Der im Rahmen der Mitgliederversammlung in Leipzig neu gewählte ZV-Präsident Manfred Stather weiß durch langjährige Vorstandsarbeit um die verantwortungsvollen Aufgaben an der Spitze der Berufsorganisation. In einem Überblick zu den anstehenden Entscheidungen gab er sich auf der Mitgliederversammlung keinen Illusionen hin: „Der Wettbewerb wird sich noch verschärfen. Um so wichtiger ist es, ein einheitliches Bild als starker Wirtschaftsverband abzugeben.“ Manfred Stather geht es bei dieser Außenwirkung nicht nur um das Verhältnis zur Politik oder um Gespräche auf gleicher Augenhöhe mit Energieversorgern und anderen Wirtschaftsverbänden. Gleichzeitig möchte er Vorteile herausstellen, die sich durch eine Mitgliedschaft in der Berufsorganisation ergeben. „Es muss noch deutlicher erkennbar werden, dass der organisierte Fachbetrieb kompetenter ist als der Nicht-Innungsbetrieb.“ Wichtige Alleinstellungen zeigen sich beispielsweise beim Heizungs-Check, mit dem nur Mitgliedsbetriebe werben können.
Auch hob der neue ZV-Präsident hervor, dass Kundenerwartungen im Bereich der Gebäudetechnik eindeutig zu einem ganzheitlichen Ansatz tendieren. Dies ist mehr als der Slogan „alles aus einer Hand“, der sich auf die Koordinierung der Gewerke konzentriert. Vor allem in der Sanierung erwarten Kunden Modernisierungskonzepte, die eine bestmögliche Anlagentechnik mit der jeweiligen Gebäudehülle kombinieren können.
Deshalb gelte es für den Verband, sich entsprechend zu positionieren und dies durch Angebote in der Weiterbildung voran zu bringen. „Unser Verband hat eine Zukunft wie keine andere Organisation im Handwerk“, konstatierte Manfred Stather und verwies auf den hohen Modernisierungsbedarf, der den SHK-Gewerken Aufträge bringen wird.
Neue Möglichkeiten für die Weiterbildung
Vom Software-Programm für Energieeffizienz und erneuerbare Energien bis hin zur Zertifizierung für den Fachkundigen in der Gebäude- und Grundstücksentwässerung reichen die jüngsten Entwicklungen des ZVSHK – für die organisierte Betriebe exklusiv Zugang bekommen. Matthias Thiel (ZV-Geschäftsstelle Potsdam) verdeutlichte wie der Fachunternehmer in der ZVSHK-Software verschiedene Häuser-Typen vorgeben und mit einem passenden neuen Wärmekonzept kombinieren kann.
Zum Bereich „erneuerbare Energien“ demonstrierte Matthias Thiel an Beispielen, wie sich im Online-Katalog unter http://www.shk-ernie.de eine Komfortsuche für die Angebotserstellung nutzen lässt. Je nach Gebäude-Typ wird die in Frage kommende Technik zur Wahl gestellt. Für das „barrierefreie Bad und WC“ gibt es jetzt eine ausgearbeitete Konzeption, mit der es Mitgliedsbetriebe leichter haben, eine eigene Ausstellung zu realisieren (Infos zum Thema unter https://www.shk-barrierefrei.de/ ).
Mangel an Impulsen zur Modernisierung
Im Vorfeld der Bundestagswahl hatte die Berufsorgansiation seinen Mitgliedsbetrieben Wahlprüfsteine ausgearbeitet. Während der Koalitionsverhandlungen brachte der ZVSHK einen 6-Punkte-Plan ein und zeigte den Entscheidungsträgern in einem persönlichen Schreiben Lösungsvorschläge auf. ZV-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser: „Wir fordern die Einführung einer Energiesparprämie, um dem Modernisierungsstau im Heizungskeller entgegen zu wirken.“ Einem Anschluss- und Benutzungszwang bei Nahwärmekonzepten wird in dem ZV-Papier an die Politiker eine klare Absage erteilt. Forderungen und Vorschläge des SHK-Handwerks finden sich inzwischen im Koalitionsvertrag wieder.
