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Smart Grid vergrößert Absatzpotenziale

Auf dem Weg zum Topseller im Wärmemarkt?

Inhalt

Die Protagonisten der Wärmepumpe wollen jetzt durchstarten. Auf der Triple-Veranstaltung 9. Forum Wärmepumpe, ZVKKW-Wärmepumpen-Forum und European Heat Pump Summit 2011 vom 27. bis 29. September in Nürnberg zeigte sich die Branche zuversichtlich über ihre künftige Rolle am Wärmemarkt. Rund 450 Teilnehmer, davon über ein Drittel aus dem Ausland, nahmen an der Veranstaltung teil. Dass sich drei tangierende Verbände auf einen Veranstaltungstermin einigen und ein gemeinsames Programm auf die Beine stellen konnten, ist ein Novum in der HLK-Verbandslandschaft.

Nach einer neuen Branchenstudie des Bundesverbandes Wärmepumpen e.V. (BWP) könnte der Wärmepumpenabsatz in Deutschland bei günstigen Rahmenbedingungen bis 2030 auf rund 300000 Stück pro Jahr steigen. Die Anzahl der möglichen installierten Wärmepumpen wird bis 2030 mit 3,5 Millionen Wärmepumpen beziffert. Bei ungünstigem Marktumfeld rechnen die BWP-Experten mit lediglich 115000 verkauften Wärmepumpen pro Jahr und 2 Millionen installierten Geräten im Jahr 2030.

Voraussetzung für die weitere Marktdurchdringung der Wärmepumpe sei zunächst eine gerechtere Besteuerung der Energieträger, erklärte Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer BWP. Derzeit werde Wärmepumpenstrom mit rund 80 % Steuern und Abgaben belastet, Erdgas mit nur 53 % und Heizöl sogar mit nur 23 %. Diese ungleiche Bewertung der Energieträger stehe im Widerspruch zu dem im Energiekonzept verankerten Ziel, die Besteuerung der Energieträger an ökologischen Kriterien auszurichten. Daten und Handlungsempfehlungen hat der BWP im Positionspapier „Die Lenkungswirkung von Steuern und Abgaben auf Energieträger“ zusammengestellt, das als Download auf der BWP-Homepage zur Verfügung steht. Empfehlung der Studie: Die Energiebesteuerung sollte sich künftig stärker an den CO2-Emissionen des jeweiligen Energieträgers ausrichten. Eine Entlastung des Wärmepumpenstroms von Steuern und Abgaben könne beispielsweise durch eine reduzierte Stromsteuer bei der Einbindung der Wärmepumpe in Smart-Grid-Funktionen erfolgen. Schon jetzt zeichne sich ab, dass die Wärmepumpe in einem intelligenten Stromnetz einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität leisten könne. Einerseits böte sie ein hohes Potenzial für Lastverschiebungen im Netz, andererseits könnten durch Smart-Grid-Funktionen überschüssiger Wind- und PV-Strom zur Entlastung der Netze genutzt und im Gebäude thermisch gespeichert werden. Dazu hat der BWP das Modell „Überschussstromtarif“ entwickelt, das durch besonders günstige Strompreise einen Anreiz zu einem netzlastvariablen Wärmepumpenbetrieb bieten soll.

Projekt mit alten Elektrospeicherheizungen

RWE hat dazu das Forschungsprojekt „Windheizung“ initiiert, bei dem fluktuierender Strom aus Windkraft- und PV-Anlagen über ein spezielles Lademodul bei 50 RWE-Kunden in vorhandene Elektrospeicherheizungen eingespeist wird. Um die Erkenntnisse abzusichern, sollen in der laufenden Heizperiode auch Wärmepumpen virtuell in das Projekt eingebunden werden. Dabei spielt das Pufferspeichermanagement und womöglich auch eine in die Laststeuerung eingebundene Wettervorhersage-Regelung eine entscheidende Rolle. Die Mehrkosten für den größeren Pufferspeicher sollen sich über den günstigeren Stromtarif refinanzieren. Das Steuerungskonzept dazu stammt vom Siemens-Sektor Energy. Erste Ergebnisse zum Lastmanagement im Endkundensegment werden zum Ende der Heizperiode 2011/2012 erwartet.

