Das Ausgangsszenario: Als Karibik-Fans wünschten sich die Auftraggeber, eben genau dieses Flair auch in Ansätzen im Gäste-WC zu sehen. Das noch nicht mal 2 m² Grundfläche besaß. Kein Platz für Palmen und weißen Sandstrand, aber immerhin für die handgemalten Schilder, die sie aus einem Urlaub von dort mitgebracht hatten. Die bildeten den Ausgangspunkt für die Planung. Womit schnell klar war: Herkömmliche Fliesen passen dazu nicht.
Holzmosaik für die Wände
Der Vorschlag, ein Holzmosaik an den Wänden einzusetzen, wurde mit Begeisterung aufgenommen. Das Produkt wird in Indonesien aus Hartholzabfällen der Möbelherstellung – größtenteils in Handarbeit – gefertigt und sichert damit Arbeitsplätze vor Ort. Wie bei anderen Mosaiken sind die einzelnen Holzstücke auf einem Kunststoffnetz verklebt. Der Werkstoff stand also schnell fest.
Nicht so einfach war es, einen Verarbeiter für dieses Material zu finden. Beauftragt wurde schließlich ein experimentierfreudiger Fliesenlegerbetrieb mit einem Mitarbeiter, der auch mit Holz umzugehen weiß. Dieser verlegte das Mosaik mit dem vom Lieferanten mitgelieferten Spezialkleber. Verfugt wird das Material nicht, die Holzstückchen sind auf dem Netz auf Stoß verklebt.
Im Anschluss wurde die Oberfläche vom Maler mit einer „unsichtbaren“ matten Versiegelung beschichtet. Diese wird normalerweise für die Versiegelung von Parkett eingesetzt und verändert den Holzton nicht. Nötig ist eine solche Versiegelung nicht unbedingt, sie sorgt aber für leichtere Reinigung und Beständigkeit gegen Wasserspritzer.
Waschbecken auf Maß gefertigt
Je kleiner der Raum, umso eher bieten sich Anfertigungen auf Maß an. Denn schließlich soll jeder Zentimeter optimal genutzt werden. Daher kam in diesem Fall als Waschbecken kein Serienprodukt zum Einsatz. Stattdessen wurde ein Becken aus dem Mineralwerkstoff Corian gefertigt. Seine samtig-glatte Oberfläche bildet einen schönen Kontrast zum Holz.
Durch den nahtlosen Übergang von der Ablagefläche ins Becken ohne Fugen wirkt die Anlage nicht nur großzügig, sie lässt sich auch problemlos reinigen. Und die runde Form des Beckens verhindert schmerzhafte „Kontakte“ in dem kleinen Raum. Ein Schubladenelement und ein Regalbrett unter dem Becken sind ebenfalls auf Maß angefertigt. Ihre Oberflächen wurden vom Schreiner passend zum Mosaik gekälkt. Außerdem fertigte er eine Abschlussleiste, die die unregelmäßige Oberkante des Mosaiks abdeckt.
Deckenheizung mit Beleuchtung
Über dem Becken bietet ein Spiegel mit integrierter Beleuchtung Licht. Auch er wurde auf Maß bestellt und individuell gefertigt. Dabei lässt sich neben der Größe und Form des Spiegels auch die Anzahl, Länge und Position der Leuchtflächen bestimmen. Das ist dank der LED-Technik heute alles machbar – und auch durchaus bezahlbar. Seine indirekte Beleuchtung trägt zur sonnigen Karibik-Atmosphäre im Raum bei.
Auch für die Beheizung wurde eine unkonventionelle Lösung gefunden. Ein Heizkörper an der Wand hätte das Holzmosaik verdeckt und die Raumbreite von 82 cm noch weiter eingeengt. Daher entschieden sich die Kunden für einen Infrarot-Heizkörper an der Decke – mit einer indirekten Beleuchtung kombiniert. Dazu wurde der Heizkörper auf einer Platte montiert, die rundum mit LED-Stripes versehen ist. Diese haben die gleiche Lichtfarbe (2700 Kelvin) wie die Beleuchtung am Spiegel. So ist der kleine Raum mit einem warmen, gleichmäßigen Licht beleuchtet.
Geschaltet wird die Heizung über ein Raumthermostat und das Licht über einen Schalter am Waschbecken. Und selbst diese Funktionselemente passen ins Gesamtkonzept. Denn für die Schalter und Steckdosen wurde ein auch im Holz-Mosaik vorkommender Grünton ausgewählt – übrigens ebenso wie für die Jalousie am Fenster. Die Dekoration mit Mini-Palme, Mini-Orchidee, Muscheln sowie einem Seifenspender aus einer Kokosnuss machen das Karibik-Flair perfekt.
Eine Schrecksekunde
Nach der Endmontage durch den Installateur gab es eine Schrecksekunde: Das WC wackelte! Obwohl die Unterkonstruktion und das WC daran sicher befestigt waren. Bei einem Ortstermin mit allen Beteiligten ging man der Ursache auf den Grund: Das Holz und vor allem der Kleber sind flexibler als Fliesen. Das Gewicht und der Hebel des WCs reichten aus, um diese leichte Beweglichkeit als „Wackeln“ wahrzunehmen.
Das WC wurde also wieder demontiert – nicht ohne vorher den Umriss auf dem Holz anzuzeichnen. Danach entfernte der Fliesenleger das Holzmosaik passgenau in dieser Fläche und ersetzte es durch eine Fliese in gleicher Stärke. Das WC wurde wieder angebracht und so die Fliese verdeckt. Jetzt wackelt nichts mehr – und alle sind um eine Erfahrung reicher.
INFO
Die wichtigsten Punkte der Planung: