Heizkörper ist gleich Heizung – so lässt sich die Wahrnehmung vieler Endgebraucher treffend beschreiben. Trotz dieser wahrgenommenen zentralen Position werden Wärmeverteiler in Planung und Praxis häufig stiefmütterlich behandelt. Gewünschtes Raumklima und persönliche Vorlieben der Kunden könnten viel mehr in die Entscheidung einfließen. Andererseits können Maßnahmen zur Dämmung das gewählte Wärmeübertragungskonzept grundsätzlich infrage stellen, was ebenfalls oft nicht angemessen berücksichtigt wird.
An erster Stelle steht immer die Frage: Flächenheizung oder Heizkörper? Mittlerweile entscheidet sich fast jeder zweite Bauherr im Neubau für eine Flächenheizung. Bis zu zwei Drittel der Heizenergie werden hier als Strahlungswärme abgegeben. Es entsteht dabei ein behagliches Raumklima, das sich positiv auf das Wohlbefinden, die Lebensqualität und die Lufthygiene auswirkt. Aber sowohl im Neubau als auch bei der Renovierung gibt es Situationen, in denen die Flächenheizung an ihre Grenzen stößt, wo sich eine Kombination aus Heizkörper und Fläche anbietet oder wo sich der Einsatz einer Flächenheizung überhaupt nicht empfiehlt. Die Trägheit der Flächenheizung ist aufgrund der großen thermischen Massen weit höher als bei Heizkörpern. Eine schnelle Anpassung an die Solltemperatur bei plötzlichen Änderungen durch externe oder interne Faktoren ist deshalb nur bedingt möglich. Wenn in gut gedämmten Gebäuden Gäste zu Besuch sind oder im Winter die Sonne etwas intensiver strahlt, heizt sich der Raum auf und es wird schnell zu warm. Das Absenken der Temperatur braucht Zeit; typische Reaktion: Fenster werden geöffnet. Eine Kombination aus Flächenheizung und Heizkörper kann auf externe Wärmegewinne schneller reagieren.
Heizkörpertausch bei der Sanierung
Eine Wärmedämmung, neue Fenster und Lüftungseinrichtungen verringern die Heizlast des Gebäudes entscheidend. Die alten Heizkörper überdauern diese Renovierungen jedoch vielfach unverändert, allenfalls mit einem neuen Anstrich. Unhinterfragt bleibt oft, ob sie in ihrer Art, Größe und an ihrem Ort dem veränderten Gebäude noch gerecht werden. Und auch eine neue Lackschicht macht den alten Heizkörper höchstens uneffektiver. Eine gute Planung ist Grundlage für eine sinnvolle Auswahl neuer Heizkörper und der Austausch rechnet sich zudem über die höhere Leistungsfähigkeit. Zwischen einem alten Stahlradiator und einem modernen Kompaktheizkörper sind große Unterschiede feststellbar, die sich auch im Energieverbrauch niederschlagen. Markus Reiner, Marketing- und Vertriebsleiter bei Purmo, führt hierzu aus: „Kompaktheizkörper haben weniger Wasserinhalt, reagieren mithin also schneller auf externe Wärmegewinne. Ihr Durchfluss ist ebenso wie ihre Wärmeübertragung in den vergangenen Jahrzehnten optimiert worden, was Pumpenleistung spart. Sie sind weniger tief und gestatten damit eine Dämmung von Heizkörpernischen, die klassische Wärmebrücken darstellen. Und sie sind zudem weniger scharfkantig und reinigungsfreundlicher als ihre Vorgänger.“
Auch wichtig: Die alten Heizkörper passten zu den damaligen hohen Systemtemperaturen – die modernen Kompaktheizkörper funktionieren bereits mit weit niedrigeren Temperaturen. Markus Reiner: „Ein Niedrigtemperatur-Heizkörper mit einer Länge von 1200 mm und einer Bauhöhe von 600 mm ist in der Regel mehr als ausreichend, um einen gut gedämmten Raum von 15 m2 schnell und effizient auf behagliche 20 °C zu erwärmen. Dazu genügt eine Vorlauftemperatur von nur 45 °C bei einer Rücklauftemperatur von 35 °C.“ Solche Niedrigtemperatur-Heizkörper eignen sich deshalb auch für den Betrieb mit Wärmepumpen und in Kombination mit Fußbodenheizungen.
In gedämmten Altbauten muss auch die Frage erlaubt sein, ob die klassischen Heizkörper-Standorte noch bedarfsgemäß sind. Die Montage unterm Fenster ist aufgrund der guten U-Werte nicht mehr zwingend erforderlich. Auch die platzsparende, vertikale Montage an der Wand ist möglich, wenn es ein neues Raumkonzept erfordert – beispielsweise bei einer neuen Gliederung der Räume oder wenn Wände eingezogen wurden.
