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Leichtflüssigkeiten vom Abwasser trennen

Erst abscheiden, dann ableiten

Gefahr für unser Grundwasser entsteht überall dort, wo mit Leichtflüssigkeiten wie z.B. Öl und Benzin gearbeitet wird. Dies ist besonders dort der Fall, wo Fahrzeuge gereinigt, instand gehalten, betankt, verwertet oder auch Kraftstoffe, Öle oder Schmierstoffe abgefüllt und umgeschlagen werden. Schon ein Tropfen Benzin reicht aus, um ein Kubikmeter Wasser unbrauchbar zu machen. Aus diesem Grund fordern behördliche Auflagen zum Beispiel bei Tankstellen den Einbau von Abscheideranlagen. Diese sorgen für die Trennung von Leichtflüssigkeiten, Wasser sowie Schlamm und schützen so unsere ­Umwelt.

Abwasser sicher trennen

Leichtflüssigkeitsabscheider sind prinzipiell in drei Bereiche unterteilt: den Schlammfang, den Abscheiderraum und den Ölspeicher. Der im unteren Teil angeordnete Schlammfang dient zur Rückhaltung von Sinkstoffen wie beispielsweise Sand. Der im oberen Teil angeordnete Ölspeicher hält Leichtflüssigkeiten bis zu einer Dichte von 0,95 kg/cm³ zurück. In der Zone zwischen Schlammfang und Ölspeicher, dem so genannten Abscheiderraum, wird das zufließende Wasser durch die Fließquerschnitts- und Oberflächenvergrößerung weitestgehend beruhigt und dann in die Kanalisation abgeführt. Ein spezielles Einlaufsystem bei Leichtflüssigkeitsabscheidern bewirkt eine so genannte Pfropfenströmung. Das bedeutet, dass die Strömung in der Anlage verlangsamt und damit gleichmäßig hydraulisch wirksam über den Abscheiderraum verteilt wird. Während die Schwerstoffe zu Boden sinken, steigen die Leichtstoffe an die Oberfläche. Sobald 80 % der maximalen Speichermenge der zurückgehaltenen Leichtflüssigkeiten und 50 % des Schlammfangvolumens erreicht sind, muss eine Entsorgung durch ein zugelassenes Entsorgungsunternehmen erfolgen. Um die Entsorgung und die Einhaltung der halbjährlichen Wartung muss sich der Betreiber kümmern. Er ist darüber hinaus auch zu monat­lichen Eigenkontrollen verpflichtet. Um eine einwandfreie Funktion sicherzustellen, ist ­alle fünf Jahre auch eine Generalinspek­tion fällig, zu der darüber hinaus eine ­umfangreiche Dichtheitsprüfung bis zur Schachtabdeckung gehört. Festgestellte Mängel sind sofort zu beseitigen. Zur Erhöhung der Abscheideleistung beziehungsweise Verbesserung der Ablaufwerte kann zusätzlich noch ein Koaleszenzeinsatz eingesetzt werden. Dieser Einsatz hat zwei Funktionen: Zum einen dient er der Strömungsberuhigung, zum anderen „filtert“ er das gesamte Abwasser durch das so genannte Koaleszenzmaterial. Das Material, ein offenporiger PU-Schaumstoff, ist stark oleophil (fettfreundlich). Kleinste Öltröpfchen werden mit der Strömung an diesen Schaumstoff herangeführt und angelagert. Aus den vielen kleinen Tröpfchen bilden sich dann immer größere Tropfen. Haben ­diese eine auftriebsfähige Größe erreicht, verlassen sie den Schaumstoff, steigen nach oben und werden dort von der Ölschicht aufgenommen.

Chemikalienbeständig und langzeitdicht

Entscheidend für die Qualität eines Abscheiders ist neben dem Funktionsprinzip auch eine dauerhafte Dichtigkeit bis zur Geländeoberkante. Denn im schlimmsten Fall verunreinigen austretende Leichtflüssigkeiten nicht nur das Erdreich, sondern auch das Grundwasser. Daher fertigt beispielsweise der Entwässerungsspezialist Kessel seine Behälter aus chemikalien- und korrosionsbeständigem Polyethylen (PE). Zusätzlich ist die Behälterkonstruktion so ausgelegt, dass abzudichtende Stellen auf ein Minimum reduziert werden. Darüber hinaus gibt es aufgrund des monolithischen Behälters auch nur eine Verbindungsstelle zwischen Basisbehälter und Aufsatzstück. Noch vor vielen Jahren war Polyethylen bei Abscheidern völlig unbekannt. Doch mittlerweile dominiert dieser Werkstoff aufgrund seiner Eigenschaften. Für Leichtflüssigkeitsabscheider werden die Vorteile von Kunststoff dennoch bislang relativ selten genutzt. Es gibt zwar mit Polyethylen ausgekleidete Betonabscheider; diese benötigen jedoch aus statischen Gründen immer einen Stahlbetonmantel. Neu ist nun die Idee von Kessel, einen selbsttragenden Behälter aus diesem Werkstoff zu formen. Als einziger Hersteller in Deutschland besitzt das Unternehmen eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt). Um diese Zulassung zu erhalten, waren umfangreiche Zulassungsprüfungen und Nachweise notwendig. Beispielsweise ging man beim statischen Nachweis von einer Lebensdauer von 50 Jahren aus und erreicht selbst dann noch unter Berücksichtigung ­aller Lasteinwirkungen große Sicherheitsreserven.

