Sicherer Schutz vor zurückdrückendem Wasser aus der Kanalisation (Bild 1) spielt sowohl beim Neubau als auch in der Sanierung eine immer wichtigere Rolle. Neben Hebeanlagen, die zum Einsatz kommen, wenn kein Gefälle zum Kanal vorhanden ist, sind auch Rückstauverschlüsse bei ausreichendem Gefälle zum Kanal eine geeignete Lösung. Moderne Varianten sind heute mit Zusatzfunktionen ausgestattet, die bei Rückstau Alarm auslösen und angeschlossene Wasserverbraucher wie Waschmaschinen abschalten. Die neuen Rückstauverschlüsse bieten damit doppelte Sicherheit für Bewohner und Eigentümer.
Abwasser mit natürlichem Gefälle ableiten
Ist ein ausreichendes Gefälle zum Kanal vorhanden, fließt das Abwasser mit dem natürlichen Gefälle zum Kanal und muss nicht gehoben werden. Unter dieser Voraussetzung kann nach DIN EN 12 056-4 ein Rückstauverschluss eingesetzt werden. Darüber hinaus fordert die Norm für den Einbau eines Rückstauverschlusses, dass folgende Bedingungen erfüllt sind:
- Die Räume müssen von untergeordneter Nutzung sein. Im Rückstaufall dürfen keine wesentlichen Sachwerte beschädigt und die Gesundheit der Bewohner nicht beeinträchtigt werden.
- Der Benutzerkreis muss möglichst klein sein.
- Oberhalb der Rückstauebene muss ein weiteres WC zur Verfügung stehen.
- Bei Rückstau muss auf die Benutzung der Ablaufstellen verzichtet werden können.
Sind diese Bedingungen erfüllt, steht dem Einbau eines Rückstauverschlusses nichts mehr im Wege. Bei Rückstau verschließt er selbsttätig. Sobald der Rückstau vorbei ist, kann das Abwasser dann ungehindert abfließen. Bei der Wahl des Rückstauverschlusses ist die Abwasserart entscheidend. Es gibt spezielle Verschlüsse für fäkalienhaltiges Schwarzwasser und für Grauwasser, das keine Fäkalien enthält. Bei fäkalienführenden Leitungen dürfen keine Rückstauverschlüsse mit manuellem Verschluss (Pendelklappe) eingesetzt werden. Denn bei diesen besteht die Gefahr, dass Feststoffe den Rückstauverschluss blockieren und die Klappen sich nicht mehr öffnen können. Klappen, die für fäkalienführende Leitungen geeignet sind, sind im Normalbetrieb immer geöffnet. Im Rückstaufall schließt die Klappe automatisch. Die Verschlüsse sind den jeweiligen Anforderungen entsprechend ausgelegt. Sind die Rückstauklappen geschlossen, können die Ablaufstellen nicht genutzt werden, da das Abwasser in dieser Zeit nicht abgeleitet wird.
Der fachgerechte Einbau
Ist der richtige Rückstauverschluss ausgewählt, folgt der fachgerechte Einbau. Hier ist besonders zu beachten, dass die Rückstausicherung niemals direkt in die Hauptgrundleitung eingebaut wird. Denn bei dieser Variante würden auch Ablaufstellen über den Verschluss entwässert, die über der Rückstauebene liegen. Bei einem Rückstau schließt das Rückstauaggregat und verhindert so das Eindringen von Abwasser in das Gebäude. Werden aber während des Rückstaus die oberhalb der Ablaufstelle liegenden Ablaufstellen genutzt, füllt sich die Grundleitung und dieses Abwasser tritt dann über die Anschlüsse im Keller aus. Man überflutet sich also selbst. Damit das nicht passiert, dürfen nur solche Ablaufstellen über einen Rückstauverschluss entwässert werden, die tatsächlich rückstaugefährdet sind.
Störungsfreie Funktion durch regelmäßige Wartung
Für den Betrieb, die Inspektion und die Wartung der Anlage sind der Eigentümer und der Betreiber verantwortlich. Für den sicheren und wirtschaftlichen Betrieb einer Entwässerungsanlage sind dem Betreiber die erforderlichen Bedienungs- und Wartungsanleitungen zu übergeben.
