Wenn das Handwerk die Klimawende technisch und beratend flächendeckend umsetzt, ist das auch im eigenen Betrieb notwendig. Die innerbetriebliche Energieeffizienz zu steigern, ist daher ein wichtiges Thema.Die Berliner SHK-Innung handelt und wirtschaftet bereits seit vielen Jahren mit einem Bewusstsein für die Förderung betrieblicher Nachhaltigkeit. Vor allem im Bereich der Papier- und Ressourceneinsparung ist schon eine Menge passiert: Die Innung stellte 2019 den halbjährlichen Druck ihrer 60-seitigen Weiterbildungsbroschüre ein und bewirbt das Schulungsprogramm mittlerweile ausschließlich digital. Auch auf den Postversand des Rundschreibens sowie der technischen Informationen verzichtet die Innung seit vier Jahren.
Die Wiederverwendung von Ordnern, die fachgerechte Entsorgung bzw. das Recycling von Wertstoffen, die Reduktion von Papierkram in den Büros auf ein Minimum, regionale Produkte in der hauseigenen Kantine oder ernsthafte Mülltrennung sind längst selbstverständlich. Auf Messen wird gezielt darauf geachtet, Merchandising-Produkte und Give-aways aus nachhaltigen Materialien herzustellen oder zur Abfallvermeidung ganz auf sie zu verzichten. Beispiele dieser Anstrengungen sind Smartphone-Halter aus Bambus und kleine, hölzerne Pflanzwürfel mit Saatkörnern zur Zucht von Sonnenblumen.
Bei Innungsveranstaltungen weist der Verband auf die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs hin, Dienstreisen innerhalb des Landes erfolgen ausschließlich per Bahn. Seit 2023 bietet die Innung ihren Mitarbeitenden sogar ein Firmenticket an. Eine besondere Aktion in der Vergangenheit war zum Beispiel, die 2017 beim Druck der Jubiläumsfestschrift „400 Jahre Innung“ entstandenen CO2-Emissionen freiwillig im Klimaschutzprojekt Biosphärenreservat Rhön auszugleichen. Oder auch die Förderung des Unternehmertages 2021 („Prozessoptimierung im Handwerk“) als explizit nachhaltige Veranstaltung.
Diese wirkungsvollen Schlaglichter des Klimabewusstseins hatten aber noch nichts mit einem systematischen Prozess zu mehr Nachhaltigkeit zu tun, mit Nachhaltigkeit als Säule der Unternehmensstrategie oder beim Auftritt als Arbeitgebermarke. Um auch alle aktuell 47 Angestellten der Innung in so einen strategisch geplanten Prozess einzubeziehen, bei ihnen für Akzeptanz zu werben und deren individuelle Expertisen zu nutzen, wurde im Frühjahr 2023 der Arbeitskreis „Innung goes nachhaltig“ aus der Taufe gehoben. Dieser Steuerungsgruppe gehören ausschließlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. In Abstimmung mit der Geschäftsführung, aber weitgehend eigenverantwortlich und mit viel Gestaltungsfreiräumen identifizierte dieser abteilungsübergreifende Arbeitskreis fünf zentrale Handlungsfelder:
Da Nachhaltigkeit nur als Team wirksam gelebt werden kann, lud die AG zu einem Mitarbeiter-Workshop ein, an dem der überwiegende Teil der Belegschaft auch engagiert teilnahm. „Es geht uns natürlich um Klimaschutz und um Kostenreduktion, aber auch um gemeinsames Handeln für die Innung“, erläutert Geschäftsführer Andreas Koch-Martin den ganzheitlichen Ansatz der Mitarbeiterbindung.
Es sprudelten die Ideen. Vorschläge, Maßnahmen und Projekte wurden formuliert und den Handlungsfeldern zugeordnet. Jedes Handlungsfeld wurde zu einer Projektgruppe mit Projektleiter*innen und Mitwirkenden. Die Möglichkeit zur Mitwirkung machte sichtlich Spaß und wurde als Wertschätzung wahrgenommen.
Das Handlungsfeld der Naturschutzförderung stieß dabei erwartungsgemäß auf die größte Resonanz und setzte besondere Kreativität frei. Andere Handlungsfelder beinhalteten sprödere, aber dafür auch kurzfristiger und unaufwendiger zu erledigende Aufgaben. Der komplexe Bereich der Energieeinsparung in der Innungsgeschäftsstelle und im Kompetenzzentrum erfordert hingegen die Ausarbeitung eines anspruchsvollen Konzepts, umfasst einen höheren Personal- und Kostenaufwand und auch die Einbeziehung externer Dienstleister und Fachfirmen. Diese energieeffiziente Sanierung und Ertüchtigung der Häuser ist auch noch nicht abgeschlossen.
Den Auftakt machte schließlich das Müllthema: Für eine effektivere Mülltrennung wurden für beide Häuser auf allen Etagen neue Müllbehälter angeschafft, um vor allem im Kompetenzzentrum, wo täglich bis zu 400 Lehrgangsteilnehmer und Auszubildende unterwegs sind, noch klarer nach Verpackung, Restmüll, Bioabfällen oder Papier sortieren zu können. Alle Mitarbeiter wurden in das Konzept eingewiesen und angehalten, ein besonderes Augenmerk darauf zu richten.
