Farbe fasziniert und belebt. Mit durchdachter, systematischer Vorgehensweise und emotionalem Engagement lassen sich erfolgreiche Ergebnisse für tolle, farblich gestaltete Bäder erzielen.
Stil und Styling mit Farben, Mustern, Materialien und Motiven: In diesem Zusammenhang sind aktuelle Farbtrends, einzelne Farbfamilien, drei harte und vier softe Kriterien und insbesondere der Kalt-warm-Kontrast einige wichtige Stichworte, über die wir bereits berichtet hatten. Lassen Sie uns nun gemeinsam die große Faszination farbiger Einrichtungsstile und Dekorationsmöglichkeiten gemeinsam noch einmal von einer anderen Seite beleuchten (Bild 1 und 2).
Linienführung, Muster und Motive sind Gestaltungselemente, die im Zusammenhang mit Farben die Raumwirkung und die Proportionen stark beeinflussen können. Anschaulich ist ein kleiner Vergleich mit der Mode. Alle Arten von Längsstreifen und vertikale Linien strecken die Figur und machen fast jedes Interieur optisch höher und einen kleinen Raum aber gleichzeitig noch kleiner, während eine Waagerechte und liegende Streifen zwar die Raumhöhe verringern, aber die Wände quasi auseinanderrücken und breiter erscheinen lassen, als sie eigentlich sind. Das heißt, dass man über die geschickte Betonung von Linien durch starke Kontraste ungünstige Raumverhältnisse sowohl im Kundenbad wie auch in der Ausstellung positiv beeinflussen kann (Bild 3 und 4).
Kleine Muster mit starken Kontrasten wirken belebend, manchmal aber auch etwas unruhig. In Fliesen- und Tapetenmustern lässt sich das beobachten. Mosaikfliesen mit kleinen Elementen in benachbarten Nuancen funktionieren als Ton-in-Ton-Variante im kleinen Gäste-WC ganz gut, während starke Farb- und Hell-dunkel-Kontraste den Raum dominieren. Mit Accessoires schränkt man sich dann am besten ein wenig ein, damit die einzelnen Details nicht in Konkurrenz zueinander stehen.
Große Muster, seien sie geometrischer oder organischer Art, müssen sich farblich nicht aufdrängen. Sie wirken auch farblich zurückhaltend oder abwechselnd matt und glänzend kreativ oder als feine Variante mit Reliefstruktur auf den Fliesen. So kann man auch einen langlebigen puristischen Wohnstil interessant machen und aufwerten, ohne klassisch orientierte Kunden zu verschrecken.
Große kontrastive Muster, Motivtapeten, lebhafte Fotos und Folien machen einen Raum zwar vielleicht kleiner, aber auch bemerkenswerter, indem sie eine gestalterische Komponente ins Spiel bringen, die zwar funktional nicht erforderlich ist, stilistisch und emotional aber eine deutliche Bereicherung darstellen kann. Und da wir uns im Bad bzw. Gäste-WC nicht so lange aufhalten wie im Wohnzimmer, besteht manchmal auch gerade hier die Möglichkeit, dem „stillen Örtchen“ ein ganz besonderes Ambiente zu verleihen.
Wollen wir kurz nach Materialien schauen: Nussbaum und Eiche sind als einheimische Hölzer seit Jahren beliebt und gelten als nachhaltig, dazu gesellt sich gern Naturstein wie Marmor, hell mit dunklen Adern oder dunkelgrau bzw. dunkelgrün mit heller Aderung. Ebenfalls sind Schiefer und Beton schon lange populär. Für Armaturen kommen Bronze, Messing und Kupfer sowie Schwarz als Alternative zu poliertem Chrom ins Spiel, in matt, gebürstet oder poliert. Das hat sich noch nicht so stark durchgesetzt, stellt aber einen echten Anreiz zur Modernisierung dar. Ebenfalls kann man mit der Duschabtrennung Akzente setzen: Kommt vielleicht farbiges Glas oder eine Beschichtung mit Folie infrage? Die Firma Laufen aus der Schweiz zeigte eindrucksvolle Fotos zu dieser bisher wenig genutzten kreativen Möglichkeit (Bild 5). Die Folienbeschichtung ist dabei natürlich um einiges günstiger als „dichroitisch“ beschichtetes Glas, wie man diesen Effekt nennt.