Die Kontrolle und Prüfung vor Ort sollte nach DIN 13 564-1 und DIN 1986-3 zweimal im Jahr von sachkundigem Personal und im Falle von Rückstauverschlüssen des Typs 3 – Rückstauverschluss für die Verwendung in horizontalen Leitungen mit einem durch Fremdenergie (elektrisch, pneumatisch oder andere) betriebenen selbsttätigen Verschluss und einem Notverschluss, der unabhängig vom selbsttätigen Verschluss ist – von fachkundigem Personal durchgeführt werden. Falls erforderlich, sind geeignete Wartungsmaßnahmen durchzuführen, um die Anforderungen an die Dichtheit zu erfüllen. Folgende Arbeiten sind auszuführen:
- Entfernen von Schmutz und Ablagerungen
- Prüfen von Dichtungen und Dichtflächen auf einwandfreien Zustand, gegebenenfalls Austausch der Dichtungen
- Kontrolle der Mechanik der beweglichen Abdichtorgane, gegebenenfalls Nachfetten
- Feststellen der Dichtheit der Betriebsverschlüsse durch eine Funktionsprüfung nach DIN EN 13564-2 mit einem Prüfdruck von 1 kPa und zehn Minuten Prüfdauer und nach Herstellerangaben
Für jede Einbausituation die passende Lösung
Bei der Installation von Rückstauverschlüssen sind die baulichen Voraussetzungen ausschlaggebend für die Einbauvariante. So gibt es Produktlösungen, die in freiliegende Rohrleitungen eingesetzt werden können. Auch der Einbau in die Bodenplatte (Bild 2) ist möglich. Moderne Rückstauverschlüsse verfügen dazu über ein integriertes, stufenlos höhenverstellbares Aufsatzelement zum Einbau, auch mit der Möglichkeit des dichten Verbaus in wasserundurchlässigen (WU-)Beton. Mit einer befliesbaren Abdeckung sind Rückstauverschlüsse so fast unsichtbar. Eine Variante, die sich besonders für die Sanierung eignet, da die Bodenplatte nicht geöffnet werden muss, ist der Einbau des Rückstauverschlusses in einem Schacht vor dem Haus. Meist kann die Rückstausicherung in einem entsprechenden Technikschacht im vorhandenen Hausanschlussschacht installiert werden. Die Unterbringung in einem Schacht (Bild 3) außerhalb des Gebäudes ist funktionssicher, geräuscharm und wartungsfreundlich. Schächte aus Kunststoff, wie die des Herstellers Kessel, sind bis 2 m Tiefe grundwasserbeständig. Darüber hinaus bietet das Material den Vorteil, dass es bruch- und schlagsicher ist und Wurzeln nicht hineinwachsen können. Das geringe Gewicht des Werkstoffs Polyethylen (PE) macht den Einbau einfacher als den von Betonschächten. Variable Aufsatzstücke ermöglichen zudem die Anpassung an das Bodenniveau.
Sichern, melden und steuern
Moderne Rückstauverschlüsse für fäkalienfreies Abwasser, wie der Staufix Control des Herstellers Kessel, bieten über den Schutz vor Rückstau hinaus zusätzliche Sicherheit (Bild 4). So lösen sie mittels eines Signalgebers bei Rückstau einen akustischen und optischen Alarm aus. Ein Funkempfänger leitet den Alarm in andere Räume weiter und informiert so Hausbesitzer im Wohnbereich über Rückstau (Bild 5). Verwenden die Rückstauverschlüsse dabei das entsprechende Funkprotokoll, können sie sogar in Smarthome-Lösungen integriert werden. Eine weitere Funktion schützt vor einer Eigenüberschwemmung bei Rückstau. In vielen Kellern befinden sich Waschmaschinen. Laufen diese auch bei Rückstau weiter und pumpen das Abwasser ab, während der Rückstauverschluss die Abwasserleitung mit den Klappen schließt, kann das Abwasser aus der Waschmaschine nicht abfließen und drückt zum Beispiel durch einen Kellerablauf im Boden ins Gebäude. Moderne Rückstauverschlüsse sichern daher nicht nur vor Rückstau, sondern steuern automatisch die angeschlossenen Wasserverbraucher wie Waschmaschinen und schalten sie im Rückstaufall automatisch ab. Mit dem Funkempfänger als Schaltsteckdose nehmen sie die Waschmaschine im Rückstaufall vom Stromnetz.
Fazit
Unwetter mit Starkregen verursachen deutschlandweit jedes Jahr große Schäden. Mit der passenden Rückstausicherung lassen sich diese für viele Hausbesitzer vermeiden. Bei der Auswahl des passenden Produkts ist zunächst ausschlaggebend, ob ein ausreichendes Gefälle zum Kanal vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, müssen Hebeanlagen zum Einsatz kommen, um anfallendes Abwasser unterhalb der Rückstauebene in den Kanal zu pumpen. Bei ausreichendem Gefälle zum Kanal sind unter den genannten Voraussetzungen Rückstauverschlüsse eine stromsparende und unkomplizierte Variante, um vor Rückstau zu schützen. Moderne Lösungen verschließen nicht nur die Abwasserleitung bei Rückstau, sondern informieren die Hausbewohner zudem über den Rückstau und schalten Wasserverbraucher, die sich unterhalb der Rückstauebene befinden, sogar ab. Damit bieten Rückstauverschlüsse ein umfassendes Sicherheitspaket.
Autor
Reinhard Späth ist Marketingleiter der Kessel AG in 85101 Lenting, Telefon (0 84 56) 27-0, Telefax (0 84 56) 27-1 02, www.kessel.de