Wenn Unternehmen ihre Effizienz steigern, ihre Wirtschaftlichkeit erhöhen und ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern möchten, lautet das Zauberwort Industrie 4.0. Digitalisierung und Vernetzung sind die Basis für innovative Lösungen. Aber nicht nur in der Industrie, ebenso in anderen Bereichen des täglichen Lebens bieten vernetzte Systeme entscheidende Vorteile – auch in der Heiztechnikbranche.
Von dieser Entwicklung profitieren außer den Anlagenbetreibern auch SHK-Unternehmen. Moderne Konnektivität spart Arbeitszeit und steigert die Kundenzufriedenheit: Heizungsfachbetriebe und Betreiber – im kleinen Bereich etwa in einem Smarthome und im Großen beispielsweise die Wohnungswirtschaft – haben via Internet die angebundenen Heizsysteme im Blick, können bei Bedarf sofort reagieren und eventuell auftretende Probleme schneller lösen.
Aktuelle Studien und Erhebungen zeigen, dass Smarthome-Lösungen bei Verbrauchern in Deutschland seit Jahren immer beliebter werden. Das Unternehmen Bitkom-Research kommt in seiner im September 2020 veröffentlichten Studie „Das intelligente Zuhause“ zum Ergebnis: 37 % der Befragten nutzen Smarthome-Lösungen in ihrem Haushalt – das sind 6 % mehr als 2019.
Nun fallen unterschiedliche Anwendungen wie Beleuchtung, Videoüberwachung oder Home-Entertainment in die Kategorie Smarthome. Aber genauso der Bereich Energiemanagement. Und hier zeichnet sich eine spannende Entwicklung ab. Laut den Analysten von Statista wird sich die Zahl der Haushalte in Deutschland mit Energiemanagementlösungen bis zum Jahr 2024 mehr als verdoppeln: von aktuell 5,1 Millionen auf 10,7 Millionen. Damit belegt dieser Sektor Platz zwei nach „Vernetzung und Steuerung“ im Smarthome und rangiert vor Home-Entertainment, Komfort und Licht oder Gebäudesicherheit.
Mehr Effizienz beim Kunden und im eigenen Betrieb
Hier steckt also enormes Potenzial für SHK-Unternehmen, die für Konnektivität und vernetzte Heizsysteme affin sind. Sie können neue Kunden gewinnen, wenn sie deren Begeisterung für smarte Heiztechniklösungen teilen. Hinzu kommt, dass Fachbetriebe durch die Möglichkeiten der modernen Konnektivität ihre Arbeitszeit besser nutzen und ihre Effizienz steigern. Das gilt für Ein- und Mehrfamilienhäuser ebenso wie für Großkesselanlagen im Objektmanagement.
Über Smartphone, Tablet oder PC können Fachfirmen die angebundenen Kundensysteme vom Schreibtisch oder von unterwegs aus betreuen. Vernetzte Anlagen liefern wichtige Daten über den Status des Heizsystems und eventuelle Störungen mit einer ausführlichen Fehlerdiagnose. Ein weiterer Vorteil: Alle zugriffsberechtigten Mitarbeiter erkennen auf einen Blick, wo demnächst eine Wartung ansteht. Die einzelnen Komponenten der Anlage werden ebenso angezeigt wie die Historie der bisherigen Reparaturen und Wartungen.
In der Praxis hat sich dafür in der Vergangenheit das Buderus Control Center Connect-Pro bewährt, das im Mai 2021 in das neue Webportal Buderus ConnectPro überführt wurde und Handwerkspartner auf unterschiedliche Weise bei der täglichen Arbeit unterstützt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels nutzen Heizungsfirmen dadurch ihre Zeit noch effektiver.
Zum Beispiel können sie mit einem Blick den Status der angeschlossenen Heizsysteme prüfen und anhand von Ampelfarben sofort erkennen, ob alle Anlagen reibungslos laufen. Sollte das Webportal eine Störung melden, erhält der Handwerkspartner umgehend eine ausführliche Fehlerdiagnose mit möglichen Ursachen und deren Wahrscheinlichkeit. Das Webportal liefert zudem Informationen, wie sich der Fehler beheben lässt, wie lange die Reparatur voraussichtlich dauert und welche Ersatzteile erforderlich sind.
Die Einsätze der Servicetechniker lassen sich somit besser planen, weil im Servicefall sofort eine objektive Diagnose und eine erste Kostenschätzung möglich sind. Die Monteure fahren mit einem klaren Auftrag los und haben die benötigten Ersatzteile gleich bei der ersten Anfahrt dabei – Mehrfachfahrten werden deutlich reduziert. Kleinere Serviceaufgaben, zum Beispiel das Zeitschaltprogramm individuell anzupassen, lassen sich sogar vom Büro aus erledigen.