Auch die Reinigungsfirma hat eine gesonderte Einweisung erhalten und die Vorgaben zur Mülltrennung wurden sogar vertraglich nachformuliert. Anfallende Wertstoffe wie Kupfer oder Aluminium aus den Lehrwerkstätten wurden schon immer gesammelt und dem Wertkreislauf zugeführt. Elektroschrott, Tonerkartuschen, Batterien oder große Verpackungskartons werden jetzt zentral gesammelt und im Keller gelagert, bevor sie von den Hausmeistern zu den Wertstoffhöfen gefahren werden. Aus dem Kollegenkreis kommt auch die Initiative, größere Objekte wie alte Monitore, Telefone oder Paletten an Einrichtungen zu spenden oder zu verkaufen.
Hinsichtlich der Verwendung umweltfreundlicher Produkte wurde inzwischen die Reinigungsfirma angewiesen, nachhaltige Reinigungsprodukte und Müllbeutel zu verwenden. Dieser Sachverhalt war ausdrücklich Gegenstand der Ausschreibung. Auch im seltener werdenden Fall einer Anfertigung von Druckprodukten achtet die Innung auf klimafreundlichen Druck mit Ausgleich der erzeugten Emissionen über Klimaschutzprojekte. Für anfallende Korrespondenz verwendet die Innung Recyclingpapier. Bei internen Veranstaltungen, Messeauftritten oder sonstigen Events nutzt die Innung keine Plastikansteckschilder mehr, sondern selbstklebende Textiletiketten als Namensaufkleber.
Die Ressourceneinsparung ist ein laufender Veränderungsprozess, der immer weiter optimiert wird. Gerade erst erfolgte die Umstellung auf elektronische Gehaltsabrechnungen. Aktuell wird ein Konzept erarbeitet, wie Druckerzeugnisse in Schulungen und in der überbetrieblichen Lehrunterweisung reduziert werden können. Angedacht ist, die Tablet-Nutzung so zu etablieren, dass dadurch z. B. Ausdrucke von Klassenlisten, Skripten und weiteren Unterrichtsunterlagen nicht mehr benötigt werden.
Kurse sollen künftig auf einer Moodle-Plattform abgebildet werden. Gleiches gilt für die Anmeldung zu Kursen und Veranstaltungen. Ziel ist es, sämtliche Anmeldungen nur noch ausschließlich über einen Einladungslink zu vollziehen. Mit der Installation von Grohe-Blue-Armaturen in beiden Häusern können sich Mitarbeitende außerdem täglich Karaffen mit frisch gesprudeltem Wasser füllen. Dies hat zu einer signifikanten Reduzierung von PET-Flaschen oder überhaupt auch Pfandflaschen geführt.
Mit Enthusiasmus machte sich eine Arbeitsgruppe an Überlegungen zu wirkungsvollen Naturprojekten. Besonders diese Konzepte eignen sich dafür, auch Klimaschutz und Teambuilding miteinander zu verbinden. Viele fleißige Hände meldeten sich freiwillig zum Harken, Fegen und Reinigen der Gartenanlage im Kompetenzzentrum. Anschließend wurde pünktlich zum Frühlingsanfang eine Wildblumenwiese gesät, drei Nistkästen gebaut, eine Vogeltränke aufgehängt, Vogelschutz an den Scheiben angebracht und ein Insektenhotel aufgestellt. Vieles davon wurde in den Werkstätten der Innung selber gefertigt. Auf den Social-Media-Kanälen der Innung gingen die Bilder und Reels dieser Aktionen bereits viral.
Den Auftakt zum schwierigsten Vorhaben – der energetischen Sanierung beider Häuser – machte die vollständige Ausstattung des 4400 m2 großen Kompetenzzentrums mit LED-Beleuchtung auf allen Etagen und in allen Räumen. Bereits jetzt hat die Innung damit eine Einsparung von über 3,3 t CO2 erzielen können.
Ein Berliner Planungsbüro ist beauftragt, den notwendigen Tausch aller Thermostatventile zu berechnen und damit den hydraulischen Abgleich vorzubereiten. Gleiches gilt für den Pumpentausch. Es ist darüber hinaus beabsichtigt, einzelne handwerkliche Schritte dieser Sanierungsmaßnahmen sogar in die überbetriebliche Lehrunterweisung zu integrieren und Auszubildende oder auch Projektteilnehmende daran zu beteiligen.
Die größte Maßnahme realisiert die Innung mit der Installation einer PV-Anlage auf dem Dach des Kompetenzzentrums. Dazu erfolgte zunächst die Sanierung der Dachhaut und die Erweiterung der Blitzschutzanlage. Inzwischen ist die PV-Anlage montiert und an die Elektrik angeschlossen. Diese Anlage verfügt über 49,95 kWp Leistung und produziert pro Jahr über 40.000 kW. Damit schafft die Innung eine CO2-Emissionseinsparung von 18 t pro Jahr. Vom produzierten Strom kann das Kompetenzzentrum 34.000 kW selbst verbrauchen. Der Rest wird eingespeist.
„Wir sind noch lange nicht fertig, aber wir haben uns mehr als nur auf den Weg gemacht. Als Interessenvertretung des Berliner Klimahandwerks können wir noch mal ein Stück glaubwürdiger am Runden Tisch Energieberufe, in der Energieeinsparinitiative oder im Netzwerk grüne Arbeitswelt agieren“, zieht Andreas Koch-Martin Resümee oder besser: eine Zwischenbilanz.
Es geht uns um Klimaschutz und um gemeinsames Handeln für die Innung.
Bild: Innung SHK Berlin