Auch beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) wird die Rolle der Wärmepumpe im Zusammenhang mit „intelligenter bidirektionaler Kommunika­tionstechnik“, sprich Smart Grid, untersucht. Eine Potenzialstudie soll Aufschluss über das Zusammenwirken von fluktuierendem Strom aus erneuerbaren Energien und einer stromlastgeführten Fahrweise von Wärmepumpen und anderen Stromverbrauchern im Gebäude geben. Im Rahmen der Studie wurden statische und dynamische Abschaltzeiten simuliert und mit dem Lastverschiebepotenzial von Pumpspeicherwerken und der Elektromobilität verglichen. Erste Ergebnisse:

  • Wärmepumpen bieten ein begrenztes, aber positives Abschaltpotenzial. Sie eignen sich dazu, die Abregelung volatiler Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien zu verringern und wirken dämpfend auf die Spitzenlast.
  • Beim stromgeführten Wärmepumpenbetrieb muss mit Effizienzverlusten auf der Wärmeseite gerechnet werden.
  • Je niedriger der Energiebedarf eines Gebäudes, desto stärker wirken sich die Effizienzverluste aus.
  • Je mehr Lastabschalt- und Verschiebepotenzial in Gebäuden generiert werden kann, desto geringer ist der Bedarf an Pumpspeicher-Kraftwerken zur Netzstabilisierung.

Behörden behindern Geothermie-Wärmepumpen

Mit dem Geothermie-Tag wurde den erdgekoppelten Wärmepumpensystemen ein besonderes Augenmerk eingeräumt. Nach der Statistik des BWP sind die Verkaufszahlen erdgekoppelter Wärmepumpen seit 2008 rückläufig. Eine Zäsur in der Nutzung der Erdwärme als Wärmequelle für Wärmepumpen waren mit Sicherheit die unerwarteten Hebungen und Senkungen nach der Erdsondenbohrung in Staufen im Breisgau, aber auch die jüngsten Vorfälle in Wiesbaden, Leonberg, Schorndorf und anderen Städten. Auch die Probleme bei den Tiefenbohrungen in Basel und Landau hätten die Geothermie in Deutschland „in Verruf gebracht“, schreibt Spiegel online am 12. Dezember 2009. Tatsache ist, dass Anwohner von Geothermie-Projekten seither stärker sensibilisiert sind und Genehmi­gungen durch Bürgerinitiativen hinausgezögert werden.

Auf der Nürnberger Veranstaltung gab es für den rückgängigen Absatz erdgekoppelter Wärmepumpen von offizieller Seite die unterschiedlichsten Erklärungen. Eindeutig seien die zunehmend rigidere Genehmigungspraxis der Behörden sowie die von Bundesland zu Bundesland – oftmals auch von Behörde zu Behörde – unterschiedlichen Verfahrenswege die Gründe für die Marktschwäche. Einzelnen Behörden wird in einer Studie der Firma UBeG GdR, Umwelt Baugrund Geothermie-Geotechnik, Wetzlar, mit dem Titel „Chancen und Barrieren erdgekoppelter Wärmepumpen“ unterstellt, durch subjektive Einstellungen einzelner Behördenvertreter Ermessensentscheidungen zu beeinflussen. Vermehrt zögen sich die Behörden aus der fachlichen Beurteilung zurück und verlangen (teure) Gutachten privatwirtschaftlicher Sachverständiger. Interessant ist der Passus, dass erdgekoppelte Wärmepumpen im reinen Heizbetrieb schon immer sehr lange Amortisationszeiten hätten, die jetzt durch die behördlichen Auflagen ins „Unendliche laufen“, so die Studie.

In der BWP-Branchenstudie 2011 sieht man die Zukunft der erdgekoppelten Wärmepumpen nach den verunglückten Geothermie-Bohrungen eher nüchtern. Die Anzahl der Erdreich- und Grundwasser-Wärmepumpen werde zurückgehen, andererseits seien in diesem Bereich besonders viele Großanlagen zu erwarten, sodass man bei der Gesamtleistung eher auf Zuwachs setze, denn der Genehmigungsaufwand für geothermische Wärmepumpen lohnt sich unter diesen Umständen nur noch für gewerbliche Gebäude, im Idealfall bei Anlagen mit gleichzeitigem oder phasenverschobenem Heiz- und Kühlbedarf. Bedauerlich sei, dass das höhere Effizienzpotenzial der oberflächennahen Geothermie, insbesondere bei Nutzung der Heiz- und Kühlfunktion, bislang wegen der aufwendigen Genehmigungsverfahren wenig genutzt werde.

