Bestandsgebäude weisen einige Besonderheiten auf, die sie von Neubauten unterscheiden. Im Wesentlichen gelten die Hinweise in diesem Beitrag auch für neue Gebäude, die Besonderheiten im Bestand sollen aber besonders hervorgehoben werden. Will man das bestehende Haus nicht derart umfassend sanieren, dass es einem Neubau gleichkommt, muss sich der Installateur mit den vorhandenen Bedingungen auseinandersetzen. Neben den Heizflächen betrifft dies vor allem auch die bisherigen Rohrleitungen, die – zumindest teilweise – weiterhin benutzt werden können.
Besonderheiten bei Bestandsgebäuden
Wärmepumpen lassen sich auch mit Heizkörpern effizient betreiben. Meist wird angenommen, dass Heizkörper mit einer hohen Vorlauftemperatur betrieben werden müssen. Oft ist das nicht der Fall. Häufig sind die vorhandenen Heizkörper ausreichend dimensioniert, um mit Vorlauftemperaturen bis 55 oder 60 °C ausreichend Wärme an den Raum abzugeben. Gegebenenfalls sind weitere Maßnahmen notwendig, wie beispielsweise der Austausch einzelner Heizkörper. Unter Umständen können auch relativ unkompliziert Flächenheizungen für Boden, Wand oder Decke nachgerüstet werden.
Kann für Neubauten anhand von Plänen vorgegangen werden, ist im Bestand eine Besichtigung des Objektes unerlässlich. Moderne Heizsysteme arbeiten richtig effizient, wenn sie genau an die Umgebung und auf das Verbrauchsverhalten der Benutzer abgestimmt sind. Daher stellen die vor Ort erfassten Daten die entscheidende Basis dar. Mit einem Energiesparcheck lassen sich die Potenziale ermitteln. Ziel der Bestandsaufnahme sollte die Sammlung aller Daten sein, die eine Planung und Angebotserstellung ermöglichen.
Wichtig ist zudem, vor Ort die allgemeinen Aufstellbedingungen zu prüfen. Dies betrifft insbesondere:
In der Angebotskalkulation sind zudem die Demontage und die Entsorgung der Altanlagen sowie ggf. die Renovierung des Heizraums und des Brennstofflagerraums zu berücksichtigen.
Wärmequellencheck: Was ist zu beachten?
Für welche Wärmequelle sich ein Kunde entscheidet, hängt von verschiedenen Faktoren ab: z. B. von den persönlichen Vorlieben, dem Vorhandensein der Voraussetzungen für bestimmte Wärmequellen (Schall, Grenzabstände, Wasserschutz etc.) oder dem zur Verfügung stehenden Budget.
Was bei der Erschließung der verschiedenen Wärmequellen generell zu beachten ist, ist im folgenden Kurzüberblick dargestellt. Ergänzender Hinweis: Bei erdgekoppelten Systemen sollten ergänzend die Gartenarbeiten nach der Bohrung oder Kollektorenverlegung berücksichtigt werden
Luft/Wasser-Wärmepumpen
Erdsonden
Prüfung, ob bzw. wo eine Bohrung generell erlaubt ist (Wasserrecht, amtliche Vorgaben).
Erdkollektoren
Ist die nötige unüberbaute Fläche vorhanden (ca. 150 bis 200 m² für eine Wohnfläche mit 100 m²), sind Erdkollektoren eine Alternative. Eine ausreichend große Gartenfläche, Weideland sowie ggf. landwirtschaftliche Nutzflächen eignen sich unter Umständen für diese Variante der Wärmegewinnung.
Grundwasser-Wärmepumpen
Insbesondere dort, wo Grundwasser in ausreichender Menge und Qualität vorhanden ist, sind Grundwasser-Wärmepumpen eine attraktive Variante des erdgekoppelten Systems. Aufgrund der konstant hohen Temperatur des Grundwassers arbeiten Grundwasser-Wärmepumpen besonders effizient.
Heizlastermittlung
Zur Angebotserstellung genügt eventuell zunächst eine überschlägige Ermittlung der Heizlast. Dazu stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung:
Sanierung geplant?
Außerdem sollte berücksichtigt werden, ob im Zuge des Wärmepumpeneinbaus oder später weitere Sanierungsmaßnahmen geplant sind:
Bei der Berechnung sind diese Aspekte unbedingt zu berücksichtigen.
Soll gekühlt werden?
Heizkörper, Heizflächen, Hydraulik
Nach der Berechnung der Gebäude- und Raumheizlasten kann das bestehende Heizsystem analysiert werden.
Heizkörperanalyse
Um herauszufinden, ob und wie das hydraulische System bei den vorhandenen Heizkörpertypen angepasst werden muss und inwieweit die Vorlauftemperatur abgesenkt werden kann, müssen die spezifischen Daten der vorhandenen Heizkörper und die Heizlast pro Raum ermittelt werden. Der Heizkörperrechner des BWP bietet die Möglichkeit, die Heizleistungen gebräuchlicher Heizkörpertypen für unterschiedliche Systemtemperaturen zu ermitteln.
Verfügt das Gebäude über eine Fußbodenheizung, ist der Einbau einer Wärmepumpe immer möglich. Falls die nötige Vorlauftemperatur für die alten Heizkörper zu gering ist, sollte zumindest in einigen Räumen der Einbau einer Flächenheizung oder der Austausch einzelner Heizkörper in Erwägung gezogen werden. Relativ unkompliziert ist oft der Einbau einer Wandflächenheizung. Ferner ist auch der Einsatz von Gebläsekonvektoren o. Ä. möglich. Diese Varianten werden häufig übersehen und sind meist unkompliziert umzusetzen.