Digitales Betriebsprotokoll
Neu im Webportal von Buderus ist die digitale Lösung Diagnostic Plus, die Betriebszustände des jeweiligen Heizsystems über einen vorab definierten Zeitraum protokolliert und übersichtlich darstellt. Die Daten sind grafisch aufbereitet und lassen sich schnell auswerten.
Handwerkspartner können damit Temperaturen und Schaltzustände – etwa Raum-, Vorlauf- und Warmwassertemperatur – sowie den Status von Brennern und zum Beispiel Heizkreispumpen auslesen und über einen längeren Zeitraum präzise analysieren. Darüber hinaus ist es möglich, Anpassungen einzelner Parameter gezielt nachzuverfolgen, um zu sehen, ob diese das Betriebsverhalten der Heizungsanlage verbessert haben.
Anlagenmonitoring in Wohnungsgenossenschaft
Schnell überzeugt von den Vorteilen war Michael Eger, Verantwortlicher für die Betreuung aller Zentralheizungsanlagen der Wohnungsgenossenschaft Ratingen. Das Unternehmen hat über 2000 Wohnungen in seinem Bestand und betreibt insgesamt 96 eigene Heizungsanlagen – mehr als die Hälfte ist über das Internet mit der Technikzentrale verbunden.
„Mich hat besonders das Monitoring mit Diagnostic Plus auf Anhieb begeistert. Das ist eine wesentliche Verbesserung, wenn ich detaillierte Informationen über einzelne Heizungsanlagen benötige“, sagt Eger. Die erweiterte Funktion zeigt Daten der vergangenen Tage. Handwerkspartner können auch beliebige andere Zeiträume auswählen oder Parameter anpassen. Über eine Zoomfunktion lassen sich die Darstellungen immer weiter vergrößern und Details für die Auswertung nachvollziehen.
„Jetzt habe ich von überall, egal ob im Büro oder von unterwegs, Zugriff auf Daten, die normalerweise nur an der Regelung vor Ort einsehbar sind – und das in der Rückschau bis zu 24 Monate lang“, berichtet Eger. „So kann ich die Kommunikation zwischen den einzelnen Komponenten des Heizsystems gut nachvollziehen.“
Mit Diagnostic Plus greift der Techniker der Wohnungsgenossenschaft Ratingen auch digital auf technische Unterlagen der jeweiligen Heizungsanlage zu. „Ich sehe sofort, welche Teile vor Ort verbaut sind“, so Eger. „Das ist eine echte Verbesserung und Zeitersparnis gegenüber früher, als ich mich manchmal mit dem Smartphone im Internet schlaumachen musste, weil man ja nicht alle Anlagen auswendig kennt.“
Auch ältere Anlagen gehen online
Energieeffizienz hat bei der Wohnungsgenossenschaft Ratingen seit Jahren einen hohen Stellenwert. Neue Anlagen sind serienmäßig für die Konnektivität vorbereitet und können mit wenigen Klicks online gehen. „Darüber hinaus bemühen wir uns, auch ältere Anlagen zu vernetzen, sodass wir bei diesen die Vorteile über einen Fernzugriff ebenfalls nutzen können“, unterstreicht der geschäftsführende Vorstand Volkmar Schnutenhaus.
Wobei älter in diesem Fall bedeutet, dass keine der Heizungsanlagen älter als 16 Jahre ist und 90 % der Anlagen jünger als zehn Jahre sind. Die Wohnungsgenossenschaft Ratingen investiert konsequent in die energetische Verbesserung ihrer Immobilien, und das mit Erfolg. „Der Wärmeverbrauch unserer Objekte lag im Jahr 2020 im Durchschnitt bei 88 kWh/m², der Bundesdurchschnitt – gemäß Wärmemonitoring 2019 des DIW Berlin – bei 132 kWh/m²“, betont Schnutenhaus.
Zwei entscheidende Vorteile sieht der geschäftsführende Vorstand in der Konnektivität und dem Anlagenmonitoring via Internet. „In erster Linie ist es der betriebswirtschaftliche Aspekt, die Kosteneinsparung durch den Fernzugriff auf die Heizsysteme. Unsere Mitarbeiter sparen dadurch Arbeitszeit, die sie anderweitig nutzen können“, sagt Schnutenhaus.
