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Mischinstallationen in Verbundrohrsystemen

Unkalkulierbares Risiko

Inhalt

Bei der Vielfalt an Mehrschicht-Verbundrohrsystemen für die Trinkwasserinstallation ist es verlockend, Komponenten verschiedener Hersteller in einer Anlage zu kombinieren. Die Mischinstallation – kostengünstiges Verbundrohr von Hersteller X, kostengünstige Fittings oder Formteile von Hersteller Y – ist eine immer wieder gewählte Option, die sogar von einigen Herstellern in Beratungsgesprächen beim Handwerk aktiv angesprochen und als mögliche Installationsart empfohlen wird. Doch das Mischen ist mit mehr Risiken als Vorteilen behaftet, wenn auch die Sortimente auf den ersten Blick kompatibel erscheinen. Tatsächlich bewegt sich der Handwerksbetrieb auf sehr dünnem Eis, wenn er die vermeintlich günstigere ­Alternative einer Mischinstallation für ein Bauvorhaben wählt. Es gibt viele gute Gründe, auch unter rechtlichen Gesichtspunkten, eine Trinkwasser-Versorgungsanlage komplett sortenrein mit einem Verbundrohrsystem auszuführen.

Rechtliche Aspekte

Für Mischinstallationen gibt es nur in dem Fall eine DVGW-Zertifizierung, in dem sämtliche Komponentenhersteller der gemeinsamen Zertifizierung zugestimmt haben. Ein DVGW-Prüfzeichen ist ein verlässlicher Nachweis für die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik. Es bescheinigt, dass entscheidende Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Hygiene und Funktionstüchtigkeit im Sinne der fachspezifischen Aussagen des Zeichens beachtet wurden. Wer als Installateur Produkte mit dem DVGW-Prüfzeichen oder DVGW-Zertifizierungszeichen verwendet, dem kann in einem Schadensfall – bei Einhaltung der herstellerspezifischen Montageregeln und den in Normen definierten Anforderungen – in aller Regel kein Vorwurf schuldhaften Verhaltens gemacht werden.

Dementsprechend groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mischinstallation nicht den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Es droht sogar die Gefahr einer Mängelanzeige. Besteht für ein Verbundrohrsystem zusätzlich eine Gewährleistungsvereinbarung mit dem Zentralverband Sanitär- Heizung-Klima (ZVSHK), ist bei einer Misch­installation im Reklamationsfall der nächste Konflikt vorprogrammiert.

Bei Reklamationen kann die direkte und genaue Zuordnung des fehlerhaften Produktes eine langwierige Geschichte werden. In aller Regel wird jeder Hersteller die Reklamation mit dem Hinweis auf eine Mischinstallation zurückweisen, unter anderem auch, weil sich für ihn eventuelle Rechtsnachteile ergeben könnten. Der ausführende Installationsbetrieb haftet damit für seine erbrachte Leistung in vollem Umfang mit allen zivilrechtlichen Konsequenzen. Juristisch könnte man die Auffassung vertreten, dass durch eine Misch­installation ein neues System entsteht. Man könnte rechtlich so argumentieren, dass der Installateur zum Konstrukteur eines neuen Systems wird und unter Umständen sogar die Produkthaftung für seine Mischinstalla­tion übernehmen muss.

Hygienische Aspekte

Die Anforderungen an die Qualität unseres Trinkwassers sind hoch, damit es unter allen Bedingungen bedenkenlos von allen Personen – zum Trinken, Kochen, Waschen und zur Körperhygiene – genutzt werden kann. Es muss bakteriologisch unbedenklich sein und neutral in Geruch, Geschmack und Farbe an den einzelnen Verbrauchsstellen ankommen. Zu den möglichen Risikofaktoren in Hinblick auf hygienische Beeinträchtigungen des Trinkwassers innerhalb von Kalt- und Warmwassersystemen in Gebäuden, wie nicht sachgerechte Planung oder nicht fachgerechte Installation, gehört auch die Verwendung ungeeigneter Materialien und Bauteile. Im §17 der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) heißt es hierzu: „Bei Planung, Bau und Betrieb sind mindestens die anerkannten Regeln der Technik einzuhalten“, was für den Gebäudeeigentümer nicht immer ganz leicht nachvollziehbar ist. Daher werden die Anforderungen weiter präzisiert: „Dies kann für die betroffenen Verfahren besonders sichergestellt werden, indem durch einen akkreditierten Branchenzertifizierer geprüfte und ausgezeichnete Verfahren und Produkte eingesetzt werden.“

Bei der Auswahl geeigneter Werkstoffe und Verfahren für eine hygienische Trinkwasserinstallation sollte/muss also besonders auf das Vorhandensein von DVGW-Zertifikaten bzw. DVGW-Zulassungen geachtet werden. Ein Beispiel hierzu ist der Schutz des Trinkwassers vor Mikroorganismen auf nichtmetallischen Werkstoffen. Hierfür hat der DVGW das Arbeitsblatt W 270 „Vermehrung von Mikroorganismen auf Werkstoffen für den Trinkwasserbereich – Prüfung und Bewertung“ entwickelt, auf dessen Basis die betroffenen Produkte zertifiziert werden. Das bedingt ­eine sortenreine Installation mit dem System eines Systemherstellers. Nur dann verfügen alle Komponenten des Verbundrohrsystems über eine komplette DVGW-Systemzulassung. Darüber hinaus besteht in den meisten Fällen eine zehnjährige Haftungsübernahme-Vereinbarung mit dem ZVSHK.

