Kaum ein Produkt hat die Sanitärwelt so nachhaltig geprägt wie der Unterputz-Spülkasten (Bild 1). Er wurde 1964 der Sanitär-Fachwelt zunächst für den Nassbau vorgestellt. Stand der Technik waren da noch Druckspüler und Aufputz-Spülkästen. Doch die nahmen viel Platz in den Nassräumen in Anspruch, waren zudem sehr laut bei der Spülung und hatten einen hohen Wasserverbrauch. Plötzlich verschwand der Spülkasten platzsparend in der Wand. Damit wurde nicht nur die Reinigungsfreundlichkeit verbessert, sondern der Spülvorgang durch das Betätigen einer Taste erleichtert. Ein neues Zeitalter in der Badgestaltung hatte begonnen. Schallschutz- und Brandschutzanforderungen steckten noch in der Kinderschuhen, den Begriff „barrierefrei“ gab es noch nicht.
Danach ging es in der Entwicklung etappenweise weiter. Bald danach gab es für den UP-Spülkasten ein Montagegestell für den Nassbau. Zwar musste der Montagerahmen vom Installateur zusammengebaut werden, doch war es eine Vereinfachung für den Nassbau. Es folgte ein UP-Spülkasten in einem vorkonfektionierten Montageelement. Das war quasi die Geburtsstunde des Trockenbaus, der aber Anfang der 1970er nur selten auf Deutschlands Baustellen anzutreffen war. Vereinzelt kamen selbsttragende Elemente für Trockenbauwände zum Einsatz, mit denen auch eine halbhohe Vorwand vor einer Massivwand erstellt werden konnte. Doch die Waage schlug immer mehr aus in Richtung „trockene Ausbaumethoden“.
Allmählich schwappte der Trockenbau aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten über den Atlantik. Anfänglich beschränkte sich der Einsatz auf Metallständerprofile für den gewerblichen Bereich. Ende der 1970er, Anfang der 1980er-Jahre gelang der Trockenbauweise schließlich der Durchbruch auf Deutschlands öffentlichen und privaten Sanitärbaustellen. 1985 war die Geburtsstunde für ein komplettes Installationssystem, mit dem Badezimmer bis zur fliesenfertigen Oberfläche errichtet werden konnten.
Es dauerte noch bis 1993, bis das erste komplette Trockenbau-Montagesystem mit einer stabilen, geprüften Grundkonstruktion für die individuelle Badgestaltung auf den Markt kam. Das Grundgerüst besteht bis heute aus einem Vierkantprofil, das über spezielle Winkel am Baukörper (Wand, Fußboden, Dachschrägen) befestigt wird, sowie einem Profilverbinder, der die Vierkantprofile miteinander vereint. Montageelemente (für WC, Waschtisch, Urinal usw.), Traversen und Befestigungsmöglichkeiten für Rohrleitungen sowie Stütz- und Haltegriffe vervollständigen das Sortiment. Die Statik der Bausubstanz bleibt mit dieser Technik unberührt, da die Konstruktion einfach vor die bestehende Wand – als Raum-in-Raum-Lösung – gestellt wird. Zusammen mit den Gipskartonplatten entsteht eine stabile, selbsttragende Wandkonstruktion. Die Rohrleitungen verschwinden körperschallentkoppelt in der Konstruktion. Ein weiterer Vorteil dieser Technik: Die Gewährleistung ist eindeutig durch den Hersteller definiert. Damit war die Basis für den Weg von der Nasszelle zum individuellen Badezimmer geschaffen.
