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Hebeanlagen nach DIN EN 12 050-3

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Angesichts stetig steigender Grundstückspreise nutzen immer mehr Menschen ihren Keller zusätzlich als Wohnraum. Häufig sind die Räume mit Toiletten, Duschen oder Waschgelegenheiten ausgestattet. Da Kellergeschosse jedoch meist unterhalb der Rückstauebene (Straßenoberkante) liegen und kein Gefälle zum Kanal vorhanden ist, müssen sie mithilfe von Abwasserhebeanlagen entwässert werden. Diese pumpen das Wasser über Druckleitungen in den Abwasserkanal (Bild 1). Als kompakte Problemlöser bei fehlendem Gefälle zu den bauseitigen Entwässerungsleitungen kommen vielfach Kleinhebeanlagen zum Einsatz, die aufgrund ihrer Konstruktionsvielfalt mittlerweile fast alle gängigen Anwendungen abdecken (Bild 2). Die DIN EN 12 050 „Abwasserhebeanlagen für die Gebäude- und Grundstücks­entwässerung“ grenzt sie in Teil 3 dabei als „Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung“ von Fäkalienhebeanlagen (DIN EN 12050, Teil 1) und Abwasserhebeanlagen für fäkalienfreies Abwasser (DIN EN 12050, Teil 2) ab – und weist so auf die zielgerichtete Funktionalität solcher Anlagen hin.

Bild 2: Das Kleinhebeanlagen-Produktangebot umfasst auch Keramik-WCs, die inklusive Montagerahmen werkseitig weitestgehend vormontiert nur noch vor die Wand gesetzt werden.

Bild: SFA Sanibroy

Bild 2: Das Kleinhebeanlagen-Produktangebot umfasst auch Keramik-WCs, die inklusive Montagerahmen werkseitig weitestgehend vormontiert nur noch vor die Wand gesetzt werden.
Bild 3: Bei der Auslegung einer Kleinhebeanlage muss zunächst die Anzahl der zu entwässernden Sanitärobjekte ­ermittelt werden. Waschmaschinen, Geschirrspüler und Bade­wannen dürfen nicht darüber entwässert werden.

Bild: SFA Sanibroy

Bild 3: Bei der Auslegung einer Kleinhebeanlage muss zunächst die Anzahl der zu entwässernden Sanitärobjekte ­ermittelt werden. Waschmaschinen, Geschirrspüler und Bade­wannen dürfen nicht darüber entwässert werden.
Bild 4: Hebeanlagen wie die Sanicubic 1 für größere Haushaltssituationen sind mit einem externen, fest verdrahteten audiovisuellen Alarm ausgestattet, sodass eventuelle Funktionsstörungen ­sofort auffallen.

Bild: SFA Sanibroy

Bild 4: Hebeanlagen wie die Sanicubic 1 für größere Haushaltssituationen sind mit einem externen, fest verdrahteten audiovisuellen Alarm ausgestattet, sodass eventuelle Funktionsstörungen ­sofort auffallen.

Kleinhebeanlagen richtig ­auswählen

Die DIN EN 12 050-3 beschränkt den Einsatz von Kleinhebeanlagen auf einen Raum und auf die Entwässerung von maximal vier verschiedenen Sanitärobjekten: einem WC, einem Waschtisch, einer Dusche und einem Bidet (Bild 3). Der Grund dafür liegt in der spezifischen Konstruktion der Kleinhebeanlagen, denn die integrierte Pumpe fördert das zulaufende Abwasser direkt ab. Ein Sammeln des Abwassers in einem Behälter oder Tank, wie bei einer Hebeanlage für die Hausentwässerung nach DIN EN 12 050-1, findet also nicht statt.

Daher dürfen an eine Fäkalien-Kleinhebeanlage zur begrenzten Verwendung weder eine Waschmaschine noch eine Badewanne mit deren vergleichsweise hohen, schwallartig einlaufenden Abwassermengen angeschlossen werden. Auch Geschirrspüler und eine Küchenspüle dürfen gemäß DIN EN 12 050-3 nicht über eine Anlage dieser Bauart entwässert werden, weil sie weder für hohe Zulaufmengen noch für Dauerbetrieb oder für hohe Wassertemperaturen ausgelegt sind. Für die Entwässerung von Grauwasser in Küchen und Hauswirtschaftsräumen sind stattdessen Schmutzwasserpumpen bzw. Abwasserhebeanlagen nach DIN EN 12 050, Teil 2 einzusetzen.

