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Kooperation zwischen Solarwatt und Stiebel Eltron

Auf dem Weg zur Sektorenkopplung

SBZ: Herr Neuhaus, die Solarteure sind genauso wie die SHK-Handwerker stark ausgelastet. Warum bringen Sie durch die Kooperation mit Stiebel Eltron da noch die Wärmepumpe ins Spiel?

Detlef Neuhaus: Die Wärmepumpe ist ein essenzieller Baustein für die Dekarbonisierung, weil sie elektrisch funktioniert und sehr gut mit einer Photovoltaikanlage kombiniert werden kann. Wir brauchen diese Sektorenkopplung, denn sie ist der nächste konsequente Schritt der Energiewende.

Und diesen nächsten Schritt gehen wir von Solarwatt an, gemeinsam mit Stiebel Eltron als starkem Partner im Bereich Wärme. Denn erst wenn wir die Welten Energie, Wärme und Mobilität endlich zusammenführen, haben wir überhaupt eine Chance, dass in einem Einfamilienhaus signifikant CO2 eingespart werden kann.

SBZ: Herr Dr. Matten, Stiebel Eltron arbeitet hauptsächlich mit Partnern aus dem SHK-Handwerk zusammen. Was erhoffen Sie sich von der Zusammenarbeit mit
Solarwatt?

Dr. Nicholas Matten: Stiebel Eltron hat schon immer mit dem SHK- und dem Elektrohandwerk zusammengearbeitet. Insofern passt die Kundenbasis von Solarwatt auch bestens in die Tradition unseres Unternehmens. Um die Klimaschutzziele zu erreichen – und auch um die Abhängigkeit von Energieimporten, vor allem aus Russland, schnell zu reduzieren – müssen wir gemeinsam alle professionellen Marktzugänge nutzen.

SBZ: Stiebel Eltron hat im Jahr 2021 eine fünfstellige Zahl an Wärmepumpen verkauft. Welchen Absatz planen Sie gemeinsam mit Solarwatt? Und welche Auswirkungen hat das angesichts der eingeschränkten Verfügbarkeit von Wärmepumpen auf Ihre Stammkundschaft?

Matten: Wir freuen uns gemeinsam mit Solarwatt über jedes dekarbonisierte Gebäude. Der Einsatz von Photovoltaik und Wärmepumpe stellt einen wichtigen Pfad für den geordneten und überfälligen Ausstieg aus der Gaswirtschaft dar. Die sehr hohe Nachfrage einerseits sowie die begrenzte Verfügbarkeit von Komponenten andererseits haben leider schon vor der Ukraine-Krise zu hohen Lieferzeiten geführt.

Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese nach Möglichkeit zu reduzieren und damit den Wünschen aller Kunden gerecht zu werden. Wir bedienen alle Kunden und auch alle Märkte gleich; es wird niemand bevorzugt.

SBZ: Herr Neuhaus, Ihr gemeinsames
Angebot richtet sich vorwiegend an Solarteure. Können auch die SHK-Handwerker davon profitieren? Und wenn ja, wie?

Neuhaus: Wir haben schon heute viele Heizungsbauer, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Etwa ein Viertel unserer rund 100 Premium Partner kommt entweder aus dem SHK-Bereich oder bedient dieses Gewerk
zumindest mit. Von daher denken wir den Bereich natürlich immer mit.

Wir müssen tendenziell davon wegkommen, dass wir die Gewerke isoliert betrachten. Was uns wirklich nach vorne bringt, ist das gesamtheitliche Denken. Wenn ein Heizungsbauer also in der Zukunft mehr in Richtung Photovoltaik machen will, um die verschiedenen Sektoren zu koppeln, dann ist er bei uns an der richtigen Adresse.

Dr. Nicholas Matten ist Geschäftsführer von Stiebel Eltron, 37603 Holzminden, www.stiebel-eltron.de

Bild: Stiebel Eltron

Dr. Nicholas Matten ist Geschäftsführer von Stiebel Eltron, 37603 Holzminden, www.stiebel-eltron.de

SBZ: Die Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaik bietet gerade hinsichtlich der dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung viele Vorteile. Müssen sowohl SHK- als auch Elektrohandwerker zukünftig
beides anbieten?

Neuhaus: Das kann man nicht so pauschal beantworten. Es gibt mit Sicherheit eine Vielzahl an Betrieben, die sich aktuell in ihrer Nische sehr wohl fühlen, weil die Auftragslage in ihrem Bereich natürlich insgesamt sehr gut ist. Andere Betriebe möchten sich weiterentwickeln und ihren Kunden eine ganzheitliche Lösung anbieten, gegebenenfalls auch um weiter zu wachsen.