Die Evolution geht weiter
Der UP-Spülkasten wurde kontinuierlich weiterentwickelt. 1997 kam die Zwei-Mengen-Spültechnologie mit definierten Spülmengen für den kleinen und großen Toilettengang auf den Markt. Auch in puncto Montage gab es Verbesserungen: 2002 wurde dem Fachhandwerk ein UP-Spülkasten vorgestellt, der ohne Werkzeug montiert werden konnte. Mit WC-Elementen in verschiedenen Höhen wurde den geänderten Anforderungen an das Bauen, sukzessive an die individuellen Ausprägungen von Badezimmern, Rechnung getragen. Für kleine Bäder gab es fortan Ecklösungen, genauso wie höhenverstellbare Elemente fürs WC.
Ausgelöst durch die Veränderungen in der Alterspyramide waren immer mehr barrierefreie Lösungen für das Bad gefragt, die Menschen auch im Alter ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Umfeld ermöglichen. Um die auftretenden höheren Abstützkräfte aufnehmen zu können, wurden die ersten WC- und WT-Elemente mit integrierten Befestigungsplatten aus Holz für Stütz- und Klappgriffe ausgestattet. Entscheidende Entwicklungen folgten auf die Installation eines Stromanschlusses am WC-Element: Damit konnte die WC-Spülung mittels Tasten an den klappbaren Stütz- und/oder Haltegriffen oder berührungslos über eine elektronische Betätigungsplatte ausgelöst werden. Mit Strom ergaben sich noch andere Möglichkeiten, wie beispielsweise Licht am WC-Element, das nachts der Orientierung dient.
Das „elektronische WC“ eröffnete noch andere Funktionen für mehr Komfort und Hygiene. Mit dessen Einführung entwickelte sich das Bad zum komfortablen Ort der Körperpflege. So sorgen WC-Elemente mit einer Geruchsabsaugung heute für bessere Luft im Bad und Gäste-WC. Zwei „Luftverbesserer“ können integriert werden. Über einen Einwurfschacht im UP-Spülkasten können Spülkastenwürfel mit unterschiedlichen Duftnoten heute auch ohne Körbchen dem Wasser beigefügt werden.
Elektronische Spülauslösungen veränderten auch die Funktion der sanitären Anlagen in Veranstaltungs- und Sportanlagen. Sie ermöglichen über Intervallschaltungen die Spülung und damit einen regelmäßigen Wasseraustausch. So kann dem Wachstum von Keimen und Bakterien vorgebeugt sowie die Verkalkung reduziert werden. Das verhindert Störungen. Die gleiche Technik gibt es auch für Urinale mit elektronischer Steuereinheit.
Klobig, verfügbar maximal in den gängigen Sanitärfarben und nicht wandbündig, also erhaben auf der Wand. So sahen Betätigungsplatten lange Zeit aus. Eher optisch störend als ein harmonischer Bestandteil des WCs. Das änderte sich zwar leicht zum Besseren mit Einführung der Zwei-Mengen-Spültechnik, doch der Durchbruch als Designelement gelang 1999 mit kleinen Betätigungsplatten. Heute ist die Auswahl an WC-Betätigungsplatten gefühlt unendlich. Sie sind, als einzig sichtbarer Teil der Vorwandinstallation nach Fertigstellung, das Differenzierungsmerkmal schlechthin. Der Kunde kann unter einer Vielzahl von Formen und Farben, Farbkombinationen und unterschiedlichen Materialien (Kunststoff, Glas, Metall, Stein, Holz) auswählen. Wandbündig ergeben sie eine planebene Fläche in der Vorwand. Sogar individuell nach Vorgaben des Kunden gestaltete Betätigungseinheiten sind möglich. Das Design und die Funktion der WC-Betätigungsplatte können sogar über den Einsatz des UP-Spülkastens oder des Installationssystems entscheiden.
