Wie ist Heizungswasser aufzubereiten? Die Experten stoßen sich an der Frage, welche Vor- und Nachteile die Verfahren Enthärtung und Vollentsalzung mit sich führen. Bereits in den SBZ-Ausgaben 23/2015 und 01-02/2016 ist das Thema zur Sprache gekommen. Auf den Fachbeitrag von Mike Hannemann (Geschäftsführer Hannemann Wassertechnik) zum Thema folgte ein Leserbrief von Dr. Dietmar Ende (Leiter Forschung und Entwicklung bei Perma-Trade). Hannemann hat auf diesen Leserbrief eine Antwort formuliert. Mit der Problematik auseinandergesetzt hat sich zudem Hans Demmeler vom SHK-Fachbetrieb Müller Service aus Memmingen.
Zum Leserbrief der Firma Perma-Trade in der SBZ, Ausgabe 01-02/2016: Es ist uns ein Rätsel, wie man in einem Leserbrief, der über weite Strecken unsere Ausführungen bestätigt, einen solchen Widerspruch konstruieren kann.
- <b>Erster Einwand – die elektrische Leitfähigkeit: </b>Herr Dr. Ende schreibt, dass man noch andere Faktoren berücksichtigen müsse. Ja, genau Herr Ende, das bestätigt eben den Satz, dass die Leitfähigkeit selbst keine Korrosionsursache ist, sondern, wie Sie selbst bestätigen, andere Faktoren vonnöten sind. Deshalb ist die elektrische Leitfähigkeit bestenfalls ein etwas beschleunigender Faktor.
- Sie schreiben, dass der <b>pH-Wert-Anstieg bei der Vermischung</b> mit Trinkwasser schwach alkalisch wird und, wenn man die Erwärmung berücksichtigt, so bei ca. 8,5 liegt. Dazu können wir nur sagen, dass die von Ihnen benannten Faktoren (Leitfähigkeit und Härte) wohl von der Rohwasserqualität abhängen und ggf. der Harzzusammensetzung in Ihren Patronen. Die Behauptung, dass bei Erhöhung der Härte der pH-Wert ansteigen soll, halten wir für die Umkehrung der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Bei Anlagen mit dem Werkstoff Aluminium kann im Übrigen der pH-Wert von 8,5 schon kritisch sein. Und wegen der Aluminiumanlagen macht man ja das ganze Procedere mit der Vollentsalzung überhaupt . . .
- <b>Die marktüblichen Kosten </b>sind aus Äußerungen Ihres Außendienstes und Ihren Unterlagen entnommen. Wenn man die Preislisten mit den Patronen hochrechnet, dann kommt man auf diese Preise. Mit Ihrer großen Patrone geht es natürlich auch billiger. Aber wer schleppt denn so eine unhandliche Patrone mit sich rum, die groß genug ist, um beispielsweise 4 m³ zu entsalzen? Und ob 1 m³ dann 200 oder 400 Euro kostet, ist dann im Vergleich zu 5 Euro bei der Enthärtung auch egal, da der Mehrwert-Nutzen zum Aufwand fehlt.
- <b>Die Konditionierung bei mit VE-Wasser betriebenen Anlagen: </b>Leider müssen wir Ihnen hier wiedersprechen. Es gibt von vielen Herstellern spezielle Konditionierungsmittel für die salzfreie Fahrweise (sogar für spezifische Leitfähigkeiten unter 10 µS/cm). Die salzarme Fahrweise mit der Obergrenze von 100 µS/cm ist ja noch recht jung. Diese geringe elektrische Leitfähigkeit soll die Metalloberflächen vor Schwankungen der Wasserqualität schützen bzw. den pH-Wert stabilisieren. Warum man dann für Ihre Patronen eine Vorschaltpatrone zur pH-Stabilisierung benötigt? Das Missverständnis vom vermeintlich stabilen VE-Wasser liegt häufig in der Tatsache begründet, dass man die spezifische Leitfähigkeit misst, also (mS/m oder µS/cm), und der Nicht-Elektrochemiker die Entfernung – m bzw. cm – einfach überliest. Wenn jetzt die Pole der Korrosionsstelle nahe oder direkt beieinanderliegen, hat die spezifische Leitfähigkeit fast keinen Einfluss auf die Korrosionsgeschwindigkeit mehr.
