SBZ: Herr Zech, für die Studie wurden 200 Schäden aus den letzten fünf Jahren ausgewertet. Nach welchen Kriterien haben Sie die Fälle ausgesucht und wie sind Sie bei der Suche nach den Ursachen vorgegangen?
Karsten Zech: Die Fälle wurden durch ein Zufallsverfahren ausgesucht. Die Schadteile haben wir zunächst visuell auf Beschädigungen, Risse oder Brüche untersucht und fotografisch dokumentiert. Je nach vorliegendem Schaden und Material kommen verschiedene Analysemethoden zum Einsatz, wie z. B. eine Bruchflächenanalyse am Rasterelektronenmikroskop, Gefügebeurteilungen, Härteprüfungen oder auch chemische und thermische Analysen. Es gilt, die Funktion des zu untersuchenden Bauteils näher zu betrachten und zu prüfen, ob die Montageanleitungen, Normen oder Richtlinien beachtet wurden. Unsere Experten verfügen über eine große Erfahrung hinsichtlich verschiedenster Schadensmechanismen an Metallen, Kunststoffen und Verbundmaterialien.
SBZ: In welcher Größenordnung bewegen sich die von Ihnen untersuchten Schäden?
Zech: Eine Schadensuntersuchung rechnet sich für die meistens Auftraggeber erst ab einer Schadenshöhe von 10 000 Euro. Daher kommt es in der Regel zu einer größeren Durchnässung der Bausubstanz. Kleine Risse oder Leckagen, bei denen nur geringe Mengen Wasser austreten, werden oft erst spät bemerkt. Solche Fälle sind mit einer großflächigen Durchfeuchtung teilweise mit Schimmelbildung verbunden.
SBZ: Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass 44 % der Schäden durch Installationsfehler verursacht wurden. Welche Fehler stachen denn besonders stark hervor?
Zech: Eine genaue Auswertung der Installationsfehler wurde nicht gemacht, jedoch waren häufig Press-, Steck- oder Klemmverbindungen betroffen, deren Installation offensichtlich nicht entsprechend der Montageanleitungen erfolgte. Des Weiteren wurden oftmals Leitungen unter hohen Spannungen verlegt und verzinkte Stahlrohre nicht ausreichend vor Feuchtigkeitszutritt von außen geschützt.
SBZ: Neben Installationsfehlern waren bei 14 % der untersuchten Fälle falsche Betriebsbedingungen schadensursächlich. Was ist Ihnen hierbei in erster Linie aufgefallen?
Zech: Häufig führten ungünstige Wasserbedingungen zur Korrosion von Kupferrohren oder Messingbauteilen. Darüber hinaus wurden Rohrleitungen aufgrund eines zu hohen Leitungsdruckes geschädigt. Bei einigen Schäden war die Ursache der äußerliche Kontakt mit einem korrosiv wirkenden Medium, beispielsweise wenn aggressive Reinigungsmittel an Flexschläuchen verwendet werden.
SBZ: Apropos Flexschläuche für Trinkwasseranschlüsse: Andere Untersuchungen durch Dekra-Experten haben gezeigt, dass auch diese Bauteile viele vermeidbare Wasserschäden verursachen.
Zech: Ja, das stimmt. Häufig sind die Flexschläuche der Waschtischarmaturen von Schäden betroffen. Zu den Schadensursachen zählen etwa durch Kontakt mit stark chloridhaltigen Reinigungsmitteln korrodierte Drahtgeflechte, Produktmängel – insbesondere bei Bauteilen ohne DVGW-Kennzeichnung – und ebenfalls Montagefehler, wie etwa zu festes Verschrauben der Anschlussverbindungen, nicht ausreichendes Festziehen von Quetschverschraubungen oder zu starkes Verbiegen oder Verdrehen der Schläuche.
SBZ: Konnten Sie durch Ihre Untersuchungen feststellen, ob bestimmte Trinkwasser-Installationen besonders schadensanfällig waren?
Zech: Nein, das konnten wir nicht. Die Montagefehler ebenso wie die falschen Betriebsbedingungen kamen sowohl bei großen als auch bei kleinen Installationen vor. Und auch bei den Werkstoffen gab es keine besonderen Auffälligkeiten. Von Schäden betroffen waren nicht nur Installationen aus metallenen Werkstoffen, sondern auch Kunststoffbauteile und Mehrschichtverbundrohre.
SBZ: Gibt es Erkenntnisse über besondere bzw. besonders häufig vorkommende Zusammenhänge, etwa zwischen Werkstoff, Installationssystem und Schadensart?
Zech: In Trinkwasser-Installationen werden häufig Fittings aus Messing verbaut, welche anfällig für Spannungsrisskorrosion sind. Sie kann unter entsprechend ungünstigen Bedingungen in praktisch jeder Trinkwasserqualität ausgelöst werden. Spannungsrisskorrosion lässt sich jedoch unterbinden, wenn bei der Herstellung und Montage hohe Zugspannungen vermieden werden. Doch leider kommt es aufgrund von herstellungsbedingten hohen Eigenspannungen oder durch von außen aufgebrachte Montagespannungen immer wieder zu Schäden.
SBZ: Welche Empfehlungen zur Schadensvermeidung können Sie auf Basis der Studienerkenntnisse Installateuren und Betreibern mit auf den Weg geben?
Zech: Wir empfehlen das strikte Einhalten von Montageanleitungen und Richtlinien, das Einbauen von Bauteilen mit DVGW-Prüfzeichen und das Verwenden von fachgerechten Systemwerkzeugen. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass alle Bauteile spannungsfrei verlegt werden.
Grundsätzlich sollte der Einbau von wasserführenden Installationen durch einen Fachbetrieb erfolgen. Besonders wichtig ist, dass vor Inbetriebnahme eine Dichtheitsprüfung durchgeführt wird und dass Wartungsintervalle eingehalten werden. Darüber hinaus empfehlen wir, von außen zugängliche Rohrleitungen nicht mit aggressiven (stark chlorhaltigen) Reinigungsmitteln zu säubern.
SBZ: Herr Zech, vielen Dank für das interessante Gespräch.
Info
Schäden an der Leitungsanlage durch Druckstöße
Auch das Druckstoßverhalten von Einhebelmischern kann zu kleineren Undichtigkeiten oder gar ernsten Wasserschäden in der Trinkwasser-Installation führen. Die Armaturen verursachen Druckstöße, die die Werte weit überschreiten, welche für die Systeme eigentlich vorgeschrieben sind. Das ergab der SBZ-Praxistest „Einhebelmischer und Druckstöße“, bei dem gemeinsam mit der Hochschule Esslingen das Druckstoßverhalten von mehr als 30 Einhebelmischern verschiedener Hersteller überprüft wurde. Näheres dazu, unter anderem umfassende Informationen zum Praxistest samt der wichtigsten Erkenntnisse, ein Interview mit Prof. Hans Messerschmid von der Hochschule zu den Ergebnissen sowie Lösungsvorschläge und Empfehlungen zum Umgang mit der Problematik, finden Sie: