Der erste Teil der Beitragsreihe (siehe Kasten unten) beschäftigte sich mit dem Anwendungsbereich der Norm und den Neuerungen, die ventilatorgestützte Systeme betreffen. Im Mittelpunkt des zweiten Teils stehen neben den Änderungen, die die Berechnung der Außenluftvolumenströme und die Auslegung von Lüftungskomponenten betreffen, Informationen zum Erstellen eines Lüftungskonzepts.
Zum Lüftungskonzept gehören nach DIN 1946-6 das Prüfen der Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen sowie die Auswahl eines Lüftungssystems. Das Festlegen der Außenluftvolumenströme und die Dimensionierung der Lüftungssysteme sind hingegen nicht Bestandteil des Lüftungskonzepts.
Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen
Um die Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen zu überprüfen, wird die für übliche Nutzungen erforderliche Lüftung zum Feuchteschutz qv,ges,NE,FL mit dem durch Infiltration realisierbaren Luftvolumenstrom qV,Inf,Konzept verglichen. Wenn qV,Inf,Konzept < qv,ges,NE,FL ist, sind lüftungstechnische Maßnahmen notwendig. Die erforderlichen Luftvolumenströme werden wie folgt berechnet:
mit
ez,Konzept Volumenstromkoeffizient (Bild 2)
VNE Luftvolumen der Nutzungseinheit in m3
n50 Luftwechsel bei 50 Pa Differenzdruck in h-1
fWS Faktor zur Berücksichtigung des Wärmeschutzes des Gebäudes (Bild 3)
ANE Fläche der Nutzungseinheit in m2
Die n50-Auslegungswerte in Abhängigkeit von der Gebäudekonstellation und vom Lüftungssystem sowie die Zuordnung der Landkreise zum windschwachen oder windstarken Gebiet (Bild 2) bleiben in der Neufassung der Norm unverändert.
Wird die Gebäudedichtheit mit einer Messung bestimmt, kann eine rechnerische Korrektur für kleine Öffnungen erfolgen, die bei der Messung abgedichtet, bei bestimmungsgemäßer Nutzung aber offen sind: 
mit
n50,m Messwert des Luftwechsels bei 50 Pa Differenzdruck, in h-1
AÖff Fläche von kleinen Öffnungen, die bei der Messung der Luftdichtheit nicht erfasst (abgedichtet) wurden, aber bei bestimmungsgemäßer Nutzung des Gebäudes geöffnet sind, in cm2
Bei der Belegungsdichte kann nach DIN 1946-6:2019 davon ausgegangen werden, dass sie in selbst genutztem Eigentum, beispielsweise in Einfamilienhäusern, gering ist. Soll zum Zeitpunkt der Lüftungsplanung nicht festgelegt werden, wie viele Bewohner das Gebäude bzw. die Wohnung nutzen werden, liegt die Annahme einer hohen Belegungsdichte lüftungstechnisch auf der sicheren Seite.
Bild 4 zeigt beispielhaft für neu zu errichtende Gebäude und unter Annahme von Auslegungswerten für die Gebäudedichtheit die resultierende Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen. Tendenziell sind diese Maßnahmen eher erforderlich
Berechnung der Außenluftvolumenströme
Die grundsätzliche Herangehensweise zur Berechnung der Außenluftvolumenströme bleibt in der Neufassung der DIN 1946-6 unverändert.
Während in der Normenfassung von 2009 die Infiltration für die Auslegung aller Lüftungskomponenten angesetzt wird, ist die Anrechnung in der Neufassung nur noch bei Außenbauteil-Luftdurchlässen (ALD) zulässig. In der Konsequenz wird beim Auslegen von Zu-/Abluftsystemen keinerlei Infiltration mehr berücksichtigt, da bei diesen Systemen keine ALD eingesetzt werden.