Tipp: Vor der Installation einer Kleinhebeanlage ist zunächst festzustellen, welche und wie viele Sanitärobjekte entwässert werden sollen und ob nur Grauwasser oder auch Schwarzwasser anfällt. Von dieser Bedarfserfassung ausgehend, ist eine in Funktion und Leistung geeignete Kleinhebeanlage auszuwählen.

Dass die DIN EN 12 050-3 den Einsatz von Kleinhebeanlagen auf die Entwässerung von Sanitärobjekten in nur einem Raum beschränkt, hat Gründe. Die gleichzeitigen Zulaufmengen werden so bereits nutzungsbedingt limitiert. Außerdem wird ein eventueller Ausfall der Kleinhebeanlage, zum Beispiel durch Verstopfung, vom Nutzer unmittelbar registriert, sodass es zu keinem weiteren Zulauf kommt. Vielfach lassen sich Kleinhebeanlagen zusätzlich mit einem akustischen Alarmgeber bei Störungen ausstatten (Bild 4).

Des Weiteren gibt die Norm vor, dass in der Wohneinheit dem Nutzer eine Ausweichmöglichkeit zur Verfügung stehen muss, wenn es zu einem Störfall der Anlage kommen sollte. Die Konsequenz: Hat der Nutzer einer Wohnung nur ein WC zur Verfügung, darf es nicht über eine Kleinhebeanlage entwässert werden. Bei Störungen muss er auf ein anderes WC ausweichen können – eine Bestimmung, die in der Praxis oft außer Acht gelassen wird. Der Einsatzzweck von Kleinhebeanlagen zielt damit vornehmlich auf den Einbau eines Zweitbads oder eines Gäste-WCs ab, ­also Räume untergeordneter ­Nutzung.

Kleinhebeanlage richtig ­positionieren

Kleinhebeanlagen sollten immer frei zugänglich sein. Zum einen, um mögliche Verstopfungen durch unsachgemäße Nutzung beseitigen zu können. Zum anderen sind Kleinhebeanlagen, wie auch herkömmliche Hebeanlagen nach DIN EN 12 056-4, in regelmäßigen Intervallen zu warten – am besten durch den entsprechend qualifizierten Fachhandwerker. Soll die Kleinhebeanlage in die Vorwand integriert werden, sollten nur dafür vorgesehene Bauarten installiert werden, die einen leichten Zugriff für Wartungsarbeiten erlauben (Bild 5). Eine entsprechende Revisionsöffnung ist in der Vorwand vorzusehen. Eine weitere Alternative dazu sind Kompakt-WCs mit integrierter Kleinhebeanlage (Bild 6).

Der typische Anwendungsfall ist in der Praxis aber die Installation einer Kleinhebeanlage in unmittelbarer Verbindung zur WC-Keramik. Bei der Entwässerung von Schwarzwasser muss diese Positionierung eingehalten werden, um das Versotten der Anlage zu verhindern. Ist die Leitungsstrecke zu lang, kommt ansonsten als Erstes Abwasser mit wenig Feststoffen in der Kleinhebeanlage an. Der Pumpvorgang startet automatisch und fördert dieses Wasser aus dem Sammelbehälter heraus, während das Abwasser mit hohem Feststoffanteil die Fäkalienhebeanlage erst zeitverzögert erreicht. Es ist also keine hinreichende Durchmischung mehr möglich, Reste verbleiben in der Anlage und führen zur Verschlammung.

Tipp: Die Fäkalienhebeanlage sollte direkt, ohne Bögen an das WC angeschlossen werden. Die maximale Rohrleitungstrecke beträgt 50 cm. Von der Position der Kleinhebeanlage ausgehend, sind dann die Zuleitungen der weiteren Sanitärobjekte sowie die Druckleitung mit Anschluss an die Sammelleitung zu dimensionieren.

