Gerade beim leer gesaugten Siphon machen zusätzlich unangenehme Gerüche auf ein Belüftungsproblem aufmerksam. Dann kann es im Haus oder in der Wohnung gewaltig stinken und die Wohnatmosphäre erheblich beeinträchtigt werden. Ähnlich störend werden die von frei entlüfteten Fallleitungen ausgehenden Duftnoten vor dem Dachflächenfenster, auf der Dachterrasse oder neben der Dachgaube empfunden. Im Gegensatz zu offenen Entlüftungen, die ebenfalls Schutz gegen das Leersaugen von Sperrwasser bei Siphons und anderen Sanitärgegenständen bieten, aber Nachteile bei der Installation und Energieeffizienz haben, sind Rohrbelüfter (Bild 1) die kostengünstigere und effizientere Lösung, speziell bei der nachträglichen Installation oder im Sanierungsfall. Mit den folgenden Ausführungen, die ausschließlich auf der europäischen Norm DIN EN 12056-2 in Verbindung mit der nationalen deutschen Norm DIN 1986-100 basieren, werden grundsätzliche Fragen rund um das Thema Rohrbelüfter beantwortet.
Was ist ein Rohrbelüfter?
Ein Rohrbelüfter ist ein mechanisch arbeitendes Ventil, das in Abwasserleitungen zum Abbau von Unterdruck eingesetzt werden kann.
Wie funktioniert ein Rohrbelüfter?
Er öffnet bei Unterdruck im Leitungssystem, lässt Luft einströmen und schließt nach erfolgter Belüftung geruchs- und wasserdicht. Bei Überdruck oder Druckausgleich bleibt das Ventil geschlossen (Bild 2).
Wo darf ein Rohrbelüfter eingebaut werden?
Auf Fallleitungen: in Ein- oder Zweifamilienwohnhäusern oder vergleichbaren Nutzungsverhältnissen bis zu einer Gebäudehöhe von drei Etagen. Voraussetzung ist, dass hierbei mindestens ein Fallstrang mit dem kürzesten Fließweg zum Anschlusskanal frei über Dach entlüftet wird (Bild 3).
In Stockwerksleitungen: in jedem Gebäudetyp
- als indirekte Nebenlüftung, ersetzt dadurch alle Umlüftungen,
- am Endpunkt von Sammelanschlussleitungen,
- in Einzelanschlussleitungen.
Können Rohrbelüfter auch abweichend von den Normempfehlungen eingebaut werden?
Ja, wenn beim Einbau von Abwassersystemen auf bestimmte bauliche Anforderungen Rücksicht genommen werden muss. Diese können sich ergeben aus der Energie-Einsparverordnung EnEV, aus Denkmalschutzgründen oder statisch bedingten Auflagen. Ebenso kann bei vertraglich geregeltem Einbau von der Norm abgewichen werden. Dies sollte in einem Einzelvertrag zwischen Bauherrn und Auftragnehmer schriftlich dokumentiert werden.
In welchen Einbausituationen darf kein Rohrbelüfter eingesetzt werden?
- Bei Einbausituationen, die nur eine waagerechte oder schräge Stellung zulassen,
- in rückstaugefährdeten Bereichen, da das Ventil hier nicht öffnen kann,
- an Behältern von Hebeanlagen, weil diese be- und entlüftet werden müssen. Ein Rohrbelüfter kann nur belüften.
Für diesen speziellen Anwendungsfall gibt es spezielle Ent- und Belüfter mit Aktivkohle-Filtervlies (Bilder 4 und 5).
Welche Normen müssen beim Einbau von Rohrbelüftern beachtet werden?
Einbauempfehlungen sind in der DIN EN 12056-2 und der DIN 1986-100 enthalten. Belüftungsventile müssen den Anforderungen der DIN EN 12380 entsprechen und mit der jeweiligen Typenklasse gekennzeichnet sein.
Entsprechen die Rohrbelüfter von deutschen Herstellern den geforderten Normen?
Ja, beispielsweise die ventilair-Belüfter von Abu-plast sind eingestuft in die höchste Typenklasse A I und können für den Einbau unterhalb der Rückstauebene der angeschlossenen Sanitärgegenstände in einem Temperaturbereich von –20 °C bis +60 °C eingesetzt werden. Diese Zuordnung wird durch das aufgebrachte CE-Zeichen dokumentiert. Das Logo „Bauart geprüft und überwacht“ durch die LGA QualiTest GmbH belegt die Fremdüberwachung und Übereinstimmung mit der DIN EN 12380.