Wie Sie sehen, herrscht bei uns über weite Strecken Einverständnis über die von Ihnen eventuell etwas „unglücklich“ umschriebenen Fakten. Der Unterschied liegt gegebenenfalls darin, dass wir, im Vergleich zu Perma-Trade, mit geringstmöglichem Aufwand den maximalen Effekt erreichen wollen – bekannt als ökonomisches Wirtschaftlichkeitsprinzip. Das leben wir seit nunmehr fast 20 Jahren reklamationsfrei vor, wovon insbesondere Sie in hohem Maße beim Aufspringen auf dieses Geschäftsfeld 2006 partizipiert haben. Wir sind deswegen doch etwas überrascht ob Ihrer unsachlichen Reaktion auf so dünnem Eis.
Mike Hannemann
Geschäftsführer Hannemann Wassertechnik Deutschland
85570 Markt Schwaben
www.hannemann-wassertechnik.de
Auf den Leserbrief „VE-Wasser versus Enthärtung“ aus der SBZ 01-02/2016 antwortet dieser Leser ebenfalls:
Als Anlagenbauer haben wir unterschiedliche Erfahrungen mit VE-Wasser gemacht und diese sind nicht durchweg positiv. Da das Wasser nach der Entsalzung schon mal sauer ist, entsteht hier schon der erste Konflikt, da nach den Richtlinien der pH-Wert> 8,5 sein soll. Wir sind der Meinung, dass die Befüllung einer Heizungsanlage mit saurem Wasser gar nicht geht, also heben wir den pH-Wert des VE-Füllwassers vor dem Befüllen der Anlagen auf einen vertretbaren Wert an. Nach einigen Wochen Betriebszeit beobachten wir bei vielen dieser Anlagen, dass der pH-Wert wieder nach unten geht, teilweise sogar deutlich unter 7. Gleichzeitig bleibt die Leitfähigkeit des Wassers nicht in einem Bereich unter 100 µS/cm, was für die salzarme Betriebsweise ja angestrebt wird. Liegt das am hohen Lösungsvermögen des VE-Wassers? Als Laien in Sachen Chemie können wir das nicht eindeutig beurteilen. Aber was bleibt jetzt anderes übrig, als wieder zu korrigieren? Später dann, beim ersten Wartungstermin, beginnt das gleiche Spiel von vorne.
In der Zwischenzeit laufen diese Anlagen mit einer nicht idealen Wasserqualität, was dann auch zum Teil schon erkennbar ist. Wir haben auch versucht, den Betreiber zur Kontrolle des Anlagenwassers zu verpflichten. Leider sind die zuständigen Haustechniker in den meisten Fällen mit dieser Aufgabe überfordert und das Problem ist dadurch nicht gelöst. Unserer Meinung nach macht VE-Wasser in bestimmten Prozessen Sinn, die Anwendung in Warmwasser-Heizsystemen halten wir zumindest für fragwürdig und nicht praxisgerecht. Die Kosten zur Herstellung des Füllwassers stehen dabei nicht im Vordergrund. Ob das nun 400 Euro pro m³ oder vielleicht auch nur 150 Euro pro m³ sind, ist letztlich nicht wichtig. Jedoch ist der Aufwand zweifellos deutlich größer als bei reiner Enthärtung und die nötige Kontrolle und Stabilisierung des Wassers auf Dauer nicht beherrschbar. Unsere Monteure beherrschen das Befüllen unserer Anlagen mit enthärtetem Wasser. Anschließend konditionieren sie das Wasser, obwohl wir uns hier im nächsten Konflikt mit der VDI 2035 sehen, in der es sinngemäß heißt, dass die Dosierung von Zusatzstoffen auf Ausnahmen zu beschränken ist. Früher haben wir gewartet, ob was passiert und waren danach oft „schlauer“, wenn das Wasser sich bereits verändert hatte – heute beugen wir gleich vor. So hat man ein gutes Gefühl und kann die Anlage erstmal ein Jahr so laufen lassen. Danach sind Korrekturen eher die Ausnahme und ohne großen Arbeits- und Kostenaufwand möglich.
Hans Demmeler
Müller Service GmbH
87700 Memmingen