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Contracting

Heizungsvermietung: wann sie sich für SHK-Betriebe lohnt

Nicht nur Autos können geleast werden. Immer mehr Anbieter spezialisieren sich auf Heizungsmiete. Der Kunde bestellt im Internet, weitere Termine können telefonisch oder vor Ort stattfinden. Die Laufzeit der Heizungsmiete (auch Contracting genannt) beträgt zirka 10 Jahre. Was bringt es? Cornelia Mayr hat sich mit SHK-Betrieben aus ganz Deutschland darüber unterhalten.

In der Miete inbegriffen ist auch der Anlagenservice. Eine Leistung, die unter anderem auch vom Handwerk im Auftrag des Heizungsvermieters erbracht werden kann.

Bild: Tomasz Zajda - stock.adobe.com

In der Miete inbegriffen ist auch der Anlagenservice. Eine Leistung, die unter anderem auch vom Handwerk im Auftrag des Heizungsvermieters erbracht werden kann.

Angenommen, ein Kunde möchte eine Heizung mieten. Er verfügt über zu wenig Kapital und möchte sich nicht um alles selbst kümmern. Was tun? Unter anderem Energie­versorger sprechen Handwerksbetriebe darauf an, Installation und Wartung für Contracting-­Projekte zu übernehmen. Wer mitmacht: Willkommen in der komplexen Welt der Heizungsmiete!

Heizungsleasing ist zeitgemäß

„Mieten trifft den Geist der Zeit“, sagt Alois Koop-Brinkmann, Geschäftsführer von Koop-Brinkmann. Seine Firma war zu Beginn ein klassischer Heizungs-, Elektro- und Sanitärhandwerksbetrieb. Weiter entwickelte sich das Unternehmen zum Haustechnik-Rundumversorger. Inzwischen werden auch Solaranlagen mit Batteriespeicher angeboten, die Ökostrom für Wärmepumpen, Lüftung, Kühlung, Haushaltsgeräte und neuerdings zum Laden von Elektroautos liefern. Sämtliche Gewerke – auch die am Rand – werden aus einer Hand angeboten: Maler-, Tischler-, Maurer- und Fliesenlegerarbeiten sowie Trockenbau. Der Kundenservice des Betriebs erstreckt sich über verschiedene Standorte in ganz Nordwestdeutschland: von Drebben und Bassum bis Bremen, über Ebsdorf bis Hamburg.

Seit Anfang 2020 bietet Alois Koop-Brinkmann ein Heizungs-Mietmodell für Hausbesitzer an. Ziel ist es, deren sanierungsbedürftige Anlagen durch neue Systeme zu ersetzen. Denn nicht alle Interessenten hätten für eine neue Heizung 10.000 ­Euro oder mehr auf dem Konto. Für sein Mietmodell wurde der Handwerksunternehmer mit dem Preis „Top-Innovator 2020“ ausgezeichnet.

Wartung und Reparaturen inklusive

Eine eigene Website war schnell erstellt. Auf www.heizungsmiete.de beginnt der Bestellvorgang wie bei vielen anderen Mietanbietern online. Der Kunde bestellt dort die Heizung. Nach dem Bestelleingang meldet sich ein Mitarbeiter telefonisch. Koop-Brinkmann beauftragt in der Folge einen Fachpartner, um mit dem Kunden ein Vorgespräch zu führen. Die Installation wird geplant, das passende Gerät konfiguriert. Den Einbau übernehmen Monteure des Fachpartners.

„Ständige Kosten und Reparaturen, die zu Ärgernissen führen, veranlassen Kunden, sich für eine Heizungsmiete zu entscheiden“, nennt der Geschäftsführer Gründe. Denn als Vermieter bietet er Wartung und Reparaturen „all inclusive“ an. In Zeiten von Energiekrise und Inflation könnten solche Fixpreise für den Kunden von Vorteil sein. „Unser Mietmodell bietet dem Kunden kalkulatorische Sicherheit“, betont Koop-Brinkmann. Die Finanzierung über einen Zeitraum von 10 Jahren nehmen Kunden gut an, heißt es. Die Installation ist im Preis enthalten.

Mehrere Hundert Anlagen hat das Unternehmen auf diesem Weg bereits im Einsatz. Die monatliche Miete beträgt 135 Euro. „Alles ist auf Lager“, so der Geschäftsführer. Im riesigen Kessellager arbeiten fünf Mitarbeiter. „Fast alles übernehmen wir mit dem eigenen Team“, sagt er. 350 Mitarbeiter zählt der Betrieb derzeit.