Ebenso wichtig aber ist für ihn die Zufriedenheit der Mieter. Und die steige, wenn dauerhaft ein hoher Wärmekomfort sichergestellt sei und bei einem Problem die Wohnungsgenossenschaft umgehend reagieren könne. So laufe die Anlage in der Regel schon wieder, bevor die Temperatur in den Räumen sinke.
Deshalb bindet das Unternehmen immer mehr bestehende Wärmeerzeuger online an. Diese können sogar ohne großen Aufwand auch nachträglich noch „ins Netz“ gehen. „Mit der Logamatic Eco-Soft und dem Gateway Logamatic Web KM300 sind wir im Jahr 2015 in das Thema Fernwirktechnik eingestiegen. Ich war von Anfang an begeistert, welche Möglichkeiten diese Software bietet“, erläutert Eger.
Mehr Sicherheit und höhere Wirtschaftlichkeit
Insbesondere bei größeren Objekten wie Verwaltungsgebäuden, Kliniken, Hotels oder Gewerbeimmobilien haben aktuelle Daten und kurze Reaktionszeiten auch Auswirkungen auf die Betriebssicherheit und sind von wirtschaftlicher Bedeutung. Fällt ein Heizsystem aus oder läuft nicht optimal, sind die Konsequenzen gravierend und können hohe Folgekosten verursachen.
Dieses Risiko lässt sich mittels Fernüberwachung rund um die Uhr inklusive Langzeitaufzeichnungen und Übermittlung von Betriebs- oder Störmeldungen minimieren. Über automatische Updates kann der SHK-Fachmann via Internet alle Parameter der Anlage ändern und optimieren. Auch für Wärmelieferungs- oder Wartungsverträge ist die Fernüberwachung geeignet, um zum Beispiel Energieverbrauchswerte zu übertragen.
Deshalb gibt es hierfür spezielle Anwendungen wie das Buderus Webportal Control Center Commercial beziehungsweise CommercialPlus. Dieses ermöglicht eine vollständige Parametrierung auch auf der Serviceebene sowie die Datenaufzeichnung. Fachfirmen lassen sich damit die Diagnosen der letzten Störmeldungen anzeigen und können mehrere Nutzer verwalten. Das Portal ist mit dem Regelsystem Logamatic 5000 kompatibel, sodass sich die Bildschirme der Regelgeräte eins zu eins im Browser darstellen lassen für die bewährte intuitive Bedienung des Heizsystems aus der Ferne.
Datensicherheit hat Priorität
Ein zentrales Thema bei der Fernüberwachung von Heizsystemen ist immer die Datensicherheit. Grundsätzlich muss der Anlagenbetreiber zustimmen, damit die Fachfirma auf die Anlage zugreifen darf. Und er kann auch definieren, in welchem Umfang dieser Datenaustausch erfolgt.
Für den zuverlässigen Datenschutz sorgt ein durchdachtes Sicherheitskonzept. Die Kommunikation ist komplex verschlüsselt und der individuelle Zugang über Login und Passwort personifiziert. Dadurch wird verhindert, dass Unbefugte auf die Heizungsanlage zugreifen und Schaden anrichten. Interne und externe Dienstleister unterziehen das System immer wieder Penetrationstests, um das Sicherheitslevel zu kontrollieren.
Höherer Komfort im Ein- und Zweifamilienhaus
Während bei Mittel- und Großanlagen wirtschaftliche Aspekte eine wesentliche Rolle spielen, stehen im Ein- und Zweifamilienhaus der Komfort und die effiziente Energienutzung an erster Stelle. Das Thema Smart Heating gibt Installateuren zusätzliche Argumente an die Hand, weshalb der Endkunde in neue Heiztechnik investieren sollte.
Mit einem Smartphone oder Tablet und der passenden App oder webbasierten Portallösung ist der Zugriff auf den Wärmeerzeuger praktisch von überall möglich. Die Heizungsanlage lässt sich vom Wohnzimmer oder von unterwegs bedienen und spontan an das eigene Verhalten anpassen – das kann wertvolle Energie sparen.
Bei längerer Abwesenheit versetzt der Nutzer die Heizung per Fernzugriff komfortabel in den Urlaubsmodus oder schaltet sie später ein, wenn es bei der Arbeit mal länger dauert. Zudem können jederzeit Informationen abgerufen werden, beispielsweise zum aktuellen Brennstoffverbrauch, zum solaren Ertrag und viele weitere Daten zum Betrieb der Anlage.
