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Effizienzmaßnahmen brauchen Vorrang

Weckruf für den schlafenden Riesen

Wer mit offenen Augen derzeit durch das Land geht, dem werden die Werbeplakate und die Zeitungsanzeigen mit der Aufschrift „Stromnetze? Ja bitte!“ aufgefallen sein. Eine Kampagne des Bundeswirtschaftsministeriums, die die politische und gesellschaftliche Debatte zum Thema Energiewende auf den Punkt bringen will.

Aber kann dies die alleinige Lösung für ­eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Herausforderungen unseres Landes sein – für die Energiewende? Zumal die politische Kursänderung nicht wirklich in Fahrt kommt und sich zunehmend Zweifel an der Durchführbarkeit des Mammutprojektes breit machen. Dabei gibt es praktikable und umsetzbare Lösungen aus unserer Branche – auch zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung –, die bisher noch gar nicht richtig berücksichtigt wurden.

Wir erinnern uns: Mit dem Energiekonzept vom 28. September 2010 will Deutschland bis zum Jahr 2050 seine CO2-Emissionen um mindestens 80 % senken. Da etwa 40 % des deutschen Endenergieverbrauchs und etwa ein Drittel der CO2-Emissionen auf den Gebäudebereich entfallen, war es nur eine logische Konsequenz, dass sich die Bundesregierung mit dem genannten Konzept auch gleichzeitig verpflichtete, einen Sanierungsfahrplan bis 2050 zu entwerfen. Ziel: eine Reduzierung des Primärenergieverbrauchs im Gebäudesektor um 80 %. Man hat also durchaus erkannt, dass der Gebäudesektor eine tragende Rolle spielt. Ein Faktum, an dem niemand vorbeikommt.

Politischen Willen umsetzen und nicht zerreden

Entgegen den oft zitierten politischen Aussagen zur herausragenden Bedeutung des Wärmemarktes und der enorm bedeutsamen Rolle der energetischen Gebäudesanierung findet in der Politik momentan exakt jenes untätige, abwartende Verhalten statt, das gerne den Hauseigentümern zum Vorwurf gemacht wird, wenn sie beispielsweise „Pinselsanierungen“ solchen mit energetischem Gehalt den Vorrang einräumen.

Die Diskussion wird in Politik und Öffentlichkeit sehr einseitig geführt, richtungsweisende Entscheidungen der Bundesregierung finden, oftmals auch wegen entgegenstehender Interessen der Länder, einfach nicht statt. Die Konsequenz daraus ist, dass der Stromnetzausbau in der öffentlichen Wahrnehmung die fast allein beherrschende Rolle bei der Energiewende spielt. Hier fließen unter anderem öffentliche Gelder, um die Akzeptanz des Bürgers beim Ausbau von Strom-Fernleitungsnetzen zu gewinnen. Gleiches galt zumindest in der Vergangenheit auch für die Förderung der Photovoltaik, einer Branche, in der heute nur noch etwa 15 % der installierten Anlagen aus Deutschland kommen.

Gleichzeitig werden sinnvolle und enorm wirkungsvolle Instrumentarien bei der energetischen Gebäudesanierung zwischen den politischen Mahlsteinen des Bundes und der Länder bis zur Unkenntlichkeit zerredet. Das letzte traurige Beispiel war das Gesetz zur steuerlichen Förderung der Gebäudesanierung. Ein kluges Gesetz, gescheitert an der politischen Blockadehaltung einzelner Länder. Als Ergebnis sehen wir nach wie vor den verunsicherten, in einer Modernisierungsstarre verharrenden Immobilienbesitzer, der gar nicht erst auf die Idee gebracht wird, auf eine moderne, hocheffiziente Heizungsanlage zu setzen. Sind das die richtigen und zielführenden Signale in Richtung potenzieller Investoren bei der Gebäudesanierung, aber auch beim Stemmen der Energiewende?

Zwischen dem politischen Status quo und den hehren Zielen der politisch verankerten Energieeinsparung im Wärmesektor klafft ­eine immer größer werdende Lücke. Bis zum Jahr 2020 sollen im Gebäudebereich 20 % des Wärmebedarfs eingespart werden – 20 % in einem Zeitraum von jetzt an gerechnet gut sieben Jahren. Nur zur Verdeutlichung sei erwähnt: Vor etwa sieben Jahren erschien die Bild-Zeitung mit der Schlagzeile „Wir sind Papst“ und Angela Merkel wurde als erste Frau Bundeskanzlerin Deutschlands – also ein überschaubarer Zeitraum für eine wahre Herkulesaufgabe. Daher ist es Zeit, politische Ränkespiele zu beenden und zurück zu den Fakten zu kommen. Diese sprechen eine klare Sprache für die energetische Gebäudesanierung.

Ein milliardenschwerer SHK-Wachstumsmarkt

Der Bedarf an energetischer Gebäudesanierung gemessen an den politisch gesteckten Zielen ist gewaltig. Es gibt in Deutschland rund 18 Millionen Wohngebäude mit 40 Millionen Wohneinheiten (Statistisches Bundesamt, 2010). Davon wurden 75 % vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung von 1979 errichtet und viele davon sind bis heute weitgehend unsaniert und noch mit ­alter Anlagentechnik versehen.

Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, müssen in Deutschland jährlich weit mehr Gebäude energetisch saniert werden als bisher. Darüber hinaus ist die Steigerung der Energieeffi­zienz auch ein sozialpolitisches Gebot. Die kontinuierlich steigenden Energiepreise führen dazu, dass die Verbraucher auch infla­tionsbereinigt immer mehr Geld für gleich viel Wärme ausgeben müssen. Zudem ist Energieeffizienz das entscheidende Instrument, um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern.

Aktuell kommt hinzu, dass viele Menschen dem Aktienmarkt und anderen Anlageformen der Banken nicht mehr vertrauen. Aus Furcht vor der Inflation oder einer Vermögensabgabe investieren sie verstärkt in Sachwerte, Fremdwährungen, Kunst oder Immobilien. Das Handwerk sollte diesen Kunden klar kommunizieren, dass eine Investition in hochwertige Haustechnik nicht nur die Energiekosten senkt und zum Werterhalt oder der Wertsteigerung des Gebäudes beiträgt, sondern eine sichere Investition in die Zukunft darstellt. Diese neue Rolle des Fachhandwerks werden wir in den nächsten Monaten zusammen mit unseren Marktpartnern stärker besetzen.

Ohne Handwerk wird die Energiewende ausfallen

Das Fachhandwerk hat in Deutschland zu Recht einen exzellenten Ruf. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dem Handwerk auch beim Thema Energiewende die tragende Rolle zu sichern. Die Kernbotschaft ist: Ohne Fachhandwerk keine Energiewende! Dies ist zugleich eine wichtige Chance, uns in den Augen der Verbraucher noch deutlicher vom Baumarkt oder dem Angebot aus dem Internet abzusetzen – denn beim Thema Energieeffizienz kann das Handwerk seine Beratungskompetenz voll ausspielen und unter Beweis stellen. Nur das Fachhandwerk kann den Kunden in Sachen Heizungstechnik sachgerecht und seriös beraten, vom neuen Kessel, der Heizungsumwälzpumpe über Thermostate, Wärmepumpen bis hin zum hydraulischen Abgleich.

Ebenso klar ist: Dazu muss das Handwerk stets auf dem aktuellen Wissensstand sein, muss sich kontinuierlich weiterbilden, den Stand der Technik kennen und beherrschen. Gleichzeitig muss es das Handwerk schaffen, die Bordmittel richtig einzusetzen. Beim Kunden vor Ort muss neben der technischen Beratung aufgezeigt werden, welche Förderungen im Einzelnen für den Hausbesitzer attraktiv sind. Dazu im Folgenden kurze Anmerkungen zu den klassischen Energieeffizienz-Stellrädern des SHK-Handwerks:

Erneuern der alten Heizungsumwälzpumpe

Pumpen verbrauchen viel Energie – je nach Gebäudegröße zwischen 10 und 20 % der gesamten elektrischen Energie. Die richtige Auswahl der Heizungsumwälzpumpe ist also für den individuellen Geldbeutel des Betreibers von wesentlicher Bedeutung. Die Industrie stellt mittlerweile Pumpen zur Verfügung, deren Energiebedarf 80 % unter dem Bedarf von Pumpen älteren Baujahres liegt. Hierbei handelt es sich um Hocheffizienzpumpen, die der Energieeffizienzklasse A angehören.

Konventionelle Pumpen können auf wechselnde Betriebsbedingungen nicht selbsttätig reagieren und keine automatische Drehzahlanpassung vornehmen. Nur durch Einsatz von elektronisch geregelten Pumpen ist es möglich, das außerordentliche Einsparpotenzial der Drehzahlregelung nutzbar zu machen. Ein Frequenzumformer passt dabei die Drehzahl genau an die tatsächlichen, momentanen hydraulischen Bedingungen an, sodass nur so viel Pumpenleistung aktiviert wird, wie zur Sicherstellung der Versorgung erforderlich ist.

Weg mit den Handregulierventilen

Der Abgleich des Heizungsvolumenstroms erfolgt mithilfe von Regulierarmaturen wie Strangregulierventilen und Differenzdruckreglern sowie mit voreinstellbaren Heizkörper-Thermostatventilen. Der Austausch von Handregulierventilen und alten Thermostatköpfen (vor 1988 installiert) ist eine vergleichsweise geringe Investition – eine, die leicht realisierbar und sehr wirksam ist und sich zudem rechnet: Der Austausch von Handregulierventilen bringt eine Einsparung nahe 30 %, beim Austausch älterer Thermostate gegen neue sind bis zu 15 % Energieeinsparung möglich.

Über den hydraulischen Abgleich mit voreinstellbaren Thermostatventilen sind weitere Einsparungen möglich. Ebenfalls lässt sich damit der Komfort der Anlage zum Teil erheblich steigern. Nach der Optimus-Studie sind hier Energie-Einsparungen bis 21 % möglich.

