Zahlreiche Themen, angefangen bei der aktuellen Verunsicherung auf dem Heizungsmarkt über Ausbildungsthemen bis hin zur Umbenennung des Klempners beschäftigten die Obermeister des SHK-Handwerks bei Ihrer Versammlung Mitte November 2024 in Ludwigsburg. 38 Spitzenvertreter der Innungen und deren Stellvertreter waren der Einladung des Fachverbands Sanitär Heizung Klima Baden-Württemberg (FVSHKBW) gefolgt.
Das aktuelle Thema sprach der Verbandsvorsitzende Stefan Menrath gleich in seiner Begrüßung an: Das Ende der Koalitionsregierung auf Bundesebene und die damit eingetretene erneute Verunsicherung am Heizungsmarkt. „Das eigentliche Problem ist, dass wir in vielen Bereichen nicht auf die rauen Zeiten vorbereitet sind. Wir haben oft keine Erkenntnisprobleme, aber sind nicht in der Lage, die notwendigen Veränderungen kollektiv anzugehen“, sagte Menrath.
Zwar ist die Förderung von Heizungsmodernisierungen durch die KfW-Bank vorerst gesichert. Aber mit CDU/CSU, FDP und BSW haben bereits mehrere Parteien angekündigt, das Gebäudeenergiegesetz und die BEG-Förderung abzuschaffen, wenn sie die Wahl gewinnen.
„Unser Ziel muss sein, aus der Lage das Beste zu machen“, so Menrath. Deshalb habe der Fachverband seine Kommunikation angepasst und rate nun öffentlich dazu, sich so rasch wie möglich die Förderung zu sichern. Anschließend hat man drei Jahre Zeit, die neue Heizung einzubauen. „Unser Ziel ist es, Angst abzubauen und ein Auftragspolster zu schaffen“, sagte Menrath. Als Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker fragte, „wer denkt, dass der Markt verunsichert ist?“, gingen dementsprechend fast alle Hände hoch.
So verändert sich der Heizungsmarkt
Der Referatsleiter Technik Jörg Knapp wies darauf hin, dass eine Abschaffung des GEG eigentlich gar nicht möglich sei, da dieses europäische Vorgaben umsetze. Und diese seien gerade erst wieder verschärft worden: Ab 2030 werde das Nullenergiehaus im Neubau zum Standard.
Für den Markt bedeute dies, dass man bei Öl und Gas keine Konkurrenz mehr fürchten müsse, weil diese Brennstoffe größtenteils auslaufen und Wasserstoff absehbar keine Alternative darstelle. Biomasse bleibe eine Nische, gleich, ob mit gasförmigen oder festen Brennstoffen. „Das Massengeschäft wird nicht im Holz sein, sondern im Strom, sprich bei der Wärmepumpe“, so Knapp. Bei der Wärmepumpe aber gebe es sehr große Konkurrenz, u. a. auch von Energieversorgern und neuen Anbietern. Hinzu komme die Fernwärme, die auf Drängen der Politik einen großen Teil des Heizungsmarkes übernehmen soll. Knapp riet dazu, sich auf eine ganzheitliche Beratung einzustellen, zu der künftig auch Aspekte wie Photovoltaik, Home Energy Management Systeme oder E-Verteiler gehören, um Wärmepumpen und andere Geräte optimal zu betreiben.
Wärmeversorgung zentral oder dezentral?
Becker fasste die strategische Positionierung des Verbandes und seiner Mitglieder deutlich zusammen. „In vielen Bereichen geht es um die Frage einer zentralen oder individuellen Wärmeversorgung, also verkürzt um die Frage Fernwärme oder Wärmepumpe“. Kommunen und Energieversorger versuchten mit allen Mitteln die zentrale Wärmeversorgung zu stärken, beispielsweise in dem sie mit Wärmeplänen Politik zugunsten der zentralen Wärmeversorgung machen und dann auch noch die Bürger aufrufen, mit dem Einbau von Wärmepumpen zu warten.