Schluss mit dem Hin und Her zwischen Ministerien
Elmar Esser stellte auch klar, wie schwierig bis entscheidungsfeindlich die Energie- und Klimapolitik während der großen Koalition gewesen ist. Statt dass in Zukunft wichtige Entscheidungsprozesse zur CO2-Minderung zwischen Bau-, Wirtschafts- und Umwelt-Ministerium hin und her geschoben werden, gelte es die Zuständigkeiten jetzt in einem Ressort zu bündeln.
Wärmemarkt künftig noch mehr umkämpft
Geschäftsführer Andreas Müller stellte in einem 17-Punkte-Szenario (siehe Kasten) Thesen zum Wärmemarkt und seine Möglichkeiten auf. Nach eigenem Anspruch, in der ZVSHK-Denkfabrik zehn Jahre voraus zu schauen, hat der Zentralverband Entwicklungen als spruchreif dargestellt, um die Sinne für positive oder fragwürdige Entwicklungen zu schärfen.
Andreas Müller sieht die Förderpolitik für Strom aus regenerativen Quellen derzeit als exzessiv an, wenn man dagegen hält, was die öffentliche Hand momentan für den Wärmemarkt bereit hält. Deshalb fand er eine klare Antwort auf die Frage aus dem Umweltministerium: Was ist zu tun, um den Wärmemarkt noch „effizienter und regenerativer“ (Doppelstrategie) zu gestalten?
Andreas Müller konterte mit einer einfacheren Definition zur CO2-Minderung: Was ist zu tun, um die Sanierungsrate von 3 % (= 600000 Heizgeräte von insgesamt 18 Millionen) auf 6 % pro Jahr zu erhöhen? Eine Antwort aus dem Umweltministerium lässt auf sich warten.
Zahlreiche weitere Punkte
- Die Nachwuchswerbung des ZDH, die in TV-Spots auf den verschiedensten Kanälen zu sehen ist, wurde als wichtig angesehen. Weiterführende Initiativen solle man nicht den Kammern überlassen, sondern dies sei originäre Aufgabe der Berufsorganisation, machte die Mitgliederversammlung deutlich.
- Vereinbarungen zur Haftungsübernahme (HÜV) werden bisweilen von betroffenen Herstellern für nicht wirksam erklärt. Argumentiert wird, dass die HÜV vor Jahren abgeschlossen wurde und deshalb neuere Modelle davon ausgenommen sind. Die Mitgliedsbetriebe werden gebeten, solche Vorfälle dem ZVSHK zur Kenntnis zu geben.
- Handwerkermarkenpartner Oventrop hat die vor Jahren abgeschlossene HÜV inpunkto Haftungsumfang und Deckungsrahmen auf einen zeitgemäßen Stand gebracht. Am Rande der Mitgliederversammlung kamen die Unterschriften auf die entsprechenden Dokumente für den erweiterten Leistungskatalog.
- Wenn Produkte der Handwerkermarken in Baumärkten auftauchen, gilt es jedem Einzelfall nachzugehen und die Hersteller um Rückverfolgung der Warenströme zu veranlassen. Jüngstes Beispiel war die Grundfos-Pumpe Alpha 2, die statt in der Türkei verkauft zu werden, zum Dumping-Preis ins Angebot der Herkules-Baumärkte kam. Fachbetriebe werden gebeten, solche Vorfälle dem ZVSHK zur Kenntnis zu geben.
- Das Institut für wirtschaftliche Oelheizung ist in die Kritik der SHK-Fachbetriebe geraten, weil auch Schornsteinfegern, die einen geleisteten Heizungs-Check vergütet haben wollen, 50 Euro gezahlt wird.