Textilien: Im Wohnbereich war Samt recht lange das Material der Wahl, das aber nun kräftig Konkurrenz bekommt: Cord und Bouclé sind neuer, wirken ebenso weich wie trendorientiert und sind bestimmt auch in eine Badausstellung einzubauen. Stoffliches lässt sich schnell updaten, sei es in Form von Gardinen, Badteppichen und Badematten oder als Bezüge auf Hockern. Oder als dicke, samtige oder flauschige Handtücher, Bademäntel und Deko, z. B. auf Badewannenablagen und an unkonventionellen Garderobenständern als Blickfang. Diese Elemente bieten nahezu unendliche Möglichkeiten, um rechten Winkeln, harten Kanten und kalten Oberflächen mehr Leben einzuhauchen und damit ein Bad gemütlicher zu machen und zu individualisieren.
Das ist alles zu aufwendig? Nicht, wenn Sie geschickt vorgehen. Um gestalterische Fragen auch effizient abhandeln zu können, möchte ich einen pragmatischen Tipp aus eigener Erfahrung geben: Legen Sie zunächst die großen, langlebigen Objekte mit kleinerer Auswahl fest, erst dann widmen Sie sich Fliesen, Wandanstrich und Textil, den Elementen mit größerer Farbpalette und kürzerer Lebensdauer. Es wäre zu schade, wenn Sie dort aufwendig Feinstnuancen abstimmen und am Ende kein passendes Badmöbel dazu finden. Das können Sie sich am Schluss einer Beratung nicht passend backen! Oder andersherum: Wenn erfolgreich Keramik und Möbel festgelegt sind, steht Ihnen die ganze große Riesenpalette für die perfekte Feinabstimmung von Anstrich, Textil, Detail und Deko zur Verfügung.
Welche Motive und Themen bewegen Ihre Kunden? Finden Sie heraus, was dem Interessenten wirklich wichtig ist. Sprechen Sie kurz über aktuelle Fragen und Inhalte. Wenn die Besucher Ihrer Ausstellung merken, dass sie mit ihren wichtigsten Anliegen abgeholt und verstanden werden, entwickeln sie Vertrauen. Es ist plötzlich gar nicht mehr so schwer, die passende Grundeinstellung durch Produkt und abgestimmten Farbklang gestalterisch umzusetzen. Sie wissen genau, auf welches Ziel Sie hinsteuern müssen, sofern Sie es im Vorfeld abgefragt haben. Und weil wir keine Hellseher sind, ist eine hilfreiche Grundidee, dass wir zu Beginn mit dem Kunden zumindest kurz auch über Zeitgeistthemen sprechen, um eine gemeinsame Basis zu haben.
Die strahlende Schönheit von Wasser und Natur, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Hygiene sind wichtige dauerhafte Leitmotive, bis hin zu Abenteuer, Reiselust und globalem Weltfrieden. Diesen Themen können wir mit zu oft gesehenen Bildern von Steinstapeln und Orchideen nicht gerecht werden. Es gibt kreativere Ideen, die abstrakt oder gegenständlich gleichermaßen fesselnd sein können.
Für das Yoga-Wellness-Thema funktioniert zum Beispiel die filigrane Statue der zierlichen balinesischen Tänzerin aus dem eleganten Teeladen statt des dicken Buddhas vom Abverkaufstisch im Baumarkt. Oder eine japanische Keramikvase statt allzu erkennbarer Ikea-Optik. Oder das Aquarell der Tochter des Hauses wird als Wandbild groß aufgeblasen und mit flankierendem Anstrich zum Mittelpunkt der Badgestaltung. Wenn das dem Vater der Familie zu bunt wird, kann man das Motiv auch in Schwarz-Weiß verwenden (Bild 6 und 7).