Hydraulischer Abgleich als Grundlage der Optimierung

Die Verteilung der Wassermengen auf die jeweiligen Raumheizflächen wird mittels hydraulischem Abgleich erreicht. Dieser Abgleich- und Einregulierungsvorgang ist die Grundlage einer jeden Anlagenoptimierung. Für jede Heizfläche muss eine definierte Zuweisung der Wassermenge erfolgen. Wird dieser einmalige Vorgang nicht sauber erledigt, ist der Ärger programmiert. Denn in nicht hydraulisch abgeglichenen Anlagen werden die Volumenströme der einzelnen Heizflächen nicht auf die errechnete Heizlast begrenzt – mit der Folge, dass über pumpennahe Heizflächen oft 200 bis 300 % der notwendigen Wassermenge fließen und entferntere Heizflächen unterversorgt bleiben. Dies wird in der Praxis oft zum einen durch zu große Umwälzpumpen kompensiert – mit den bekannten Nachteilen wie unnötig hohem Energiebedarf und lauten Fließgeräuschen – und zum anderen durch eine Überhöhung der Heizkurveneinstellung am Regelgerät.

Der hydraulische Abgleich hat einen besonderen Einfluss auf die Rücklauftemperatur und somit auf die Effizienz aller Wärmeerzeuger. Bei Brennwertgeräten beispielsweise kann ein zu hoher Durchfluss zu einer Reduzierung der Betriebszeit von bis zu 20 % führen, in der eine Kondensation möglich wäre. Im Vergleich zum nicht abgeglichenen System mit etwa 30 % Durchflussüberhöhung und zu großer Förderhöhe kann die elektrische Leistungsaufnahme der Umwälzpumpe um bis zu 40 % reduziert werden. Ein abgeglichenes System spart durch die Addi­tion der Effekte in der Erzeugung, Verteilung und Übergabe bis zu 35 % an Energie.

Individuelle Raumtemperaturen mit Einzelraum-Regelung

Nach dem Einbau einer Hocheffizienzpumpe und dem hydraulischen Abgleich ist der dritte Optimierungsschritt die Installation einer programmierbaren elektronischen Einzelraum-Regelung. Der Energieverbrauch verringert sich um 20 bis 30 %. Der Einspareffekt entsteht durch eine optimale Wärmeausnutzung, indem jeder Raum nach seiner individuellen Nutzung programmiert werden kann. Dadurch sind nur jene Räume geheizt, die auch genutzt werden, und es findet keine Energieverschwendung durch unnötigen Heizbetrieb statt.

Im Mittelpunkt sollte stets die Heiztechnik stehen

Keine Frage: Das Dämmen der Gebäudehülle ist unter rein energetischen Gesichtspunkten sehr zu empfehlen. Aber eine Modernisierung der Heiztechnik geht im Allgemeinen schneller und ist zudem vergleichsweise kostengünstiger. Vermutlich mehr als vier Millionen Öl- und Erdgasheizungen in Deutschland sind völlig veraltet und arbeiten ineffi­zient. Nur 23 % der knapp 18 Millionen überwachungspflichtigen Heizungsanlagen sind auf dem technisch aktuellen Stand. Vielen Verbrauchern ist dies nicht bewusst. Die Einhaltung der Grenzwerte nach der 1. BImSchV suggeriert ihnen, dass die Heizungsanlage in Ordnung ist.

Tatsächlich betrachtet diese jedoch nur den Wärmeerzeuger, nicht die gesamte Wärmeversorgungsanlage. Über die Effizienz des Systems erhält der Verbraucher ohne professionelle Beratung (zum Heizungs-Check später mehr) keinerlei Informationen. Hier eine grobe Einschätzung über den Mehr- und Minderbedarf an Primärenergie verschiedener Heizungsarten im Vergleich zum Niedertemperaturkessel:

  • Konstanttemperatur-Kessel oder Standardkessel: +20 %
  • Brennwertkessel außerhalb der beheizten Gebäudehülle: –10 %
  • Brennwertkessel innerhalb der beheizten Gebäudehülle: –20 %
  • Brennwertkessel mit Solaranlage: –25 %
  • Brennwertkessel, Lüftung mit Wärmerückgewinnung: –30 %
  • Erdwärmepumpe mit Fußbodenheizung: –35 %
  • Nah- oder Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung: –40 %

Nicht alle Varianten können hier detailliert angesprochen werden. Deshalb an dieser Stelle nur einige Anmerkungen zur Wärmepumpe: Generell sind Wärmepumpen (Erd-, Wasser-, Luft- und Abluft-Systeme) als regeneratives Heizsystem in der Lage, ganzjährig Heizungsenergie und Warmwasser bereitzustellen. Für 100 % Heizwärme werden rund 25 % elektrische Antriebsenergie benötigt. Einige Wärmepumpen sind Kombigeräte, die neben der Heizung und/oder Warmwasserbereitung auch eine Vielzahl weiterer Aufgaben wie aktive und passive Kühlung oder Wohnungslüftung übernehmen.

Wärmepumpenheizungen sind in der Investition zunächst teurer als konventionelle Öl- oder Gasheizungen. Durch niedrigere Betriebskosten sind sie jedoch für den Kunden wirtschaftlich attraktiv. Einige Hersteller bieten speziell für die Altbausanierung entwickelte Wärmepumpen an, die mit erhöhten Vorlauftemperaturen über 55°C betrieben werden und damit Handwerkern und Bauherren Lösungen ermöglichen.

