Zum Artikel „Kippt Erdgas die Energiewende?“ in der SBZ 6 auf Seite 129 erhielten wir folgende kritische Zuschrift von Peter Reitsamer:
Ich schätze die SBZ als praxisnahe und auch die wirtschaftlichen Aspekte beachtende Zeitschrift. Es tut mir als altem Verfahrensingenieur in der Seele weh, wenn ich sehe, wie Sie als Fachzeitschrift die Aussagen des Hr. Dr. Roland Fischer von Siemens Energy –ohne deren ökonomische Konsequenzen aufzuzeigen – fröhlich drucken. Hier soll scheinbar nach dem EEG die nächste Gelddruckmaschine unter dem ökologischen Deckmantel „erneuerbare Energien“ für einige findige Marktentwickler angeworfen werden. Ich kann nur annehmen, dass Sie sich noch nie mit den Kosten der Methanisierung beschäftigt haben, die aus meiner Sicht für alle Energieverbraucher, sei es von Erdgas oder Strom, verheerend sind.
Um 1 m³ CO2 mit Wasserstoff zu Methan umzuwandeln, werden 4 m³ Wasserstoff benötigt. Die Elektrolyse zur Herstellung des Wasserstoffes verbraucht ca. 4kWh Strom pro m³. Also benötigt 1m³ Methan zur Herstellung theoretisch – ohne Berücksichtigung von Umwandlungs- und Energieverlusten – 16 kWh Strom. Die Durchschnittskosten des in Deutschland mit erneuerbaren Energien erzeugten Stromes las ich vor Kurzem mit 18,4 ct/kWh. Damit beträgt alleine der reine Energiepreis für die Erzeugung von 1 m³ EEG-Methan schlappe 295 ct oder 2,95 €.
Ich kaufe privat den m³ Erdgas für
Noch toller wird die Sache, wenn das so erzeugte EEG-Methan in GUD-Kraftwerken zusätzlich verstromt wird, wie Hr. Dr. Roland Fischer von Siemens Energy als Lieferant von Windrädern und GUD es gerne möchte.
Der Energieinhalt von 1 m³ EEG-Methan beträgt ca. 10 kWh, davon wandelt das GUD-Kraftwerk am Bestpunkt – nicht im Durchschnitt – 60 % in Strom um. In dem aus EEG-Methan erzeugten Strom stecken somit in jeder so erzeugten kWhel alleine Energiekosten von mindestens 49ct, derzeit das Zehnfache eines Kohlekraftwerkes oder noch mehr. Der Gipfel der Kapitalvernichtung ist die Idee, statt GUD-Kraftwerken nur – billigere – Gasturbinenkraftwerke mit ca. 40 % (statt 60 %) Wirkungsgrad einzusetzen, dann betragen die Energiekosten nämlich schon mindestens 74 ct/kWhel! Die abgeleiteten Kostenschätzungen berücksichtigen keine Investitions- und dazugehörigen Betriebskosten der dafür notwendigen Anlagen wie:
- Windräder zur EEG-Methanerzeugung (die Siemens liebend gerne liefern würde)
- Elektrolyseanlagen zur Wasserstoffherstellung
- Anlagen zur Methanisierung des Wasserstoffes
- Gasspeicher in ausreichender Kapazität, denn das Gasnetz wird jetzt schon im Winter als Spitzenspeicher benötigt und kann nicht zweimal verwendet werden
- GUD- oder Gasturbinen-Kraftwerke (die Siemens liebend gerne liefern würde)
Bisher hat die deutsche Wirtschaft alle von Politikern verschiedener Couleurs ausgeheckten Belastungstests leidlich überlebt. Mit Vorstellungen, wie Herr Dr. Fischer sie anstrebt, würde Strom endgültig so verteuert werden, dass viele Produktionsbetriebe im globalen Wettbewerb dichtmachen müssten. Die Folgen einer Deindustrialisierung für Arbeitsplätze und abstürzende Staatsfinanzen bedenken hoffentlich die mündigen Bürger an der Wahlurne, um einen ökonomischen Selbstmord abzuwenden.
Peter Reitsamer
Inno-pro-engineering GbR
84478 Waldkraiburg