Ziel ist natürlich, dass die einzelnen Gestaltungselemente sich zu einem übergeordneten Gesamtbild zusammenfügen. Es sei denn, Stilbruch, Motiv- und Mustermix wurden im Vorfeld als gewünschte Kombi festgelegt. Warum nicht einmal die puristisch-unbunte, vielleicht auch etwas langweilige gerade Linie z. B. mit einem Wildlife-Motiv auf der fugenlosen und pflegeleichten Duschrückwand verbinden (Bild 8)? Die wenigsten wollen stilrein wie im Möbelhaus wohnen.
Die meisten Einrichtungsstile, die sich im Wohnraum von heute oder morgen finden lassen, sind auch auf das zeitgemäße Bad übertragbar. Durch geschickte Farbwahl mit System, mit Hand und Fuß, mit Herz und Verstand lässt sich jeder spezielle Wohnstil perfekt abrunden. Und weil nicht alle Badplaner gleichzeitig auch Wohnexperten sein können, haben wir für Sie eine kurze Übersicht von zehn grundlegenden Möglichkeiten erstellt, um aus einem funktional perfekten Bad auch ein stilistisch und emotional ansprechendes zu machen. Einige Themen sind Ihnen sicher geläufig, hier braucht es vielleicht nur eine wertige, innovative Neuinterpretation, während für Sie neue Themen als Denkanstoß dienen mögen.
Gestaltung mit Stil und Haltung
Zehn grundlegende Möglichkeiten, um aus einem funktional perfekten Bad auch einen stilistisch und emotional ansprechenden Raum zu machen:
1. Klassisch elegant heißt: bloß nicht extrem, bloß kein Risiko! Nahe am Mainstream, nicht zwingend spartanisch, aber um Himmels willen auch nicht zu bunt und nicht zu viel Deko.
2. Country: Maritim, romantisch geblümt oder rustikal mit Leinen, Rattan und astreicher Eiche; viele naturnahe Möglichkeiten bieten sich an, die Farben sind dabei aus der Natur inspiriert.
3. Mediterran: Mallorca und Ibiza lassen grüßen. Terrakotta wirkt weniger angestaubt mit Grau als coolem Kontrast, denn nur warm ist schnell auch langweilig (und verliert im Hinblick auf Global Warming vielleicht auch an Attraktivität). Balance ist gewünscht.
4. Asia, Feng-Shui, Wellness-Welle: elegant, gradlinig, starke Gegensätze aus hellen Wänden und zierlichen dunklen Möbeln. Sparsam, was Farbe und „Firlefanz“ angeht.
5. Skandi und Japandi: Dies sind aktuelle Schlagworte für skandinavische Leichtigkeit 2.0, mit hellen Hölzern, ohne viel Ballast, aber mit viel Charme, aufgebaut auf Weiß, Creme, Hellgrau und Beige. Mit dem Hygge-Thema aus dem Norden wird in letzter Zeit immer wieder japanische Ästhetik in Zusammenklang gebracht. Alles in allem eine eher unbunte Kombination, die neudeutsch „Japandi“ benannt wurde.
6. Ethno, orientalisch, kolonial: mit Motiven von Überseereisen und fernen Ländern wie Indien, Afrika, Lateinamerika oder aus dem Märchen von 1001 Nacht. Vielfalt aus Gold, stark bunte Farben und Muster, schwere Möbel mit breiten Sockeln. Es muss nicht Tropenholz sein, dunkle Beize und Lasur können eine ähnliche Wirkung entfalten, auch an den Wänden (Bild 9 und 10). Palmen, einen Papagei oder exotische Früchte (aus Holz) finden Sie, auch ohne ein Konto aufzulösen, als Deko z. B. bei einem Bummel durch Maison du Monde oder auf deren Homepage.
7. Vintage, Retro und Boho: Der weit verbreitete Nostalgie-Charme hält sich anscheinend ewig. Was sich schon einmal gut bewährt hat, funktioniert auch heute, so denkt der Kunde, oder? Vintage heißt übersetzt so viel wie „altehrwürdig“, und die Gestaltungsideen dazu können eigentlich aus allen Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts stammen. Vintage-Farben und Used Look sind eher Off-White, Grau, Beige und Braun als hart mit Schwarz und Weiß, auch die Akzente sind nicht zu arg farbig.
