»Bei der Erstmontage und beim Austausch von Zählern in den Wohnungen ergeben sich für den SHK-Fachhandwerker automatisch Chancen auf Zusatzgeschäfte«
bav: Der SHK-Handwerker spielt bei Verkauf und Montage von Wasserzählern heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Stimmt dies?
Molliné: Da haben Sie vollkommen recht! Dies liegt hauptsächlich daran, dass die Messdienstfirmen, die für die Gebäude die Heiz- und Nebenkostenabrechnung erstellen, die Zähler selbst mit eigenen (Hilfs-)Monteuren austauschen. Die Abrechnungsfirmen haben mit den Hausverwaltungen Serviceverträge bzw. vermieten die Zähler.
bav: Wie sieht die Situation bei den Wärmemengenzählern aus?
Molliné: Bei Wärmemengenzählern gilt prinzipiell das Gleiche wie bei Wasserzählern. Allerdings ist hier der Austausch einfacher, weil es nicht so viele verschiedene Fabrikate und Typen gibt. Zudem ist die Verdienstspanne für das Handwerk größer, da diese Geräte viel teurer als Wohnungswasserzähler sind. In der Praxis ist das Auswechseln von Wärmezählern oft aufwendiger, wenn entsprechende Absperreinrichtungen fehlen.
bav: Lohnt es sich für den SHK-Fachhandwerker, sich wieder verstärkt um den Zählerbereich zu kümmern? Kann er damit Geld verdienen?
Molliné: Es lässt sich sehr wohl Geld damit verdienen, wenn der Handwerker das entsprechende Montagewerkzeug, die richtigen Zähler und die entsprechenden Montagetipps bekommt. Des Weiteren ergeben sich beim Zähleraustausch in den Wohnungen für ihn wiederkehrende Chancen auf Zusatzgeschäfte. Denn nach dem Eichgesetz müssen die Zähler alle fünf bis sechs Jahre getauscht werden. Somit ist der SHK-Handwerker regelmäßig und automatisch vor Ort beim Kunden, wo er den Bedarf erfragen und sein gesamtes Dienstleistungsspektrum anbieten kann – von der Reparatur einer Armatur bis hin zur kompletten Badsanierung. Allein darin liegen enorme Auftragspotenziale.
bav: Wie kann der SHK-Handwerker Kunden gewinnen und im Wettbewerb mit den Messdienstleistern bestehen?
Molliné: Die Messdienstbranche bedient sich fast ausschließlich angelernter Hilfskräfte, die meist noch nie etwas mit dem SHK-Gewerbe zu tun hatten. Wenn ein Absperrventil nicht funktioniert, können die Monteure die Zähler meist nicht austauschen und müssen dann den SHK-Fachhandwerker bestellen lassen. Das ist aufwendig und ärgerlich für den Kunden. Deshalb ist es von Vorteil, wenn der SHK-Handwerker von Anfang an seine Kompetenzen und Leistungen als ausgebildeter Fachmann deutlich hervorhebt. Natürlich muss er auch die gleichen Leistungen wie die Messdienstfirmen anbieten, also Kauf, Miete und Serviceleistungen rund um den Zähler. Dann kommen auch die Hausverwaltungen wieder verstärkt auf die Handwerker zurück.
bav: Worauf sollte der SHK-Handwerker achten, wenn er im Zählerbereich effizient und sicher arbeiten möchte?
Molliné: Er sollte bei der Auswahl seines Lieferanten z.B. auf folgende Punkte achten: kurze Lieferzeiten, unterstützende Serviceleistungen speziell für das Handwerk, kompetente Beratung und Unterstützung bei Problemfällen und anspruchsvolle technische Lösungen, z.B. für Fernauslesesysteme wie Funk und M-Bus. Beim Neueinbau von Unterputzzählern würde ich dem Installateur empfehlen, das schon fast schon zum Standard gewordene Koax 2“-System zu verbauen, um sich und seinen Kunden nicht auf Jahrzehnte an ein Fabrikat zu binden. Koax 2“-Zähler, die die meisten Anbieter im Sortiment haben, sie sind ganz einfach einzubauen und auszutauschen.
bav: Welche Empfehlungen haben Sie noch?
Molliné: Beim Zählertausch ist sehr wichtig, dass der Handwerker möglichst sorgfältig und detailliert die Daten des installierten Zählers erfasst und ihn auch fotografiert. Aufgrund der riesigen Vielfalt von UP-Wasserzählern braucht der SHK-Fachhandwerker einen speziellen Lieferanten, der möglichst alle Zähler führt und auch Erfahrung mit Marken hat, die es längst nicht mehr gibt. Hilfreich ist zudem das passende Werkzeug, um gerade fest sitzende Unterputz-Zähler aus der Wand zu bekommen. Wir haben dafür Spezialwerkzeug und geben auch entsprechende Montagetipps.
bav: Der SHK-Handwerker kann die Messgeräte bei Ihnen nicht nur kaufen, sondern seinen Kunden auch ein Mietangebot machen. Wie funktioniert dies in der Praxis?