Sonderformen machen Heizkörper flexibel im Einsatz
Die Stärke des Heizkörpers sind die mittlerweile vielen angebotenen Bauformen, Designs und Optionen, die Speziallösungen möglich machen: In kleinen Küchen beispielsweise wird viel wertvolle Bodenfläche durch Einbaumöbel, Herd und Kühlschrank blockiert. Hier stehen Spezialformen von Heizkörpern zur Verfügung – beispielsweise leistungsfähige Konvektoren mit elektrischen Lüftern für die Küchensockel oder schlanke vertikale Heizkörper, die nicht an den Platz unterm Fenster gebunden sind.
Für selten genutzte Räume, in denen eine Warmwasserheizung nicht realisierbar ist oder nur mit großem Aufwand umgesetzt werden kann, und an Orten, an denen Frostgefahr besteht, empfiehlt sich der Einsatz von elektrischen Heizkörpern. Markus Reiner von Purmo: „In Nebengebäuden, Gartenhäusern, Dachräumen, Garagen oder ganzen Ferienhäusern sind strombetriebene Heizkörper die ideale Lösung – in Nordeuropa sind solche Lösungen Standard.“ Ein Beispiel sind die rein elektrischen Planheizkörper Yali Parada und Yali Ramo – sie werden unabhängig vom Heizungsnetz betrieben. Sie sind mit einem umweltfreundlichen Pflanzenöl gefüllt, das sie bis zu einer Temperatur von –30 °C vor Frost schützt. Einen frostigen Transport, eine kalte Lagerung oder einen längeren Stromausfall überstehen sie unbeschadet. Die Energiewende hat die elektrische Beheizung zudem wieder salonfähig gemacht. In Verbindung mit selbst erzeugtem Solarstrom, der direkt verbraucht wird oder dank Batterieanlage im Haus bleibt, lässt sich zudem Geld sparen und der Nutzer ist unabhängiger gegenüber den Stromnetzbetreibern.
Den meisten Umsatz macht die Sanierung
Der relevanteste Heizkörpermarkt ist mittlerweile der Sanierungsmarkt: Purmo beispielsweise setzt in Deutschland fast 80 % der Heizkörper im Sanierungsgeschäft ab. Hier spielen sich die Vorteile der Renovierungslösungen aus: Die neuen Heizkörper passen auf die alten Anschlüsse und sind oft auf Maß lieferbar. Eine Speziallösung, wenn der neue Heizkörper ins klassische Ambiente passen soll, ist die Delta Laserline-Serie von Purmo: Das sind moderne Röhrenradiatoren, die im Stil an die alten DIN-Radiatoren erinnern, aber bessere Leistungsdaten erbringen. Sie können auf Maß bestellt werden und füllen dann Heizkörpernischen perfekt aus.
In der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ist ein ökonomischer Betrieb in Sachen Reinigungsfreundlichkeit, Langlebigkeit und Energieeffizienz Grundvoraussetzung. Flexible und robuste Lösungen sind nicht nur bei der Sanierung gefragt. „Um lange Ausfallzeiten zu vermeiden, sollten die Umbaumaßnahmen so unkompliziert und so schnell wie möglich ablaufen. Für solche Fälle gibt es den „Purmo Compact Modernisierung“. Nabenabstände entsprechen denen alter DIN-Radiatoren – Arbeiten am Rohrnetz entfallen. Das erspart neben Zeit und Geld auch Ärger mit Mietern“, so Markus Reiner.
Lösungen für den gewerblichen Bereich
Energiekosten sind im Hotelbereich und der Gastronomie ein entscheidender Faktor, der den Unternehmenserfolg beeinflusst. Im Schnitt sind Hotelzimmer oft nur zu 60 % ausgelastet. Zimmer müssen schnell verfügbar sein und nach der Nutzung wieder schnell in den Energiesparmodus versetzt werden. Neben der Optik ist hier ebenfalls die Langlebigkeit entscheidend, denn im Hotel-Alltag müssen Mobiliar und Haustechnik so einiges wegstecken: Purmo bietet hier robuste Lösungen in vielen Farbausführungen wie den Dekorativheizkörper Kos, der in vertikaler und horizontaler Ausführung erhältlich ist. Für die vertikale Variante gibt es optional eine Handtuchstange, die Kos V zu einem leistungsstarken Badheizkörper macht. Die plane, verzinkte und korrosionsbeständige Front wirkt elegant und unaufdringlich und ist zudem noch schnell und leicht zu reinigen.
Die leichte Reinigung spielt auch in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen eine große Rolle. Keime haben hier nichts zu suchen. Empfehlenswert sind hier plane Heizkörper mit einem hohen Anteil an Strahlungswärme. Plan Compact, der Hygiene-heizkörper von Purmo, verzichtet auf innen liegende Konvektionsbleche und produziert so überwiegend Strahlungswärme. Die Seitenverkleidungen und Abdeckungen lassen sich mit einem einfachen Handgriff abnehmen – das erleichtert die Reinigung auch an schwer zugänglichen Stellen.
