Es gibt Baumaßnahmen, die sind ausgesprochen anspruchsvoll. Und es gibt solche, die noch deutlich darüber hinausgehen. Dazu zählt zweifellos das mit einem Budget von 100 Millionen Euro neu errichtete Fünf-Sterne-Luxushotel Kameha Grand Bonn. Das Gebäude mit seinen 254 Zimmern, davon 62 Suiten, und einer flexibel segmentierbaren Veranstaltungsfläche für bis zu 2500 Gäste, hebt sich schon äußerlich mit seiner spektakulären Architektur in Form einer Ellipse von herkömmlichen Hotels ab.
4800 m schalldämmende Abwasserrohre eingebaut
Die Gesamtbreite des Gebäudes verschlankt sich von 68,50 m an der Joseph-Schumpeter-Allee bis auf 59,50 m zu den Rheinterrassen. Die beiden 104 m langen und im Mittel 16 m breiten Hotelspangen verjüngen sich zum Rhein. Dazwischen spannt sich die filigrane Metallkonstruktion für das Glasdach der Halle, die rund 51 m lang ist und sich zum Rhein bis auf eine Breite von 31,50 m aufweitet. Das Isolierverbundglas ist ein Sonnenschutzglas, das für Reinigungszwecke betretbar ist. Für jederzeit angenehme Raumtemperatur in der Eventhalle sorgen unterseitig verziehbare Sonnenschutzsegel sowie die Hohlprofile der filigranen Metallkonstruktion, die mit Wasser gefüllt als Heiz- beziehungsweise Kühlflächen zusätzlich zum Klimaboden fungieren.
Mehr als 70 % des Wärme- und Kältebedarfs werden von einer europaweit einzigartigen Geothermieanlage geliefert, oberflächennahes Grundwasser heizt das Gebäude im Winter und sorgt im Sommer für Kühlung. 400 Tonnen CO2 und 1700 Megawattstunden können so im Hotel und den umliegenden Gebäuden pro Jahr eingespart werden. Zusätzlich soll der für die Geothermieanlage benötigte Strom künftig komplett aus regenerativen Quellen kommen.
Imponierend sind auch die Zahlen bei den verlegten Metern an Rohrleitungen für die Entwässerung des Gebäudes. Mehr als 4800 m des schalldämmenden Hausabfluss-Systems Friaphon in den Dimensionen DN 50 bis DN 150 und fast 8000 Formteile wie Abzweige, Verbinder, Bögen oder Stützschellen wurden eingebaut.
Vielfältige Aufgaben für das Abwassersystem
Bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung übernimmt ein Entwässerungssystem mehr Funktionen als die reine Ableitung des Abwassers. Von größter Bedeutung sind hier die schalldämmende Wirkung und die Erfüllung der Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz. Daneben ist in der Gesamtbetrachtung die Beständigkeit des Rohrwerkstoffes, gleichbedeutend mit Lebensdauer, zu berücksichtigen. Ein anderer Punkt ist der Platzbedarf. Wie gut lässt sich das Abwassersystem beispielsweise in Installationsschächte integrieren? Gerade im Kameha Grand Bonn ein wichtiges Kriterium, weil mehrere Badezimmer – das Haus hat fünf Etagen – über einen Schacht ver- und entsorgt werden. Dessen Größe muss so klein wie möglich gehalten werden.
Und last, but not least, der Punkt vorbeugender Brandschutz. Gerade bei Deckendurchführungen dürfen systemkonforme und zugelassene Brandschutzmanschetten, bei Einhaltung der brandschutztechnischen Verlegeregeln, die Schallschutzeigenschaften des Rohres nicht verschlechtern. Ein weiteres, wichtiges Kriterium sind auch die Montagearbeiten auf der Baustelle durch den ausführenden Installationsbetrieb. Je leichter die Rohrleitungen sind und je einfacher die Verbindungstechnik ist, umso schneller und unkomplizierter lässt sich ein System verarbeiten. Zwei weitere, nicht alltägliche Anforderungen kamen im Kameha noch dazu: Das Abwassersystem musste als Regenabflussleitung innerhalb des Gebäudes einsetzbar sein. Genauso wichtig: Der reibungslose Anschluss der komplett vorgefertigten Badezimmer – sie wurden als verschlossene Zellen geliefert – an die Fallleitungen.