Molliné: Der Handwerker hat die Möglichkeit, die Zähler zusammen mit uns zu vermieten. Das geht ganz einfach: Er braucht nur seinen kalkulierten Kaufpreis und Montagekosten sowie Eichgebühr mit unserem Mietfaktor zu multiplizieren und schon hat er den Mietpreis pro Zähler und Jahr. Wenn er den Auftrag erhalten und die Zähler montiert hat, stellt er die Rechnung nicht an die Hausverwaltung, sondern an uns. Wir bezahlen ihm diese innerhalb weniger Tage, sofern das Montageprotokoll mit den Ablesewerten dabei ist. Den vom Handwerker kalkulierten und angebotenen Mietpreis stellen wir dann während der Eichzeit der Hausverwaltung in Rechnung.
bav: Wer übernimmt die Garantie?
Molliné: Wir übernehmen die Garantie für die Zähler über die ganze Laufzeit. Nach Ablauf der Eichzeit tauscht der Installateur die Zähler aus, und das Spiel geht von vorne los. Ein wichtiger Vorteil für den Installateur in der Zusammenarbeit mit uns ist übrigens, dass wir herstellerunabhängig alle Zähler führen und er deshalb für jedes dieser Produkt ein Mietangebot machen kann.
bav: Kann der Handwerker die Abrechnung im Mietfall auch selbst übernehmen und wann macht dies Sinn?
Molliné: Ja, er kann die Abrechnung über unser Internetabrechnungsprogramm auf Wunsch auch selbst übernehmen. Das Programm ist relativ einfach zu bedienen. Eine Demoversion gibt es unter https://www.molline.de/index.php. Somit ist der SHK-Fachhandwerker in der Lage, alles aus einer Hand anzubieten. Die Kosten bei der selbst erstellten Abrechnung über das Internetportal sind überschaubar, und es fallen keine Investitionen für eine recht kostspielige Branchensoftware für Messdienstleister an. Ich gebe aber zu bedenken, dass sich der Aufwand wegen ein paar wenigen Wohneinheiten nicht lohnt.
»Die seit 2009 gültige HKVO eröffnet dem SHK-Handwerker viele Möglichkeiten für zusätzliche Geschäfte«
bav: Welche besonderen Markt-/Umsatzchancen bietet die neue Heizkostenverordnung (HKVO)?
Molliné: Die seit 2009 gültige HKVO eröffnet dem SHK-Handwerker viele Möglichkeiten, zusätzliche Geschäfte zu tätigen. Schätzungen gehen davon aus, dass aufgrund der Änderungen in der neuen HKVO sich für die nächsten fünf Jahre ein zusätzlicher Umsatz vom mehreren hundert Millionen generieren lässt. So gibt es noch immer zahlreiche Gebäude mit vermieteten Einheiten und zentraler Heizungsanlage, die nicht über eine Messgeräteausstattung verfügen. Mieter haben nach der HKVO aber grundsätzlich Anspruch auf eine verbrauchsgerechte Abrechnung. Hier kann das Handwerk mit seiner Beratungskompetenz punkten und Aufträge generieren.
bav: Haben Sie noch weitere Umsatzbringer-Beispiele für unsere Leser?
Molliné: Aber sicher! Ab 1.1.2014 werden Wärmezähler zur Erfassung des Energieanteils der Warmwasserbereitung – von wenigen Ausnahmen abgesehen – vorgeschrieben. In Bestandsanlagen sollte man die Gebäudeeigentümer hierüber informieren und den Einbau z. B. im Zuge der turnusmäßigen Heizungswartung vornehmen. Bei Neuanlagen empfehlen wir den Einbau von Wärmezählern vorzubereiten und entsprechende Einbausätze zu montieren. Hierbei ist zu beachten, dass jetzt schon die ab 2016 geltenden gesetzlichen Regelungen für den Einbau von Wärmemengenzählern beachtet werden.
bav: Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Bestandsanlagen?
Molliné: In zahlreichen Objekten wurden wegen Kostenersparnis Zähler angeordnet, die per Differenzmessung das Abrechnungsergebnis ermitteln. Da dies nur noch im Ausnahmefall zulässig ist, müssen Messgeräte nachgerüstet werden. Wir helfen dem Installateur bezüglich der möglichen Umrüstmöglichkeiten gerne weiter.
Und ein letzter Tipp: Ein gutes Geschäftsfeld ist auch der Austausch der alten Warmwasserkostenverteilern gegen Wasserzähler, meist Ventilzähler. Diese müssen nach neuer HKVO alle bis 2013 ersetzt werden.
Zur Person
Frank Molliné (46) ist quasi mit der Zähler- und Heizkostenabrechnungsbranche aufgewachsen, da sein Vater seit Anfang der sechziger Jahre als rechte Hand des Eigentümers bei Minol-Brunata tätig war. Mit einer kaufmännischen Ausbildung begann Molliné 1984 dort seine berufliche Laufbahn. Ein Studium der Wirtschaftswissenschaften konnte er nicht mehr abschließen, da ihn seine 1993 gegründete Firma zu sehr beanspruchte. Die WDV/Molliné GmbH, 70176 Stuttgart, Telefon (0711) 351695-0, https://www.molline.de/index.php, ist bis heute ständig gewachsen und beschäftigt derzeit über 50 Personen. Die Zählerpreisliste des Direktvertreibers umfasst 96 Seiten. Wichtig ist dem Firmenchef die Nähe zum SHK-Fachhandwerk.