Die überschlägige Berechnung ergab ein erforderliches Nutzvolumen von 50000 Liter. Doch unsere Bauherrschaft bestellte das doppelte Volumen!“, berichtet Frank Hennig, haustechnischer Fachplaner aus dem benachbarten Potsdam. Dass diese Entscheidung vor dem Hintergrund des Klimawandels richtig war, hat sich kurz nach der Inbetriebnahme im Frühjahr 2008 bestätigt. „Nach sieben Wochen Trockenheit war dieses Nutzvolumen von 100000 Liter aufgebraucht, in den darauffolgenden drei Tagen im Juni 2008 war bereits die Hälfte davon wieder aufgefüllt“, stellt Hennig fest. Wenn, wie Klimaexperten prophezeien, die Wetterextreme zunehmen – sowohl die Intensität der Niederschläge, als auch die Dauer der Trockenperioden – sind große Regenspeicher sinnvoll.
Löschwasserversorgung vor Ort
Zu den wichtigsten Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes gehört u. a. die Bereitstellung von Löschmitteln in ausreichendem Umfang. Bei Neuerschließungen ermöglicht ein zentraler Löschwasserbehälter reduzierte Querschnitte der Trinkwasserversorgung. Die Lieferung und Montage inklusive aller Zubehörteile wie beispielsweise Saugrohre mit Feuerwehrkupplung, Pumpensumpf, Hinweisschild, Abdeckung und Lüftungsrohre erfolgt nach DIN 14230. Wenn wie hier mit Regenwasser statt mit Trinkwasser befüllt wird, sollte dem Behälter ein mechanischer Filter vorgeschaltet werden. Das Sporthallendach mit knapp 2000m² Auffangfläche entwässert in den Filterschacht, von dort in die 300m³ fassende Zisterne. Das obere Drittel des Volumens wird bewirtschaftet – vollautomatisch. Im Gebäude steht die Regenwasser-Zentrale mit elektronischer Steuerung, Doppelpumpendruckerhöhung und integriertem Vorlagebehälter. Unter Wasser in der großen unterirdischen Zisterne steht die Zubringerpumpe und fördert nach Bedarf, von der Regenwasser-Zentrale gesteuert. Dass das Löschwasser ohne Trennung im selben Speicher mit dem Nutzwasser lagert, ist kostensparend. Dazu erklärt Fachingenieur Hennig: „Wasserstandssonden mit Drucksensoren in der Zisterne stellen sicher, dass der Feuerlöschvorrat nicht genutzt wird und schalten das Regencenter in Trockenperioden rechtzeitig auf Trinkwasserbetrieb um.“ Die Druckerhöhungsanlage ist zweistufig, sitzt im kompakten Regencenter unter dem Zwischenbehälter und erhält so das Wasser im Zulaufbetrieb mit leichtem Vordruck. Bei Spitzenbedarf laufen beide Pumpen gleichzeitig, ansonsten alternierend einzeln. Sie verfügen über einen integrierten Trockenlaufschutz. Mit einem optischen und akustischen Signal weist die Steuerung auf Fehlfunktionen hin und reagiert darauf. Der potenzialfreie Störmelder ermöglicht eine Fernanzeige der Störung. Zudem verfügt die Steuerung über eine Anschlussmöglichkeit für RS 232-Schnittstellen zur externen Datenübermittlung.
Regenwasser für Bewässerung und WCs
Versorgt werden von hier aus 15 WCs und zwei Urinale. Im Stadion können Außenanlagen beregnet werden. Das Spielfeld selbst, aus Kunstrasen, braucht keine Bewässerung. Randbereiche hinter der Tribüne und entlang der Kurven der Laufbahn werden mit Unterflurhydranten versorgt. Jederzeit ist gewährleistet, dass im Brandfall 200000 Liter als Löschwasser zur Verfügung stehen.
Rationelle Bauweise durch Fertigteile
Die Betonfertigteile für diesen Regenspeicher wurden im Werk produziert und vom Hersteller vor Ort auf einem 15 cm hohen Sandbett versetzt und verschraubt. Innerhalb eines Tages konnten so die U-förmigen Segmente mit den zylindrischen Endstücken verschraubt werden, einschließlich der Abdeckplatten und Einstiegsöffnungen. Mit entsprechender Erdüberdeckung sind diese Behälter befahrbar. Damit konnte der Standort bei diesem Projekt flexibel gewählt werden. Laut Ingenieur Hennig waren Feuerwehrzufahrt, Überlauf in einen Versickerungsteich sowie kurze Leitungswege für Zulauf und Entnahme die Kriterien bei der Wahl des Speicherstandorts. In den Zulauf des Speichers wurde der Filterschacht montiert. Schwebstoffe, die die Filterkassetten aus Edelstahlgewebe mit einer Maschenweite von 0,4 mm nicht passieren können, sinken als Feinteile zu Boden oder schwimmen auf an die Wasseroberfläche, wie z.B. Blütenpollen. Das mit dem Filter verbundene Ablaufrohr gewährleistet, dass weder Sediment noch Schwimmschicht in den Speicher gelangt. Entlüftung und Überlauf werden bei dieser Bauweise im Speicher oder im Filterschacht nach Bedarf angeordnet. Um die Planung zu erleichtern, trägt der Filterschacht als Produktbezeichnung die Zahl der maximal anschließbaren Dachfläche. In diesem Fall wurde an den Regenspeicher mit 300 m³ Fassungsvermögen ein Filterschacht mit der Typenbezeichnung FS 2500 angeschlossen. Das bedeutet, dass der Filter den Abfluss einer Dachfläche bis zu 2500m² rückstaufrei bei dem zugrunde gelegten Bemessungsregen von 300 l/s x ha verkraftet. Ist der Regenwasservorrat im unterirdischen Speicher ganz aufgefüllt und fällt weiterhin Niederschlagswasser an, so wird der Speicherüberlauf in einen Regenwasserteich abgeleitet. Dort verdunstet ein Teil, ein Teil versickert. Der Teich wurde als Teil der Landschaft biotopartig angelegt an Stelle eines rein technischen Versickerungsbeckens. In jedem Fall wird so noch auf demselben Grundstück der natürliche Wasserkreislauf kleinräumig geschlossen – neben der Regenwassernutzung eine weitere Vorsorge, um den möglichen Folgen des Klimawandels zu begegnen.