Die in Abhängigkeit von der Fläche der Nutzungseinheit zu bestimmenden Außenluftvolumenströme können mit Gleichung (2) berechnet werden. Statt fWS wird der Faktor f nach DIN 1946-6:2019 fLSt genannt. Für die weiteren Lüftungsstufen ist er folgendermaßen festgelegt:
Bild 5 zeigt die Außenluftvolumenströme für die gesamte Wohnung nach den unterschiedlichen Normenfassungen. Mit der Neufassung ergeben sich folgende Änderungen:
Auslegung von Lüftungssystemen
Die Auslegung von Lüftungskomponenten für die freie Lüftung folgt in der Neufassung der Norm den prinzipiell gleichen Ideen wie bisher. Neben den bereits ausgeführten Neuerungen zur Bestimmung der Gesamt-Außenluftvolumenströme und der Anrechnung der Infiltration wird die Festlegung der raumweise erforderlichen Außenluftvolumenströme angepasst (Bild 6).
Für die Dimensionierung der ALD wird die Infiltration in Abhängigkeit von Gebäudeparametern wie Standort und Gebäudelage sowie von Parametern der Nutzungseinheit wie Höhe über Grund, Fassadenanzahl und Anzahl der Geschosse bestimmt:
mit
fWind Korrekturfaktor für den Einfluss des Windes, siehe Gleichung (5)
fTherm Korrekturfaktor für den Einfluss des thermischen Auftriebs (Bild 7)
fOrt Korrekturfaktor für den Gebäudestandort (Bild 7)
fLage Korrekturfaktor für die Gebäudelage (Bild 7)
fHöhe Korrekturfaktor für die Höhe der Nutzungseinheit über Grund (Bild 7)
fFassade Korrekturfaktor für die Anzahl der Fassaden einseitig orientierter Nutzungseinheiten (eine Fassade) (Bild 7)
Auch das Auslegen von Lüftungskomponenten für die ventilatorgestützte Lüftung folgt in der Neufassung der Norm den gleichen Grundsätzen wie bisher. Die Festlegung der für Ablufträume erforderlichen Abluftvolumenströme wird angepasst (Bild 8).
Für die Dimensionierung der ALD wird die Infiltration in Abhängigkeit vom Lüftungssystem und einer ggf. vorhandenen Feuerstätte durch Variation des Volumenstromkoeffizienten ez nach Bild 9 bestimmt.
Sind in einer Wohnung viele Feuchträume vorhanden, ist es eher unwahrscheinlich, dass diese Räume alle gleichzeitig intensiv genutzt werden. Um in solchen Fällen überdimensionierte Lüftungssysteme zu vermeiden, wurde die Gleichung zur Bestimmung des Gesamt-Außenluftvolumenstroms in der Neufassung der Norm zur Berücksichtigung einer Gleichzeitigkeit erweitert:
mit
qv,ges,NL Gesamt-Außenluftvolumenstrom Nennlüftung, in m3/h
qv,ges,NE,NL Außenluftvolumenstrom Nutzungseinheit Nennlüftung, siehe Gleichung (2) mit fLSt, in m3/h
qv,ges,R,ab,NL Abluftvolumenströme Räume Nennlüftung (Bild 8), in m3/h
Demnach ist nur das Minimum aus der Summe der Luftvolumenströme der Ablufträume und des 1,2-Fachen des Luftvolumenstroms für die Nutzungseinheit anzurechnen.
Wie die Normenfassung von 2009 gibt auch die neue Norm Hinweise zur Dimensionierung einzelner Komponenten, wie ALD oder ÜLD (Überströmluftdurchlässe zwischen Räumen). Die Hinweise zu den Luftleitungen wurden um zusätzliche Angaben für kleine Rohrdurchmesser und für eine zulässige Strömungsgeschwindigkeit von 5 m/s z. B. für Sammelleitungen ergänzt.
Das ist neu in der DIN 1946-6: Ventilatorgestützte Systeme
Der 1. Teil der Beitragsreihe beschäftigte sich mit dem Anwendungsbereich der Norm und den Neuerungen, die ventilatorgestützte Systeme betreffen.
Das ist neu in der DIN 1946-6: Lüftungssysteme auslegen
Im 3. Teil der Reihe werden anhand von Beispielen die Auslegung nach DIN 1946-6 und DIN 18 017-3 sowie die Auslegung kombinierter Lüftungssysteme erläutert.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Heftausgabe 03-2020 der SBZ unter dem Titel „Lüftungskonzept und Berechnung der Luftvolumenströme“ von Thomas Hartmann.