Durch die angekündigten Hocheffizienz-Luft/Wasser-Wärmepumpen und die steigenden Kosten für Sonden­bohrungen sei davon auszugehen, dass sich die Luft/Wasser-Wärmepumpe weiter durchsetze, so der BWP. Ähnliche Entwicklungen habe man in den bereits reifen Wärmepumpenländern wie der Schweiz und Schweden beobachtet. Auch für die günstigen und kompakt dimensionierten Split-Wärmepumpen gäbe es neue Käuferschichten. Ihr Anteil am Gesamtabsatz der Luft-Wärmepumpen liege bereits bei 35 %. Inoffiziell wurde jedoch auch Kritik an den schlechten Leistungszahlen von Split-Wärmepumpen geübt, die meist aus japanischen Split-Klimageräten konfektioniert werden.

Bohrversicherung für Preise ab 297,50 Euro

Für Überraschung sorgte die Erklärung von BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski, dass vom Verband eine spezielle Risiko-Versicherung gegen Schäden durch Bohrmaßnahmen aufgelegt wurde. Die Statistik bei den rund 250 000 erdgekoppelten Wärmepumpen zeige, dass Schäden rund ums Bohrloch sehr selten, aber nicht ganz auszuschließen seien, wie die Projekte in Staufen, Wiesbaden, Schorndorf und Leonberg zeigten. Deshalb habe der BWP zusammen mit dem Versicherungsmakler Dr. Hörtkorn und der Waldenburger Versicherung (Würth-Gruppe) die Spezialversicherung „Hörtkorngeothermie“ für die oberflächennahe Geothermie-Bohrung entwickelt. Voraussetzung für ein Greifen des Versicherungsschutzes ist, dass die Bohrarbeiten auf der Basis des DVGW-Arbeitsblattes W 120 durch ein zertifiziertes Unternehmen durchgeführt werden. Leider seien sich viele Bauherren nicht bewusst, dass sie im Falle eines Schadens durch Bohrarbeiten zunächst die volle Haftung tragen, bis die endgültige Schuldfrage geklärt ist. Das könne mehrere Jahre dauern und den Bauherrn in den Ruin treiben. Die Besonderheit der neuen Versicherungslösung liege darin, dass sie verschuldungsunabhängig und schnell Hilfe leiste. Die Kosten belaufen sich auf 1,50 Euro je laufendem Bohrmeter, bei einer Mindestprämie von 297,50 Euro.

Wie die Realität am Bohrloch aussieht, erläuterte Alois Jäger von der Baugrund Süd, Ges. für Geothermie GmbH, Bad Wurzach. In vielen Fällen benutzen die Bohrfirmen zu kleine Bohrgeräte, mit denen man auf plötzlich auftretende Probleme nicht reagieren könne. Auch fehle an der Bohrstelle meist das notwendige Geräte- und Verpressmaterial, um Schäden zu begrenzen, beispielsweise bei artesisch angespanntem Grundwasser. Selbst seriöse Bohrfirmen würden aus Kostengründen nicht immer adäquates Bohrgerät einsetzen, so Alois Jäger. Ein Traktor mit selbst gebautem Bohr-Rigg sei in dieser Branche keine Seltenheit. Jäger monierte, dass Behörden kaum auf Meldungen über unzureichend ausgestattete Bohrteams reagieren. Wichtig bei jeder Bohrung sei das Anlegen eines Schichtenverzeichnisses, um auf sich abzeichnende Probleme rasch und vor allem mit den richtigen Gegenmaßnahmen reagieren zu können.

Das Bohrverfahren „Geojetting“ hält er für problematisch, da hierbei das Bohrgut zum größten Teil in das Umgebungsgestein verdrängt werde und damit keine Information über den Schichtenaufbau im Erdreich zur Verfügung steht. Der Geschäftsführer eines nach DVWG W 120 zertifizierten Bohrunternehmens bestätigte die Kritik von Alois Jäger: Etwa die Hälfte der Bohrfirmen im Bereich der oberflächennahen Geothermie arbeite unseriös. Der Kunde werde durch Billigangebote getäuscht; viele Probleme kämen erst später auf den Bauherrn zu. Wenn man Behördenvertreter auf die schwarzen Schafe hinweise, passiere in der Regel nichts. Wichtig seien zumindest stichprobenartige Kontrollgänge während der Bohrarbeiten nach dem Vorbild der Lebensmittelkontrolle.