Die Kosteneffizienz von Haustechnikmaßnahmen hängt sehr stark von der individuellen Einbindung in das Gesamtkonzept ab. Die Sanierung alter Heizungsanlagen führt fast immer zu deutlichen Einsparungen von 10 bis 30 %. Die Verbesserung von Regelungen kann Effekte von 5 bis 10 % und in Einzelfällen bis 30 % Einsparung bringen, ist aber allein nicht ausreichend für effiziente Verbesserungen. Lüftungsanlagen mit oder ohne Wärmerückgewinnung reduzieren den Energieverbrauch und gewährleisten eine hervorragende Raumluft-Hygiene. Ebenso entschärfen oder vermeiden sie das Problem der Schimmelpilzbildung.

Das Einsparpotenzial einer effizienten Haustechnik

Der Effekt der Sanierung kann beeindruckend sein: Häuser, die mit verfügbarer Heizungstechnik zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten ausgerüstet werden, können den Endenergiebedarf in Deutschland um bis zu 15 % senken. Ein weiteres Beispiel macht es ebenso deutlich: So könnte man alleine durch den Austausch von etwa 25 Millionen veralteten, ungeregelten Heizungspumpen in Wohngebäuden ein gewaltiges energetisches Sparpotenzial heben. Gelänge es, diese auf einen Schlag auszutauschen, könnten vier Kohlekraftwerke oder ein Kernkraftwerk vom Netz genommen werden. Moderne Heizungssysteme und innovative Gebäudetechnikanwendungen tragen also maßgeblich dazu bei, die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Die Entscheidung, welche Maßnahme bei einer Sanierung am sinnvollsten ist, sollte dabei nach ­einer fachlichen Beratung durch den Fachhandwerker immer beim Eigentümer und Investor liegen.

Ziel der Politik ist es, den Wärmebedarf von Immobilien bis 2020 um 20 % zu reduzieren. Um dies zu erreichen, ist eine jährliche Sanierungsquote von 3 % und eine Neubauquote von 1 % notwendig, so die Studie Energie- und Ressourceneffizienz im Immobilienmanagement der Roland Berger Strategy Consultants vom Dezember 2011. Dann wäre es möglich, bis 2020 rund 184TWh an Wärmeenergie pro Jahr einzusparen. Das entspricht dem jährlichen Wärmeenergiebedarf von etwa 10 Millionen Haushalten und ließe diese jährlich rund 17 Milliarden Euro einsparen. Dazu müssten deutschlandweit auch rund 650000 Heizkessel pro Jahr erneuert werden. Die tatsächlichen Zahlen liegen seit Jahren unter diesem Zielwert – nicht zuletzt aufgrund einer weitgreifenden Verunsicherung der Verbraucher vor allem auch durch veränderte oder gekürzte Fördermittelstrukturen. Im Jahr 2010 wurden lediglich 438000 Heizkessel erneuert.

Quantitative Effekte der energetischen Modernisierung

Wie sich der spezifische Heizenergieverbrauch von Wohngebäuden in Deutschland seit Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahre 2002 entwickelt hat, zeigt das obere Bild von CO2online auf Seite 14. Der spezifische Heizenergieverbrauch ergibt sich dabei aus dem nach Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 berechneten Energieverbrauchskennwerten in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Die Grafik zeigt, dass der spezifische Heizenergieverbrauch von Wohngebäuden in Deutschland seit 2002 stetig gesunken ist. Insgesamt wurde eine Minderung von 22 % erreicht. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Minderung von 2,75 %.

Die entscheidende Rolle zum Erreichen der energiepolitischen Ziele spielt daher die kontinuierliche Förderung ambitionierter energetischer Sanierungen des Gebäudebestandes. Die in den CO2online-Gebäudedaten vorhandenen Sanierungshistorien lassen Aussagen über die Wirkung von durchgeführten Maßnahmen auf den Heizenergieverbrauch zu. So zeigt das nächste Bild die durchschnittlichen spezifischen Heizenergieverbräuche in Abhängigkeit von der Anzahl durchgeführter Sanierungsmaßnahmen für im Zeitraum vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1978 errichtete Altbauten. Im Vergleich zu unsanierten Altbauten konnte demnach bei Wohngebäuden mit einem Baujahr vor 1978 im vollsanierten Zustand mit zusätzlicher Solarwärmenutzung durchschnittlich knapp 52 % der Heizenergie eingespart werden. Einen substantiellen Beitrag leisten hierzu heizungstechnische Maßnahmen mit Solarwärmenutzung und ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage.

Das untere Bild von CO2online auf Seite 14 verdeutlicht beispielhaft diese Einspar­effekte von Sanierungsmaßnahmen auf den spezifischen Heizenergieverbrauch von alten Ein- bis Zweifamilienhäusern aufgeteilt nach Dämm- und heiztechnischen Maßnahmen mit Solarthermie (ST).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass durch eine Komplettsanierung von älteren Gebäuden der Heizenergieverbrauch ohne weiteres halbiert werden kann.

Gebäudesanierung als volkswirtschaftliche Chance

Die Erhöhung der Energieeffizienz ist ein wesentlicher Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Wertschöpfung bei der Gebäudesanierung liegt zu über 80 % in Deutschland. Dies sichert qualifizierte Arbeitsplätze im Mittelstand. Sollte durch geeignete Maßnahmen die Sanierungsrate auf die erforderlichen 650000 Heizkessel pro Jahr steigen, ist mit über 20000 neuen Arbeitsplätzen im Handwerk und rund 2000 Stellen in der Industrie zu rechnen.