Derzeit läuft zum Beispiel das Geschäft mit Gas-Brennwertsystemen noch gut. Aber die Zukunft hat auch hier begonnen. „Wir sind gerade dabei, uns neu auszurichten“, sagt Koop-­Brinkmann. Wärmepumpen und Photovoltaik-anlagen sollen als Nächstes bei und über ihn gemietet werden können.

Energieunternehmen beauftragt Heizungsbauer

Aber wie sieht es in anderen Regionen Deutschlands aus, in Thüringen zum Beispiel? „Noch wählen wenige Kunden die Miete als Finanzierungsform für ihre Heizung“, beobachtet SHK-Unternehmer Frank Mathias aus Waltershausen (Mathias GmbH). Er sei aber schon von einem Energieversorger, genauer Eon, angesprochen worden, ob er bei einem Contracting-Modell die Installation übernehmen wolle. „Wir bauen dann den Kessel im Auftrag ein“, sagt der Chef. Er selbst werde in einem solchen Fall letztlich vom Energie­unternehmen bezahlt. Und ja, es könne schon auch vorkommen, dass er selbst aktiv werde und Kunden als alternative Finanzierungsform die Heizungsmiete vorschlage.

Das hat einen konkreten Hintergrund. Die Diskussion um das neue Heizungsgesetz in Deutschland habe die Menschen verunsichert. Eine wahre Flut an Gerätetauschen wurde ausgelöst. „Ich habe so viele Ölkessel wie in den letzten 10 Jahren nicht verkauft“, sagt Frank Mathias. Viele Kunden hätten einfach gerne noch vor 2024 ihre Öl- oder Gasheizung erneuert, damit sie den Bestandsschutz von 30 Jahren für ihre Anlage nicht verlieren. Und die Wärmepumpe? Bis Anfang des Jahres sei sie noch gut verkauft worden. Das ließ mit zunehmender Unsicherheit aber merklich nach. Der Effekt: „Die Hersteller kamen nicht nach, Ölkessel zu produzieren“, schildert Mathias seine Erfahrungen.

Contracting: nicht nur vorteilhaft

Ähnlich geht es seinem Kollegen Torsten Hörl, Installateur und Heizungsbauer aus Döbritschen, Thüringen. Er habe bis Mitte des Jahres sieben Anlagen mit erneuerbaren Energien eingebaut, vier Ölheizungen und zehn Gasthermen. „Es wäre besser gewesen, wenn niemand gezwungen worden wäre, auf Erneuerbare umzusteigen“, findet er.

Bereits jetzt sind Mietmodelle für Erneuerbare interessant. Die gibt es für Solaranlagen wie beispielsweise von DZ4, Enpal, Yello und Eigensonne. Wärmepumpen zur Miete bieten an: Envia-M, EWE, German Contract und Thermondo. Auch Industriepartner des SHK-Handwerks wie Bosch oder Viessmann bieten Mietmodelle für Erneuerbare an. Als Vorteil für das Mieten einer Solaranlage – das Gleiche gilt für die Wärmepumpe oder andere Energieträger – nennt Kai Janßen den Wegfall der Anschaffungskosten, keine Reparatur- und Wartungskosten und weniger Bürokratie. Er ist für den Anbieter gruenes.haus tätig. Darüber hinaus sei aber Planungssicherheit gegeben und weniger Aufwand zu erwarten.

Als Nachteil seien aber im Vergleich zum Kauf oder Kredit höhere Gesamtkosten zu erwarten. Der Kunde ist eine sehr lange Zeit – je nach Vertrag 10 bis 15 Jahre – abhängig. „Sollte man mit der Leistung des Anbieters nicht zufrieden sein, könnte ein Ausstieg aus dem Vertrag für den Endkunden schwierig sein“, gibt Janßen zu bedenken.

Weitere Erfahrungen mit Contracting, ob es sich bei einer Solaranlage schon lohnt und warum sich eine Luft/Wasser-Wärmepumpe deutlich besser als eine Geothermieanlage als Mietobjekt eignet, lesen Sie im ausführlichen Artikel in SBZ 10-2023.

Autorin

Cornelia Mayr
ist Fachjournalistin und lebt in Wien in Österreich.

Bild: Mayr