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Leichter lernen im Web

Untersuchungen zufolge bilden zwar über die Hälfte aller Firmen in Deutschland ihre Beschäftigten weiter. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) engagieren sich aber eher unterdurchschnittlich und nur sporadisch. Viele scheuen die damit verbundenen Kosten und die meisten haben gar keine Zeit und erst recht kein Budget für die interne Mitarbeiter-Weiterbildung. Häufig werden Unternehmen erst aktiv, wenn – so wie jetzt – der Fachkräftemangel sie dazu zwingt.

Zum Glück gibt es Onlineangebote, die die Weiterbildung erleichtern – zumal sich insbesondere bei der jüngeren Generation das Lernverhalten verändert hat. So wird die klassische Kultur- und Lerntechnik des Lesens (auf Papier) immer stärker von digitalen und multimedialen Angeboten verdrängt. Insbesondere die junge, Smartphone- und Internet-affine Generation kann dadurch besser erreicht und für das Lernen motiviert werden. Das ist angesichts steigender Zahlen von Auszubildenden, die schulische Defizite haben und dadurch in der Berufsausbildung kaum mithalten können, ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Da längere Ausfallzeiten Betriebsabläufe stören, kann im Berufsalltag die betriebliche Weiterbildung am Arbeitsplatz und in kleinen Portionen stattfinden. Auch das ist in Zeiten voller Auftragsbücher und hoher Auslastung ein wichtiger Vorteil des E-Learnings. Deshalb ist die Frage berechtigt, ob das klassische Lehrbuch noch zeitgemäß ist.

Vorteile digitaler Lernkonzepte

Mit digitalen Methoden lässt sich das Lernen flexibler und effektiver gestalten. Unterschiedliche Lernszenarien und konfigurierbare Inhalte entsprechen den individuellen Anforderungen der betrieblichen Weiterbildung besser und können flexibel auf die individuellen Bedürfnisse und Vorkenntnisse der Lernenden angepasst werden. Außerdem kann Lernen mit Online-Inhalten unabhängig von Zeit und Raum stattfinden – jeder kann dann lernen, wenn er Zeit hat, und sich die Lernzeiten freier einteilen. Mobile Endgeräte erlauben den Zugang überall. Das ist für das berufsbegleitende Lernen besonders wichtig, weil Beruf und Weiterbildung besser in Einklang gebracht werden können. Dies wird wahrscheinlich mehr Berufstätige dazu ermutigen, sich weiterzubilden.

Ein wichtiger Baustein des E-Learnings ist das zeit-, orts- und plattformunabhängige webbasierte Lernen (Web Based Training, WBT). Dabei werden Lerneinheiten online abgerufen, was viele Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten bietet und den Zugriff auf nahezu unerschöpfliche und stets aktuelle Daten ermöglicht. So können E-Mails, News, Chats und Diskussionsforen eingebunden oder ergänzende Informationen, Audio- oder Videodaten abgerufen werden.

Angebote für das Handwerk

Auch im Handwerk ist E-Learning bereits angekommen. Sowohl regional als auch bundesweit tätige Handwerkskammern und Innungen bieten Beratung zum Thema digitales Lernen an, teilweise auch konkrete Schulungen, Webinare oder Workshops, meist in Kooperation mit E-Learning-Dienstleistern.

Die Förderung der beruflichen Qualifizierung und Weiterbildung im Handwerk ist beispielsweise eine primäre Aufgabe der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (www.zwh.de). Die ZWH ist eine bundesweit tätige Dienstleistungseinrichtung für alle handwerklichen Bildungsstätten. Sie wird getragen von den Handwerkskammern, den regionalen Handwerkskammertagen und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Im Bereich neue Medien bietet die ZWH Beratung, Dienstleistungen oder Lernmanagement-Systeme an.

Im Rahmen individuell entwickelter und praxisbezogener Bildungsangebote, zu denen auch konventionelle Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gehören, bietet der Zentralverband Sanitär Heizung Klima auch E-Learning-Kurse zu ausgewählten Themen an. Aktuell gibt es für Verbandsmitglieder interaktive Weiterbildungskurse zu den Themen „Grundlagen moderner Holzfeuerungen“, „Barrierefreies Bad“, „Heizungscheck 2.0“, „Heizungsoptimierung mit ZVPLAN“ und „Sachkundelehrgang Kategorie I gemäß (EU) 2015/2067“ (www.zvshk.de/fachbereiche/berufliche-bildung/e-learning).

Auch Hersteller aus dem SHK-Bereich bieten interessierten Fachleuten (und Bauherren) interaktive Wissenstests oder Lernvideos an, wie beispielsweise die Kessel AG aus Lenting (mehr dazu unter www.kessel.de/kundenforum/e-learning.html).