Funktionsweise und Verarbeitung sind entscheidend

Die Verunreinigung von Wasser lässt sich zum Beispiel bei Tankstellen nicht vermeiden. Das Einleiten des belasteten Schmutzwassers in das Grundwasser allerdings schon – und zwar durch die Reinigung des Wassers durch Leichtflüssigkeitsabscheider. Zusätzlich kann das Risiko vor austretenden Leichtflüssigkeiten durch den Werkstoff PE minimiert werden. Er ist ohne zusätzliche Beschichtung chemikalienresistent und darüber hinaus auch stoß- und schlagfest.

Normen und Vorschriften

Rechtliche Bestimmungen:

  • AbwV Anhang 49 Mineralölhaltiges Abwasser BGI. I 2204, 1173–1174
  • Mineralöl-VwV
  • Abscheider-VwV
  • Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und über Fachbetriebe (Anlagenverordnung-VAwS)
  • Eingeführte technische Baubestimmungen der Länder
  • bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis der spezifischen Anlage (Zulassungen, Prüfzeugnis etc.)

Technische Bestimmungen:

  • DIN EN 858 Teil 1: Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten (z.B. Öl und Benzin) – Teil 1: Bau-, Funktions- und Prüfgrundsätze, Kennzeichnung und Güteüberwachung; Deutsche Fassung EN 858-1:2002 + A1:2004
  • DIN EN 858 Teil 2: Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten (z.B. Öl und Benzin) – Teil 2: Wahl der Nenngröße, Einbau, Betrieb und Wartung; Deutsche Fassung EN 858-2:2003
  • DIN 1999-100: Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten – Teil 100: Anforderungen für die Anwendung von Abscheideranlagen nach DIN EN 858-1 und DIN EN 858-2
  • DIN 1999-101: Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten – Teil 101: Zusätzliche Anforderungen an Abscheideranlagen nach DIN EN 858-1, DIN EN 858-2 und DIN 1999-100 für Leichtflüssigkeiten mit Anteilen von Biodiesel bzw. Fettsäure-Methylester (FAME)
  • DIN 1986-100: Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100: Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12056
  • DIN V 4034-1 Vornorm, 2004-08: Schächte aus Beton-, Stahlfaserbeton- und Stahlbetonfertigteilen für Abwasserleitungen und -kanäle – Typ 1 und Typ 2 – Teil 1: Anforderungen, Prüfung und Bewertung der Konformität
  • DIN EN 124: Aufsätze und Abdeckungen für Verkehrsflächen, Baugrundsätze, Typprüfungen, Kennzeichnung
  • DIN EN 1610: Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen; Deutsche Fassung EN 1610:1997
  • DIN EN 12056 Teil 1 bis 5: Schwer­kraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden
  • DIN EN 752 Teil 1 bis 7: Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden
  • DIN EN 1917: Ausgabe:2003-04 Einsteig- und Kontrollschächte aus Beton, Stahlfaserbeton und Stahlbeton; Deutsche Fassung EN 1917:2002
  • DIN EN 1917 Berichtigung 1: Ausgabe: 2004-05 Berichtigungen zu DIN EN 1917:2003-04
  • ATV A 115: Hinweise für das Einleiten von Abwasser in eine öffentliche Abwasseran­lage
  • ATV M 167: Abscheider an Rückstau­sicherungsanlagen bei der Grundstücksentwässerung; Einbau und Betrieb
  • ATV – DVWK – A 779: TRwS – Technische Regel wassergefährdender Stoffe (TRwS) – Allgemeine Technische Regelungen (Entwurf 09.04)
  • ATV – DVWK – A 781: TRwS – Technische Regel wassergefährdender Stoffe (TRwS) – Tankstellen für Kraftfahrzeuge (Entwurf 10.03)
  • ATV – DVWK – A 782: TRwS – Technische Regel wassergefährdender Stoffe (TRwS) – Tankstellen für Schienenfahrzeuge (Entwurf 12.03)
  • ATV – DVWK – M 771: TRwS – Abwasser aus der Fahrzeuginstandhaltung und -pflege (Entwurf 12.97)

Weitere Bestimmungen, die beachtet werden müssen, sind das Wasserhaushalts-, ­Abfall- und Landeswassergesetz, die Indirekteinleite-, Landesbau- und Landestankstellenverordnung, die kommunale Entwässerungssatzung sowie die Unfallverhüt­ungs- und Rahmen-Abwasserverwaltungsvorschriften mit den jeweils zutreffenden Anhängen.

Vom Prinzip her ganz einfach

Das Funktionsprinzip des Ölabscheiders beruht auf der schweren Mischbarkeit von Öl (bzw. Benzin) und Wasser und dem Dichteunterschied dieser organischen Bestandteile zum Wasser, d.h. die spezifisch leichtere Organikphase schwimmt auf und sammelt sich auf der Wasseroberfläche. Die so im Ölabscheider separierten Leichtflüssigkeiten können dann abgesaugt und entsorgt werden. So ist eine Reinigungsleistung von 5 mg/l Restgehalt möglich.

Weitere Informationen

Unser Autor Dipl.-Kaufmann Stephan Tschernek ist Produktmanager für Abscheidetechnik bei der Kessel GmbH; 85101 Lenting, Telefon (0 84 56) 27-0, Telefax (0 84 56) 27-3 17, http://www.kessel.de

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