Beispielhafte Produktlösungen
WC-Tragständer freistehend: Ursprünglich für den Einsatz in Schachtwänden mit hoher Installationsdichte entwickelt, zeigt das freistehende WC-Element von Glock (Bild 2) seine Kompetenz auch in anderen Trockenbaubereichen mit eingeschränkter Wandstabilität, beispielsweise an Drempelwänden unter Dachschrägen oder vor freistehenden halbhohen Installationswänden. Der WC-Tragständer basiert auf den WC-Tragständern von Glock. Ein spezielles Aussteifungs-Set führt den wesentlichen Teil der Belastung in den Rohfußboden. Die Höhenverstellung von 230 mm sowie die kompakte Bauweise bleiben dabei erhalten. Belastungsprüfungen zeigten, dass der Tragständer ohne Einbau in ein Ständerwerk die geforderten 4 kN Prüflast erreicht. Ausgestattet ist der Tragständer mit dem aktuellen Geberit-Spülkasten. Somit können auch die neuesten Betätigungsplatten eingesetzt werden.
Weniger ist mehr: Das gemeinsam mit erfahrenen Fachhandwerkern entwickelte Vorwandsystem Viega Prevista (Bild 3) zeichnet sich durch die reduzierte Menge an Installationskomponenten aus, mit denen alle gängigen Einbausituationen abgedeckt werden können: links im Bild 3 das Prevista-Dry-WC-Element in Verbindung mit der Prevista-Dry-Plus-Montageschiene für die flexible Badgestaltung, in der Mitte das ebenfalls in der Höhe verstellbare WC-Element für die Einzelwandmontage oder für die Montage im bauseitigen Ständerwerk, rechts der Block Prevista Pure für den Nassbau.
Ausschubmodule: Die Ausschubmodule von Geberit (Bild 4) sind selbsttragende, raumhohe Montagerahmen zum passgenauen Einbau in Trockenbauwände mit UW-50-Profil. Sie sind ausgelegt für die Erstellung von raumhohen Installationsvorwänden und -trennwänden im Objektgeschäft. Erhältlich sind sie in zwei Bauhöhen: für eine Raumhöhe von 260 bis 280 cm und eine Raumhöhe von 280 bis 300 cm. Sie ermöglichen einen Fußbodenaufbau bis zu 30 cm. Das Sortiment umfasst die wesentlichen Ausschubmodule für das Wand-WC mit und ohne Befestigungsmöglichkeiten für die Raumentlüftung, für Waschtische sowie Badewanne oder Dusche. Für barrierefreie Anforderungen sind die Ausschubmodule mit verschiedenen Montageplatten für Stütz- und Haltegriffe vorgerüstet.
Gestalterische Freiheit: Mit dem Vorwandsystem Teceprofil (Bild 5) sind teilhohe und freistehende Wände möglich, an denen WC und Waschtisch statisch sicher angebracht werden können. Das eröffnet Gestaltungsmöglichkeiten, schafft Raumgefühl und zusätzliche Ablageflächen auf neu gewonnenen Wandvorsprüngen. Auch Nischen und Aussparungen für Spiegel oder Regale lassen sich einbauen. Dank des ausgeklügelten Montagesystems sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. In der Vorwand können Rohre unabhängig von der bestehenden Hausinstallation verlegt werden. Diese Flexibilität führt dazu, dass sich der Waschtisch oder das WC neu platzieren lässt, ohne dass dafür das ganze Bad entkernt werden müsste. Übrigens erfüllt das System alle Ansprüche an Brand- und Schallschutz gleich mit. Wer vorausschauend saniert, kommt nicht am Thema Barrierefreiheit vorbei. Vorsorglich installierte Gerontomodule in dieser Vorwandinstallation sorgen später dafür, dass am WC Stützklappgriffe sicher nachgerüstet werden können.