- Mit den Schornsteinfegern führt der ZVSHK Gespräche zu verschiedenen Themenschwerpunkten: Verbändevereinbarung, neue Ausbildungsverordnung der Schornsteinfeger, zulässige Verwendung hoheitlich erworbener Daten, Kesselreinigung sowie die Neufassung der BImschV. Aus den laufenden Verhandlungen werden derzeit keine Zwischenergebnisse publik, sondern erst nach Einigung in einzelnen Punkten.
Viel Arbeit – gute Chancen
Dem SHK-Handwerk mangelt es nicht an Tätigkeitsfeldern. Allein die Bemühungen zur CO2-Minderung bietet erhebliche Chancen – die allerdings von Dritten ebenfalls erkannt und ergriffen werden. Allein das Thema Effizienzsteigerung lässt auf stattliche Margen hoffen.
Manfred Stather hat die Großwetterlage im Blick und prognostiziert dem organisierten Handwerk als neuer ZV-Präsident einen harten Gegenwind durch neue Wettbewerber, die auf den Markt drängen werden. Dabei sieht er seine Handwerksorganisation gut aufgestellt und weiß um das Vertrauen, dass die Fachbetriebe mit Eckring beim Endkunden haben. Diese Trümpfe will er möglichst stichhaltig einsetzen: Beispielsweise durch Weiterbildungsangebote, mit denen organisierte Betriebe ihre Kompetenz stärken und ausbauen können – zu einem geldwerten Vorteil. TD
Gewählt I
Neuer ZV-Vorstand im Amt
Zum neuen ZV-Präsidenten wählten die Vertreter der 17 Landesverbände fast einstimmig Manfred Stather, der gleichzeitig auch Baden-Württembergs Landesinnungsmeister ist. Er löst Werner Obermeier ab, der das Präsidentenamt erst im Mai nach dem krankheitsbedingten Amtsverzicht von Bruno Schliefke übernommen hatte. Zum Vizepräsidenten wurde Niedersachsens LIM Friedrich Budde gewählt. Gegenkandidaten für diese Ehrenämter gab es nicht.
Turnusmäßig galt es den Vorstand mit vier weiteren Personen für die dreijährige Amtszeit neu zu besetzen. Das Team komplettieren Michael Hilpert (LIM Bayern), Dieter Lackmann (LIM NRW), Ulrich Kössel (LIM Thüringen) sowie Fritz Schellhorn (LIM Hamburg). Ausgeschieden aus ihrem langjährigen Ehrenamt im Vorstand sind Werner Obermeier und Rolf Richter, die altersbedingt nicht erneut kandidierten. Zur Wahl hatte sich auch Fritz Koch (LIM Pfalz) gestellt. Er konnte aber nicht die notwendige Zahl der Stimmen auf sich vereinigen.
Gewählt II
Ausschüsse neu besetzt
Die personellen Neubesetzungen für eine dreijährige Mitarbeit in diversen Ausschüssen wurde von der Mitgliederversammlung einstimmig angenommen. Daraus ergeben sich folgende Teams:
Zum Ausschuss Berufsbildung gehören Clemens Buchberger, Günter Hanninger, Norbert Raida, Andreas Reich sowie Ulrich Thomas.
Zum Ausschuss Betriebswirtschaft gehören Michael Falk, Gernot Grohnert, Alfred Jansenberger, Heinz-Peter Nersinger sowie Albrecht Oesterle.
Zum Ausschuss Technik gehören Jakob Köllisch, Carsten Mühlenkamp, Fritz Schellhorn, Jörg Schütz sowie Dietmar Zahn.
Eckhart Dencker komplettiert den Rechnungsprüfungs-Ausschuss.
Statements
Manfred Stather
„Es muss deutlich erkennbar werden, dass der organisierte Fachbetrieb kompetenter ist.“
Elmar Esser
„Für die Energie- und Klimapolitik gilt es Zuständigkeiten zu bündeln.“
Andreas Müller
„Statt 600000 Heizgeräte pro Jahr wäre das Doppelte zu modernisieren.“
Werner Obermeier
„Mir ist schleierhaft, warum Kollegen Handelsmarken statt Handwerkermarken empfehlen.“