Ob das neue Versicherungspaket die Entscheidung eines Bauherrn für eine erdgekoppelte Wärmepumpe eher begünstigt oder ­etwa hemmt, wird in der Branche derzeit kontrovers diskutiert. Ein Aussteller im Wärmepumpen-Forum bemerkte hierzu, dass solche Versicherungen Bauherren auch verunsichern könnten. Wer investiert schon in eine ohnehin teure Technik mit einem Haftungsrisiko, das in die Millionen gehen kann? Tatsache ist, dass durch die Erdbohrsondenversicherung das Risiko des Bauherrn erstmals ungeschminkt thematisiert wurde.

Plattenwärmeübertrager mit Mikrostruktur

Auch die Hersteller von gelöteten Plattenwärmeübertragern wollen ihren Teil zur Hocheffizienz-Wärmepumpe beitragen. Alfa Laval, Danfoss und Swep bieten künftig maßgeschneiderte Plattenwärmeübertrager an, die aufgrund ihrer asymmetrischen Plattenstruktur den Wärmeübergang zwischen Kältemittel und Wasser bzw. Sole signifikant verbessern sowie geringere Druckverluste aufweisen. Triebkräfte für diese Entwicklung bei Wärmeübertragern sind neben dem Leistungs- und Effizienzzuwachs die Einsparung von teurem Stahl und damit auch eine Gewichtsersparnis mit Volumenreduktion sowie geringere Kältemittelfüllmengen. Danfoss gibt an, das Gewicht eines klassischen 60-kW-Plattenwärme­übertragers mit „Fischgrätenmuster“ durch den Wechsel zum Mikro-Platten-Design von 120 kg auf 60,3 kg reduzieren zu können. Allein durch das geringere Gewicht spare der WP-Hersteller rund 65 Euro pro Wärmeübertrager ein. Hinzu komme die geringere Kältemittelfüllmenge, die mit einem Kostenvorteil von etwa 58 Euro pro Gerät zu Buche schlagen soll. Wie es heißt, arbeitet Danfoss bereits an der zweiten Generation sogenannter Micro Plate Heat Exchanger (MPHE) mit einem ähnlich hohen Entwicklungssprung. Swep gibt an, allein durch den Wechsel vom „Fischgrät-Design“ zum asymmetrischen Matrix-Design den COP einer Wärmepumpe um 0,4 Prozentpunkte zu verbessern.

Eindeutiges Votum der Marktakteure: Die Zeit der Standard-Plattenwärmeübertrager für Verdampfer oder Verflüssiger in Wärmepumpen ist vorbei. Künftig wird es für die unterschiedlichen Kältemittel und Wärmeträger angepasste Plattengeo­metrien geben, die ein Optimum an Wärmeübertrager­leistung zwischen Kältemittel und Wasser bzw. Sole aufweisen. Mehr noch: Auch bei den Außenluftverdampfern für Luft/Wasser-Wärmepumpen zeichnet sich ein Wechsel in der Bauart ab. Anstatt Kupferrohr-Aluminium-Lamellen-Wärmeübertrager können dort künftig Minichannel- und Microchannel-Wärmeübertrager aus Aluminium Verwendung finden. Typische Treiber sind auch hier die verbesserte Wärmeübertragung auf der Luft- wie auch auf der Kältemittelseite, reduzierte Kältemittelfüllmengen, Reduzierung von Gewicht und Volumen, Materialkosteneinsparungen (Aluminium ist billiger als Kupfer) sowie ein einfacheres Recycling, da reines Aluminium verwendet wird. Auch hier will man künftig durch eine individuelle Formgebung und Geometrie bei den Mini- und Microchannels weitere Effizienzpotenziale erschließen.

Die jetzige Entwicklung bei Minichannel-Wärmeüber­tragern basiert auf Erfahrungen in der Automobilindustrie. Dort konnte durch den Wechsel von Wärmeübertragern aus Rundrohr-Lamellen zu Minichannel-Wärme­über­tragern die Kältemittelfüllmenge in Autoklimaanlagen um 80 % verringert werden, ebenso das Gewicht.