„Niemand sollte mit dem Einbau einer Wärmepumpe auf den Wärmeplan warten“, so der Hauptgeschäftsführer. „Sie sollten Wärmepumpen überall einbauen, wo es für das Haus sinnvoll ist“. Entsprechend hatte der Fachverband sich auch aktiv bei der Woche der Wärmepumpe eingebracht. Diejenigen, die sich mit ihren Innungen beteiligt hatten, berichteten durchweg über positive Erfahrungen.
Eine längere Diskussion entspann sich über das Vorgehen mancher Energieversorger, die zunehmend versuchen, etwa mit Wärmepumpen- oder Photovoltaik-Angeboten dem Handwerk Konkurrenz zu machen. Während sich durch die Proteste und Aktionen des Fachverbands und der Innungen mancherorts die Situation verbessert hat, setzen andere Versorger nach wie vor auf Konfrontation.
So gibt es Unternehmen in kommunaler Trägerschaft, die fälschlicherweise behaupten, der Verkauf von Wärmepumpen durch Versorger gehöre zur Daseinsvorsorge. Hierzu zitierte Sonderbeauftragter Dietmar Zahn den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Kai Roger Lobo, der dies im Rahmen einer Konferenz im Sinne des Handwerks schriftlich verneint hatte.
Einig waren sich alle Redner, dass drei Grundsätze gelten müssen für die Kooperation mit Energieversorgern: Freie Produktwahl, freie Kundenwahl, freie Kalkulation. „Wenn das nicht gegeben ist, sollte niemand mit dem Energieversorger kooperieren“, so Becker. „Und wenn der Energieversorger als Konkurrent auftritt, sollte man sich zwei Mal überlegen, ob man den Konkurrenten stärkt“.
Ausbildung: Licht und Schatten
Die aktuellen Ausbildungszahlen stellte der Referatsleiter Bildung Tobias Bühner vor: Der Klempnerberuf entwickelt sich positiv, Ofen- und Luftheizungs- sowie Behälter- und Apparatebau entwickeln sich eher negativ. Die Landesfachklasse soll erhalten werden. Beim Anlagenmechaniker blieben die Ausbildungszahlen gleich, was jedoch nicht besorgniserregend ist, da in den letzten Jahren ein enormer Zuwachs stattfand. Rund 80 % der Azubis bestehen die Gesellenprüfungen, allerdings haben sich die vorzeitigen Auflösungen von Verträgen innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Aus ihren Bereichen schildern die Obermeister auch hier ein unterschiedliches Bild. Es zeigte sich aber, dass die Qualität der Azubis insgesamt zunehmend schwanke. In einer Workshop-Runde sammelten die Teilnehmer daher konkrete Ansätze, die Ausbildung und die Werbung um Azubis zu verbessern.
SHK ist mehr als nur Heizung
Neben der Heizung rückte der Fachverband bewusst die anderen Bereiche des SHK-Handwerks in den Mittelpunkt der OMV. In einer Workshop-Runde machten sich die Obermeister Gedanken dazu, wie man die Bereiche Sanitär, Klima/Lüftung, Klempnerei und Ofenbau sowohl innerverbandlich als auch in der öffentlichen Kommunikation stärken kann. Künftig sollen sie beispielsweise, wenn möglich, bewusst mit eigenen Tagesordnungspunkten bei der OMV vorkommen.
Zur Klempnerei verkündete Becker in diesem Zusammenhang, dass der Zentralverband SHK ein Verfahren angestoßen habe, um den Ausbildungsberuf in „Metalldach- und Fassadengestalter“ umzubenennen. Dies vereinfache die Kommunikation und vermeide in der Öffentlichkeit Verwechslungen mit dem Anlagenmechaniker SHK. Zudem sollen die Vorteile von Metalldächern stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Bei einer abendlichen Führung durch das Schloss Ludwigsburg und beim gemütlichen Beisammensein wurden die Themen des Tages in den Gesprächen weiterdiskutiert und Erfahrungen aus der ehrenamtlichen Arbeit in der Innung ausgetauscht. ■
Quelle: FVSHKBW / ml