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Fachwissen für die Praxis

Neue Regelwerke für Trinkwasser

Inhalt

Eine Vielzahl von neuen Normen und Regelwerken für die Trinkwasser-Installation sind in den vergangenen Monaten erschienen. Im November 2011 gab beispielsweise die geänderte Trinkwasserverordnung (TrinkwV) entscheidende Impulse rund um den Erhalt der Trinkwassergüte, wie die verpflichtende Überprüfung auf Legionellen in gewerblich genutzten Anlagen. Nur wenige Wochen später wurde der letzte Teil der neuen europäischen Normenreihe EN 806 veröffentlicht. Und seit Mai 2012 liegen auch die beiden Ergänzungsnormen DIN 1988-200 und -300 im Weißdruck vor. Damit gehört die bisher bekannte DIN 1988 der Vergangenheit an. Entsprechend hoch ist aktuell das Interesse der Fachplaner und Installateure, denn die müssen ab sofort die neuen Regelwerke umsetzen. Es gibt also eine Fülle von neuen Informationen, Rahmenbedingungen und Anforderungen, die aber alle im Wesentlichen ein gemeinsames Ziel haben: den Erhalt der Trinkwassergüte bis zur letzten Entnahmestelle. Welche von den vielen neuen Anforderungen dafür in der täglichen Praxis vor allem zu beachten sind, das schilderten beim Viega-Fachsymposium in Leipzig Professor Dr. Thomas Kistemann, Dipl.-Ing. Michael Lübbert, Dieter Hellekes, Professor Klaus Rudat, Dipl.-Ing. Wolfgang Hentschel und Dr. jur. Daniel Häußermann.

Theorie und Praxis eng verwoben

Dass Gebäudetechnik für Trinkwasser viel mehr ist als nur einige neu gefasste Paragrafen, wurde beim Auftaktvortrag von Professor Dr. Thomas Kistemann (Bonn) deutlich. Als Hygieniker führte er seine Zuhörer in die Entwicklungsgeschichte und das Populationsverhalten von Mikroorganismen ein, bevor er die Konsequenzen für die Praxis auf Basis der Anforderungen der TrinkwV erläuterte. Laut Kistemann sind für den Erhalt der Trinkwassergüte die Wechselwirkungen von Temperatur, Wasseraustausch und Durchströmung entscheidend. Seine Botschaft: „Die Endpunktkontrolle reicht zum Erhalt der Trinkwassergüte nicht aus. Was wir brauchen, ist eine systemische Betrachtung der Trinkwasser-Installation.“ Deswegen fordert der Hygienespezialist unter Berücksichtigung der gegebenen Betriebsbedingungen eine Bewertung des gesamten Fließweges bis zur letzten Entnahmestelle – analog zur VDI 6023.

Klar strukturiert vorgehen

Dass dieser Ansatz in jedem Objekt unabhängig von Nutzung und Größe umsetzbar ist, machte Fachingenieur Michael Lübbert (Hannover) deutlich. Seit Jahren befasst er sich mit der Auslegung von Trinkwasser-Installationen in hygienekritischen Gebäuden wie Krankenhäusern oder Altenheimen. Aus dieser Erfahrung heraus rät Lübbert bei der Planung von Trinkwasser-Installationen zu einer klar strukturierten Vorgehensweise: Um die Vorgaben der Normen und Regelwerke konkret mit Leben zu füllen, empfiehlt er beispielsweise die Erstellung eines Raumbuches, wie es auch mit der neuen DIN 1988-200 zum Teil Pflicht wird. Dann stehen nämlich tatsächliche Bedarfswerte für die Planung schwarz auf weiß fest – und dementsprechend kann eine hygienebewusste Rohrleitungsführung und Systemauslegung erfolgen. Ideal ist dabei die enge Abstimmung mit dem Bauherrn bzw. dem künftigen Betreiber, um möglicherweise sogar noch Einfluss auf die Grundrissplanung des Architekten nehmen zu können.

Bestimmungsgemäßer Betrieb gefordert

Aufgegriffen wurde dieser Gedanke auch durch Wolfgang Hentschel (Frankfurt), der als ehemaliger Sachgebietsleiter am Amt für Gesundheit in der Main-Metropole hunderte von kontaminierten Trinkwasser-Installationen untersucht und Konzepte für deren Sanierung entwickelt hat. Dabei stellte Hentschel immer wieder fest, dass viele der aufwendigen Sanierungen nachhaltiger wären, wenn anschließend auch die Nutzungsgewohnheiten optimiert würden. Stattdessen komme es aber oftmals durch einen nicht bestimmungsgemäßen Betrieb über kurz oder lang wieder zu einer Kontamination. Ein auf einer Datenbank basierender „Water Safety Plan“, so die Forderung des Praktikers, „ist also gerade bei komplexen Trinkwasser-Installationen fast zwingend erforderlich“. Werde der dann auch noch kontinuierlich weiterentwickelt und dokumentiert, sei eine erfolgreiche Anlagensanierung nach DVGW-Arbeitsblatt W 551 sicher gestellt.