Hydraulischer Abgleich
Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass alle Stränge und Heizflächen eines Heizsystems die tatsächlich benötigte Wassermenge erhalten, nicht mehr und auch nicht weniger. Neben erhöhtem Komfort ergibt sich damit ein erhebliches Energieeinsparpotenzial. Auch der Betriebsbereich der Heizungsumwälzpumpe ist zu prüfen. In der Regel wird die vorhandene Pumpe durch eine neue drehzahlgeregelte Umwälzpumpe ersetzt. Der hydraulische Abgleich sollte prinzipiell Teil des Angebots sein.
Ein Thermostatventil-Austausch ist in 90 % der Fälle sinnvoll, denn die Stellantriebe altern. Außerdem sollte unbedingt eine Voreinstellung möglich sein (Thermostatventile, Einzelraumregelung).
Bei Fußbodenheizungen sollten die Heizkreisverteiler einzeln abgeglichen und die Durchflussanzeigen geprüft werden. Es empfiehlt sich, alte Verteiler und Stellantriebe direkt durch neue, gut zu regulierende Bauteile zu ersetzen.
Gesamtsystem betrachten
Ein funktionierendes hydraulisches System ist unabdingbar für eine effizient arbeitende Heizungsanlage. Fehler in der Anlagenhydraulik können sich negativ auf die Effizienz auswirken. Mithilfe der vorab ermittelten Informationen zur Heizlast und zu der Heizkörperinfrastruktur kann ein passendes Schema für das neue Wärmepumpenheizsystem erstellt werden.
Beispiele für Anlagenschemata findet man bei den Wärmepumpenherstellern, in der VDI 4645 oder im Leitfaden Hydraulik des BWP.
Trinkwarmwassersystem
Auch das Trinkwarmwassersystem ist zu planen, wobei hier der Bedarf aufgrund unterschiedlicher Nutzergewohnheiten schwer abzuschätzen ist. Durchflussmengen, Speichergrößen etc. können beispielsweise nach den Verfahren der EN 15450 bzw. der VDI 4645 ermittelt werden. Gegebenenfalls ist ein Wärmepumpen-Leistungszuschlag für die Trinkwassererwärmung notwendig. Ein Austausch des Trinkwarmwasserspeichers ist meist empfehlenswert. Bezüglich der Warmwasserhygiene sind die Anforderungen von DIN 1988-200 bzw. DVGW-Arbeitsblatt W511 zu berücksichtigen.
Reine Warmwasser-Wärmepumpen müssen hydraulisch nicht mit dem Heizungssystem verbunden werden, sind steckerfertig und arbeiten eigenständig für die Trinkwassererwärmung. In der Regel sollte der Warmwasserspeicher für eine vierköpfige Familie 200 bis 300 l Inhalt fassen. Bei Trinkwarmwassersystemen mit Zirkulation muss auf die Rücklauftemperatur geachtet werden. Generell sollte die Temperatur im System nicht unter 55 °C liegen, um die Hygiene des Trinkwassers zu gewährleisten.
Rohrleitungs-/Werkstoff-Check
Ein professionelles Angebot für ein neues Heizungssystem sollte auch die Überprüfung der Werkstoffe, der Beschaffenheit und des Zustands der vorhandenen Rohr- und Steigleitungen umfassen (Durchmesser, Korrosion, Wärmedämmung). Außerdem ist der Zustand des Heizungswassers zu berücksichtigen. Dieser Schritt ist auch bei Brennwertheizsystemen erforderlich. Dazu gehören:
„Ist die nötige unüberbaute Fläche vorhanden, sind Erdkollektoren eine Alternative.“
Elektro/Internet/Smart Grid
Vermeidbare Fehler bei Planung und Installation
Gerade bei der Installation von Wärmepumpen sind Fehler bei Planung und Installation teilweise nur schwer wieder zu beheben. Die fehlerhafte Installation eines Heizungssystems kann teure und unangenehme Folgen für den Kunden, aber auch für den Fachmann haben. Typisch dafür sind, dass die Heizkosten deutlich höher ausfallen als geplant, weil die Wärmepumpe die berechneten Arbeitszahlen nicht erreicht.
Fehler bei der Quellenauslegung (bei Erdwärmepumpen)
Die Hersteller unterstützen üblicherweise bei der korrekten Auslegung. Die Angaben der Hersteller sind unbedingt zu beachten.
Fehlerhafte Bemessung des Ausdehnungsgefäßes
Ungeeignete Pumpenleistung
Fehler bei Steuerung und Hydraulik
Info
SBZ-Serie: Geschäftsfeld Wärmepumpe auf- und ausbauen
Der Wärmepumpe fällt beim Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle zu. Um diese ausfüllen zu können, muss sie aber ihr „Nischendasein“ im SHK-Handwerk verlassen. Es gilt, branchenweit Know-how um Planung, Installation und Wartung aufzubauen – und zwar jetzt!
Die SBZ hat dazu mit dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) eine siebenteilige Serie angestoßen, die eine Grundlage bietet, um sich mit diesem wichtigen Geschäftsfeld auseinanderzusetzen und um es auf- und auszubauen:
Teil 1: Marktperspektiven; SBZ 16-21
Teil 2: Technologische Entwicklung: SBZ 02-22
Teil 3: Einstieg – was muss ich wissen? SBZ 05-22
Teil 4: Wie verkaufe ich eine Wärmepumpe? SBZ 07-22
Teil 5: Was ist bei der Planung zu beachten? SBZ 10-22
Teil 6: Wie installiere ich richtig? SBZ 16/17-22, diese Ausgabe
Teil 7: Wie begleite ich den Kunden? (Wartung, Optimierung etc.) SBZ 1-2023
TIPP
Informationen und Werkzeuge des BWP
Rechentools:
http://www.heizungslabel.de
Leitfäden und vertiefende Informationen (Downloads):