Verbundrohrsysteme sind in aller Regel nach DVGW-Arbeitsblatt W 534, BGA, KTW und DVGW W 270 geprüft. und bieten damit ein hohes Maß an Sicherheit und Hygiene für die Trinkwasserinstallation. Rohre, Fittings und Dichtungen sind darüber hinaus für die Desinfektion von Trinkwasser gemäß der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren nach §11 der TrinkwV zugelassen.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Stagnationen lassen sich nicht nur durch die Einhaltung von Planungskriterien, sondern auch durch spezielle Rohrnetzkomponenten (Formteile) vermeiden. Aus hygienischer Sicht empfehlenswert ist die Anbindung von Trinkwasseranschlüssen mittels eines modernen Durchschleifverfahrens in der Reihen- und Ringinstallation mit Durchschleif-U-Wandwinkeln. Die direkt an den Zapfstellen installierten, durchströmten U-Wandscheiben oder U-Unterputz-Armaturenanschlüsse verhindern sicher eine Stagnation des Wassers. Im Gegensatz dazu steht die T-Stück-Technik, bei der in der Stockwerks-Installa­tion ein nicht durchströmtes Rohrstück verbleibt. Gleichzeitig kann durch die U-Formteile aufgrund eines geringen Druckverlustes kleiner dimensioniert werden. Bei den namhaften Systemherstellern gehören solche speziellen Formteile zum Standardsortiment, genauso wie Schallschutzsets für die schallminimierte Montage.

Technische Aspekte

Eine trügerische Sicherheit vermitteln auf den ersten Blick auch identische Rohrdimensionen, beispielsweise 16 x 2mm, bei Verbundrohren. Doch die Zusammensetzung der einzelnen Schichten – Werkstoff und Schichtdicke – kann unterschiedlich sein. Dementsprechend wichtig ist es, den auf das jeweilige System abgestimmten Fitting zu verwenden, der genau zum Profil des Verbundrohrs passt. Das gleiche gilt auch für Pressbacken, die über die richtige Kontur verfügen müssen. Fittings mit Verpresstkennzeichnung und Leckagefunktion (unverpresst = undicht) und Farbkodierung sorgen darüber hinaus für eine sichere Verarbeitung. Sie sind bei Systemherstellern exakt auf das Profil der zugehörigen Verbundrohre abgestimmt. Bei der Verwendung von Verbundrohren eines anderen Herstellers kann die sichere Funktion des Fittings und damit die Sicherheit der Verbindung nicht garantiert werden. Noch gravierendere Probleme können beispielsweise bei der Verwendung eines Steckfittings oder eines Pressfittings mit integrierter Pressfunktion auftreten. Diese Fittings sind exakt auf das Profil der Systemverbundrohre des Herstellers abgestimmt. Bei der Verwendung von Verbundrohren eines anderen Herstellers kann die sichere Funktion des werkzeuglosen Fittings und damit die Sicherheit der Verbindung nicht garantiert werden.

Profis setzen auf Systemhersteller

Neben geprüften und dem aktuellen Stand der Technik entsprechenden Produkten und kompletten Sortimenten bieten Systemhersteller eine Reihe von umfangreichen Serviceleistungen wie Projektierung, Planungssoftware, Baustelleneinweisungen, umfangreiche technische Unterlagen und Schulungen. Entwicklung, Produktion und Vertrieb liegen in einer Hand, so kann schnell auf Änderungen von Normen oder Vorschriften reagiert werden. Neue Erkenntnisse und geänderte Anforderungen fließen in einem kontinuierlichen Prozess in die Produkte ein.

Die Verfügbarkeit der Systeme wird über ein flächendeckendes Händlernetz sichergestellt. Die Außendienst-Mitarbeiter sind technisch versiert und unterstützen die Partner im dreistufigen Vertriebsweg bei allen Fragen zu den Produkten. Aber letztendlich sind Erfahrung und Kompetenz durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Erfahrung und Kompetenz.

Fazit

Trinkwasserleitungen sind die Lebensadern eines jeden Hauses oder Gebäudes. Sie transportieren einen Stoff, der für unser Leben von existenzieller Bedeutung ist. Die Tatsache, dass Trinkwasserleitungen nach der Installa­tion hinter der Wand oder im Mauerwerk verschwinden und nicht mehr sichtbar sind – und damit aus dem Fokus des Kunden verschwinden – entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie. Mit einer teuren Waschtisch-­Armatur lässt sich glänzen, deren Preis, genauer gesagt deren optischer und funktioneller Wert, ist auch leichter zu verkaufen. Dieser Aspekt macht aber nur einen Teil der Arbeit des Fachhandwerkers bei der Trinkwasserinstallation aus. Viel wichtiger ist es, dass das Wasser in einwandfreier Qualität aus der Armatur kommt. Und zwar für viele Jahre, ohne dass sich irgendwann Wasserflecken an der Wand bilden, die erstes Anzeichen eines Wasserschadens sind. Es ist fast fahrlässig, im Punkt Werkstoff und Material bei Trinkwasserleitungen zu sparen. Was sich natürlich angesichts des hohen Preisdrucks, speziell im Objektgeschäft, leicht sagen lässt. Doch es gibt viele gute Argumente für einen SHK-Betrieb, Systeme nicht zu mischen. Schon aus Selbstschutz für seine eigene Arbeit und seine Leistung und den daraus abzuleitenden Ansprüchen des Kunden im Schadensfall, abgesehen von sonstigen Imageschäden.

Autor

Dietmar Stump ist Redakteur. Sein Pressebüro DTS bearbeitet die Themenschwerpunkte Sanitär, Heizung und erneuerbare Energien. 67551 Worms, Telefon (0 62 41) 9 33 89 94, Fax (0 62 41) 3 04 35 16, dietmar.stump@t-online.de

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