Geht das? „Neues Bad in zwei Tagen, aber ohne SHK-Fachhandwerker“, das haben wir in der SBZ 5-2019 beschrieben. Lässt sich ein Bad industriell vorfertigen und in einem Tag montieren wie eine Küche? Kann der Stand der Technik digital all das abbilden, was heute handwerklichen Bäderbau im Bestand und im Neubau ausmacht – vom Aufmaß über komplexe Planung bis hin zur Realisierung? Und welche Folgen hat das für die SHK-Branche? Wir haben dazu viele Reaktionen aus dem Kreis der Handwerker erhalten – und freuen uns über weitere Meinungen an leserforum@sbz-online.de
In verschiedenen Bereichen gibt es heute schon Online-Angebote, z. B. Fahrrad.de, Mister Spex (Brillen), Wir kaufen dein Auto oder Thermondo. Alle diese Anbieter versuchen, Geschäfte zu machen, aber keiner verzichtet auf eine Vor-Ort-Beratung bzw. auf eine Überprüfung der tatsächlichen Gegebenheiten. Thermondo hatte erst ja nur per Bildmaterial versucht, Auftragsgröße und Auftragsdetails zu bestimmen. Mittlerweile hat das Unternehmen aber auch auf ein Anschauen vor Ort umgestellt. Und ob die Brille, die online bei Mister Spex ausgesucht wurde, wirklich passt? Wie viele davon werden zurückgegeben?
Es ist zurzeit angesagt, vieles online zu erledigen, am „besten“ mit Alexa. Aber wenn das Bad erst montiert ist, ist das mit der Rückgabe nicht so einfach wie bei einem paar Schuhe oder einem Auto. Es gibt sicherlich Bäder, da klappt das. Etwa im Hotelbereich oder in Hoch- bzw. Mehrfamilienhäusern mit baugleichen Bädern. Bei schwierigen Aufgaben werden Aufträge abgelehnt oder kostenseitig erhöht.
Bei einer Erfa-Runde mit Mitgliedern des Verbands Garant Bad + Haus wurde auch das Bäderverkaufen per Internet angesprochen. Allgemeine Meinung war, dass es viele Punkte gibt, die abgeklärt werden müssen. Da es nicht nur um Produkte vor der Wand geht, sondern um die gesamte Installationstechnik zu diesen Objekten. Die überwiegende Meinung war, dass Kunden eine führende Hand benötigen, die sie bei der Produktauswahl und Objektpositionierung unterstützt. Bei einigen Objekten wird die Online-Abwicklung bis zu einem gewissen Punkt möglich sein, jedoch ist auch hier eine Vor-Ort-Beratung und darauf aufbauend eine Planung unumgänglich.
Wir als Fachhandwerksbetrieb setzen weiterhin auf Gesamtplanung, Vor-Ort-Beratung und Begleitung des Kunden bis zum fertigen Bad. Wir überlegen jedoch, inwieweit wir über unsere Internetseite eine Online-Vorplanung anbieten wollen, denn ohne Visionen und Vorreiter in neuen Themen gibt es Stillstand in der SHK-Branche. Problematisch sehe ich allerdings, dass dem Kunden ein Online-Preis gegeben wird, mit dem das Handwerk umgehen muss. Also: Der Handwerksbetrieb mit Beratungsanteil muss lernen, seine Dienstleistung (noch) besser zu verkaufen.
Reinhard von Zons
33449 Langenberg