Neue Trends und Entwicklungen

Digitale Lernkonzepte erhalten durch neue pädagogische Ansätze, praktische Erfahrungen aus der Arbeitswelt und IT-Entwicklungen neue Impulse. Dabei zeichnet sich beispielsweise ein Trend in Richtung kleinerer Qualifizierungseinheiten ab, die leichter konsumiert und in den Arbeitsalltag integriert werden können, sodass kürzere Ausfallzeiten entstehen. Das kostet weniger Zeit und stört Betriebsabläufe weniger.

Zunehmend werden auch Spiel- und Unterhaltungskomponenten eingebunden, weil mit dieser Form von „Infotainment“ das Lernen mehr Spaß macht und die Motivation steigt. Kontinuierlich wird auch an neuen Lerntechnologien gearbeitet, etwa an der Einbindung neuer Hardware. Dazu zählen beispielsweise AR-Displays (Augmented Reality), mit deren Hilfe dem Lernenden zusätzlich zur realen Umgebung digitale Informationen eingeblendet werden. Eine andere Technologie sind VR-Brillen (Virtual Reality), mit denen virtuelle Realitäten erzeugt und beispielsweise bestimmte Situationen simuliert werden können.

Ein weiterer Trend geht in Richtung digitaler Assistenzsysteme, die dem Nutzer zu einem bestimmten Arbeitsschritt Informationen und Handlungsanweisungen zur Verfügung stellen. Dabei werden über Sensoren gewonnene Daten genutzt, um genau die Informationen bereitzustellen, die jeweils zur Situation passen, sodass der Nutzer interaktiv durch komplexe Arbeitsabfolgen begleitet werden kann.

Eine hervorragende Ergänzung zu traditionellem Lernen

E-Learning ist ein zeitgemäßes Lernangebot, das dem Lernenden mehr Freiräume in puncto Zeit, Ort und Lerntempo gibt und sich besser in betriebliche Abläufe integrieren lässt. Gleichwohl wird diese moderne Lerntechnik traditionelle Bildungsformen nicht ersetzen, weil jeder beim Lernen seine individuellen Vorlieben hat. Außerdem erfordert auch digitales Lernen weiterhin Selbstdisziplin und Eigenmotivation. Es ist aber eine sinnvolle Unterstützung und Ergänzung, die durch eine intelligente Kombination verschiedener Medien und Methoden den Lernprozess optimieren und Spaß am Lernen vermitteln kann.

Info

Kleines E-Learning-Glossar

  • <b>E-Learning:</b> Der Begriff &bdquo;E-Learning&ldquo; (electronic learning) steht für das elektronisch unterstützte oder digitale Lernen unter Verwendung multimedialer Kommunikationsmittel und Publikationsmedien.
  • <b>WBT:</b> (Web Based Training) steht für den Einsatz webbasierender Lerntechnologien und Dienste als Weiterentwicklung des Computer Based Trainings (CBT).
  • <b>Blended Learning: </b>Werden konventionelle Lernformen mit den Vorteilen des E-Learnings verknüpft, spricht man von Blended Learning (integriertem Lernen).

Weitere Infos, Literatur und Quellen*

  • <a href="https://zwh.de/" target="_blank">www.zwh.de</a> (Weiterbildung im Handwerk)
  • <a href="http://www.checkpoint-elearning.de" target="_blank">www.checkpoint-elearning.de</a> (E-Learning-Infos)
  • <a href="http://www.elearning-journal.de" target="_blank">www.elearning-journal.de</a> (Fachblatt für E-Learning)
  • HTTC e. V. (Hrsg.): Wie können sich Mitarbeiter in Unternehmen selbständig weiterbilden?, Eigenverlag, Darmstadt, 2016, Download: <a href="http://www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/wie-koennen-sich-mitarbeiter-in-unternehmen-selbstaendig-weiterbilden.html" target="_blank">www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/wie-koennen-sich-mitarbeiter-in-unternehmen-selbstaendig-weiterbilden.html</a>
  • Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.): Digitale Bildung, Eigenverlag, Berlin, 2016, Download: <a href="http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Digitale-Welt/themenheft-digitale-bildung.html" target="_blank">www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Digitale-Welt/themenheft-digitale-bildung.html</a>
  • Mittelstand-Digital (Hrsg.): Wissenschaft trifft Praxis &ndash; Digitale Bildung: Kompetenzen für die digital-unterstützte Wertschöpfung, Eigenverlag, Bad Honnef, 2016, Download: <a href="http://www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/Wissenschaft-trifft-Praxis/magazin-wissenschaft-trifft-praxis-ausgabe5.pdf?__blob=publicationFile&v=5" target="_blank">www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/Wissenschaft-trifft-Praxis/magazin-wissenschaft-trifft-praxis-ausgabe5.pdf?__blob=publicationFile&v=5</a>

* Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit

SBZ-tipp

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Autor

Dipl.-Ing. Marian Behaneck ist Fachautor zahlreicher Publikationen zu Hardware, Software und IT im Baubereich; 76751 Jockgrim E-Mail: behaneck@gmx.de