Maximum an Flexibilität: Bei neuen Produktentwicklungen im Bereich der Vorwandinstallationssysteme entscheidet nicht selten der Installateur über Erfolg oder Misserfolg. Maßgeblich sind hierbei Faktoren wie eine einfache Montage, Flexibilität in der Anwendung, Qualität und eine präzise Justierung. Grohe bietet mit dem Montageelement Rapid SLX (Bild 6) ein zukunftssicheres System, das nicht nur allen derzeitigen Anforderungen gerecht wird, sondern Installateuren vor allem die Arbeit maßgeblich erleichtert und mit großer Flexibilität auch auf neue Entwicklungen vorbereitet ist. Rapid SLX ist in Kooperation mit dem Handwerk entstanden und bietet die besten Antworten auf die Bedürfnisse der Profis. Zugleich ermöglicht es den Bauherren ein Maximum an Flexibilität und stellt sicher, auch bei künftigen Modernisierungen immer noch ein passendes System in der Wand zu haben, das alle gewünschten Veränderungen mitmacht.
Direktabsaugung von Gerüchen: Ein geruchsfreies WC ist eine wichtige Visitenkarte und unerlässlich für das Wohlbefinden. Mit dem unsichtbar im VariVit-Vorwandsystem einsetzbaren Air-WC-Element hat Mepa eine Systemlösung zur Geruchsabsaugung im Programm (Bild 7). Wie alle anderen Spezialelemente des VariVit-Systems wird das Air WC hierbei kombiniert mit dem UP-Spülkasten Sanicontrol A31. Das Air-WC-Element ist mit einem integrierten Radiallüfter ausgestattet und in zwei Varianten erhältlich: mit manueller sowie elektronischer Lüfterauslösung. Während bei der manuellen Variante die Lüfterauslösung über einen separaten Schalter erfolgt, funktioniert dies bei der elektronischen Variante automatisch und berührungslos mittels Personenerfassung. Die Lüfterautomatik „erkennt“ den Benutzer und schaltet den integrierten Radiallüfter selbsttätig ein und über eine einstellbare Nachlaufzeit wieder aus, wenn er das WC betritt und wieder verlässt. Lediglich die Spülung muss durch Drücken der Betätigungsplatte aktiviert werden.
Praxisorientierte Montagemodule: Mit den Montagemodulen Montus (Bild 8) bietet Schell ein umfangreiches Sortiment für den Neubau und die Modernisierung an. Das Unternehmen liefert somit alle Komponenten für Sanitärinstallationen in stark frequentierten öffentlichen, halböffentlichen und gewerblichen Bereichen aus einer Hand. Hierzu gehören hochwertige Aufputz- und Wandeinbau-Spülsysteme für WCs und Urinale, die vor der Wand und unter Putz installiert werden – und eine spezielle, perfekt auf die unterschiedlichen Lösungen abgestimmte Montagetechnik.
Fazit
55 Jahre nach Markteinführung ist der UP-Spülkasten als WC-Element für den Trockenbau und eine Vielzahl von anderen Sanitär-Elementen mit verschiedenen Funktionen und Ausprägungen aus der modernen Sanitärwelt nicht mehr wegzudenken. Ebenso ist heute die Raumgestaltung mit speziellen und robusten Metallprofilen und Metallständerwand-Konstruktionen aus dem Wohnungsbau und dem öffentlichen Bereich fast nicht mehr wegzudenken. Ob privates Bad oder öffentlicher Sanitärraum: Sie verfügen fast durchweg über „ein trockenes Profil“. Speziell das private Bad – vom funktionellen Raum bis zum Luxusbad und Badetempel – kann individuell in verschiedene Funktionsbereiche aufgeteilt werden. Eine wichtige Rolle übernimmt dabei das Montageelement mit UP-Spülkasten in seinen verschiedenen Ausprägungen und Funktionen. Als Basis für die Vorwandtechnik ist mit dem Montageelement die schnelle und sichere Befestigung von Keramiken gewährleistet. Und die Erfolgsgeschichte wird weitergeschrieben. Eine wesentliche Herausforderung wird es sein, das Design (mit der damit verbundenen Größe der Betätigungsplatte), die Funktionalität und gleichzeitig das gute und einfache Handling in Montage, Betrieb und zu Servicezwecken in Einklang zu bringen.