Inspektion und Wartung
Anlagen zur Regenwassernutzung funktionieren zuverlässig, wenn Inspektion und Wartung regelmäßig durchgeführt werden. Bei neuerer Bauart entsprechend DIN 1989 genügt ein jährlicher Check. Stefan Gehring aus der Mall-Niederlassung Berlin meint dazu: „Wir als Lieferant aller Regenwasserkomponenten dieses Projektes übernehmen das oder beauftragen dazu einen von uns autorisierten Fachbetrieb, der die durchgeführte Prüfung mit Protokoll bestätigt. Falls erforderlich, werden Mängel gegen Berechnung sofort behoben.“ Entspricht die Bautechnik nicht der DIN 1989, sind die Angaben des Herstellers für die Wartungsintervalle verbindlich. Dann kann es unter Umständen notwendig sein, Filter öfter zu reinigen. Bei DIN-gemäßen Filtern genügt die Wartung einmal jährlich.
Planerunterstützung
Dimensionierung und Ausführung der Behälter- und Haustechnik können genau auf das Projekt abgestimmt werden. „Mall hilft den Planern bei der Berechnung zur Speichergröße, zur Pumpen- und Steuerungstechnik und stellt Ausschreibungstexte zur Verfügung“, sagt Gehrings Kollege Frank Hinz. „Individuelle Bauhöhen für die unterschiedlichen Behältertypen sind kein Problem. Zu- und Abläufe in Form von Kernbohrungen und Dichtungen lassen sich schon bei der Produktion integrieren.“ Eine überschlägige Berechnung kleiner Anlagen kann selbst vornehmen, wer auf der Website https://www.mall.info/ über „Regenwassernutzung“ auf „Regenspeicherdimensionierung“ klickt.
Alles aus einer Hand
Regenspeicher aus Betonfertigteilen werden komplett mit Steuerung und Pumpentechnik geliefert. Die Schnittstelle zwischen Tiefbau (Zisternen und Sammelleitungen) und Sanitärtechnik (Druckerhöhungsanlage und Verteilleitungen) ist einfach und klar. Wird ein Komplett-System von Mall verwendet, ist damit sichergestellt, dass die Komponenten kompatibel sind, selbst wenn sie von verschiedenen Gewerken montiert werden. Dieser Hersteller bietet Planungshilfe zur Berechnung der Speichergröße auf seiner Website https://www.mall.info/
Welche gesetzlichen Vorschriften gelten bei der Regenwasserinstallation im Gebäude?
Mitteilung an das Gesundheitsamt und an das zuständige Wasserversorgungsunternehmen vor dem Bau der Anlage
Trinkwassernachspeisung bei leeren Speichern ausschließlich durch freien Auslauf gemäß DIN 1989
Kennzeichnung der Betriebswasser führenden Leitungen. Diese müssen farblich unterschiedlich zum Trinkwassernetz sein. Die freien Zapfstellen (z.B. Gartenwasserventile) sind zusätzlich zu beschildern.
Brandschutz
Planer von Brandschutz- und Löschwasserkonzepten können nicht mehr davon ausgehen, dass eine zum Schutz des Gebäudes ausreichende Wassermenge vom Wasserversorger zur Verfügung gestellt wird, da keine verpflichtende Trinkwasser-Bereitstellung durch die Wasserversorgungsunternehmen für die besondere Löschwasserversorgung aus dem öffentlichen Netz besteht. Das heißt, an der Hauptleitung ist zwar genügend Wasser vorhanden, aber bei einem angenommenen niedrigen Trinkwasserverbrauch ist es heute nicht mehr erlaubt, zu groß dimensionierte Leitungen in Gebäude hineinzuführen. Denn dies ist häufig die Ursache dafür, dass hygienische Probleme entstehen können. Unter Umständen müssen deswegen vorbeugende Maßnahmen zur Brandbekämpfung getroffen werden, die nicht allein durch Trinkwasserversorgung sichergestellt werden können.
Quelle: HE Magazin 01/2008, Hrsg. Wilo Dortmund
Literaturtipp
König, Klaus W.: Ratgeber Regenwasser. Für Kommunen und Planungsbüros. Rückhalten, Nutzen und Versickern von Regenwasser im Siedlungsgebiet. (Hrsg.:) Mall GmbH, Donaueschingen, 2. Auflage, 2008. 36 Seiten, DIN A 4, 12,00 € zzgl. Porto u. Verpackung;
ISBN 3-9803502-2-3
Weitere Informationen
Unser Autor Dipl.-Ing. Klaus W. König ist öffentlich bestellter und vereidigter Gutachter für die Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser, Architekt und Fachbuchautor; 88662 Überlingen, Telefon (0 75 51) 61-3 05, Telefax (0 75 51) 68-126, http://www.klauswkoenig.com