Der Vergleich mit bisherigen Programmen zeigt zudem, dass die politische Förderung von Effizienzmaßnahmen für die öffentlichen Haushalte mindestens aufkommensneutral ist. Werden die richtigen Förderansätze gewählt, übersteigen die zusätzlichen Einnahmen durch Steuern und Sozialabgaben die Kosten von Anreizen (einschließlich Mitnahmeeffekten) bei Weitem. Über eine Laufzeit von zehn Jahren führt beispielsweise das von der Verbändeinitiative Energieeffizienz und Klimaschutz vorgeschlagene Steuerabschreibungsmodell laut einem Gutachten von Technomar zu zusätzlichen Einnahmen für den Staat auf allen Ebenen von mehr als 4 Milliarden Euro. Hierbei sind Mitnahmeeffekte bereits entsprechend berücksichtigt.

Ein in die energetische Gebäudesanierung investierter Steuer-Euro bringt sieben Euro Einnahmen für den Staat. Kurz: Der schlafende Riese Gebäudesanierung muss auch als volkswirtschaftliche Chance gesehen werden.

So schaffen wir die Energiewende!

Die wichtigsten Gründe für die Heizungsmodernisierung liegen laut VdZ-Modernisierungsbarometer für Hausbesitzer nach einer Umfrage unter 1001 Hausbesitzern im Frühjahr 2012 in der Vorsorge und Instandhaltung (70 %) und in der Wertsteigerung sowie im Werterhalt (48 %). Insgesamt 87 % der Befragten sagten, dass sie die Heizung nicht modernisieren. Sehr vielen Hausbesitzern, die noch nicht modernisieren wollten, ist nicht klar, wie unwirtschaftlich auch eine noch funktionierende Heizung sein kann. Und die Hälfte der Befragten gab an, dass geringe und unstete Fördermittel ein weiterer wesentlicher Grund waren, warum sie nicht sanieren wollten.

Es kann somit festgestellt werden, dass oft die finanziellen Mittel fehlen und zusätzliche Kreditaufnahmen gescheut werden. Ein weiteres Hemmnis ist die Wahrnehmung, dass an den Gebäuden und der Heizungsanlage selbst offenbar kein Sanierungsbedarf besteht. Bezüglich der finanziellen und förderpolitischen Restriktionen, die die Befragten als Hemmnisse für eine Sanierung angeben, wünschen sich 59 % höhere Investitionszuschüsse und bessere steuerliche Absetzungsmöglichkeiten für Heizungsmodernisierungsmaßnahmen.

Fakt ist: Die Eigentümer von Wohneigentum halten sich derzeit mit Investitionen in energetische Gebäudetechnik zurück. Um die seitens der Politik gesteckten Ziele im Gebäudesektor zu erreichen, bedarf es eines starken Impulses in Richtung der Eigentümer. Ziel muss es daher sein,

  • einen Anreiz zu schaffen, der Wohneigentümer ohne Kosten und bürokratischen Aufwand dazu bewegt, einen Investitionsbedarf überhaupt zu erkennen
  • und den erkannten Investitionsbedarf in eine energetische Gebäudesanierung umzusetzen.

Hierzu sind die Hürden für Investitionen in geringinvestive Maßnahmen möglichst niedrig zu halten. Dies gilt für die Höhe der Mindestinvestition und die Ausgestaltung der Förderung geringinvestiver Maßnahmen mittels Zuschuss. Wichtig wäre es vor allem, dass der Handwerker einen Zugang zum Wohneigentum bekommt, bevor die Heizungsanlage komplett ausfällt.

Zum Erreichen dieses Ziels bietet sich der sogenannte Heizungs-Check an. Dieses genormte und deshalb unabhängige Prüfverfahren beinhaltet eine umfassende Bewertung der bestehenden Heizungsanlage durch den Fachhandwerker. Es werden für bestimmte Teile der Heizungsanlage – gegliedert nach Wärmeerzeuger, Wärmeverteilung und Wärmeübergabe – spezifische Malus-Punkte vergeben, die am Ende des Checks zu addieren sind. Im Anschluss ist der Fachhandwerker in der Lage, dem Kunden eine Empfehlung zu geben, wie dieser das Einsparpotenzial seiner Heizungsanlage optimieren kann. Der VdZ bietet dem Handwerk rund um den Heizungs-Check an:

  • eine komplette Arbeitsmappe, inklusive Inspektionsbericht, Erläuterungen, Datenschieber und CD,
  • einen Informations-Flyer,
  • den Inspektionsbericht einzeln,
  • den Datenschieber einzeln.

Aus Sicht der VdZ bietet der Heizungs-Check eine optimale Plattform, um einen ersten auf die Modernisierung ausgerichteten Zugang zum jeweiligen Eigentümer zu bekommen. Dieser Zugang sollte für den Eigentümer möglichst einfach und ohne Hindernisse ausgestaltet sein.