Weitere Effizienzsteigerungen bei Wärmepumpen sind die zusätzliche Kältemitteldampf-Injektion bzw. die Flüssigkältemittel-Einspritzung in den Kälteverdichter bzw. die Kältemittelansaugung. Ersteres ermöglicht höhere Arbeitstemperaturen bei gleichzeitiger Steigerung der Leistung um 15 bis 20 %. Damit könnten Luft/Wasser-Wärmepumpen besser für die Trinkwassererwärmung genutzt werden, beispielsweise in Hotels. Gegenüber einer Trinkwassererwärmung mit klassischem Heizkessel könnten beispielsweise in einem 50-Zimmer-Hotel die Betriebskosten durch eine Wärmepumpe um 50 % gesenkt werden, so Danfoss.

Abluft-Wärmepumpe heizt KfW-70-Haus

Wie ein Wärmepumpensystem für ein KfW-70-Haus, also mit vergleichsweise hohem Anteil an Heizarbeit für die Trinkwassererwärmung, aussehen könnte, präsentierte der schwedische Hersteller Nibe in Nürnberg. Bei der ­neuen Abluft-Wärme­pumpe F 370 sind ­Wärmepumpe für Heizung und Trinkwasser-erwärmung sowie die Lüftung in einem Kompaktgerät zusammengefasst. Durch Drehzahlregulierung des Verdichters und Kältemitteldampf-Einspritzung sei das Gerät optimal für Einfamilienhäuser nach KfW-70-Gebäude­effizienz­-Standard und besser geeignet, so Nibe-Geschäftsführer Klaus Ackermann. Die mit dem Kältemittel Propan (R290) arbeitende Luft/Wasser-Wärmepumpe kommt bei A20 (12)W45 und 150 m3/h Luftvolumenstrom auf einen COP von 3,24, bei A20(12)W35 und 200 m3/h Luftvolumenstrom sogar auf einen COP von 3,93. Vorstellbar seien künftig auch hybride Wärmepumpen, die bei frostfreiem Wetter als Luft/Wasser-Wärmepumpe arbeiten, bei Minustemperaturen jedoch auf Erdsonde umschalten, wobei dann kürzere Sondenlängen ausreichend sind.

Trinkwassererwärmung wird zur dominanten Größe

Fachleute gehen davon aus, dass mit steigenden Anforderungen an die Gebäudeenergieeffizienz im Ein- und Zweifamilienhaus die Wärmepumpe – zumindest im Neubaubereich – mehr und mehr auf den Betrieb der Trinkwassererwärmung optimiert werde. Die dort notwendigen höheren Temperaturen würden dann das Kältemittel CO2 begünstigen, das Heiztemperaturen von bis zu 90 °C zulässt. So plant das in Frankreich ansässige japanische Tochterunternehmen Sanden Manufacturing Europe die Markteinführung einer auf europäische Verhältnisse modifizierten Ecocute-Wärmepumpe zur Trinkwassererwärmung. Ziel sei ein COP von 3,0. Das zunächst für den französischen Markt entwickelte Gerät soll mit einer Boost-Funktion ausgerüstet werden, um bei Niedrigtarif die Trinkwassererwärmung zu beschleunigen. Das Gerät eignet sich offenbar weniger für Kaltduscher und Zählergucker sondern eher für stark hygienebewusste Haushalte, denn je höher der Warmwasserkonsum, desto besser der COP. In Japan avanciert der Ecocute Heat Pump Water Heater zum absoluten Marktrenner. Nach einer Statistik des japanischen Klimageräteverbandes JRAIA, The Japan Refrigeration and Air Conditioning Industry Association, wurden in den letzten vier Jahren von der Ecocute-CO2-Wärmepumpe jährlich rund eine halbe Million Geräte abgesetzt. Dem kritischen Beobachter stellt sich da die Frage, warum diese überaus erfolgreichen und vom japanischen Staat geförderten Geräte nicht längst in Europa angekommen sind.

Lifestyle anstatt Elektrotechnik

Und noch eine Entwicklung scheint programmiert zu sein. Das iPhone wird zur universellen Bedienoberfläche für Wärmepumpen und andere Energieverbraucher im Haushalt. Es sei demografisch vorgegeben, dass die sogenannten digitalen Migranten – im Verständnis von Jens Rammensee von Glen Dimplex sind das Personen über 50 – von den digitalen Natives, also den Jüngeren verdrängt werden. Wer mit iPhone, dessen Apps und ähnlichen Kommunikationsmitteln aufgewachsen sei, bevorzuge deren intuitiv gestaltete Bedienoberfläche auch für die Hausautomation. Sogar im Zusammenhang mit Smart Metering und zeitvariablen Stromtarifen wird dem iPhone künftig eine wichtige Funktion zugeschrieben. Voraussetzung sei allerdings, dass es der betroffenen Branche gelingt, das Image ihrer Produkte auf Lifestyle-Niveau anzuheben, frei nach dem Motto: Mein Smart-Haus, meine Hocheffizienz-Wärmepumpe, meine Haushaltsgeräte – powered by Wind.