Bild 5: Kleinhebeanlagen wie die Sanipack Pro Up werden je nach Installationsumgebung häufig direkt in der Vorwand installiert. Dort ist zwingend eine ausreichende Revisionsöffnung für die regelmäßige Wartung vorzusehen.

Bild: SFA Sanibroy

Bild 5: Kleinhebeanlagen wie die Sanipack Pro Up werden je nach Installationsumgebung häufig direkt in der Vorwand installiert. Dort ist zwingend eine ausreichende Revisionsöffnung für die regelmäßige Wartung vorzusehen.
Bild 6: Kleinhebeanlagen können auch direkt in WC-Keramiken integriert sein – bei ­einigen Modellen sogar mit Waschtisch­anschluss. Das ist eine platzsparende ­Lösung beispielsweise für ein Gäste-WC im Untergeschoss eines Eigenheims.

Bild: SFA Sanibroy

Bild 6: Kleinhebeanlagen können auch direkt in WC-Keramiken integriert sein – bei ­einigen Modellen sogar mit Waschtisch­anschluss. Das ist eine platzsparende ­Lösung beispielsweise für ein Gäste-WC im Untergeschoss eines Eigenheims.

Rohrleitungen richtig auslegen und installieren

Wer ein zusätzliches Bad im Bestand plant, muss sich über die Dimensionierung der Fall- und Grundrohre in der Regel keine Gedanken machen. Ist die Gebäudeentwässerung regelkonform nach DIN 1986-4:2019-08 ausgelegt, kann darüber ein weiteres Bad entwässert werden.

Für den Zulauf von einem Waschtisch oder einer Dusche in die Kleinhebeanlage ist standardmäßig ein Rohr in DN 40 vorzusehen. Besondere Aufmerksamkeit verlangt hingegen der Anschluss der Kleinhebeanlage an die Sammel- oder Grundleitung. Das geschieht über die sogenannte Druckleitung, durch die das Abwasser über das Höhenniveau der Rückstauebene gepumpt wird (Bild 7). Zu beachten ist bei der Auslegung und Installation von Druckleitungen:

  • Mindestnennweite der Druckleitung gemäß DIN EN 12 056-4, Tabelle 2 wählen – für Fäkalienhebeanlagen ohne Schneidwerk mindestens DN 80, bei Anlagen mit Schneidwerk mindestens DN 25 bis DN 32 – beziehungsweise die Herstellerangaben beachten,
  • Rohrleitungssystem mit einer Druckfestigkeit des 1,5-fachen Pumpendrucks installieren,
  • nur wenige Umlenkungen vorsehen, am besten keine Winkel, sondern Rohrbögen verwenden,
  • keine Verbundrohrsysteme installieren, bei denen die Formstücke den Querschnitt reduzieren, und
  • die Druckleitung an die belüftete Freispiegelentwässerung nur mit Rückstauschleife anschließen.
  • Werden diese Punkte bei der Installation beachtet, wird zudem die Lebensdauer der Pumpenanlage verlängert.

    Tipp: Zur Selbstreinigung der Druckleitung sollte die Fließgeschwindigkeit abhängig vom Rohrdurchmesser 0,7 m/s bis 2,5 m/s betragen. In der Regel geben die Hersteller den passenden Wert vor. Er basiert auf der manometrischen Förderhöhe, die mit Pumpen in Kleinhebeanlagen in der Regel bei 0,4 bar erreicht werden muss. Die manometrische Förderhöhe ist die Addition der geodätischen Höhe, die die Pumpe überwinden muss, und der Druckverluste der Rohrleitung.

    Ein Absperrventil für Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung ist bei Druckleitungen < DN 80 gemäß DIN EN 12 050-3 zwar nicht erforderlich. Mit Blick auf die Wartung ist es jedoch empfehlenswert, Kleinhebeanlagen mit eingebautem Rückflussverhinderer auszuwählen und dahinter zusätzlich eine Absperrung in die Druckleitung zu installieren. Fachhandwerker sollten den Betreiber auf die notwendige Wartung der Kleinhebeanlage hinweisen und diese als Dienstleistung anbieten. Die meisten Hersteller verknüpfen ihre Garantie mit der Verpflichtung einer regelmäßigen Wartung.