Seit Jahren schon steigt das Interesse von Hauseigentümern für smarte Technik – Tablet oder Smartphone sind heute praktisch in jedem Haushalt selbstverständlich. Mit einem internetfähigen Wärmeerzeuger und einer passenden App sind die Voraussetzungen für eine intelligente Heizungssteuerung erfüllt. Neue Gerätegenerationen haben in der Regel serienmäßig einen Internetanschluss, sodass die Onlinefunktionen mit wenigen Klicks aktiviert werden können.
Beispielsweise sind die Buderus Luft/Wasser-Wärmepumpen Logatherm WLW196i AR sowie die neue Sole/Wasser-Wärmepumpe Logatherm WSW196i und das Buderus Gas-Brennwertgerät Logamax Plus GB192i (bis 25 kW) oder der Öl-Brennwertkessel Logano Plus KB195i werkseitig internetfähig und Smarthome-fähig. Mit der App MyBuderus kann man die Geräte sofort von überall via Smartphone und Tablet-PC kontrollieren und bedienen.
Besonders häufig genutzt werden die Möglichkeiten zum Energiemonitoring. So sind Anlagenbetreiber über den Energieverbrauch ihres Wärmeerzeugers informiert und sehen, ob die Anlage gut läuft. Anhand der Verbrauchswerte können sie die Effizienz ihres Heizsystems bewerten. Sollte eine Störung auftreten, erhalten Anlagenbetreiber automatisch eine Nachricht auf ihr Smartphone.
Läuft auch in der Familie
Eine vernetzte Heizungsanlage bietet im privaten Bereich außer höherem Komfort aber auch mehr Sicherheit. Mit der Funktion „Family Sharing“ kann man über die App MyBuderus sogar auf mehrere Anlagen zugreifen. Damit behalten Nutzer nicht nur das eigene Zuhause im Blick, sondern etwa auch die Heizungsanlage im Haus der Eltern und Großeltern oder in der Ferienwohnung.
Das spart außer Energie und Geld auch unnötige Wege und sorgt für maximalen Heizkomfort. Insbesondere ältere Menschen sind im Umgang mit Smartphone und Tablet häufig weniger geübt. Ihre Kinder können sie jetzt mit „Family Sharing“ sehr gut unterstützen – sowohl bei der Einstellung des Heizsystems als auch im Falle einer Störung.
Wärmeerzeuger im Smarthome-System
Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Energiemanagements im Smarthome gewinnt die Einbindung moderner Heiztechnik eine besondere Bedeutung: Internetfähige Buderus-Wärmeerzeuger können auch über das System Bosch Smart Home gesteuert und optimiert betrieben werden. Die Smarthome-Technik bietet mehr Komfort, Nachhaltigkeit und Sicherheit, weil das System nicht nur die Heizung, sondern mithilfe von Bewegungs- und Rauchmeldern das ganze Haus überwachen kann.
So wachsen bisher unabhängige Bereiche wie Heizungssteuerung, Licht und Sicherheit zu einem übergreifenden System zusammen. Basis für die intelligente Haussteuerung sind vernetzte Geräte, die miteinander kommunizieren und sich automatisch den wechselnden Gegebenheiten des Alltags anpassen.
Zum Beispiel meldet der Tür-/Fensterkontakt ein offenes Fenster über die zentrale Steuereinheit an den Heizkörperthermostat. Der Energieverbrauch wird dann in diesem Raum automatisch reduziert. Das System Bosch Smart Home lässt sich mit einer Smartphone-App auch von unterwegs einstellen und steuern.
Fazit
Wärmeerzeuger via Internet anzubinden bietet sowohl bei Mittel- und Großanlagen als auch im privaten Bereich viele Vorteile. Das verbessert die Wirtschaftlichkeit, steigert die Betriebssicherheit, erhöht den Komfort – und leistet immer einen Beitrag zur effizienten Energienutzung.
SHK-Unternehmen profitieren von vernetzten Heizsystemen, weil sie ihren Tagesablauf effektiver planen und die Mitarbeiter gezielter einsetzen können: Durch die Konnektivität entfallen unnötige Fahrten zum Kunden. Zudem haben Fachfirmen die angebundenen Anlagen stets im Blick und können zeitnah reagieren, sollte eine Störung auftreten.
Bei Hauseigentümern wächst das Interesse an Smarthome-Lösungen kontinuierlich – das Thema Energiemanagement steht weit oben auf der Prioritätenliste. Sie steigern den Wohnkomfort, wenn sie ihre Heizung mit dem Smartphone steuern können, und können ihren Energieverbrauch nachvollziehen. Ist die Heizungsanlage beim Heizungsbauer aufgeschaltet, kann dieser bei Bedarf schnell reagieren – das gibt zusätzliche Sicherheit.