Deshalb schlagen wir der Politik eine Förderung des Heizungs-Checks vor. Die Abrechnung (Kosten etwa 100 Euro im Einfamilienhaus) sollte direkt zwischen Handwerk und der KfW-Bank abgewickelt werden. Vorteil: Der Eigentümer erhält ohne bürokratische Hürden eine Bestandsaufnahme seiner in der Regel veralteten Heizungsanlage.

Die Erfahrungen mit dem Sonderförderprogramm 431 haben gezeigt, dass eine nicht unbedeutende Anzahl von investitionsbereiten Eigentümern über den bestehenden Pumpenaustausch hinaus Sanierungen an der Heizungsanlage vorgenommen hat: Monatlich wurden 20000 Anträge gestellt, insgesamt wurden während des Zeitraums der Förderung 200000 ineffiziente Pumpen in hocheffiziente Pumpen getauscht. Dies mitunter bis zum Austausch der kompletten Anlage. Ausschlaggebend für diese zusätzlichen Investitionen waren in den meisten Fällen die Gespräche mit den örtlichen Fachhandwerkern, die im Zuge des Austauschs der Standard- in eine Hocheffizienzpumpe auch auf andere Defizite der Heizungsanlage aufmerksam gemacht hatten. Dies würde sich im Rahmen des geförderten Heizungs-Checks mit Sicherheit wiederholen.

Flankierend böte sich an, den Heizungs-Check über bestehende Info- und Service-Plattformen wie beispielsweise die marken- und energieträgerneutrale VdZ-Branchenkampagne „Intelligent heizen“ ( https://intelligent-heizen.info/ ) zu unterstützen.

Neben der Anreizsetzung kommt es wesentlich darauf an, dass der Wohneigentümer die ihm empfohlenen Maßnahmen schnell und unbürokratisch umsetzen kann. Wie die Erfahrungen mit dem Sonderförderprogramm 431 gezeigt haben, entscheiden sich viele Kunden für weitere geringinvestive Maßnahmen. Dieser Mitnahmeeffekt sollte nicht durch zu hohe Mindestinvestitionen behindert werden. Schon Maßnahmen unter 1000 Euro sollten als Fördertatbestände in entsprechende KfW-Programme aufgenommen werden. Ungeeignet sind in diesem (geringinvestiven) Zusammenhang Programme, die eine Kredit-Finanzierung des Projekts vorsehen. Im geringinvestiven Bereich werden Zuschuss-Förderungen erheblich mehr Erfolg haben als solche auf Kreditbasis.

Die Empfehlung der VdZ an die Politik lautet: Der Heizungs-Check sollte als Anreizinstrument in die Zuschuss-Förderung der KfW mit aufgenommen werden. Die Anforderungen an Mindestinvestitionen sollten auf unter 1000 Euro beschränkt werden; im geringinvestiven Bereich sollte zunehmend mit Zuschuss-Förderungen gearbeitet werden.

Übrigens: Das Fachhandwerk und die Innungen können und sollten durch Diskussion mit ihren jeweiligen Bundes- und Landtagsabgeordneten und der Lokalpolitik einen aktiven Beitrag zu diesem Willensbildungsprozess leisten.

Fazit

Die Internationale Energie-Agentur hat in ihrem World Energy Outlook dargestellt, dass das Erreichen der weltweiten Klimaschutzziele zu über 50 % von der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen abhängt. Ohne Frage ist die Steigerung der Energieeffizienz die wirtschaftlich günstigste und am schnellsten umsetzbare Strategie. Sie sollte daher vorrangig verfolgt werden.

Die Politik sollte Energieeffi­zienz nicht nur fordern, sondern auch im Rahmen der diskutierten europäischen Energieeffizienz-Richtlinien fördern! Vor allem ist dabei neben einer kohärenten, stringenten Fördermittelpolitik die langfristige Planungs­sicherheit von größter Bedeutung. Steuerabschreibungen werden zur Jobmaschine und zum Konjunkturtreiber. Sie werden den schlafenden Riesen Gebäudesanierung wecken – und zwar zum Wohle aller.

Interview

Energie sparen kommt am günstigsten

Als Sprecher für Umweltfragen der EVP-Fraktion im Europaparlament ist Dr. Peter Liese mit den vielfältigen Fragestellungen rund um die energetische Gebäudesanierung vertraut. Seit Juli 2012 gehört er auch dem Beirat des VdZ an. Das Interview führte Michael Herma.

SBZ: Herr Liese, warum spielt das Thema Energieeffizienz für Sie eine so große Rolle?

Liese: Die Steigerung der Energieeffizienz ist der eindeutig kostengünstigste Teil der Energiewende, wobei der Ausbau der erneuerbaren Energien selbstverständlich erforderlich ist, um fossile Brennstoffe oder Strom aus Kernenergie einzusparen. Mit einem eingesetzten Euro kann man aber durch Energieeffizienzmaßnahmen mindestens doppelt so viel erreichen wie durch den Ausbau der erneuerbaren Energien – manchmal sogar zehnmal so viel. Viele der Maßnahmen rechnen sich kurzfristig bis 2020, soll heißen, die Investitionen amortisieren sich in weniger als acht Jahren.

Darüber hinaus ordne ich der Energieeffizienz noch eine weitere wichtige Rolle zu, nämlich, dass sie den notwendigen Ausbau der Netze, den Bau von Reservekraftwerken und Speicherkapazitäten reduzieren kann. Denn für Strom, der erst gar nicht gebraucht wird, benötigt man auch keine Investitionen in Netze, Speicherkapazität oder Reservekraftwerke.

SBZ: Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Energieeffizienzrichtlinie?

Liese: Die Energieeffizienzrichtlinie spielt eine wichtige Rolle bei der Erreichung der gesetzten Klimaschutzziele. Zurzeit gibt die Europäische Union rund 400 Milliarden Euro pro Jahr für Energieimporte aus. Es ist wichtig, einen Rahmen zu schaffen, damit ein Teil des Geldes bei den Handwerkern und der Industrie in Europa landet, die auf diesem Gebiet führend sind. Bei der Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht ist besonders auf die Verpflichtungen aus Art. 6 der Richtlinie zu achten. Energieversorger müssen jedes Jahr 1,5 % Energie einsparen. Hier könnte ich mir auch vorstellen, dass eine Umsetzung dieses Ziels über alternative Maßnahmen erreicht werden kann, z.B. durch die Schaffung von Anreizen zur energetischen Sanierung von Gebäuden. Insbesondere die steuerliche Absetzbarkeit sollte schnell politisch beschlossen werden. Ein weiteres Abwarten können wir uns nicht leisten.

SBZ: Wie beurteilen Sie als Beiratsmitglied der VdZ – Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik die Rolle des Verbandes in dieser Diskussion?

Liese: Die VdZ entwirft momentan einen Gebäudesanierungsfahrplan. Dies ist genau der richtige Schritt, den ein Verband in dieser Situation gehen muss. Es muss der Politik und der Öffentlichkeit immer wieder aufgezeigt werden, wie wichtig das Thema Energieeffizienz ist und mit welchen Mitteln die selbst gesteckten Ziele des Klimaschutzes erreicht werden können. Hier spielt die VdZ als einziger Branchenverband, welcher die komplette Wertschöpfungskette in seiner Mitgliedschaft abbildet, eine wichtige Rolle.

SBZ: Vielen Dank für Ihre aufschlussreichen Statements.

zur Sache

Der SHK-Meister und ehemalige Landtagsabgeordnete Chris Bollenbach von der Wolfgang Bollenbach GmbH & Co. KG aus 32257 Bünde zum Thema energetische Sanierung aus Handwerkersicht:

„Vielen Kunden ist nicht bewusst, dass einer der größten Stromfresser im Haushalt eine veraltete, ungeregelte Heizungspumpe ist. Durch den Austausch gegen eine Hocheffizienzpumpe kann der Stromverbrauch um bis zu 90 % gesenkt werden. Unsere Kunden sehen außerdem den Vorteil, dass der momentane wie auch der Jahresstromverbrauch auf dem Pumpendisplay sofort ablesbar ist. Auch der Austausch alter Thermostatventile gegen neue voreinstellbare macht Sinn. Nicht nur, dass das Regelverhalten mit den Jahren nachlässt, sondern durch den Einsatz voreinstellbarer Thermostatventile lässt sich die Heizungsanlage hydraulisch abgleichen. Eine bessere Wärmeverteilung wird erreicht, die sich auch in der Senkung der Heizkosten bemerkbar macht.

Ich rate unseren Kunden nicht zu warten bis die Heizung ausfällt oder wahrnehmbare Geräusche macht, sondern sich sofort ein Bild vom Stand der Technik im Keller zu machen. Die VdZ bietet mit dem Heizungscheck eine wunderbare Möglichkeit, für kleines Geld große Einsparpotenziale aufzudecken. Unsere Kunden bestätigen uns den Erfolg der Sanierungsmaßnahmen durch sinkende Energiekosten. Nach der Sanierung der Heizungsanlage schauen wir in glückliche Gesichter. Auch das organisierte Engagement des Handwerks ist von existenzieller Bedeutung. Nur durch einen hohen Organisationsgrad erreichen wir Öffentlichkeit und Politik nachhaltig. Für mich ist die Mitgliedschaft in der Innung deshalb eine Selbstverständlichkeit.“

zur Sache

Barbara Wiedemann, Geschäftsführerin der Wiedemann Gruppe und Präsidentin der VdZ, zur Erhöhung der Sanierungsquote:

„Zwei Jahre lang stand die SHK-Branche nicht im Fokus der politischen Diskussion. Mit dem Thema Energieeffizienz hat die Branche einen echten Burner erhalten, den es gilt, für alle Beteiligten des dreistufigen Vertriebsweges zu nutzen. Das Qualitätsbündnis aus Heizungsindustrie, SHK-Großhandel und SHK-Fachhandwerk offeriert die Problemlösungen für weniger Energieverbrauch in den privaten Haushalten, ohne die die politischen Ziele der Bundesregierung im Bereich der Energieeinsparung nicht zu erreichen sind. Um dieses Potenzial zu heben, bedarf es aber zusätzlicher öffentlicher Anreize. Nur so kann die aktuelle Sanierungsquote ausreichend erhöht werden.“

zur Sache

Friedrich Budde, Geschäftsführer der SHS-Budde GmbH in 30161 Hannover und Präsidiumsmitglied der VdZ, fordert von der Politik die Auflösung der Behinderung für Sanierungen:

