasserhebeanlagen mit einer einzelnen Pumpe ausgestattet. Darf der Abwasserzufluss, bzw. die Abwasserableitung während des normalen Betriebes nicht unterbrochen werden, ist nach EN 12 056-4 eine Hebeanlage mit einer zweiten Pumpe (Duo-Hebeanlage, Doppel-Anlage) mit gleicher Leistungsfähigkeit vorzusehen. Dies ist beispielsweise immer der Fall bei der Entwässerung tiefliegender Bereiche von Mehrfamilienhäusern, Büros, Gewerbebauten, Krankenhäusern oder von Abwässern aus Abscheideranlagen. Doppelanlage heißt hier nicht, dass zwei Pumpen permanent gleichzeitig laufen. Vielmehr werden diese Anlagen bzw. Pumpstationen so betrieben, dass die Pumpen immer wechselseitig arbeiten und dadurch gleichmäßig beansprucht werden.

    Eine Lösung für fäkalienhaltiges Abwasser sind beispielweise die Hebeanlagen der Baureihe ACO Muli-Star, als Mono oder Duo-Ausführung. Sie sind kompakt, leistungsstark und auch für schwierigste Einbausituationen geeignet. Abhängig von der Art des Betriebs gibt es Anlagen mit einem Nutzvolumen von 25 l bis zu 185 l. ACO Pumpstationen sind nach dem Baukastenprinzip aufgebaut: Belastungsklasse, Steuerung, Art der Niveaumessung, Pumpentyp und diverse Zubehörteile können frei gewählt werden. Ist ein bauseitiger Schacht bereits vorhanden oder soll dieser saniert werden, erweist sich das flexible ACO Powerlift Einbauset als nützliche Lösung.

    Die richtige Auslegung einer Hebeanlage oder Pumpstation für ein Bauvorhaben war in der Vergangenheit eine aufwändige Angelegenheit. Sie verlangte viele Berechnungen und große Erfahrung seitens der Planer. Die Änderung eines einzigen Parameters erforderte oft die komplette Überarbeitung der Auslegung. Mit dem Auslegungstool für Abwasserhebeanlagen und Pumpstationen von ACO Haustechnik gehört dieser Aufwand
    der Vergangenheit an. Das Tool übernimmt die Berechnungen in Echtzeit und stellt die Ergebnisse nachvollziehbar und übersichtlich dar.

    Wenn unterhalb der Rückstauebene eine ­Toilette liegt, kommt der Rückstauautomat ACO Quatrix-K Typ 3F zum Einsatz, hier ­freiliegend in der Rohrleitung verbaut.

    Bild: ACO Haustechnik

    Wenn unterhalb der Rückstauebene eine ­Toilette liegt, kommt der Rückstauautomat ACO Quatrix-K Typ 3F zum Einsatz, hier ­freiliegend in der Rohrleitung verbaut.
    Katrin Kropp
    ist Produktmanagerin Rückstau bei ACO Haustechnik in 36457 Stadtlengsfeld,
    Telefon (03 69 65) 8 19-0,

    Bild: ACO Haustechnik