Was muss beim Einbau von Rohrbelüftern beachtet werden?
- Auf senkrechten Einbau ist zu achten, schräg oder waagerecht eingebaute Rohrbelüfter haben keine Funktion.
- Beim Einbau in eine waagerechte Abflussleitung muss der Rohrbelüfter in senkrechter Stellung mindestens eine Rohrstärke nach oben geführt werden.
- Bei verdecktem Einbau, z.B. hinter einer Vorwand, ist für ausreichende Luftzufuhr zu sorgen. Die Zugänglichkeit für die Wartung muss gewährleistet sein.
Für diese Einbausituation gibt es Wandeinbaukästen, die auf die Größen der ventilair-Rohrbelüfter ausgelegt sind.
Gelangen beim Einsatz von Rohrbelüftern Kanalgase ins Gebäude?
Nein, da der Rohrbelüfter nur bei Unterdruck öffnet, um bei abfließendem Wasser Luft ins System nachströmen zu lassen. Im Ruhezustand oder bei Druckausgleich bleibt das Ventil geschlossen. Somit können keine Kanalgase entweichen und keine Geruchsbelästigungen entstehen.
Warum wurde die offene Entlüftung um die Belüftung durch Rohrbelüfter ergänzt?
Die Installation von offenen Entlüftungen bietet Schutz gegen das Leersaugen von Sperrwasser bei Siphons und anderen Sanitärgegenständen, hat aber die Nachteile einer teueren Installation und einer geringen Energieeffizienz. Durch den Einbau von Rohrbelüftern werden diese Nachteile kompensiert.
Kann man einen Rohrbelüfter auch im Außenbereich einsetzen?
Ja, aber es sind speziell ausgestattete Erzeugnisse notwendig. Für diesen Anwendungsfall gibt es Rohrbelüfter für den Außenbereich (Bild 6).
Ein Rohrbelüfter soll unter einer Küchenspüle eingebaut werden, da eine schlechte Ablaufleistung vorliegt und/oder Geräusche entstehen. Was muss dabei beachten werden?
Für diesen Fall gibt es komplett vorgefertigte und normgerechte Siphonanschlüsse mit Rohrbelüfter ventilair. Sie haben eine Zusatzprüfung nach DIN EN 274, nach der sie bis zu einem Temperaturbereich von +95 °C einsetzbar sind.
In einem Bad läuft das Wasser aus dem Waschbecken schlecht ab und/oder macht Geräusche. Der Siphon wurde bereits gereinigt und die Leitung gespült. Was kann noch getan werden?
Vermutlich ist dieser Leitungsstrang nicht belüftet. Abhilfe kann hier ein Rohrbelüfter schaffen, der unterhalb des Waschbeckens eingebaut wird. Hierfür gibt es normgerechte, komplett vorgefertigte, verchromte Rohrbelüfter-Baugruppen speziell für den sichtbaren Bereich.
Eine Küchenspüle läuft schlecht ab. Deshalb wurde ein Rohrbelüfter unter der Spüle eingebaut. Die Situation hat sich aber dadurch nicht verbessert. Wenn der Rohrbelüfter aus dem Rohr herausgezogen wird, läuft das Wasser sofort ab. Woran liegt das?
Wird der Belüfter herausgezogen, wird der Abfluss über einen freien Rohrquerschnitt belüftet und das Wasser kann ablaufen. Wird der Rohrbelüfter wieder eingesetzt und das Wasser läuft schlecht ab, öffnet das Ventil des Belüfters nicht, da im Rohrsystem ein Überdruck entsteht. Das deutet auf eine angehende Verstopfung hin. Diese Verstopfung muss beseitigt werden.
Es kann aber auch an der Installation liegen, wenn die Leitung mit einem 45 °-Abzweig an die Fallleitung angebunden wurde. Dann kann es beim Ablaufen des Wassers in diesem Bereich zu einer Vollfüllung kommen. Dadurch entsteht ein Überdruck in der Leitung und der Rohrbelüfter bleibt geschlossen. Das Rohrsystem muss überprüft werden. Grundsätzlich ist zu beachten, dass ein Rohrbelüfter nur im Unterdruckbereich arbeiten kann und nicht als Entlüfter im Überdruckbereich einsetzbar ist.