„15 Millionen Eigenheimbesitzer in Deutschland, von denen zwei Drittel erklärt haben, bewusster mit Energie umgehen zu wollen, werden derzeit sich selbst überlassen. Statt diesen positiven Trend für den Anschub einer energetischen Sanierungswelle bei Gebäuden proaktiv zu nutzen, macht die Politik genau das Gegenteil. Sie stellt die Ampel für die Energiewende in Gebäuden auf Rot. Sie blockt die Möglichkeit der steuerlichen Abschreibung auf energetische Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden.“

zur Sache

Hermann W. Brennecke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Grundfos GmbH und Präsidiumsmitglied der VdZ, schlägt Maßnahmen zur Auflösung des Modernisierungsstaus vor:

„Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie, Windenergie und Biomasse – die Nutzung regenerativer Energiequellen hat zur Umsetzung der Energiewende höchste Priorität. Doch gilt bei aller Euphorie über diese quasi ‚kostenlose‘ Energie: Die angestrebte Energie- und damit CO2-Reduzierung ist in der Kürze der Zeit allein durch Nutzung regenerativer Energien nicht zu schaffen. Nach wie vor problematisch bleiben der Aufbau der benötigten Netzkapazitäten und die Möglichkeit, elektrischen Strom zu speichern. Wir müssen deshalb alle Möglichkeiten zur Einsparung von Energie nutzen – und dabei spielt die Energieeffizienz eine zentrale Rolle. Denn jegliche Maßnahme, die dazu führt, dass Energie nicht benötigt wird, ist die ökologisch wie ökonomisch beste Lösung. Kein vernünftiger Mensch wird dieser im Grunde banalen Aussage widersprechen: Energieeffizienz ist die sauberste, sicherste und wirtschaftlichste Energiequelle, die wir haben!

Die gute Nachricht für alle, ob Industrie, Handel, Handwerk und Verbraucher: Viele energieeffiziente Technologien sind bereits heute verfügbar und sie können sofort eingesetzt werden. Hier ist die SHK-Industrie quasi in Vorlage getreten: mit Mini-BHKW ebenso wie mit energieeffi­zienter Antriebstechnik und mit smarten Automatisierungsangeboten. Mit leistungsfähigen Heizkesseln und hygienisch sicheren Warmwasserbereitern, mit energieoptimierten Klimageräten, Umwälzpumpen und Lüftungsanlagen.

Die weniger gute Nachricht: In welchem Umfang das Energieeinsparpotenzial gehoben werden kann, hängt sehr stark von den übergeordneten Rahmenbedingungen ab. Hier ist die Politik gefordert, ihre eigenen Zielvorgaben zu unterstützen und nicht zu behindern. Dazu zählen staatliche Förderprogramme ebenso wie die steuerliche Absetzbarkeit von Sanierungsmaßnahmen sowie das Mietrecht. Darüber hinaus schlägt der VDMA ein Kreditmodell vor – umzusetzen am besten über die KfW-Bank. Konkret lautet der Vorschlag, die real erst in der Zukunft anfallenden Effizienzerträge bereits in der Gegenwart kassen- und liquiditätswirksam zu machen. Dazu soll ein Kredit angeboten werden, der nicht nur die Investitionskosten deckt, sondern darüber hinaus ­einen Vorschuss auf die zu erwartenden künftigen Mehrerträge aus Energieeinsparungen auszahlt. Ein besonderer Vorteil dieses Modells liegt aus meiner Sicht darin, dass es ohne Subventionen im engeren Sinn auskommt. Ich bin davon überzeugt: Das Modell hat aufgrund seiner wirtschaftlichen Attraktivität das Zeug zum Selbstläufer!“

INFO

Die VdZ in Zahlen:

Gründung: 1962

Mitgliederzahl: neun Verbände und ­Institutionen

Betriebe/Unternehmen: rund 53000

Branchenumsatz der Mitglieder bzw. Mitgliedsunternehmen: rund 60 ­Milliarden Euro

Beschäftigte bei den Mitgliedern und Mitgliedsunternehmen: rund 430000

INFO

Serviceangebote von der VdZ

Die VdZ – Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik e.V. mit Sitz in Berlin vertritt als marken- und energieträgerneutraler Branchenverband seit vielen Jahren die gemeinsamen Interessen der Industrie, des Großhandels und des Fachhandwerks. Als einer der Gründungsträger der Weltleitmesse ISH bündelt die VdZ im Rahmen ihres Projektforums das Branchen-Knowhow ihrer Mitglieder und weiterer Projektpartner. Zusammen mit Marktpartnern wie z. B. dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) wurde beispielsweise der Heizungs-Check entwickelt und 2008 der Branche vorgestellt. Auf Initiative des ZVSHK startete 2007 die Verbraucherkampagne „Intelligent heizen“, mit der man bislang eine Reichweite von 662 Millionen Kontakten erzielen konnte. Das Informations- und Serviceportal https://intelligent-heizen.info/ klärt Immobilienbesitzer über die zentralen Themen der Heizungsmodernisierung auf.

Autor

RA Dr. Michael Herma ist Geschäftsführer des VdZ Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik e.V., 10115 Berlin, Telefon (0 30) 27 87 44 08-0, info@vdzev.de, https://www.vdzev.de/