    Bild 7: Die Druckleitung sollte immer über eine Rückstauschleife in die Freispiegelentwässerung geführt werden. Wartungsarbeiten werden vereinfacht, wenn die Kleinhebeanlage zusätzlich mit einem Absperrventil für die Druckleitung installiert wird.

    Bild: SFA Sanibroy

    Bild 7: Die Druckleitung sollte immer über eine Rückstauschleife in die Freispiegelentwässerung geführt werden. Wartungsarbeiten werden vereinfacht, wenn die Kleinhebeanlage zusätzlich mit einem Absperrventil für die Druckleitung installiert wird.

    Geräuschemission als ­Qualitätsmerkmal

    Aus Sicht der Nutzer ist die Geräuschentwicklung einer Kleinhebeanlage in Aktion ein wichtiges Komfortmerkmal. Ideal sind Werte unter 50 dB(A). Zum Vergleich: Die Ge­räusch­emission eines Kühlschranks beträgt ungefähr 50 dB(A), Hintergrundgeräusche in einer ruhigen Wohnung entsprechen etwa 45 dB(A). Damit die Feststoffe wirksam zerteilt werden, ist außerdem auf die Qualität des Schneidwerks zu achten. Insbesondere die Konstruktion der Messer und des Fangkorbes sind hier qualitätsentscheidend (Bild 8). Unabhängig davon sind Entwässerungsanlagen gemäß DIN 1986-3 „Regeln für Betrieb und Wartung“ bestimmungsgemäß zu betreiben und die regionalen Abwassersatzungen zu beachten. Daraus folgt für den Betrieb: Das Einbringen von Fremdstoffen in das Abwassersystem – ob mit oder ohne Hebeanlage – ist generell zu vermeiden. Und für die Wartung gilt: Der Betreiber muss die Hebeanlage einer monatlichen Sichtkontrolle unterziehen und dabei die Funktion über zwei Schaltspiele hinweg prüfen.

    Tipp: Bei aller Qualität des Schneidwerks: Außer Fäkalien und Toilettenpapier dürfen keine anderen Feststoffe über das WC entsorgt werden. Besonders Hygieneartikel und Feuchttücher sind absolut tabu. Darauf sollte der Nutzer hingewiesen werden. In Gäste-WCs ist ein entsprechender Warnaufkleber, beispielsweise auf dem Spülkasten, zu empfehlen. Außerdem sollte die Spartaste am Spülkasten außer Betrieb genommen werden. Spülrandlose WCs mit kleinen Spülmengen sind nicht zu empfehlen.

    Fazit

    Kleinhebeanlagen nach DIN EN 12 050-3 sind zwar ausdrücklich nur „zur begrenzten Verwendung“ klassifiziert – aber in der Praxis oft die einzige Möglichkeit, um im Bestand zusätzlichen Wohnraum mit einer Toi­lette oder Waschgelegenheit oberhalb und unterhalb der Rückstauebene zu schaffen. Durch die Breite an Ausführungen gibt es dabei mittlerweile kaum mehr einen Anwendungsfall, der sich durch die anschlussfertigen Kompaktanlagen nicht mit überschaubarem Installationsaufwand lösen ließe. Vor der Auswahl der geeigneten Kleinhebeanlage sollte aber eine präzise Bedarfsermittlung gemeinsam mit dem Anwender stehen. Für den dauerhaft störungsfreien Betrieb ist außerdem eine regelmäßige Wartung zu empfehlen.

    Bild 8: Wesentliche Qualitätsunterschiede bei Kleinhebeanlagen sind unter anderem die leichte Zugänglichkeit für die Wartung sowiedie Konstruktion des Schneidwerks.

    Bild: SFA Sanibroy

    Bild 8: Wesentliche Qualitätsunterschiede bei Kleinhebeanlagen sind unter anderem die leichte Zugänglichkeit für die Wartung sowie
    die Konstruktion des Schneidwerks.

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    Kerstin Stumpf-Trautmann
    ist ­Marketingleiterin bei SFA Sanibroy in 63128 Dietzenbach, E-Mail: stumpf@sanibroy.de,

    Bild: SFA Sanibroy