Diese Betriebe müssen entweder zusätzliche Handwerker in den jeweiligen Gewerken einstellen, was zum aktuellen Zeitpunkt ein extrem schwieriges Thema ist. Ich gehe deshalb eher davon aus, dass es auf Kooperationen zwischen den verschiedenen Gewerken hinausläuft.

Matten: Das glaube ich auch. Viele Handwerker arbeiten ja schon heute in Kooperationen, die sehr gut funktionieren. Insofern ist es nicht zwingend erforderlich, dass jeder alles kann. Was sich aber ändern wird, ist wie der Endkunde agiert. Bisher verlief die Nachfrage nach einer Wärmepumpe fast immer über den Heizungsbauer.

Ich erwarte, dass zukünftig zusätzlich der Weg über die Wallbox, Photovoltaikmodule und Energiemanagement zur Wärmepumpe führen kann. Man braucht dann immer noch die Kombination aller Gewerke, es kann sein, dass das Elektrohandwerk neben dem SHK-Handwerk die erste Kontaktstelle für den Endkunden bzgl. Wärmepumpen wird.

SBZ: Wie unterstützen Sie mit Ihren Unternehmen bei dieser Entwicklung?

Matten: Die Handwerker aus den verschiedenen Fachbereichen müssen über ein gewisses Grundlagenwissen bei den anderen Gewerken verfügen, damit sie kompetent beraten können, was geht, und was nicht. Und hier spielen Kooperationen wie die zwischen Solarwatt und Stiebel Eltron eine wichtige Rolle.

Wir garantieren, dass beide Systeme gut zusammenpassen. Das ist eine einfach zu vermittelnde Botschaft, die auch denen Sicherheit bietet, die sich neu mit dem Thema Sektorenkopplung beschäftigen.

Neuhaus: Wir müssen insgesamt dafür sorgen, dass die Kopplung der Sektoren sowohl für den Endkunden als auch für die Handwerksbetriebe noch einfacher und verständlicher wird. Gerade als Hausbesitzer können einen die verschiedenen Möglichkeiten und Anforderungen schon mal vor Herausforderungen stellen. Und hier ist der Installateur natürlich in der Regel der erste Ansprechpartner.

Wir haben mit Solarwatt und Stiebel Eltron jetzt den ersten Schritt gemacht, um diese Welten zu verknüpfen. Wir schulen die Handwerksbetriebe in den neuen Bereichen und haben gemeinsam das Planungstool von Stiebel Eltron für die Installateure weiterentwickelt, um den Prozess für sie möglichst einfach zu machen.

SBZ: Damit der Photovoltaikstrom optimal von der Wärmepumpe genutzt werden kann, spielt das Energiemanagement eine wesentliche Rolle. Wo liegen dort die Herausforderungen und welche Lösung bieten Sie an?

Matten: Die Schwierigkeit liegt darin, die Vielzahl an möglichen Kombinationen effizient und vor allem einfach zu einem funktionierenden System zu verbinden. Wir verfügen über viele Jahre Erfahrung mit
funktionierenden Lösungen für ein intelligentes Energiemanagement in Kombination mit Photovoltaik.

Ganz neu in 2022 ist unser eigenes Energiemanagementsystem, das über offene Schnittstellen verfügt und sich vielseitig einbinden lässt. In der technischen Kooperation mit Solarwatt haben wir eine optimierte Kommunikationsschnittstelle umgesetzt, die in ihrer Art einmalig ist und mit der sich die Sektorenkopplung optimal realisieren lässt.

Neuhaus: Unser Solarwatt ‚Manager flex‘ integriert das neue Energiemanagement-Tool von Stiebel Eltron, so dass der Kunde nur eine zentrale App für die Steuerung seines Energiesystems benötigt. Der Energiemanager ist das zentrale Element, wenn es um die Sektorenkopplung geht. Denn er sorgt dafür, dass die Verbraucher wie die Wärmepumpe oder eine angeschlossene Wallbox so geschaltet werden, dass der erzeugte Solarstrom so gut wie möglich verwendet wird. Der Kunde muss das System im Prinzip nur einmal konfigurieren, danach läuft das wie von selbst.

SBZ: Herr Neuhaus, Herr Dr. Matten, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Die Sektorenkopplung ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Zukünftig kann der Weg zur Wärmepumpe zusätzlich auch über die Wallbox, Photovoltaikmodule und Energiemanagement führen.

Bild: Solarwatt

Die Sektorenkopplung ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Zukünftig kann der Weg zur Wärmepumpe zusätzlich auch über die Wallbox, Photovoltaikmodule und Energiemanagement führen.