Mehr als ein Standardprogramm
Die schalldämmende Wirkung des Friaphon-Systems beruht auf dem zweilagigen Aufbau der aus Kunststoff gefertigten Rohrleitungen. Regelverbinder ist eine steckbare Doppelmuffe. Durch die schwimmende Lagerung der Rohrenden werden die Rohre körperschallentkoppelt miteinander verbunden. Geradezu ein Paradebeispiel für ein Hausabfluss-System aus Kunststoff sind die Eigenschaften des Systems im Brandfall. Die Rohre und Formstücke sind nach DIN 4102, als nicht brennend abtropfend und selbstverlöschend, klassifiziert. Das heißt: Ohne direkte Beflammung brennt der Werkstoff nicht weiter. Somit wird jegliche Brandweiterleitung durch das Rohr in andere Bereiche verhindert. In Kombination mit den systemkonformen, schalldämmenden Friaphon-Brandschutzmanschetten, welche die Rohre mindestens 90 Minuten lang flammen-, rauch- und gasdicht verschließen, erfüllt Friaphon alle Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz, ohne dabei die Schallschutzeigenschaften zu beeinträchtigen. Die Anforderungen der DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau) werden auch mit den Brandschutzmanschetten erfüllt. Bei einem Volumenstrom von 4 l/s werden dem System in einem Prüfbericht des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik 23 db(A) mit Brandschutzmanschette attestiert. Darüber hinaus erfüllt das System die in der DIN 1986-100 und DIN EN 12056 festgelegten Anforderungen nach Wärmebeständigkeit und langer Lebensdauer. Den Einsatz als Regenabfluss-Leitung (bis 3 bar Druck) machte eine kraftschlüssige Klebeverbindung mittels einer Klebmuffe möglich.
Beim Thema Verarbeitung sieht Jürgen Müller, Obermonteur der Firma Walbrück GmbH, die mit der Durchführung der Installationsarbeiten betraut wurde, viele positive Aspekte. „Gerade das geringe Gewicht und die steckbaren Verbinder und Formteile erleichtern die Arbeit enorm. Spezialwerkzeug ist nicht notwendig, aber noch wichtiger für uns: Wenn es, was ja immer wieder mal passieren kann, zu Änderungen am Baukörper kommt, kann flexibel reagiert werden. Schnell sind die Rohrleitungen zurückgebaut, genauso schnell wieder installiert und an die neue Situation angepasst.“
Bautafel
Das Kameha Grand Bonn
Gesamtfläche innen: 18650 m2, davon 14000 m2 Hotel, 1985 m2 Gastronomie und 2665 m2 Event.
Gesamtfläche außen: 1635 m2
Anzahl Zimmer: 192 mit durchschnittlich 34 m2
Anzahl Suiten: 62 (mit durchschnittlich 45 m2), darunter 3 Kingsuiten mit 117 m2 und 1 Präsidentensuite mit 300 m2
Steckbrief
Der ausführende SHK-Betrieb
Die Firma Walbrück GmbH ist ein in Bonn ansässiges Unternehmen für Sanitär-, Heizungs- und Haustechnik. Die Leitung des Familienunternehmens, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Firmenjubiläum feierte, liegt in den Händen der Geschäftsführer Rolf und Udo Walbrück. Ihnen zur Seite steht ein Team von derzeit 50 Mitarbeitern, darunter 35 Monteure, 5 Meister, 2 Ingenieure, 5 Auszubildende und kaufmännische Angestellte.
Das Dienstleistungsangebot deckt den gesamten SHK-Bereich ab. Von Beratung/Planung, über Neubau/Sanierung/Modernisierung bis zum Kundendienst mit 24-Stunden-Notdienst. Zu einem wichtigen Geschäftszweig haben sich Kundendienstarbeiten für Städte und Kommunen, Wohnungsbaugesellschaften sowie für Privatkunden entwickelt.