Fazit

Die neue Wärmepumpen-Generation – so sie in dem angekündigten Maße kommen wird – könnte den etablierten Heizkessel- und Heizgerätemarkt einschneidend verändern. Reife Wärmepumpenländer wie Schweden und die Schweiz verdeutlichen, wie schnell sich der Wärmemarkt wandeln kann. Voraussetzung für einen prosperierenden Wärmepumpenmarkt sind jedoch günstigere energie- und förderpolitische Rahmenbedingungen sowie ein verbessertes Qualitätsniveau bei der Installation und rund um das Bohrloch. Der Markt bietet inzwischen zahlreiche Hocheffizienz-Komponenten für Wärmepumpen an, die zur Steigerung der Gesamteffizienz aber noch intelligent kombiniert werden müssen. Zweifellos wird es bei den etablierten Heizgeräte-Herstellern, die auch Wärmepumpen anbieten, zu Kannibalismus-Effekten kommen. Dies umso mehr, je stärker der Gesetzgeber das EU-Label für Wärmeerzeuger vorantreibt. Es ist kaum zu erwarten, dass eine mit dem Politikbetrieb gut vernetzte Heizgeräte-Industrie ihre Hocheffizienz-Brennwert­kessel- und -Geräte auf das Energieeffizienz-Schlusslicht D zurückstufen lässt.

Info

Konflikte durch EU-Label

Besonders starke Impulse für die Marktbelebung erwartet die Wärmepumpenbranche von der geplanten Zertifizierung von Wärmeerzeugern im Rahmen der Ecodesign-Richt­linie, insbesondere durch die Visualisierung der Effizienzwerte per EU-Label. Der Konflikt mit den Heizgeräteherstellern ist hier bereits vorprogrammiert. Nach dem Willen der EU sollen im Ecodesign Lot 1 „Heizgeräte, Wärmepumpen, Solaranlagen und Mikro-KWK-Geräte“ nach den einheitlichen Effizienzkriterien bewertet werden und zwar für zwei Wärmeverteilungs-Abgabesysteme mit 55 und 35 °C Vorlauftemperatur. Würde diese Richtlinie in der jetzigen Form umgesetzt, käme die Wärmepumpe in Energieeffizienzklasse A, der Hocheffizienz-Brennwert­heizkessel nur noch in Klasse D! Eine reversibel arbeitende Wärmepumpe für Heizen und Kühlen würde sogar mit A+ und höher zertifiziert. Interessanterweise wurde der Vortrag über die Auswirkungen der Ecodesign-Richtlinie von einer Mitarbeiterin von Daikin vorgetragen. Zu diesem heiklen Thema hätte man sich eigentlich einen neutralen Referenten aus der EU-Administration gewünscht.

Info

Technik wird Markt verändern

Wer häufiger Fachtagungen zum Thema innovative Wärmeerzeugung besucht, stößt fast immer auf den Hinweis: Unser künftiger Hauptwettbewerber ist die Wärmepumpe und hier insbesondere die nächste Generation an Luft/Wasser-Ausführungen. Selbst die Anbieter von Mikro-KWK-Heizgeräten, die ja meist das ganze Sortiment an klassischen Heizgeräten und oft auch Wärmepumpen anbieten, sehen in der kommenden Wärmepumpengeneration eine ernstzunehmende Konkurrenz und Sortimentsergänzung zugleich. Wichtigste Innovation für die nächste Wärmepumpengeneration ist der inverter­geregel­te Srcoll-Verdichter, der bei Einsatz in Luft/Wasser-Wärmepumpen zusammen mit intelligenten Regelungsstrategien die Jahresarbeitszahl zwischen 20 und 50 % steigern soll. „Effizienz-Verbündete“ des Verdichters sind energie- und schalloptimierte EC-Ventilatoren, die ihre Drehzahl stufenlos abhängig von der benötigten Heizleistung und den Anforderungen des Kältekreises variieren.

Autor

Wolfgang Schmid ist Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, 80751 München, wsm@tele2.de