Vertreter der Wärmepumpen-Wertschöpfungskette haben sich auf dem 10. Wärmepumpengipfel zum Ziel „6 Mio. Wärmepumpen bis 2030“ bekannt und dafür Forderungen an die Politik gestellt.
„Vor zehn Jahren fand das erste ‚Chefgespräch‘ des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) statt. Damals war allenfalls zu erahnen, welch entscheidende Rolle unsere Technologie zehn Jahre später im energie- und klimapolitischen Kontext spielen wird“, sagt Paul Waning, Vorstand des BWP. „Noch vor drei Jahren war unsere Branche intensiv damit beschäftigt, zu erklären, wie eine Wärmepumpe funktioniert und an die Politik zu appellieren, dass Wärmepumpen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können und ein zentraler Bestandteil der Energiewende sein müssen…“
Anders heute, wenn auch primär begründet durch eine prekäre geopolitische Lage: Die Politik, in Person des Leiters der Abteilung für „Energiepolitik – Wärme und Effizienz“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Christian Maaß, rollte der Branche zunächst einen sprichwörtlichen roten Teppich aus, indem er die geplanten ordnungsrechtlichen und energiepolitischen Vorhaben der Bundesregierung für die kommenden Jahre konkretisierte.
65-%-Klausel für erneuerbare Energien ab 2024
Die schon im Ampel-Koalitionsvertrag, hier allerdings erst ab 2025 vorgesehene 65-%-Klausel für erneuerbare Energien soll nun schon früher gesetzlich manifestiert werden. Konkret sollen ab 1. Januar 2024 neu eingebaute Gebäudeheizungen (das betrifft auch die Heizungsmodernisierung) eine Nutzungsquote von mindestens 65 % erneuerbaren Energien erfüllen.
Ab 2024 werden damit Wärmepumpen – neben der Option zum Anschluss an ein Wärmenetz – so die erste Wahl im Wärmesektor sein. Der schon vor dem Russland-Ukraine-Krieg gefasst Plan: Fossile Energieträger sollen schnellstmöglich aus dem Gebäudesektor verschwinden. Auch in den Wärmenetzen solle die Wärmepumpe eine zentrale Rolle einnehmen und die heute häufig genutzte Kraftwärmekopplung ablösen.
Auch beim Thema Förderung zeigt sich Maaß optimistisch: Er geht davon aus, dass die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit den Förderquoten zwischen 35 und 50 % bei der Einzelmaßnahme Heizungstausch Bestand haben wird. Auch die Förderung großer Anlagen werde weiterhin anteilig gefördert. Ein weiterer Hebel sei die geplante Kostenaufteilung der CO2-Bepreisung zwischen Vermietern und Mietern. Da beim Einsatz von Wärmepumpen (bzw. Strom) im Rahmen des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEHG) im Normalfall die CO2-Bepreisung nicht relevant ist, wird auch hier die Attraktivität der Wärmepumpe erhöht.
Der politische Appel an die Branche: Die Herstellungs- und Installationskapazität müsse sich konsequent auf die neuen Anforderungen ausrichten und noch mehr Fahrt aufnehmen. Gerade in den kommenden Jahren müsse die Wachstumskurve noch steiler als bisher geplant werden.
Bekenntnis zu 6 Mio. Wärmepumpen bis 2030
Die im Kloster Haydau versammelten Vertreter der Wärmepumpen-Wertschöpfungskette bekannten sich zu dem Ziel bis 2030 einen Bestand von 6 Mio. Wärmepumpen zu erreichen, welches Robert Habeck in seiner Eröffnungsbilanz Klimaschutz verkündete (11. Jan. 2022).
To-do-Liste für die Politik
Die mit dem Wärmepumpen-Rollout verbundenen Herausforderungen würden von der Branche angenommen und als Chance verstanden. Gleichzeitig wurden wichtige Voraussetzungen definiert, die erfüllt sein müssen, damit der Hochlauf möglichst schnell gelingt:
Kurzfristig Aus- und Weiterbildungskampagne starten
Die Wärmepumpenbranche fordert seitens der Politik einen deutlichen Appell an Fachhandwerksbetriebe der relevanten Gewerke, insbesondere Sanitär, Heizung Klima auszusprechen, die bestehenden Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen dringend zu nutzen um „fit für die Wärmepumpe“ zu werden. Gegebenenfalls können hier auch gezielte Förderprogramme motivierend sein.
Auch Angebote für Quereinsteiger aus anderen Gewerken (Kfz-Mechatroniker, Schornsteinfeger, etc.) sollten vereinfacht und beschleunigt werden. Wichtig sei hierbei insbesondere auch, umfangreiche Train-the-Trainer-Programme zu starten, um auch die Lehrer und Dozenten fit zu machen, damit das Schulungsangebot massiv erweitert werden kann.
Mittel- und langfristig sollte, um auch Nachwuchskräfte im Fachhandwerk in Zusammenhang mit dem Öl- und Erdgas-Ausstieg zu motivieren, über neue Berufsbilder und gewerkeübergreifende Angebote nachgedacht werden. Entsprechende Informationskampagnen durch die Bundesregierung seien in diesem Bereich dringend notwendig.
Genehmigungsverfahren verschlanken
Für die Quellenerschießung und den Einbau von Wärmepumpenanlagen gibt es länderspezifisch und auf Bundesebene zum Teil komplizierte Genehmigungsverfahren (z. B. Wasserrecht, Bergrecht), die die Umsetzung von Projekten oft unnötig verzögern. Die Wärmepumpenbranche mahnt, dass diese Hürden für die geplanten Wärmepumpenhochlauf dringend beseitigt werden müssen.
Zudem müsse hinsichtlich der Energiepreise und der technischen Voraussetzungen „an einigen Schrauben gedreht“ werden. ■