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Die Wärmepumpe setzt sich durch

Im Glanz der finalen Koalitionsverhandlungen

Inhalt

Die bedeutende Rolle der Wärmepumpe zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor betonte Prof. Henning vom Fraunhofer ISE in seiner Keynote. Aus seiner Sicht wird die indirekte Elektrifizierung (z. B. über Wasserstoff) bis 2030 keine wesentliche Rolle spielen können. Stattdessen fordert er einen Dreiklang für die Dekarbonisierung, der aus einer steigenden jährlichen Sanierungsrate (1,8-2,5%), einem starken Anstieg der Installation von Wärmepumpen (5 bis 6 Millionen installierte Systeme in 2030) sowie dem Ausbau von klimaschonenden Fernwärmenetzen besteht.

Frau Dr. Simone Peter präsentierte das 100-Tage-Programm für die Wärmewende des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE): „Von den in der Natur vorkommenden Energieformen ist die thermische Energie in der Erde besonders gut geeignet, um den hohen Bedarf an Erneuerbarer Wärme zu decken. Mit der Verbindung von Geothermie, Solarthermie, Bioenergie, Wärmepumpen und Strom aus Erneuerbaren Energien kann eine echte Wende auf dem Wärmemarkt gelingen.“

Besonders spannend war die Tatsache, dass sich am ersten Veranstaltungstag drei Vertreter der Koalitionsparteien den Fragen der Branche stellten, während zeitgleich die finalen Koalitionsverhandlungen der Ampelkoalition liefen. Auf dem „virtuellen Podium“ diskutierten Timon Gremmels (MdB – SPD), Dr. Julia Verlinden (MdB - Bündnis 90/Grüne) und Sandra Weeser (MdB – FDP) mit den Teilnehmenden. Es herrschte Konsens darüber, dass sowohl der Ausbau der erneuerbaren Energien, als auch das Thema Strompreis und Sanierung des Gebäudebestands zentrale Themen der neuen Regierung sein werden.

Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP, konnte am Nachmittag dann die für die Branche entscheidenden Punkte aus dem Koalitionsvertrag präsentieren und erste Einschätzungen abgeben: „Wir begrüßen die angestrebte Übernahme der EEG-Umlage in den Haushalt ab 2023. Die angekündigten Änderungen im Gebäudeenergiegesetz sind zwar sehr ambitioniert, aber zugleich zeitlich nachgelagert. Ab 2025 soll ein Erneuerbaren-Gebot von dann 65 % gelten, und zwar auch beim Heizungstausch im Bestand.

Auch der angekündigte Mindeststandard EH-40 im Neubau soll erst 2025 kommen. Hier wie dort bleibt der Vertrag die Zwischenschritte schuldig. Zudem hätten wir uns ein deutlicheres Bekenntnis zur Fortsetzung der Bundesförderung effiziente Gebäude gewünscht. Die Anhebung der Neubaustandards auf KFW 40 ist ein wichtiger Schritt, der leider noch einige Jahre entfernt ist. Hier wäre mehr Tempo gefragt.“

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erfreut sich großer Beliebtheit. Die Wärmepumpe war im dritten Quartal dieses Jahres die Technologie mit den meisten Förderanträgen, gefolgt von Biomasse und Solarthermie. Dr. Ina Bartmann, Leiterin Bafa-Außenstelle Weißwasser, sieht die zukünftige Förderung gesichert und bereitet ihr Team auf die nächsten Jahre vor: „Wir freuen uns bereits jetzt über die sehr hohe Nachfrage und stellen uns auf steigende Antragszahlen ein. Mit dem zukünftigen Personalzuwachs, vertieften Schulungen und der stetigen Prozessoptimierung sind wir gut gerüstet, um qualitativ hochwertig und effizient die Vorgänge zu bearbeiten.“

Thomas Nowak, Generalsekretär der Europäischen Wärmepumpenvereinigung (EHPA), betonte, dass der Umgang mit Kältemitteln entscheidend für die weitere Entwicklung der Wärmepumpe ist. Ansonsten könnten europäische Regularien, etwa die in der Überarbeitung befindliche F-Gase-Verordnung, das Marktwachstum massiv ausbremsen. Nowak wies auch auf ein neues Thema hin: die von PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) ausgehende Gesundheitsgefahr. Diese Stoffe sind in nahezu allen synthetischen Kältemitteln enthalten und könnten zukünftig in einzelnen Ländern zu einem Verbot führen.

Wärmewende kommunal und urban

Das Interesse an Wärmepumpen steigt, nicht nur bei Hausbesitzern, sondern auch bei Kommunen und Stadtwerken, die vor der Aufgabe stehen, bis 2045 klimaneutral zu werden. Dieses Jahr stand der zweite Tag des Forums im Zeichen der kommunalen Wärmwende. Gemeinsam mit der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat der BWP vier verschiedene Themenblöcke auf die Beine gestellt, die die kommunale Wärmewende aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.

Unter dem Titel „Wärmepumpe – kommunal und urban“ berichteten erfahrene Praktiker von ihren realisierten und geplanten Projekten. Von der Sanierung mit Erdwärme über ein kalte Nahwärmenetze bis hin zu Lösungen mit Großwärmepumpen wurden zahlreiche spannende Leuchtturmprojekte vorgestellt und diskutiert.

Trotz schwieriger Bedingungen war die Stimmung während der gesamten Veranstaltung positiv und die Gäste und Redner motiviert sich mit den wichtigen Fragen der Branche zu beschäftigen. Schwerpunkte des diesjährigen Forums waren: eine angemessene Klimapolitik für die Wärmewende, der CO2-Preis, die Bundesförderung und die kommunale Wärmewende.

„Wir sind froh, dass wir unser Forum dieses Jahr – zwar mit einer größeren Kraftanstrengung, aber nicht minder so aufschlussreich – in einen hybriden Veranstaltungsformat abhalten konnten“, resümiert Paul
Waning, Vorstandsvorsitzender des BWP. „Die Wärmepumpe als vielseitige Klimaschutztechnologie erlebt derzeit ein stetiges und signifikantes Marktwachstum, obwohl faire Wettbewerbsbedingungen nach wie vor fehlen: Der CO2-Preis ist mehr als moderat und die Belastung des Strompreises nach wie vor zu hoch. Das Forum hat gezeigt, wo der Schuh drückt und, dass es nicht an Bereitschaft und Innovation aus der Branche mangelt, sondern die politischen Rahmenbedingungen gestellt werden müssen.“

www.waermepumpe.de

Trotz erschwerter Bedingungen fand das 19. Forum Wärmepumpe in einem hybriden Format statt. Der Wunsch nach geeigneten politischen Rahmenbedingungen wurde noch während des ersten Konferenztags durch die Bekanntgabe des Koalitionsvertrags erfüllt.

Bild: SBZ / Tim Geßler

Trotz erschwerter Bedingungen fand das 19. Forum Wärmepumpe in einem hybriden Format statt. Der Wunsch nach geeigneten politischen Rahmenbedingungen wurde noch während des ersten Konferenztags durch die Bekanntgabe des Koalitionsvertrags erfüllt.

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