Zu dem Beitrag „Internetpreisen Paroli bieten“ in der SBZ 20/2011 erhielten wir folgende nachdenklich stimmende Zuschrift des Handwerkskollegen Horsch:
Seit über 20 Jahren führe ich einen Heizungs- und Sanitärbetrieb mit Bäderstudio. Die ständig steigende Zahl der Internetanbieter im Bereich Bädergestaltung wird den Wettbewerb am Markt zunehmend verschärfen. Die Kunden legen bei der Angebotsdurchsprache für eine Badsanierung die Preise der Internetshops vor und erwarten, dass wir als Meisterbetrieb auf diese Preise eingehen. Diese Preise von namhaften deutschen Markenprodukten aus dem Keramik- oder Armaturenbereich liegen oft unter meinen Einkaufspreisen.
Es stellt sich die Frage, welche Einkaufskonditionen die Internetshops haben, die ein großes Vertriebssystem aufgebaut haben, teure, provozierende, aber doch lächerliche Werbespots schalten können sowie ebenso kostspielige Bandenwerbung in Fußballstadien finanzieren. Wie wird der Handwerker vom Großhandel in seine Einkaufskonditionen eingestuft? Es scheint noch ein erheblicher Spielraum in den Konditionen zu liegen.
Wir Handwerker führen zeitaufwendige Verkaufs- und Informationsgespräche mit unserer Kundschaft, erklären ihnen die Vorteile der Markenprodukte wie Garantieleistungen, Nachkaufgarantie usw. und sollen zu Internetpreisen verkaufen und montieren. Die Hersteller der Markenprodukte lassen ihre Waren auf dem Markt zu Schleuderpreisen verhökern, anstatt einen Verkaufspreis ihrer Produkte vorzuschreiben. Es gibt Zweistufler, die den Internetshops die Preise vorgeben und somit den Handwerker im Preiskampf schützen. Wir als Meisterbetrieb werden keine vom Auftraggeber gestellten Materialien aus dem Internet einbauen.
Die Folge wird sein, dass ich alle Produkte aus meiner Ausstellung, die im Internet angeboten werden, entfernen und auf Hausmarken meiner Großhändler zurückgreifen werde, um aus dem direkten Preisvergleich herauszukommen. Der Großhandel ist bereits soweit, die eigenen Bäderausstellungen mit den eigenen Hausmarken auszustatten. Es wird die Zeit kommen, in der die großen Namen der Markenprodukte am Bädermarkt durch Vigour, Smart und Care ersetzt werden. Wir Handwerker haben den direkten Kontakt zum Endkunden. Ich werde nur Keramikteile oder Armaturen anbieten, bei denen wir zumindest noch eine kleine Gewinnspanne haben.
Harald Horsch
66679 Losheim
Anmerkung der Redaktion:
Der Abgabepreis bei Reuter und Megabad liegt teilweise auf Handwerkereinkaufsniveau. Wenn die Industrie das Problem der Markenprodukte in den Internetshops nicht zumindest preislich in einem für Handwerksbetriebe verträglichen Rahmen steuert, werden die Handelsmarken des Großhandels künftig wohl einen weitaus größeren Stellenwert einnehmen. Dies kann weder im Interesse der Markenhersteller noch des Handwerks sein. Denn die Profischiene braucht starke Marken, um erfolgreich zu sein. Oder wie denken Sie darüber?