Die Kombination von Heizkörper und Flächenheizung hat sich in Bildungs- und Sporteinrichtungen für eine bedarfsgerechte Wärmeversorgung bewährt. Flächenheizungen haben hier einen großen Vorteil: Sie verschwinden unsichtbar im Boden oder in der Wand, minimieren so das Risiko von Unfällen und Verletzungen und garantieren auch unter starken Belastungen eine verlässliche Wärmeversorgung. Wo Heizkörper montiert werden, sind robuste, störunempfindliche Heizkörper mit einer hohen Befestigungsstabilität gefragt, denn junge Menschen pflegen mitunter einen weniger achtsamen Umgang mit der Einrichtung. Die VDI 6036 definiert je nach Anwendungsfall vier verschiedene Anforderungsklassen für die Heizkörpermontage (siehe Infokasten). Für Klassenräume und Sporteinrichtungen schreibt die Norm Anforderungsklasse 3 für die Befestigung von Heizkörpern vor. Markus Reiner: „Purmo hat hier entsprechende Lösungen in Form von zusätzlichen Befestigungen oder Spezialbefestigungen parat.“
Beim Heizen in Büro- und Verwaltungsgebäuden ist es wichtig, dass individuelle Wärmebedürfnisse berücksichtigt werden können. Nicht jeder fühlt sich am Arbeitsplatz bei der gleichen Temperatur wohl. „Die Räume sind oft groß, weitläufig und fast die ganze Woche in Benutzung. Dazu spielt eine hochwertige Oberfläche in den oft repräsentativen Räumen auch eine entscheidende Rolle. Für die Grundlast der Gebäude eignen sich integrierte Flächenheizungen mit Kühlfunktion. Im Winter warm und im Sommer kalt – eine angenehme Raumtemperatur das ganze Jahr über“, sagt Reiner. In modernen, gut gedämmten Bürogebäuden sind bodentiefe Fensterfronten keine Seltenheit. Hier eignen sich Kompaktheizkörper mit einer niedrigen Bauhöhe und einer großen Konvektionsfläche wie der Ramo Ventil Compact (fein profiliert) oder der Plan Ventil Compact (ebene Oberfläche), die ab einer Höhe von 200 mm erhältlich sind. Die integrierte Ventilgarnitur sorgt für einen unsichtbaren Anschluss von unten. Zahlreiche Farbvarianten und Abmessungen passen den Heizkörper an unterschiedlichste innenarchitektonische Gegebenheiten an. Diese Heizkörperart wird auch gerne in Schulfluren oder Universitätsgebäuden verwendet.
Info
Befestigung nach VDI 6036
Die Richtlinie VDI 6036 hilft bei der Auswahl des Befestigungssystems für Heizkörper. Ziel ist es, Unfallgefahren zu minimieren und die Sicherheit zu verbessern – sowohl bei bestimmungsgemäßer und üblicher Verwendung als bei einer Fehlanwendung. Bestimmungsgemäß hängt ein Heizkörper an der Wand und heizt. In Klassenzimmern werden Heizkörper gern auch mal als Sitzgelegenheit verwendet. Diese Zusatzbelastung kalkuliert die Richtlinie mit ein. Je nach Anwendungsfall unterscheidet die Richtlinie vier Anforderungsklassen:
- <b>Anforderungsklasse 1:</b> normale Anforderungen wie der Wohnbereich oder das Büro. Der Heizkörper ist kaum Zusatzbelastungen ausgesetzt, die eine verstärkte Befestigung erfordern.
- <b>Anforderungsklasse 2: </b>erhöhte Anforderungen in öffentlich zugänglichen Räumen wie Verkaufsräume, Treppenaufgänge und Hotelzimmer. Hier kann es zu einem unvorsichtigen Gebrauch kommen. Fahrräder werden angelehnt oder die Reinigungskraft fährt mit ihrem Putzwagen gegen den Heizkörper.
- <b>Anforderungsklasse 3:</b> hohe Anforderungen, die in Klassenräumen und Fluchtwegen auftreten können. Heizkörper werden vorsätzlich als Sitzgelegenheit genutzt oder müssen in den Fluchtwegen Paniksituationen standhalten.
- <b>Anforderungsklasse 4:</b> sehr hohe Anforderungen und Sonderbelastungen wie sie in Justizvollzugsanstalten oder in der Psychiatrie zu erwarten sind. Höchste Befestigungsstabilität muss gewährleistet sein, damit der Heizkörper beispielsweise nicht als Waffe eingesetzt werden kann.