Müssen Rohrbelüfter gewartet werden?
In der Regel sind Rohrbelüfter wartungsfrei. Trotzdem schreibt die DIN 1986-100 regelmäßig einmal jährlich eine Sichtprüfung vor. Rohrbelüfter sind so zu installieren, dass sie im Falle eines Defektes ohne bauliche Maßnahmen zugänglich sind. Für ausreichend Luftzufuhr ist zu sorgen.
Erfahrungsgemäß können Störungen durch Verschmutzungen im laufenden Betrieb oder schon während des Einbaus entstehen. Im Allgemeinen sind starke Staubbelastungen, Insektenbefall oder Mörtelspritzer die Ursachen von Störungen, deshalb sollte der Rohrbelüfter durch geeignete Mittel davor geschützt werden. Verschmutzungen auf der Dichtung lassen sich meist im lauwarmen Wasserbad ausspülen und entfernen. Bei der Entwicklung der neuen Rohrbelüfter ventilair wurde großer Wert auf Servicefreundlichkeit gelegt. Zu Reinigungszwecken lässt sich die Haube einfach und leicht abnehmen: entriegeln, öffnen, reinigen, schließen. Für schwerere Fälle steht außerdem ein komplettes Serviceset zum Austausch zur Verfügung.
Produktinfo - Rohrbelüfter auf einen Blick
Ventilair-Rohrbelüfter: Erhältlich in zwei Versionen: in DN 30 bis DN 50 mit 8 l/s Volumenstrom und in DN 70 bis DN 100 mit 25 l/s. Beide Versionen sind in die höchste Typenklasse A I eingestuft. Damit ist der Einbau auch unterhalb der Rückstauebene der angeschlossenen Sanitärgegenstände in einem Temperaturbereich von –20 °C bis +60 °C möglich. Für den Einsatz auf Fallleitungen mit großem Luftbedarf gibt es einen speziellen Rohrbelüfter, der mit einer Übergangsdichtung auf die Dimensionen DN 70, 90 und 100 passt. Er hat einen Volumenstrom von 33 l/s.
Siphonanschlüsse mit Rohrbelüfter: Für Küche und Bad gibt es zwei spezielle Siphonanschlüsse mit integriertem Rohrbelüfter: die Siphonanschlüsse aus Kunststoff mit Rohrbelüfter ventilair (für Siphonanschluss G 1½) und die verchromten Siphonanschlüsse mit verchromtem Rohrbelüfter (in verschiedenen Versionen für handelsübliche Siphonanschlüsse in d 32 mm).
Rohrbelüfter für den Außenbereich: Der für DN 70, DN 90 und DN 100 sowie Rohrinnendurchmesser von 113–127 mm (dann mit zusätzlicher Übergangsdichtung) passende, frost- und wettergeschützte ventilair-Rohrbelüfter für den Außenbereich verhindert die in vielen Fällen von frei entlüfteten Fallleitungen ausgehenden Gerüche. Der Rohrbelüfter ist nach DIN EN 12380 (Klasse A I, Volumenstrom 24 l/s) LGA-Bauart geprüft und überwacht. Er kann auch nachträglich installiert werden.
Beheizbarer Rohrbelüfter: Der für DN 90/100 sowie Rohrinnendurchmesser von 113–127 mm passende, beheizbare ventilair-Rohrbelüfter ist für einen Einsatzbereich von –40 °C bis +110 °C ausgelegt. Eine Thermostatregelung verhindert zuverlässig das Einfrieren des Ventils und schafft bei hohen Schneedecken oder bei Schneeverwehungen auf Dachterrassen oder Flachdächern einen Ringspalt um den Belüfter, damit die notwendige Luftzufuhr aufrecht erhalten wird.
Be- und Entlüfter mit Zwei-Wege-System: Er filtert – mit einem Filter aus Aktivkohlevlies – im zugänglichen Außenbereich die von Hauskläranlagen, Hebeanlagen oder bestehenden offenen Entlüftungen (beispielsweise bei Öltanks) ausgehenden Gase. Den ventilair active gibt es in zwei Versionen: für den Einsatz im drucklosen Bereich mit Übergangsdichtung und für den Einsatz im Druckbereich bis 1 bar mit zwei Reduzierstücken.