Geeignete Berechnungsverfahren

Wie entscheidend in Trinkwasser-Installationen für den Erhalt der Wassergüte bis zur letzten Entnahmestelle die bedarfsgerechte (sprich: minimale) Dimensionierung ist, bestätigte in diesem Zusammenhang Prof. Klaus Rudat (Berlin): „Wer eine hygienebewusste Rohrleitungsführung wählt und die Auslegung gemäß DIN 1988-300 vornimmt, konzipiert automatisch Anlagen, die auch bestimmungsgemäß betrieben werden können.“ Selbst spezielle Teilbereiche, wie ausgedehnte Zirkulationssysteme oder Ringleitungssysteme in der Stockwerksverteilung, seien davon nicht ausgenommen. „Auch dazu gibt es in den neuen Regelwerken geeignete Verfahren, an denen man sich orientieren sollte“, so Rudat. Anhand von Berechnungsbeispielen zeigte er außerdem Lösungswege für kombinierte Anlagen mit Druckerhöhung und Feuerlöschleitungen auf und machte auch dafür die entscheidenden Planungskriterien für den Erhalt der Trinkwassergüte transparent.

Abgestimmt: Software und ­Systeme

Wie das planerisch und installationstechnisch durch Software sowie entsprechende Installa­tionssysteme umzusetzen ist – auch darauf gab die Veranstaltungsreihe von Viega eine Antwort. Schließlich tritt der Systemanbieter schon seit Langem für die möglichst schlanke Auslegung von Trinkwasser-Installationen ein. „Die Anwendung einer auf den Erhalt der Trinkwassergüte ausgerichtete Planungssoftware ist dafür eine entscheidende Voraussetzung“, so Viega-Schulungsleiter Dieter Hellekes. Mit dem Einsatz durchflussoptimierter Rohrleitungssysteme sowie gegebenenfalls dezentraler Spültechnik, die den geforderten Wasseraustausch auf jeden Fall sicherstellt, kann sich der Endkunde auf die gewünschte Trinkwassergüte auch an der letzten Entnahmestelle verlassen.

Umfassende Kommunikation ­notwendig

Abgerundet wurde das fundierte Informa­tionsspektrum des Viega-Fachsymposiums letztlich aber durch einen Juristen, Dr. Daniel Häußermann (Heidelberg). Sein Ansatz, entlang der planerischen Leistungskette gemäß den HOAI-Phasen entscheidende Fallstricke für die Fachplanung zu benennen, war das eine. Daraus ableitend aber sofort erfolgreiche Lösungswege aufzuzeigen – damit konnte er die Zuhörer für sich einnehmen, statt sie nur mit Angst-Szenarien wieder in ihre tägliche Arbeit zu entlassen. So verwies der Jurist beispielsweise darauf, wie wichtig auf dem Bau mittlerweile „über das Fachwissen hinaus die umfassende Kommunikation in alle Richtungen“ geworden ist. Das betrifft die Nahtstelle zu anderen Gewerken genauso wie die Aufklärung des Bauherrn, damit der überhaupt erst einmal erfährt, welche Verantwortung ihm selbst bei dem Erhalt der Trinkwassergüte in seiner Installation zukommt.

Fazit

Durch die zahlreichen Normenänderungen und Regelwerksergänzungen sind Fachleute mehr denn je in der Pflicht, schon bei der Auslegung der Trinkwasser-Installationen dem hohen Schutzziel Trinkwassergüte Rechnung zu tragen und diese von der Planung und Installation über die Inbetriebnahme bis hin zum bestimmungsgemäßen Betrieb abzusichern. Dass das möglich ist, wird in den Viega-Fachsymposien deutlich. Durch die praxisnahe Aufbereitung entscheidender Planungsfragen gelingt es den Referenten, die bisweilen als theoretisch empfundenen Vorgaben der einschlägigen Normen und Regelwerke nachvollziehbar zu machen und für die Zuhörer mit Leben zu füllen.

Tipp

Jetzt noch schnell anmelden

Bis September lädt Viega bundesweit zu insgesamt 14 Symposien ein – und trifft mit dem Thema „Gebäudetechnik für Trinkwasser nach neuen Regelwerken“ das Interesse der Fachplaner und Installateure: Es werden über 4000 Zuhörer erwartet. Allerdings ist wegen der großen Nachfrage lediglich nur noch an den beiden Fachsymposien im September in Rostock und Saarbrücken eine Teilnahme möglich. Anmeldungen und weitere Informationen unter

https://www.viega.de/de/unternehmen/messen-und-veranstaltungen/symposium-2018.html

Buchtipp

Für alle, die an der Viega-Veranstaltungsreihe nicht teilnehmen können, sei auf das ab dem 1. Juli 2012 im Buchhandel erhältliche VDI-Fachbuch „Gebäudetechnik für Trinkwasser“ verwiesen, das alle Teilnehmer am Ende der Veranstaltung als Tagungsband kostenlos erhalten. Auf über 400 Seiten werden die Inhalte der Vorträge des Fachsymposiums mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen im Buch mit der ISBN-Nr 978-3-642-29545-4 ausführlich erläutert. Alle ab sofort geltenden Regelwerke wie die nationalen Ergänzungsnormen der DIN 1988 sind in dem Fachbuch bereits berücksichtigt.

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