Die konkrete Orientierung an den 1960er- und 1970er-Jahren hingegen erlaubt einen tiefen Griff in den Farbeimer, mit Gelb, Orange und Violett, kombiniert mit Oliv und Braun. Der Boho-Stil, benannt nach der Künstler-Bohème in Paris um das Jahr 1900 und dem heute angesagten New-Yorker Stadtteil Soho, ähnelt ein wenig der Hippie-Kultur, liefert lässige Wohnideen mit gedämpften Farben, Samt, Makramee und Wiener Geflecht (Bild 11).
8. Purismus und Bauhaus-Stil wirken manchmal etwas ungemütlich durch die extreme Reduktion aufs Wesentliche, andererseits bietet es sich natürlich an, hier auch einmal auf ein besonders hochwertiges Möbel oder Keramikelement zu setzen (Bild 12). Rechte Winkel, Chrom, Glas und Schwarz-Weiß sind gängige Klischees, die man vorschnell mit dem Thema verbindet. Vorschnell, wenn man bedenkt, dass im Bauhaus als einer der weltweit wichtigsten Architekturschulen des 20. Jahrhunderts die kreativ führenden Künstlerpersönlichkeiten und Architekten der klassischen Moderne zusammengearbeitet haben.
Und glauben Sie nicht, dass diese sich immer einig gewesen wären! Nicht im Hinblick auf Farbe und auch sonst nicht. Da ist viel mehr gestalterische Individualität möglich als nur der vielzitierte Purismus.
9. Midcentury-Style knüpft mit Gestaltungsideen an die goldenen Zeiten des Wirtschaftswunders um 1950 an. Lässt an Cocktailpartys in Hollywood oder coole Bars in Mailand denken. Accessoires: Samt und Fransen. Farben: Altrosa, Dunkelgrün und Messing. Tolles Beispiel: geschwungene Linien für dunkelgraue Möbel mit Messing abgesetzt, wie z. B. bei Burgbad gesehen.
10. Virtuelle Welt bei Facebook: Im Metaverse treffen sich die reale und die virtuelle Welt. Mark Zuckerberg entführt uns mit völlig eigenen Farbklängen in einen Kosmos von Violett, Magenta, Türkis und Schwarz, alles weder gemütlich noch naturnah, aber farblich ebenso intensiv wie innovativ. Ein Klang, der derzeit in verschiedenen Trendvorhersagen für 2023+ berücksichtigt wird und auch im Bad, besonders für Liebhaber der Smarthomes, realisiert werden kann (Bild 13 und 14).
Ein Fazit
Die Aktualität von Einrichtungstrends ist nicht selten gesellschaftlich begründet. Derzeit drücken uns Sorgen um Pandemie, Krieg, Inflation und Energieknappheit aufs Gemüt. Reisen sind seit Langem eingeschränkt, die Arbeit im Homeoffice ist anstrengend, daher ergreifen viele gern die Möglichkeit zur Flucht vor Realität und Stress. Von Fachleuten wird diese Sehnsucht „Eskapismus“ (von englisch „Escape“ für Entkommen) genannt. Man möchte sich das Urlaubsfeeling nach Hause holen bzw. Träume realisieren. Dabei geht es nicht um ferne Traumziele, sondern auch um Zeit-Reisen in Vergangenheit und Zukunft, farblich und stilistisch im Interieur leicht umsetzbar. Gut gemacht können sie unseren Alltag bereichern, und zwar gleichermaßen im Hinblick auf Wohnzimmer, Kundenbad und Badausstellung. Ob Sie das Ganze opulent oder puristisch angehen, bleibt Ihnen überlassen. Der Spielraum ist immens.
Was wir abschließend empfehlen? Denken Sie auch mal kreativ! Statt hektisch zwischen Tür und Angel lieber mit Sorgfalt. Dann gesellt sich der Erfolg von selbst dazu: auf der Basis von Trends und gleichzeitig langlebig.