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Trinkwasser muss bezahlbar bleiben

„Die Probleme haben andere Länder, etwa die arabischen Golfstaaten oder Indien und Pakistan, aber wir doch nicht!?“

Wie lange können wir es uns als Gesellschaft in Deutschland noch leisten, Millionen und Abermillionen Hektoliter Regenwasser ungenutzt im Boden versickern zu lassen? Das Potenzial ist enorm, diese schier unglaubliche Menge als Betriebswasser zu verwenden. Die Frage lässt sich auch aus einer anderen Blickrichtung stellen: Wie wertvoll wird Trinkwasser, das wir aktuell noch fast beiläufig für so ziemlich alle Anwendungen im Haus brauchen, bleibt‘s bezahlbar? Mehr als 70 % des deutschen Trinkwassers werden aus dem Grundwasser gedeckt – und landen u. a. in WCs, Badewannen oder Trinkgläsern. Für die meisten Menschen hierzulande ist es eine scheinbar unerschöpfliche Ressource. Wassermangel, versiegende Quellen und trockene Brunnen, die Probleme haben andere Länder, etwa die arabischen Golfstaaten oder Indien und Pakistan, aber wir doch nicht!?

Weit gefehlt. Dieser hitzelastige Sommer 2022 war ein ernst zu nehmender Stresstest, in Europa, in Deutschland. Der Grundwasserspiegel ist in einigen Regionen bedrohlich abgesunken. An der Oberfläche sichtbare Vorboten waren trockene Flussläufe, Seen und Talsperren mit rekordverdächtig niedrigen Wasserspiegeln. Das allein wäre schon Anlass genug, intensiver übers Wassersparen nachzudenken – und in der Folge über die ausgiebige Nutzung von Regenwasser als Betriebswasser im Gebäude.

Es kommt aber noch dicker. Von Menschen gemachte Rückstände – meist chemischer Natur – drohen schleichend, die Qualität des Grund- bzw. Trinkwassers massiv zu verschlechtern. In Erinnerung geblieben ist mir der Fall Rastatt. Die örtlichen Stadtwerke entdeckten 2013 mehr oder weniger zufällig eine viel zu hohe Konzentration von PFAS. (Kleiner Ausflug in die Chemie: PFAS sind eine Gruppe von
Industriechemikalien, die etwa 4700 Substanzen umfasst. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften werden sie seit langer Zeit in vielen Industriebereichen und auch im Haushalt weit verbreitet eingesetzt. Der Nachteil dieser Verbindungen ist ihre Stabilität und Langlebigkeit, da viele PFAS toxisch sind und sich über die Nahrungskette anreichern.)

In einigen Regionen darf das Rastatter Brunnenwasser immer noch nicht genutzt werden; um Leitungswasser zu trinken benötigen Anwohner Aktivkohlefilter.

Auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich bei der Wasserversorgung noch gut dasteht, schlagen Fachleute Alarm, dass immer mehr Regionen ernsthafte Probleme bekommen. Von einer allgemeinen Wasserknappheit kann man in Deutschland noch nicht sprechen, auch wegen der regionalen Unterschiede. Aber es zeichnet sich ein Szenario ab, das niemandem ernsthaft gefallen wird. Es ist Zeit, zu reagieren und Vorbereitungen zu treffen.

Die Bundesregierung will bis Jahresende eine „Nationale Wasserstrategie“ verabschieden, um die Trinkwasserversorgung trotz der Auswirkungen des Klimawandels langfristig sicherzustellen. Ziele werden neben der Absicherung auch saubere Gewässer und eine Anpassung der Infrastruktur an die Klimakrise sein. Zu diesem Zweck sollen sogenannte „Schwammstädte“ gefördert werden. Eine Schwammstadt ist ein Städtebaukonzept, bei dem Regen in der Stadt aufgefangen, gespeichert und genutzt wird (mehr dazu ab Seite 16 in dieser Ausgabe).

Dabei kommt es auch auf Ihr Handwerk an, liebe SBZ-­Leserinnen und -Leser. Denn ohne durchdacht geplante und funktionierend installierte Gebäudetechnik rund um die Regenwassernutzung werden diese Konzepte nicht aufgehen. 2022 hat gezeigt: Das Nicht-Nutzen von Regenwasser können wir uns in Zukunft immer weniger leisten. Erst recht, wenn die Kosten des Trinkwassers für Verbraucher ähnliche Preissprünge hinlegen wie zuletzt bei Gas und Strom.

Ich wünsche Ihnen gute Geschäfte, Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur

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